Interview mit Dr. Yavuz Özoguz
Man will nicht den Eindruck erwecken, dass die Islamische Republik eine Volksrepublik ist. Sie wollen nicht den Eindruck erwecken, dass in der Islamischen Republik das Volk über etwas bestimmen könnte.
ParsToday: Herr Dr. Özoguz, ich darf Sie ganz herzlich begrüßen zu diesem Interview!
Özoguz: Asalam-u aleikum aus Deutschland!
ParsToday: Herr Dr. Özoguz, im Iran stehen die Präsidentschafts- und Kommunalwahlen an. Im Ausland ist seit langem eine Propaganda dagegen im Gange. Wie beurteilen Sie diese Wahlen?
Özoguz: Nun, Herr Shahronky – es soll zunächst festgestellt werden, dass man hier von Kommunalwahlen nicht ein einziges Wort hört, wirklich nicht ein einziges Wort. Das ist nicht übertrieben. Warum? Das kann man sich natürlich gut vorstellen. Man will nicht den Eindruck erwecken, dass die Islamische Republik eine Volksrepublik ist. Sie wollen nicht den Eindruck erwecken, dass in der Islamischen Republik das Volk über etwas bestimmen könnte. Denn das könnte einen negativen Eindruck beim Volk hier im Westen erwecken, dem man jahrelang das Gegenteil erzählt hat.
Kommen wir nun zu der Präsidentschaftswahl. Diese Wahl ist diesmal eine spannende aus der westlichen Sicht, denn es war so, dass bei den letzten Wahlen die westliche Welt den Eindruck hat, als wenn sie mit darüber bestimmen könnte, was im Iran stattfindet und die sog. Moderaten Kräfte – wie das hier dargestellt wird – die besseren für den Iran seien. Denn, sie würden den Iran in ein besseres Licht stellen, das Land aus der Isolation herausholen, die Boykottmaßnahmen zu Ende führen etc. Was haben wir damals dazu nicht gehört! Nun die amtierende Regierung von Präsident Rohani hat tatsächlich diese (Atom-)Verhandlungen zu Ende geführt, hat tatsächlich Abkommen mit den USA getroffen. Aber das, was dabei eingetreten ist, ist genau das, was Imam Khamenei schon lange vorausgesagt hatte. Aber, wahrscheinlich muss jede Generation selbst diese Erfahrung machen und erkennen, dass hier der große Satan niemals irgendwelche Abkommen einhalten wird. Entsprechend kam es dann dazu, dass das Abkommen zwar eingehalten wurde, aber dass es dabei keinerlei ernsthafte und für das Volk erkennbare Verbesserung gab. Hinzu kam, dass Imam Khamenei immer wieder deutlich gemacht hat, dass die Widerstandswirtschaft - ein ganz wichtiges Element der Islamischen Revolution – viel mehr gefördert werden müsste. Das hat dazu geführt, dass es beim Volk nun eine differenzierte Haltung gegenüber den aktuellen Wahlen gibt. Diese differenzierte Haltung spiegelt sich in den Umfragen wider. Erstmals in der Geschichte der Islamischen Republik Iran besteht die Gefahr, dass der amtierende Präsident nicht wiedergewählt wird und stattdessen ein Kandidat, der den Imam Khamenei-Ideen näher steht. Das widerspricht natürlich total den Interessen der westlichen Welt und so ist die gegenwärtige westliche Propaganda leicht zu verstehen.
Anmerkung: Interview in voller Länge im Audio!
Das Interview wurde geführt von Seyed-Hedayatollah Shahrokny