Viel zu viele Selbstmorde: ein ernsthaftes Problem für den Westen
Vor einigen Tagen, kurz vor der ersten Weltsitzung für Psychische Gesundheit auf Ministerebene in Britannien, ging die Nachricht ein, dass Premierministerin Theresa May ein neues Ministeramt für die Verhütung von Selbstmord eingerichtet hat. Der zuständige Minister heißt Jacky Doyle-Price. May hoffte dass diese Ernennung einen Wandel in der Gesellschaft hinsichtlich des Selbstmordes bewirken wird.
Die britische Premierministerin bezeichnete in einer Ansprache das Selbstmordproblem für eine Schande, die aus der Welt geschaffen werden müsse, denn Selbstmord habe eine verheerende Wirkung auf die Hinterbliebenen und die Gesellschaft. Das Problem, welches Theresa May zu ihrem Entschluss brachte, überschattet schon seit vielen Jahren die westlichen Länder.

Wer Selbstmord begeht, will sich aus einem Engpass befreien, der ihm unerträglich erscheint. Der Selbstmörder sieht darin die einzige Lösung, um sich aus seiner Ratlosigkeit zu retten. Nach Angaben der Weltgesundheitsbehörde (WHO) beträgt die Zahl der Menschen weltweit, die sich umbringen, fast eine Million. Das heißt: Alle 40 Sekunden bereitet ein Mensch seinem Leben eine Ende! Die Methoden sind verschieden und es hängt davon ab, welche Methoden zur Verfügung stellen. Als ein Umstand der besonders Selbstmorde in dem sensiblen Entwicklungsalter fördert, gilt der Zugang zu Mitteln für eine Selbsttötung. Einige erhängen sich oder schlucken eine Überdosis an Tabletten oder trinken sich zu Tode, nehmen Insektengift ein, oder sie springen in die Tiefe oder benutzen eine Schusswaffe.
Die höchste Selbstmordrate betrifft die Altersgruppe 15 bis 29. Gemäß Psychiatern sind die meisten Fälle von Selbstmord oder Selbstmordversuchen ein Zeichen für psychische Störungen, wie Schizophrenie und vor allen Dingen Depressionen, wobei die Behandlung dieser Störungen vernachlässigt oder hinausgezögert worden ist. Depressionen sind ein großes Problem in der heutigen westlichen Gesellschaft. Und zwar ist dieses Problem so groß, dass Britannien ein Ministerium für Loneliness - ein Ministerium für Einsamkeit - ins Leben gerufen hat, um der zunehmenden Erscheinung von Depressionen und dem Leben in Einzelhaushalten entgegenzuwirken.
Gemäß jüngsten Untersuchungen leiden inzwischen von der 50 Millionen Bevölkerung Englands 20 Millionen an Depressionen. Gemäß statistischen Angaben der Psychiatrischen Abteilung der Universität Cambridge sind zwei Drittel der Erwachsenen in England bereits Problemen für die psychische Gesundheit begegnet und haben unter Stress und Depressionen gelitten. Weniger als ein Fünftel der Erwachsenen in diesem Land erfreuen sich einer guten psychischen Gesundheit. Gemäß der neuen internationalen Kategorisierung stehen die Engländer, was eine der Ursachen für Selbstmord, nämlich Depressionen betrifft, an der Spitze der Industriestaaten im Westen.

Das statistische Nationalamt England gab vor kurzem bekannt, dass in den vergangenen 12 Monaten circa 6 Tausend Menschen Selbstmord begangen haben. Die meisten Selbstmordopfer in England sind Männer, und zwar 75 Prozent aller Selbstmörder.
Gemäß offiziellen Berichten gehen die Selbstmorde in diesem Land zwar auf verschiedene Ursachen zurück, wie psychische Krankheiten, gestörte Familienverhältnisse, begangene Fehler oder Nachahmung der Selbstmorde anderer durch Kinder und Heranwachsende. Dennoch sind Sachverständige der Ansicht, dass auch andere Faktoren zu dieser tragischen Erscheinung führen wie finanzielle Schwierigkeiten, Arbeitslosigkeit aufgrund der aktuellen Wirtschaftskrise, Verlust der Identität und des Selbstwertgefühls und soziale Folgeerscheinungen des Abbruchs oder der Reduzierung der Staatsausgaben für öffentliche Dienstleistungen und Gemeinwohl.
Marjorie Wallace, die Leiterin des Wohltätigkeitsinstitutes SANE, welches sich um eine bessere psychische Gesundheit der Allgemeinheit bemüht, sagt: „Der Konjunkturrückgang hat größere Sorge und größere psychische Belastungen für die Bevölkerung hervorgerufen, und dadurch hat sich die Neigung zum Selbstmord in England erhöht. Außerdem hat die Reduzierung des Haushaltes und der Möglichkeiten im Gesundheitswesen seitens der Regierung, eine Verschlimmerung dieser Krise gefördert.“

