Mit Blick auf die Botschaft des Revolutionsoberhauptes an die französische Jugend  (3)    
(last modified Tue, 01 Dec 2020 17:54:26 GMT )
Dez 01, 2020 18:54 Europe/Berlin

Das Recht auf freie Meinungsäußerungen hat viele Vorteile, während das totale Verbot der freien Meinungsäußerung zur Stagnation des Denkens und der Wissenschaft führt und die Weiterentwicklung des Einzelnen und der Gesellschaft behindert. Der Entzug dieses Rechtes ist ein Übergriff auf eine der natürlichsten Freiheiten des Menschen.

 

 

Allerdings mahnt die innere Stimme des Menschen namens Vernunft, dass dieses Freiheitsrecht auch seine Grenzen hat und nicht jede Ansicht ungehindert verbreitet werden darf, zum Beispiel eine Ansicht, welche die Denkweise anderer mit Füßen tritt. 

 

Obigen Punkt will  Revolutionsoberhaupt Ayatollah Khamenei mit seiner Botschaft an die französische Jugend ausdrücken,  wenn er sie auffordert ihren Staatspräsidenten zu fragen,  warum er die Diffamierung des Propheten Gottes unterstützt  und sich dabei auf  das Recht auf freie Meinungsäußerung beruft.  Ayatollah Khamenei schreibt:  „Bedeutet Redefreiheit denn Beschimpfung und Verunglimpfung, und das auch noch gegenüber heiligen Persönlichkeiten?  Ist dieses dumme Verhalten nicht ein Affront gegen den Verstand eines Volkes, welches ihn als seinen Regenten gewählt hat?“

 

Ayatollah Khamenei ist der Ansicht, dass der Staatspräsident Frankreich mit diesem Verhalten den Verstand seiner Bevölkerung geringschätzt. Denn jeder vernünftige Mensch weiß, dass es nicht richtig ist die Ansichten eines beachtlichen Teils der Weltbevölkerung unter dem Deckmantel „ Recht auf freie Meinungsäußerung“ herabzusetzen. Die Rechtfertigung  einer solchen Beleidigung unter dem Vorwand der Redefreiheit stellt daher eine Missachtung des  gesunden Menschenverstandes dar.  

 

 

Der Westen behauptet, dass der Islam die freie Meinungsäußerung und freies Denken ablehnt. Aber der Islam ist für freie Meinungsäußerung und zwar im Rahmen der Achtung der Ansichten anderer. Er vertritt die Meinung, dass der Mensch selber entscheiden muss, wie er über das Leben denkt. In diesem dritten Teil anlässlich der jüngsten Botschaft des höchsten Führungsbeauftragten der Islamischen Republik Iran wollen wir, gestützt auf den Koran,  die Standpunkte des Islams zum Recht auf freie Meinungsäußerung darlegen.

 

Es gibt mehrere Stellen im Koran über die Redefreiheit. An ihnen lässt sich der Standpunkt des Islams zu diesem Recht ablesen.

In den Versen 8 und 9 der Sure 90  (Balad) erwähnt Gott die  Erschaffung der Augen, der Zunge und der Lippen

Haben Wir ihm nicht zwei Augen gemacht,

eine Zunge und zwei Lippen?  

Jedes von diesen Bestandteilen des Körpers hat seine eigenen Funktionen und ist etwas Gemeinsames mit vielen Tieren. Der Mensch spricht mit Zunge und Lippen doch es besteht kein wesentlicher Unterschied zu der Zunge und den Lippen eines Tieres, wenn der Mensch wahllos und ohne Wissensgrundlage daherredet.  Ein  Privileg des Menschen gegenüber den Tieren ist die Fähigkeit, etwas mit den ihm verliehenen Sprachwerkzeugen richtig darzulegen. In der Sure 55 (Rahman) heißt es in den Versen 3 und 4:

 

 

: «خَلَقَ الْإِنسَانَ ؛ عَلَّمَهُ الْبَیانَ 

Er hat den Menschen erschaffen

Er hat ihn die klare Darlegung gelehrt.

Dem Vers über die Erschaffung des Menschen durch Gott folgt hier unmittelbar der Vers darüber, dass Gott ihm das deutliche Reden beigebracht hat.

 

Das Himmelsbuch des Islams lehnt nicht die Redefreiheit ab, sondern erklärt sie zum selbstverständlichen Recht.  Der Koran stellt das Recht auf freie Meinungsäußerung als Mittel zur geistigen Entfaltung und zum materiellen und immateriellen Wachstum dar. Dieses Recht trägt zur Weiterentwicklung der Menschen bei  und verhindert den Absturz  in die Unwissenheit.

