UNESCO- Eintragung von 11 iranischen Qanaten als Welterbe
Das Welterbe-Komitee der UNESCO hat am 10. Juli dieses Jahres auf seiner 40. Sitzung in Istanbul einige weitere Stätten im Iran und anderen Ländern auf die Liste für das Welterbe eingetragen. Im Anschluss an iranische Gärten gelangte die Sammelmappe mit 11 Qanaten im Iran auf diese Liste.
Wasser ist für die Iraner der Antike eines der heiligsten Elemente in der Natur gewesen.
Gemäß der alten Mythologie wurde das Wasser in einer zweiten von 6 Schöpfungsphasen erschaffen und zwar in der Mitte des Monats Tir ( circa Anfang Juni) . Man glaubte, das Wasser sei nach dem Himmel und vor allen weiteren anderen Dingen erschaffen worden. Der achte Monat des iransichen Sonnenjahres wurde Aban genannt. Dieses Wort weist auf das kostbare Element "Wasser" hin, was auf Persisch "Aab" bedeutet. Die antike Göttin Anahita galt als die Wächterin des Wassers. Von ihr rührten, so glaubte man, alle Quellen der Fruchtbarkeit der Erde , her.
Seit eh und je wurde Wasser von den Iranern als etwas Heiliges oder zumindest als etwas sehr Kostbares betrachtet und diese Überzeugung hat sich auch in den Literaturwerken niedergeschlagen. Auch war wegen der klimatischen Bedingungen im Iran, der Schutz und die Aufbewahrung von Wasser von großer Wichtigkeit . Zu den Methoden zur Speicherung von Wasser, die im Iran ersonnen wurden, gehört der Bau von Qanaten - auch Kariz genannt. Noch nach mehreren Tausend Jahren gelten diese unterirdischen Kanäle als eine interessante und nützliche Lösung zur Wasserversorgung.
Bei Qanaten wird ein unterirdischer Wassertunnel angelegt . Diese beginnt an einem Mutterbrunnen und von dort aus wird das Wasser unterirdisch weitergeleitet. Zusätzlich zu dem Mutterbrunnen, werden in Abständen weitere Brunnenschächte angelegt, die mit dem unterirdischen Kanal in Verbindung stehen. Es gibt Qanats, die viele km lang sind. Sie enden schließlich an der Erdoberfläche mit dem Qanat-Austritt. Dieser wird Mazhar , Dahaneh-Kariz oder Sar-e Qanat genannt.
Mit dem Bau von Qanaten hat man Anfang des ersten Jahrtausends vor Christus in den trockenen gebirgegen Gegenden Irans begonnen. Dank dieser Bewässerungskanäle konnten die Landwirte in längeren Trockenzeiten, in denen es kein Oberflächenwasser gab, ihre Erzeugnisse anpflanzen.
Diese Erfindung wurde später von zahlreichen Ländern auf der Welt übernommen. So gibt es heute von China bis Marokko Länder mit Qanaten und sogar auf dem amerikansichen Kontinent hat man soclhe Wasserkanäle angelegt.
Qanate haben zahlreiche Vorteile. Zunächst ist es ein Vorzug, dass ein solcher Kanal zum größten Teil unter der Erde verläuft,so dass das Wasser vor der Verdunstung geschützt wird und eine Vermischung mit Erdreich reduziert wird. Außerdem wird das Gravitationsgesetz genutzt und sind keine Pumpen nötig. Zudem sammelt sich darin erneut frisches Wasser an.
Die ältesten archäologischen Funde die auf die Existenz von solchen Qanaten hinweisen werden auf circa 3000 Jahre zurückdatiert. Der schon sehr alte Qasabe Qanat von Gonabad (in der nordöstlichen Provinz Razavi-Chorassan) wird immer noch benutzt. Er ist mindestens 2500 Jahre alt. Angesichts der klimatischen Bedingungen in dieser Gegend und gemäß historischen Belege, wurden die Ortschaften in der Nordebene von Gonabad nur aus diesen Qanats mit Wasser versorgt.
Der Iran besitzt die älteste Qanat-Kultur. Unsere Vorfahren waren die ersten die vor mehreren Tausend Jahren dieses Wasserversorgungssysteme bauten , mit denen große Mengen von Grundwasser an die Erdoberfläche geholt werden konnten und den Anbau von Getreide, Gemüse und Früchten erlaubten.
Wie gesagt, dienen diese Qanats in einigen ländlichen Gegenden Irans noch immer für die Bewässerung von Äckern und bei der Viehzucht.
Der Qanat oder Kariz besteht aus einem lange abschüssigen unterirdischen Kanal (dem Kureh-e Qanat) und senkrecht dazu angelegten Brunnenschächten (die sich "mil-Qanat" nennen) . Er beginnt bei einem Mutterbrunnen, und endet in einer Entfernung von oftmals vielen km beim Qanat-Austritt an der Erdoberfläche.
