Kanadas indigene Gemeinschaften sind dem Leiden nicht fremd
(last modified Fri, 09 Sep 2022 09:56:25 GMT )
Sep 09, 2022 11:56 Europe/Berlin
  • Kanadas indigene Gemeinschaften sind dem Leiden nicht fremd

Tronto (ParsToday) - Eine indigene Gemeinschaft, das Epizentrum eines tödlichen Amoklaufs in West-Zentral-Kanada am Wochenende, leidet jetzt unter mehreren Bedrängnissen, darunter Drogenabhängigkeit und Rassendiskriminierung, sagen Forscher.

Mindestens 10 Menschen wurden getötet und 15 weitere ins Krankenhaus eingeliefert, nachdem am Sonntag an mehreren Orten in der James Smith Cree Nation und im Dorf Weldon nordöstlich von Saskatoon Personen erstochen worden waren, teilte die Polizei mit.

Zwei Brüder wurden als Verdächtige der Messerstecherei identifiziert. Einer wurde am Montag tot aufgefunden, der zweite starb an selbst zugefügten Wunden, nachdem er am Mittwoch festgenommen worden war.

Das zentrale Dorf der Gemeinde liegt auf einem mehr als 15.000 Hektar großen Gebiet in einer ländlichen Gegend, in der die Menschen von der Landwirtschaft leben. Rund 3.400 Mitglieder des Stammes der Cree – einer der kanadischen Ureinwohner – leben in diesem Gebiet, davon 2.000 im Dorf selbst. Wie viele andere indigene Gemeinschaften in Nordamerika leiden sie unter Problemen wie überfüllten Wohnungen und hoher Arbeitslosigkeit. Wohnraum bleibt weiterhin ein großes Problem, da fast zwei Drittel der Häuser größere Reparaturen benötigen und etwa ein Drittel überbelegt ist.

Laut Zahlen der Volkszählung von 2016 ist die Hälfte der Bevölkerung des Dorfes Cree jünger als 24 Jahre und die Arbeitslosenquote liegt bei 24 Prozent bei niedrigem Lebensstandard.

Die Gemeinde wurde in den vergangenen Jahren immer wieder von Schießereien, Schlägen und anderen Verbrechen erschüttert.

Zudem mussten seit 2012 mehrmals hunderte Menschen wegen Überschwemmungen aus dem Reservat evakuiert werden. Im Jahr 2016 verunreinigte ein Leck in einer Ölpipeline den Fluss, der die Wasserquelle des Dorfes lieferte. Die Dorfbewohner verklagten die Provinz- und Föderationsregierungen, aber es kam nichts dabei heraus.

Zu dem Dorf gehörten auch Menschen, die Zeit in mittlerweile berüchtigten Schulen für indigene Kinder verbrachten. In den letzten Jahren war die Entdeckung mehrerer Massengräber von indigenen Kindern in Internaten in Kanada schockierend.

Der jüngste Missbrauchsskandal brach im Mai 2021 erneut aus, nachdem eine indigene Gemeinschaft ein Massengrab mit den Überresten von 215 Kindern in der Kamloops Indian Residential School in British Columbia entdeckt hatte.

Kritiker sagen, dass Kanadas berüchtigte Internate, in denen indigene Kinder weithin missbraucht wurden, die Stoßtrupps des kanadischen Kolonialismus waren.

Vertreter der drei großen Gruppen indigener Völker Kanadas – First Nations, Inuit und Métis – haben sich in den letzten Tagen mit Papst Franziskus im Vatikan getroffen, um von der katholischen Kirche eine Entschuldigung für ihre Rolle bei dem Missbrauch zu fordern.