Weitere iranische Teppiche aus 14 Gebieten bei WIPO eingetragen
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Die Weltorganisation für geistiges Eigentum WIPO hat den handgeknüpften Teppich aus verschiedenen iranischen Gebieten in ihre internationale Liste aufgenommen.
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Jul 05, 2016 05:35 Europe/Berlin

Die Weltorganisation für geistiges Eigentum WIPO hat den handgeknüpften Teppich aus verschiedenen iranischen Gebieten in ihre internationale Liste aufgenommen.

Die WIPO registrierte den handgeknüpften Teppich von Ardakan (Yazd) und dem westlichen Ilam, den Teppich der Turkmenen von Jargalan und Bodschnurd und der Kurden in Nord-Chorassan ( Nordost-Iran),aber auch Teppiche aus der zentral gelegenen Provinz Tschahār Mahāl und Bachtiyārī , aus Sardroud (Provinz Hamadan), Ost-Aserbaidschan, Sistan und Balutschistan. Der Qaschqai-Teppich und der Gabbeh aus der Provinz Fars und die Teppiche aus der südwestlichen Provinz Lorestan, aus Mud, Birdschand und Ghohestan in Süd-Chorassan gehörten ebenso dazu. Als geistiges Eigentum wurde ebenso der Teppich aus Varamin (bei Teheran) und der Teppich aus der Gegend Songhor and Koliai in der nordwestlichen Provinz Kermanschah registriert.

Laut dem Buch der Könige von Ferdowsi liegt der Beginn der Teppichknüpferei im Iran bei den Pischdad - dem ersten Königsgeschlecht der iranischen Mythologie. In dem Geschichtswerk von Tabari (gestorben 923), nämlich Tarich-e Tabari, wird über Teppiche aus Tierwolle und -Tierhaaren aus dieser Zeit gesprochen. Die älteste Spur für das Teppichknüpfen im Iran ist jedenfalls ein Knüpfmesser aus der Bronzezeit, welches man in Gräbern in Nordiran und Turkmenistan gefunden hat. In der Schahr-Suchteh im Südosten Irans hat man Teppiche aus Stroh und Stoffen und Werkzeuge fürs Knüpfen gefunden, die aus der Zeit 2800 vor Christus stammen.Der älteste iranische Teppich, den man gefunden hat, ist eine kleiner Teppich mit typischen Motiven der Achämenidenära. Er wurde im Grab eines skythischen Fürsten in der Region Pasyryk- in Zentralsibirien entdeckt und als Pasyryk-Teppich bekannt. Gemäß Experten handelt es sich um einen Teppich aus dem Reich der Parther oder Meder. Zu den ältesten Teppichen wird auch der Teppich in den Reliefen am Ninive-Palast gezählt und ein Stück Teppich aus der Region Qumis aus der Zeit der Sassaniden, sowie der Anatol-Teppich aus der Zeit der Arsakiden. Der Qumis-Teppich, von dem ein Stück erhalten blieb und der mit Edelsteinen bestickte Teppich Baharestan , der in der öffentlichen Empfangshalle des Palastes von Ktesiphon (heutiges Irak) auslag, bürgen ebenso für eine Blütezeit dieses iranischen Kunsthandwerkes in der Antike.Nach der Einflussnahme des Islams änderte sich die Teppichmusterung. Unter den Abbasiden-Kalifen, welche einem luxuriösen Leben zugeneigt war, waren Prunkteppiche noch immer beliebt. In seinem Reisebericht weiß Ibn Batuttah (14. Jahrhundert nach Christus) von riesigen kostbaren Teppichen im Palast des im Iran herrschenden Ghazan Ilchan (13. - 14. Jahrhundert) zu berichten. Er erwähnt auch die Teppiche in der Heiligen Ruhestätte von Imam Ridha (F) in Meschhed. Unter den Saffawiden ( 16. bis 18. Jahrhundert) erreichte das Teppichknüpfen erst recht einen Höhepunkt. Aus dieser Zeit stammt der bekannte Ardabil-Teppich. Zur Zeit der Saffawiden wurden in Isfahan und anderen Städten Teppichknüpfereien eingerichtet und jede Stadt fertigte ihre eigenen Teppiche an. Unter den Saffawiden wurde auf diese Weise die Kunst des Teppichknüpfens, welche bis dahin bei den Nomadenstämmen und auf dem Lande üblich war, zum ersten Mal auch in die Städte geholt.

