Was war Donald Trumps größter Analysefehler in Bezug auf Iran?
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Was war Donald Trumps größter Analysefehler in Bezug auf Iran?
ParsToday – „Die Nichtbeachtung des grundlegenden Unterschieds zwischen dem iranischen Atomprogramm und den Fällen Irak, Syrien und Libyen war der größte Analysefehler der Regierung von Donald Trump, dem ehemaligen US-Präsidenten. Dieses Fehlurteil wurde weitgehend durch den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu beeinflusst, der seine politische Identität auf die Opposition gegen das friedliche Atomprogramm Irans gegründet hat.“
Laut ParsToday schrieb das Analyseportal Middle East Monitor in einem Bericht mit dem Titel „Irans Atomprogramm und die Grenzen der Strategie der Gewaltanwendung“: Donald Trump und israelische Verantwortliche haben das Wesen des iranischen Atomprogramms grundlegend falsch eingeschätzt. Die Kampagne des „maximalen Drucks“, die schließlich mit einem gemeinsamen 12-tägigen Militärangriff der USA und Israels ihren Höhepunkt fand, hatte keinerlei spürbare Wirkung auf die Neutralisierung der nuklearen Fähigkeiten Teherans. Zwischen 2005 und 2014 gelang es Iran, eine unumkehrbare Realität zu schaffen, den atomaren Wissenskreislauf aufzubauen und eine Kette von Fachwissen dauerhaft zu etablieren.
Dieser Wandel hat das Feld der Diplomatie und die Natur der Verhandlungen neu definiert. Im Gegensatz zu Irak, Syrien oder Libyen importierte und installierte Iran nicht nur nukleare Infrastruktur, sondern verankerte und institutionalisierte das Wissen durch die Gründung von Fakultäten für Atomphysik an eigenen Universitäten, die Ausbildung mehrerer Studentengenerationen sowie den Aufbau einheimischer wissenschaftlicher und technischer Expertise.
Genau aus diesem Grund wählte die Regierung des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama die Strategie der Eindämmung und versuchte, Irans nukleares Potenzial durch eines der strengsten Inspektionsregime, die je von der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) umgesetzt wurden, zu kontrollieren. Dieser Ansatz stand im klaren Gegensatz zur Doktrin der Regierungen Bush und Trump, die auf ein Einfrieren oder gar die vollständige Demontage des iranischen Atomprogramms abzielten.
Israel war sich des wachsenden atomaren Wissensfundaments und der Infrastruktur Irans durchaus bewusst. Daher starteten Personen wie Meir Dagan, der frühere Mossad-Chef, eine verdeckte Sabotagekampagne, um den iranischen Wissenskreislauf zu unterbrechen. Diese Strategie umfasste zunächst die Entwicklung des Stuxnet-Virus, um Zentrifugenketten in den Anreicherungsanlagen zu beschädigen, und in weiterer Eskalation die Ermordung iranischer Atomwissenschaftler.
Es war das erste Mal in der modernen Geschichte, dass eine Allianz von Staaten systematisch versuchte, das wissenschaftliche Wissen eines anderen Landes zu unterdrücken. Dennoch brachte die Druckkampagne von USA und Israel trotz mehr als zwei Jahrzehnten Dauer nichts anderes als kurzfristige Verzögerungen. Selbst nach einer Reihe von Militärschlägen und der Ermordung von mindestens zehn Schlüsselpersonen im iranischen Atomprogramm gibt es ausreichende Gründe zu glauben, dass Iran letztlich in der Lage sein wird, seine Fähigkeiten wiederherzustellen und neu aufzubauen.
Die Nichtbeachtung des fundamentalen Unterschieds zwischen dem iranischen Atomdossier und den Fällen Irak, Syrien und Libyen war der größte Analysefehler der Trump-Regierung. Dieses Fehlurteil wurde weitgehend durch Israels Premier Netanjahu geprägt, der seine politische Identität auf die Bekämpfung des friedlichen Atomprogramms Irans gegründet hat. Je länger dieser Konflikt andauert, desto mehr kann Netanjahu Iran als existentielle Bedrohung darstellen und so seine eigene Rolle in der israelischen Politik rechtfertigen.
Doch die Realität ist, dass es keinerlei bedeutende Störung der iranischen nuklearen Fähigkeiten gegeben hat. Iranische Verantwortliche haben wiederholt erklärt, dass sie niemals eine Formel akzeptieren werden, die die Schließung des nuklearen Wissensfundaments oder einen vollständigen Stopp der Urananreicherung vorsieht.
Wozu Iran hingegen Bereitschaft gezeigt hat, ist die Begrenzung des Anreicherungsniveaus oder die Schaffung eines multilateralen, regionalen oder internationalen Konsortiums zur Urananreicherung und Produktion von Brennstoff. US-Politiker sollten zudem verstehen, dass das nationale Gedächtnis Irans äußerst sensibel auf äußeren Druck reagiert und leicht eine mächtige Welle patriotischen Widerstands hervorrufen kann.
Die jüngste Serie von Militärschlägen und Attentaten im Verlauf des 12-tägigen Krieges hat eine Welle patriotischer Gefühle ausgelöst. Für einen erheblichen Teil der iranischen Bevölkerung gibt es keinerlei Rechtfertigung für die Zerstörung wissenschaftlicher Infrastrukturen oder die Ermordung von Atomwissenschaftlern. Stattdessen betrachten sie ein unter Aufsicht und auf rechtlicher Grundlage zustande kommendes Abkommen als sowohl erreichbar als auch wünschenswert. Doch solange US-Politiker ihre falschen Annahmen über die Natur des iranischen Atomprogramms nicht korrigieren, wird es keine bedeutende Vereinbarung in absehbarer Zukunft geben.