Zeremonie für Rosenwassergewinnung in Kashan
Die Monate Ordibehescht und Khordad - das ist etwa die Zeit von Ende April bis Ende Juni - ist die Hauptblütezeit der Rosen, und von besonderer Bedeutung sind hier in Iran die Damaszener-Rosen, die die Grundlage für das berühmte Rosenwasser bilden.
Hier in Iran hat man dieser besonderen Rosengattung auch einen besonderen Namen gegeben, sie heißen hier „Gol-e mohammadi", nach dem Namen des Propheten Mohammad. Das aus diesen besonderen Rosen gewonnene Rosenwasser wird deshalb auch für die Reinigung der den Muslimen heiligen Orte, wie zum Beispiel den Mausoleen in Maschhad und Ghom verwendet. Zunächst aber ein wenig mehr über die Bedeutung und Herstellung dieses kostbaren Gutes.Das Einsammeln der Rosenblüten und die Gewinnung des Rosenwassers in der Umgebung der zentraliranischen Stadt Kaschan ist fast allen Iranern ein Begriff und dieses „Rosenfest" zieht jedes Jahr viele Iranerinnen und Iraner aus allen Teilen des Landes an. In den letzten Jahren kommen auch immer mehr ausländische Touristen zur Rosenernte in die Umgebung von Kaschan um sich einen Einblick von der Rosenwasser- und Rosenölgewinnung zu verschaffen. Den lieblichen Duft nehmen die Besucher, egal ob aus Iran oder aus dem Ausland dann in Form von Rosenwasser, Rosenöl oder anderen Produkten mit nach Hause, damit auch die Daheimgebliebenen diesen kennen lernen und sie selbst sich immer wieder daran erfreuen können. Schade, dass es noch kein Duftradio gibt, dann könnten wir auch Ihnen einen Eindruck von diesem „himmlischen Duft" vermitteln. Jedes Jahr im Frühling also erblühen die Blüten der Damaszener-Rosen in den Rosengärten ganz in der Nähe der iranischen Zentralwüste. Im frühlingshaften und herzerquickenden Klima am Fuße des Karkas-Berges südlich von Qamsar verströmen die Blüten der „Gol-e mohammadi" ihren lieblichen Duft. Mit dem Aufbrechen der Knospen beginnt sogleich das Einsammeln. Frauen, Männer und Kinder strömen noch vor Sonnenaufgang in die Rosengärten um mit geschickten Händen die zarte Fracht der Rosensträucher zu pflücken und sie in den besonders dafür vorgesehenen Stoffbeuteln, die sie um Hals und Schulter hängen, zu sammeln. Sie gehen deshalb in aller Frühe zum Einsammeln der Blüten, weil Licht und Wärme des Tages den Blüten den Duft rauben würden. Die Blüten werden mitsamt dem Kelch gepflückt, und nicht nur die Blütenblätter, wie man vielleicht annehmen könnte. Denn wie es sich in der Praxis erwiesen hat, sind in diesem Teil der Blüte besondere Öle und Duftstoffe vorhanden, die man in den Blütenblättern nicht findet. Die Meister der Rosenwassergewinnung sind der Überzeugung, dass der größte Teil des Duftes der Blüten in diesem Blütenteil angelegt ist.Tausende Tonnen duftender Blüten der „Mohammadi-Rose" werden in den traditionellen Kupferkesseln iranischer Rosenwasserhersteller und Rosenwasserfabriken in das begehrte Rosenwasser und Rosenöl gewandelt. Nahezu in allen Häusern der Kleinstadt Qamsar werden in dieser Jahreszeit Rosenblüten destilliert und die Türen der Häuser und Höfe stehen allen Interessierten offen. Während die zartrosa und hellroten Blüten im Wasser der großen Kessel brodeln und die duftenden Dämpfe in den Glaskolben aufsteigen, beantworten die „Rosenwasser-Meister" die vielen Fragen der Besucher. Die verwendeten Gerätschaften sind äußerst einfach. Die Blüten werden in die mit einer bestimmten Menge Wasser gefüllten Kessel geschüttet, unter denen zumeist Gasflammen brennen. Der aufsteigende „Rosendampf" wird durch Rohre in Gefäße geleitet, die in kaltem Wasser stehen. Der Dampf wandelt sich hier aufgrund der kühleren Temperaturen nun in Rosenwasser und die ätherischen Öle aus den Blüten - also das Rosenöl - setzen sich darauf ab. Das so gewonnene Rosenwasser wird nun in die dafür bereitgestellten Plastikbehälter oder Glasflaschen abgefüllt und ist für die Vermarktung bereit. 10 Tonnen „Mohammadi-Blüten" sind für die Gewinnung von 1 kg Essenz d.h Rosenöl notwendig, und aus einem Kilogramm der kostbaren Blüten können 2-3 Liter Standard-Rosenwasser hergestellt werden. Reines Rosenwasser ist frei von Rückständen, völlig klar und hat einen leicht ans Bittere reichenden Geschmack. In Qamsar werden jährlich von nahezu 1000 Hektar „Mohammadi-Rosengärten" tausende Tonnen Rosenwasser hergestellt. In Iran hergestelltes Rosenwasser, d.h. derzeit jährlich etwa 16 Millionen Liter, wird neben dem großen inländischen Bedarf auch in andere Länder exportiert, wie z.B. in die arabischen Länder am Persischen Golf, nach Europa und Südostasien. Und selbst Frankreich als weltweit führender Produzent von Duftstoffen und Parfüms zählt zu den Kunden der „Mohammadi-Rosenessenz" von Qamsar. Diesem berühmten Rosenwasser aus Qamsar widerfährt noch eine besondere Ehre, denn nicht nur die heiligen Mausoleen der Muslime in Iran werden mit ihm gereinigt, sondern auch das größte Heiligtum aller Muslime der Welt, nämlich die Kaaba - das Gotteshaus in Mekka - wird jedes Jahr zur Zeit der großen Pilgerfahrt, der größten religiösen Versammlung in der Welt, in einer besonderen Zeremonie mit Rosenwasser aus Qamsar gereinigt.In Qamsar gibt es in Verbindung mit der seit alters her gebräuchlichen Herstellung von Rosenwasser viele Sitten und Traditionen.