 

Während atheistische Denker in Ost und West behaupten, die Religionen würden den Mensch fesseln und ihm seine Freiheit rauben,  sind es gemäß Koraninhalt jedoch gerade die Propheten Gottes gewesen, die als erste die Botschaft zur Freiheit verkündet haben. Sie haben große Mühsal auf sich genommen, um die Menschen aus ihren Fesseln zu befreien. Im Vers 157 der Sure 7 (Araf) spricht Gott über den Propheten des Islams (S):

«... وَ یَضَعُ عَنهُم إِصرَهُم وَ الأَغلال الَّتِی کَانَت عَلَیهِم»،

und er nimmt ihnen ihre Last und die Fesseln, die auf ihnen lagen, ab.

Auch hat  Imam Ali (F)  gesagt:

 

«لا تکن عبد غیرک و قد جعلک الله حرا»،

Sei nicht der Knecht eines anderen, denn Gott hat dich frei sein lassen.“

Das Recht auf freies Denken und auf freie Rede kommt besonders hoch zu stehen. Es ist ein würdiges Gut, dass Gott dem Menschen verliehen hat, und das sich nicht anketten lässt.

 

 

Gott hat auch im Vers 64 der Sure 3 (Al-i Imran) wie folgt

gesprochen:

: «قُل یَأهلَ الکِتابِ تَعَالَوا إِلَی کَلِمَهٍ سَوَاء بَینَنَا وَ بَینَکُم ألاّ نَعبُدَ ‏ ‏إلَّا اللَه وَ لَا نُشرِکَ به شَیئاً وَ لَایَتَّخِذَ بَعضُنَا بَعضًا أربَابًا مّن‏ ‏دُونِ الله»،

Sag: O Leute der Schrift, kommt her zu einem zwischen uns und euch gleichen Wort: dass wir niemandem dienen außer Allah und Ihm nichts beigesellen und sich nicht die einen von uns die anderen zu Herren außer Allah  nehmen (es sei denn er erlaubt es).

Gott ruft an dieser Stelle Nicht-Muslime, die im Besitz einer heiligen Schrift sind – die Ahl-i Kitab – auf,  zu einem gemeinsamen Wort herbeizukommen  - nämlich die Einheit Gottes. Alle abrahamitischen Religionen lehren ja, dass es nur den Einen Gott gibt.

 Der Koran ist bemüht eine zwangslose Atmosphäre zu schaffen in der jeder der Schriftbesitzer frei seine Meinung sagen kann, so dass jeder wahrheitssuchende Geist die richtige Antwort finden und wählen kann. 

 

Über die Entscheidung für die beste Meinung sagt Gott in den Versen 17 und 18 der Sure 39  (Zumar)

«...فَبَشِّر عِبَادِ‏ ‏؛ الَّذِینَ یَستَمِعُونَ القَولَ فَیَتَّبِعُونَ أَحسَنَهُ أُولَئِکَ الَّذیِنَ هَداهُمُ اللهُ وَ أُولَئِکَ هُم أُولُوا الألبابِ»،

... So verkünde die frohe Botschaft meinen Dienern,

Die auf das Wort hören und dem Besten davon folgen. Das sind die, die Gott rechtleitet, und das sind die Einsichtigen

 

Für Gott handeln diejenigen am besten, die offene Ohren haben und sich verschiedene Ansichten anhören und dann für das beste Wort entscheiden und danach vorgehen. Hieran wird offensichtlich, dass der Heilige Koran die freie Meinungsäußerung als ein selbstverständliches Recht des Menschen betrachtet, denn es muss erst die Äußerung von verschiedenen Ansichten in der Gesellschaft möglich sein, damit jemand die beste davon auswählen kann.

 

Der Islam macht seine Anhänger darauf aufmerksam, bei Gesprächen auf beste Weise zu diskutieren um die Wahrheit für alle transparent zu machen. Gott der Weise spricht in der Sure 16 (Nahl)  im Vers 125

 

: «ادْعُ إِلى سَبیلِ رَبِّکَ بِالْحِکْمَةِ وَ الْمَوْعِظَةِ الْحَسَنَةِ وَ جادِلْهُمْ بِالَّتی هِی أَحْسَنُ»،

 

Ruf zum Weg deines Herrn mit Weisheit und schöner Ermahnung, und streite mit ihnen auf die beste Art.