Gemäß den vorhandenen Daten sind nicht nur in England sondern auch in anderen Ländern, die große Fortschritte in der Wirtschaft gemacht haben und einen relativ guten durchschnittlichen Lebensstandard aufweisen, die Selbstmordziffern hoch. In den europäischen Ländern herrscht eine Identitätskrise und die hohe Selbstmordrate und die zahlreichen Fälle von Depressionen haben die Politiker auf diesem Kontinent beunruhigt. Auch in den USA steigt die Selbstmordrate weiter an. Der Leiter der amerikanischen Psychiater-Gesellschaft sagt: „Trotz großer Anstrengungen ist es uns nicht gelungen, diese Rate zu reduzieren. Die Amerikaner haben in den vergangenen 18 Jahren ihre Selbstmordrate um 30 Prozent erhöht. Dabei waren 45 Prozent der Selbstmordopfer in diesem Land nicht von einer psychischen Krankheit oder psychischen Schädigungen bedroht. Die Zahl der männlichen Selbstmörder beträgt in den USA das Vierfache von den weiblichen Selbstmordopfern.“
Gemäß der US-Zentrale für die Kontrolle und Verhütung von Krankheiten begehen 16 von je 100 Tausend Amerikaner Selbstmord. Das heißt in den USA nimmt sich alle 13 Minuten jemand das Leben. Untersuchungen zeigen, dass die Fälle von absichtlichen Mord in den Vereinigten Staaten von Amerika weitaus weniger sind als die Fälle von Selbstmord. Alleine im Jahre 2016 haben sich circa 45 Tausend Menschen in diesem Land umgebracht. Die Fälle von Selbstmord nahmen gemäß oben genannter US-Zentrale in jeder Altersgruppe, bei allen Ethnien und Volksgruppen und allen Geschlechtern zu.
Frau Dr. Deborah Stone hat die Zahl der Selbstmordfälle während eines längeren Zeitraumes beobachtet. Sie sagt: „Man kann Selbstmord nicht auf nur einen Grund zurückführen. Wichtige Faktoren für Selbstmord in den USA sind aber Probleme in den Gefühlsbeziehungen zwischen zwei Menschen und finanzielle Schwierigkeiten. Natürlich ist Depression auch ein wichtiger Grund für Selbstmord in diesem Land.“ Vor kurzem hat das amerikanische Gesundheitsamt bekannt gegeben, dass Stress und Depressivität jährlich 56 Millionen Personen in Mitleidenschaft ziehen und dies für den Staat gewaltige Behandlungskosten verursacht.
Die Selbstmordkrise beschäftigt und besorgt nicht nur Ärzte und Psychiater sondern auch Soziologen, Philosophen und Religionswissenschaftler und Theologen. Im 20. Jahrhundert wurde ein neues Fach namens Suizidologie an den westlichen Universitäten eingeführt. Die wissenschaftlichen Resultate zeigen, dass Selbstmord auf den Abscheu eines Menschen gegenüber anderen oder der Gesellschaft zurückzuführen ist, und dieser Abscheu durch die Identitätskrise , denen die Menschen in den Industriegesellschaften begegnen, verursacht wird.
Die Identitätskrise ist eine der ernsthaften und halb im Verborgenen liegenden Probleme des Menschen im Zeitalter des technologischen Fortschrittes und im Gefolge davon dem Kommunikationszeitalter. Soziologen sagen, dass der moderne Mensch inmitten der Großstädte und der Masse der Kommunikationen einen Teil seines Wesens verloren hat und kein Zugehörigkeitsgefühl besitzt.
Mit anderen Worten der Mensch leidet unter Entfremdung und Identitätslosigkeit. Diese Krise beginnt im Reifealter und der Jugend und wenn sie außer Acht gelassen wird, hat es eine Fehlentwicklung der Persönlichkeit des Menschen zur Folge.
Davon abgesehen ist auch die Abwendung von den Lehren der Religion ein Grund für die Krise der Identitätslosigkeit und das Auftreten von sozialen Abweichungen, darunter der Selbstmord. Gemäß den Statistiken ist die Tendenz zum Selbstmord in denjenigen Ländern sehr viel geringer, in denen die religiösen Überzeugungen fester sind, insbesondere in den islamischen Ländern, wo Selbstmord als eine schwere Sünde gilt. Die Menschen suchen immer nach einem sicheren seelischen Halt damit sie über Ängste, Besorgnisse und Resignation hinwegkommen. Die Religion und religiöser Glauben stellen diesen göttlichen Schutz für sie her.

je dunkler die Farbe, desto höher liegt die Rate
Der religiöse Glaube ist nach Ansicht von Sachverständigen ein wichtiger Faktor für die psychische Gesundheit des Menschen. Die Experten sind davon überzeugt, dass ein fester Zusammenhang zwischen Hoffnung, Motivation und seelischer Gesundheit besteht. Je tiefer die Überzeugung der Menschen ist und je weniger sie Sinnlosigkeit, Hoffnungslosigkeit und Teilnahmslosigkeit empfinden, desto weniger gerät ihre psychische Gesundheit in Gefahr. Die religiösen Überzeugungen rufen Hoffnung im Menschen hervor, zeigen ihm ein Ziel und er spürt, dass er mit einem festen Halt in Verbindung steht. Das hilft ihm, die Schwierigkeiten im Leben in Hoffnung auf Frieden in der Ewigen Welt hinter sich zu bringen. Daher besitzt dieser Mensch mehr inneren Frieden.
Heute sind wir Zeuge, dass die religiösen Überzeugungen in den westlichen Ländern, in denen vor allen Dingen der Individualismus und Materialismus den Lebensstil bestimmt, brüchig geworden sind. Dadurch entsteht ein Nährboden für zunehmende Selbstmordziffern. Es scheint deshalb vonnöten, dass diese Gesellschaften durch Rückkehr zur Religiosität und Immaterialität etwas zur Beseitigung dieses Problems beitragen. Anderenfalls werden sie sicherlich in baldiger Zukunft für ihre Unachtsamkeit einen hohen Tribut zahlen müssen.