Stoltenberg: Keine Entscheidung über einen NATO-Rückzug aus Afghanistan
Washington (ParsToday/PressTV) - NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte, die Verteidigungsminister des westlichen Militärbündnisses hätten bei ihrem jüngsten Treffen in Brüssel keine Entscheidung getroffen, ob oder wann sie sich aus dem vom Krieg heimgesuchten Afghanistan zurückziehen sollten.
"Zu diesem Zeitpunkt haben wir noch keine endgültige Entscheidung über die Zukunft unserer Präsenz getroffen", sagte Stoltenberg nach einer Videokonferenz mit alliierten Verteidigungsministern am Donnerstag.
Die Verteidigungsminister trafen sich, um die Möglichkeit eines Aufenthalts in Afghanistan über die zwischen der militanten Taliban-Gruppe und den Vereinigten Staaten unter der Leitung des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump vereinbarte Rückzugsfrist im Mai hinaus zu erörtern.
Auf der zweitägigen virtuellen Konferenz in Brüssel stand die Zukunft der von den USA geführten Streitkräfte in dem vom Krieg heimgesuchten Land auf der Tagesordnung.
Der NATO-Chef sagte, US-Verteidigungsminister Lloyd Austin habe versprochen, sich auf dem weiteren Weg mit Partnern zu beraten.
"Da sich die Frist für den 1. Mai nähert, werden die NATO-Verbündeten in den kommenden Wochen weiterhin eng konsultieren und sich koordinieren. Wir stehen vor vielen Dilemmata, und es gibt keine einfachen Optionen", sagte Stoltenberg.
"Wenn wir über den 1. Mai hinaus bleiben, riskieren wir mehr Gewalt, mehr Angriffe gegen unsere eigenen Truppen... Aber wenn wir gehen, riskieren wir auch, dass die Gewinne, die wir gemacht haben, verloren gehen."
Die Regierung von Präsident Joe Biden prüft, ob die bevorstehende Frist für den Rückzug eingehalten werden oder ob eine blutige Gegenreaktion der Taliban riskiert werden soll.
Andere NATO-Mitglieder haben innerhalb des Bündnisses den Wunsch signalisiert, über die Frist hinaus in Afghanistan zu bleiben. Sie sind bereit, in Afghanistan zu bleiben, wenn Washington dies tut.
Fast zwei Jahrzehnte nach der US-geführten Invasion schloss Trump Anfang letzten Jahres einen Deal mit den Taliban in der katarischen Hauptstadt Doha.
Er hat im Februar 2020 eine Einigung erzielt, wonach die USA und ihre NATO-Verbündeten voraussichtlich innerhalb von 14 Monaten alle Truppen abziehen werden, damit die Taliban die Angriffe auf ausländische Streitkräfte stoppen.
Präsident Biden sagte jedoch, seine Regierung werde sich nicht zu einem vollständigen Rückzug bis Mai verpflichten.
Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden in den letzten zehn Jahren in ganz Afghanistan mehr als 100.000 Zivilisten getötet oder verletzt.