Außerdem werden die Gläubigen im Vers 46 der Sure 29 (Ankabut) von Gott wie folgt angewiesen:

 

وَ لا تُجادِلُوا أَهْلَ الْکِتابِ إِلاَّ بِالَّتی هِی أَحْسَن»،

Und streitet nicht mit dem Volk der Schrift; es sei denn auf die beste Art und Weise.

Dies bedeutet zweifelsohne, dass der islamische Gesetzesrahmen  dem Andersdenkenden die Möglichkeit einräumt,  seine Ansicht zu äußern.

Auf die  beste Art und Weise zu streiten ist eine weitläufige Beschreibung und umfasst alle angemessenen und rechtmäßigen Methoden für Streitgespräche, sowohl die Wortwahl als auch den Inhalt, sowohl den Ton als auch weitere mit einem Disput verbundene Handlungen betreffend.  Wichtig ist hierbei, dass die im Koran anempfohlene beste Art des Streitgespräches jegliche Respektlosigkeit und Zerstörung der Werte der Gegenseite ausschließt. Leider liefert heute die französische Regierung ein anschauliches Beispiel für einen Verstoß gegen diese gute moralische Regel. 

 

Die feindselige und verachtende  Stellungnahme der französischen Regierung hat nicht nur die Muslime und die muslimischen Gelehrten verletzt, sondern auch den Protest  von Oberhäuptern anderer Religionen hervorgerufen. Der Rabbiner Younes Hamami, Vorsteher der jüdischen Gemeinschaft im Iran, sagt über das Vorgehen der französischen Regierung: „Diese haltlose Beleidigung ist ein Zeichen für Charakterschwäche. Die Art und Weise wie sie sich verhalten haben, hat nichts mit dem Recht auf freie Meinungsäußerung zu tun, sondern ist ein Überschreiten der  Grenze der Menschlichkeit und hat die Schädigung der anderen  zur Folge.  Die Freiheit darf nicht zur Verletzung der Ehre des Menschen führen.

Daher finden wir das Verhalten des französischen Staatspräsidenten nicht gut.“

Mar Benjamin, Erzbischof der assyrischen Kirche des Ostens im Iran, hat  sich wie folgt zu der Respektlosigkeit der französischen Regierung gegenüber dem Propheten des Islams geäußert:

„Geht aus der Freiheit ein solches Verhalten hervor oder ist dieses Verhalten ein Missbrauch des Begriffes der Freiheit? Es ist zu sagen, dass nur Gott absolute Freiheit  und der Mensch nur eine relative Freiheit besitzt. Jeder Mensch hat die Pflicht seinen Nachbarn zu achten. Wenn die Freiheit dazu dient andere zu erniedrigen, ist es nicht rechtmäßig.“

Er verwies auch auf den beleidigenden Umgang  eines Schein-Geistlichen im Jahre 2010 mit dem Heiligen Koran hin und erklärte: „Ein Buch lässt sich vielleicht verbrennen, aber nicht der Glaube der Menschen. Ihm kann keiner etwas anhaben! Gemäß dem Matthäusevangelium  müssen wir andere so behandeln wie wir möchten, dass sie uns behandeln. Der Messias fordert zum Respekt auf und nicht zur Herabsetzung.“

Auch Imam Ali (F) hat vor  über 14 Jahrhunderten ähnlich gesagt: Was du für  dich selber begrüßt, solltest du auch für die anderen wünschen, und was du für dich selber nicht willst, sollst du auch für die anderen nicht wollen.

Emmanuel Macron wird dieses Wort von Imam Ali wahrscheinlich nicht beachten aber vielleicht lässt er sich an ein Wort von Immanuel Kant, dem Philosophen im 18. und 19. Jahrhundert erinnern der folgende goldene Regel aufstellte:

„Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte.“

 

Sicherlich würden die westlichen Regimes wie das französische eine Schmähung ihres Landes nicht hinnehmen. Sie erlauben noch nicht einmal wissenschaftliche Untersuchungen über den Holocaust, denn dies ist die rote Linie des zionistischen Regimes. Der französische Staatspräsident hält seine Bevölkerung für so oberflächlich und gleichgültig,  dass er gegen die moralischen Grundsätze verstößt und die religiösen Werte nicht nur seiner eigenen Bürger sondern seiner Mitmenschen auf der ganzen Welt schmäht.