Heute steht trotz aller Theorien über den Globalisierungsprozess, die Wahrung der Originalität und einheimischen Merkmale jeder Kunst zur Debatte und diese typischen Merkmale sind wichtiges Kriterium für Bewertung und in der Ästhetik. Beim Teppichknüpfen sind die Muster und sogar die Knüpfknoten je nach Herkunftsort des Teppichs verschieden und daher wird die Anfertigung dieses kunsthandwerklichen Produktes als ein geistiges Eigentum betrachtet. Auch international wird der iranische Teppich nach der Herkunft unterschieden und benannt. Ein Experte kann schnell feststellen, aus welcher Gegend des Landes ein iranischer Teppich kommt. Er weiß, dass sich der Teppich aus der einen Gegend wegen der lokalen klimatischen, geografischen und kulturellen Bedingungen von dem Teppich aus einer anderen Gegend unterscheidet. Denn die Umweltbedingungen haben Einfluss auf die Mentalität der Menschen und auf die Erzeugnisse, die sie mit der Hand herstellen. Das Wissen über diese Erzeugnissen stützt sich also auf das Wissen über die Lebensbedingungen und der Mentalität derer, die sie anfertigen. Ein grob geknüpfter und dicker Teppich in grellen und dunklen Farben und mit vielen geometrischen Linien lässt zum Beispiel darauf schließen, dass er von Menschen geknüpft wurde, die unter harten Bedingungen in einer Gebirgslandschaft leben. Weil es in diesen Gegenden kalt ist, werden Teppiche mit dickem Flor gebraucht. Ein Kenner kann sogar feststellen, in welcher Gebirgsgegend von Iran ein Teppich geknüpft wurde. Die Teppiche aus der Zentrale einer Ostan (einer Provinz) unterscheiden sich wiederum von denen aus einem untergeordneten kleineren Distrikt wie das Schahrestan, da nämlich die kulturelle Umgebung jeweils anders ist. Generell gibt es ohnehin Unterschiede zwischen der Knüpfart, den Mustern, dem Kettfaden und der Knüpfwolle. Wenn wir aber das gleiche Muster mit der gleichen Farbenkombination von 4 Teppichknüpfern 4 verschiedener Gegenden knüpfen lassen, werden wir zum Schluss vier unterschiedliche Teppiche erhalten. Es kommt zum Beispiel darauf an, wie die Wolle verknüpft wird. Wenn zwei verschiedene Knüpfmeister an einem Teppich arbeiten, können gute Teppichkenner an der Rückseite des Teppichs sofort erkennen, dass hier zwei verschiedene Hände am Werk waren.Dies mindert übrigens die Qualität eines handgeknüpften Teppichs.

Es ist aufgrund der Initiative des Nationalen Teppichzentrums Irans zur Eintragung der handgeknüpften Teppiche aus 14 geografischen Regionen Irans bei der WIPO gekommen. Die WIPO - Weltorganisation für geistiges Eigentum führt eine Liste über das geistige und künstlerische Eigentum der Länder die den Lissabon-Vertrag unterzeichnet haben. Es sei erwähnt, dass bereits vorher handgeknüpfte Teppiche aus 15 weiteren geografischen Gebieten Irans auf diese internationale Liste zu stehen gekommen sind, was der Bemühung des Nationalen Teppichzentrums Irans und dem Büro für den Schutz von handwerklichem Eigentum des Ministeriums für Industrie, Bergbau und Handel sowie lokalen Teppichgilden und dem Registrieramt für handwerkliches Eigentum zu verdanken ist.

Die internationale Eintragung der geografischen Herkunftsnamen von iranischen handgeknüpften Teppichen soll der Nachahmung dieser Teppiche und dem Vertrieb von Fälschungen durch Konkurrenten vorbeugen. Die Eintragung dieser iranischen Teppiche als internationale Marke geschieht aufgrund des Lissaboners Vertrages und aufgrund internationaler Bestimmungen und dem Urteil von Sachverständigen. Die WIPO ist eine der 16 Spezialagenturen der UNO und wurde 1967 durch Unterzeichnung eines Abkommens im schwedischen Stockholm gegründet, um kreative Werke zu fördern.Der Leiter des Büros für handwerkliches Eigentum des iranischen Ministeriums für Industrie, Bergbau und Handel, Seyyed Mehdi Mir Salehi sagte, dass vor kurzem die Teppiche aus 14 geografischen Gegenden Irans zusammen mit zwei wichtigen landwirtschaftlichen Erzeugnissen Irans, nämlich dem Granatapfel von Saveh und der Rotab-Dattel aus Bam, Provinz Kerman in die Liste der WIPO aufgenommen wurde. Er sagte auch , dass Iran sich 2001 dem internationalern Vertrag von Lissabon angeschlossen hat und die Bearbeitung des Antrages um Eintragung dieser Erzeugnisse Anfang 2015 begonnen, wobei zunächst die nationale Eintragung erfolgte.

Die Eintragung von Erzeugnissen bei der WIPO dauert normalerweise zwischen 7 bis 8 Monate. Zunächst wird die betreffende Akte für ein Erzeugnis in der WIPO untersucht und dann an alle Mitgliedsländer des Lissaboner Vertrages geschickt. Die internationale Eintragung auf der WIPO-Liste erfolgt nur, wenn kein Mitgliedsland Einspruch dagegen oder Anspruch auf geistiges Eigentum in Bezug auf das betreffende Erzeugnis erhebt.

Der Sitz der WIPO ist in Genf. Zurzeit sind 184 Länder Mitglied in der WIPO . Diese Organisation leitet 24 internationale Verträge, von denen einer der Lissaboner Vertrag zum Schutz für Herkunftsnamen zur Bezeichnung von Erzeugnissen und ihrer internationalen Eintragung darstellt.