Massengrab in Kanada: Indigene Führer bestürzt über fehlende Entschuldigung des Papstes
(last modified Mon, 07 Jun 2021 07:28:00 GMT )
Jun 07, 2021 09:28 Europe/Berlin
  • Massengrab in Kanada: Indigene Führer bestürzt über fehlende Entschuldigung des Papstes

Rom (ParsToday/FAN) - Indigene Führer und Schulüberlebende in Kanada haben den Ausdruck der Trauer von Papst Franziskus für die grausame Entdeckung eines Massengrabes mit den Überresten von 215 Kindern in einem ehemaligen katholischen Wohnheim, dem keine Entschuldigung folgte, abgetan.

Das Oberhaupt der katholischen Kirche Papst Franziskus hat nach zwei Tagen auf die Äußerungen des kanadischen  Premierministers Justin Trudeau über die Entdeckung eines Massengrabs mit Überresten von 215 Kindern bei einem früher von der katholischen Kirche betriebenen Internat für Indigene reagiert. 

Premierminister Justin Trudeau hatte die katholische Kirche aufgerufen, die Verantwortung für ihre Rolle beim Betrieb dieser Schulen zu übernehmen und sich zu entschuldigen.

"Ich habe mit Schrecken die Nachrichten aus Kanada empfangen", sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Sonntag nach dem traditionellen Angelus-Gebet  auf dem Petersplatz in Rom. Er fügte hinzu, er fühle sich den Opfern nahe und  vereine sich mit den Bischöfen, um dem kanadischen Volk seine Nähe auszudrücken. Die Entdeckung habe die Gewissheit über den Schmerz der Vergangenheit vergrössert, sagte der 84-Jährige. Es werde weiter daran gearbeitet, um Licht in die Sache zu bringen. Politik und Kirche müssten diese traurige Geschichte aufklären, damit Heilung möglich werde.

Die indigene Gemeinschaft in Kanada hatte vom Papst eine Entschuldigung für den Vorfall verlangt, da die Internatsschulen größtenteils von der katholischen Kirche im Auftrag der Regierung betrieben wurden.

Bobby Cameron, Chef der Föderation der Unabhängigen Indigenen Nationen in Saskatchewan, tadelte den Papst und sagte: „Wie schwer ist es für den Papst zu sagen: Es tut mir sehr leid, wie unsere Organisation die Ersten Nationen und die indigenen Schüler in diesen Zeiten behandelt hat, es tut uns leid, und wir beten.“

Auf dem Gelände eines Internats für Angehörige von Indigenen nahe der Kleinstadt Kamloops in British Columbia waren am 29. Mai Überreste von 215 Kindern entdeckt worden. In der Einrichtung wurden wie in vielen weiteren bis in die 1970er Jahre Kinder von Indigenen untergebracht und umerzogen mit dem Ziel, dass sie ihre Religion, Sprache und Kultur aufgeben.

Der Überlebende von Kamloops, Saa Hiil Thut, 72, sagte, die Täter seien nicht für das Leid verantwortlich gemacht worden, das er erlitten habe, und betonte, dass „die Täter sozusagen ungeschoren davonkommen “.

In ganz Kanada wurden mehr als 150.000 indigene Kinder in staatlichen Schulen untergebracht. Viele wurden geschlagen, bis zu 6.000 sollen gestorben sein. Die kanadische Regierung hat weit verbreitete körperliche Misshandlungen und sexuelle Übergriffe in den Schulen eingeräumt und 2008 um Verzeihung gebeten.