Beim Ausgraben des Wasserkanals werden die dabei anfallenden Erdmassen durch die Brunnenschächte an die Erdoberfläche befördert. Die Schächte sorgen auch für Belüftung des unterirdischen Kanals und verschaffen Zugang für dessen Entschlammung, eventuelle Ausbesserung und Inspektion. Die Länge eines Qanats, welche sich auf die Wassermenge die er liefert auswirkt, ist je nach den natürlichen Bedingungen verschieden. Es liegt auch an dem natürlichen Bodengefälle und daran wie tief der Mutterbrunnen ist.
Je tiefer der Grundwasserspiegel liegt, desto tiefer ist auch der Mutterbrunnen am Anfang des Qanats. Der wichtigste Faktor für die Länge des Qanats bzw.Kariz ist aber das Bodengefälle. Je geringer das Gefälle, desto länger ist der Qanat und umgekehrt, je stärker es ist, desto kürzer fällt er aus.
Es gibt noch 36300 Qanate im Iran, die benutzt werden und die Gesamtlänge der Qanat-Kanäle wird auf insgesamt 217 800 km geschätzt. Wenn man die Tiefe aller Qanat-Brunnen summiert kommt man auf 158 268 km. Es gibt sogar einen zweistöckigen Qanat in einer Ortschaft von Ardestan, Provinz Isfahan - der einzige auf der Welt. Über beide Stockwerke wird das Wasser getrennt voneinander weitergeleitet und vermischt sich an keiner Stelle. Dieser Qanat wurde vor 8 Jahrhunderten angelegt.
Die Qanate hängen von den Grundwasserspeichern ab. In der warmen Jahrzeszeit , in denen die Pflanzen mehr Wasser benötigen und in Zeiten mit wenig Niederschlägen nimmt der Wasserhaushalt im Qanat natürlich ab.
Im Vergleich zu Brunnen sind Qanate weniger sicher vor Schäden durch Erdbeben und Überschwemmungen und manchmal sind diese Schäden so groß,dass sie sich nicht mehr wieder gut machen lassen und eine Widerherstellung sich nicht lohnen würde.
Die UNESCO gab vor kurzem bekannt, dass sie die iranischen Qanate als internationalen Weltkulturerbe in ihre diesbezügliche Liste eingetragen hat. Es wurden 11 Qanate in den Provinzen Chorassan, Yazd, Kerman, Isfahan und in der Provinz Markazi von der UNESCO in die Welterbeliste aufgenommen. Die ältesten dieser Qanate sind 2500 und die jüngsten 200 Jahre alt.
Die Sammelakte für diese Qanate wurde als 20. iranisches Kulturerbe auf der 40. Sitzung der UNESCO für das Welterbe in Istanbul registriert. In dieser Liste werden außergewöhnliche Erscheinungen und Techniken , die eine wichtige Phase in der Geschichte der Menschheit darstellen, aufgenommen. Die 11 registrierten Qanate sind
der Zardsch- und der Hassan Abad Mehriz-Qanat in der zentralgelegenen Provinz Yazid
der Ibraham Abad-Qanat von Arak- in der Markazi-Provinz
der Qabaseh Gonabad und der Baladeh Ferdus-Qanat in Chorssan (Nordostiran)
die beiden Qanate Meymeh und Wazwan und der zweistöckige von Ardestan in der Provinz Isfahan
sowie der Dschupaar- , Akbar Abad und Qasem Abad Baravat-Qanat in der östlichen Provinz Kerman.
Ali Asghar Semsar Yazdi, Forscher und wissenschaftlicher Berater am Internationalen Zentrum für Qanate und historische Aquädukte und Wasseranlagen hat wesentlich bei der Zusammenstellung der Mappe, die bei der UNSECO zur Eintragung der iranischen Qanats vorgelegt wurden,mitgewirkt. Er sagte: "Die 11 Qanate, die in dieser Mappe vorgestellt wurden,sind jeder für sich bezüglich Alter oder Bauart, Tiefe oder Länge und weiteren Merkmalen etwas Besonderes. Es handelt sich unter anderem um den tiefsten, längsten und ältesten Qanat unseres Landes. Zum Beispiel ist der Qabaseh Gonabad -Qanat der tiefste im Iran. Die Tiefe des Mutterbrunnens beträgt 350 m und er ist sogar bei sehr starken Erdbeben bislang unbeschädigt geblieben. Der längste Qanat Irans ist der Zardsch Qanat von Yazd mit einer Länge von 71 km und mit 2115 Brunnenschächten.
Unterdessen führt der Qanat von Akbar Abad Fesa in der Provinz Kerman am meisten Wasser. Und der erstaunlichse Qanat im Iran ist der zweistöckige "Mun-Qanat" in Ardestan, Provinz Isfahan, der circa 800 Jahre alt ist. Dieser Qanat hat verschiedene Mutterbrunnen und Qanataustritte."
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