Das Verhältnis zwischen Iranern und Juden im Laufe der Geschichte
Der Premierminister des israelischen Besatzerregimes Benjamin Netanjahu hat sich in den letzten Jahren aller möglichen Verleumdungen bedient, um die feindseligen Maßnahmen dieses Regimes gegen die iranische Nation und Regierung zu rechtfertigen. Durch Verfälschung der Geschichte versucht er, die Iraner und die politische Ordnung in ihrem Land als judenfeindlich hinzustellen.
Wie aber sieht in Wirklichkeit die Einstellung der Iraner zu den Anhängern anderer Himmelsreligionen darunter den Juden aus?
Der Name der Iraner ist gemäß zuverlässigen historischen Dokumenten bereits durch den kühnen Schritt von Kyros, einem der Großkönige der Achämeniden mit dem Namen der Kinder Israels verknüpft. Kyros gilt als der Begründer des ersten Imperiums in der Geschichte. Er eroberte 539 vor Christus die Stadt Babel und gab ein Dekret heraus, das später als die erste Menschenrechtscharta berühmt wurde. Diese Charta war für ihre Zeit etwas Außergewöhnliches. In ihr mahnt der iranische König seine Heeresleute, keine Zivilisten zu töten und die Götter in den eroberten Gebieten nicht zu schmähen. Unterdessen galt es damals als gut und richtig und war es üblich, besiegte Völker niederzumetzeln und ihre Götter respektlos zu behandeln. Aber Kyros hat in Vertretung des persischen Volkes die Einwohner der eroberten Stadt freundlich behandelt und nicht nur die Einwohner von Babylon kamen in den Genuss dieser Handhabe. Auch die Israeliten, die seit mehreren Jahrzehnten als Sklaven und Gefangenen in Babylon lebten, befreite er. Der Perserkönig Kyros verewigte sich auf diese Weise als Befreier der Juden in der Geschichte.
Es gibt auch noch weitere Erzählungen in der jüdischen Geschichte, welche die Iraner und die Anhänger dieser Himmelsreligion miteinander verknüpfen. Gemäß dem Buch der Esther, wurden die Juden vor der Verschwörung des Kanzlers des persischen Königs gerettet. Aus diesem Anlass feiern die Juden das Purimfest. Die Geschichte von Esther beginnt damit, dass dieses jüdische Waisenmädchen vom Schicksal an den Hof des Königs geführt und schließlich zur Königin wird, wobei sie ihre jüdische Abstammung vor dem Herrscher verheimlicht. Esther erfährt von den Verschwörungen des Großwesirs Haman, der ein Massaker an den Juden plant, und lässt den König davon wissen. Der Perserkönig, der diese schöne Frau liebt, vereitelt die Pläne des Großwesirs und verhindert das Massaker. Es heißt, dass er sogar den Juden erlaubte, die Verschwörung an ihren Feinden zu rächen. Mit Erlaubnis des iranischen Königs wurden nicht die Juden sondern deren Feinde getötet.
Es gibt allerdings Zweifel an der Authentizität der Schilderungen im Buch der Esther. Einige zweifeln sogar die Echtheit des Buches selber an, obwohl es nach der Thora als heiligstes Buch der Juden gilt. Wie dem auch sei: Jedenfalls war es ein iranischer König, der den Mord an den Juden verhinderte. Laut dem Buch der Esther hieß er Ahasveros möglicherweise handelt es sich um Xerxes. (Persisch Chaschayerscha).
Während es in der europäischen Geschichte mehrmals Massaker an den Anhängern des jüdischen Glaubens gegeben hat wurde nicht nur im vorislamischen sondern auch im islamischen Iran die Toleranz gegenüber den Anhängern anderer abrahamitischen Religionen gepflegt. Die Muslime nahmen sich ein Beispiel an ihrem Propheten. Dieser hat in Medina auf der Arabischen Halbinsel nach Gründung der ersten islamischen Regierung mit den Juden dieser Stadt Verträge abgeschlossen. Aufgrund dieser Abkommen durften sie weiter Handel betreiben und ihre eigenen religiösen Bräuche pflegen. In den darauffolgenden Jahrhunderten folgten die Muslime in der Regel dem guten Vorbild ihres Propheten und daher hat es im Gegensatz zu der blutigen Geschichte Europas niemals in den islamischen Gebieten einen Genozid an den Juden gegeben.
Besonders die muslimischen Iraner können ein gutes Zeugnis für Toleranz gegenüber den Anhängern anderer Gottesreligionen vorlegen. Wir sehen dies zum Beispiel daran, dass einer der mächtigen Safawidenkönige, nämlich Schah Abbas, im 16. Jahrhundert die armenischen Christen einlud sich in Isfahan, welches damals die prächtige Hauptstadt der Iraner war, niederzulassen. Die Armenier standen mit den Europäern in Kontakt, waren in den neuen Wissenschaften bewandert und geschickte Handwerker. Schah Abbas rief sie, ungeachtet der Tatsache, dass sie eine andere Religion hatten, nach Isfahan und vertraute ihnen wichtige Aufgaben beim Bau der Stadt an. Die Armenier genossen Ansehen in der iranischen Hauptstadt und machten sich Verdienste für das Land. Auch andere christliche Gruppen kamen in den Genuss der Toleranz der Muslime im Iran. Sie durften ihre Kirchen bauen und in ihren Privatangelegenheiten konnten sie nach ihrer eigenen Lehre handeln. Das gleiche galt für die Juden. Sie hatten ihre Synagogen und einige von ihnen machten sich in der Wissenschaft, Kultur und Wirtschaft einen Namen und waren geachtete Persönlichkeiten. Zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts, während der Konstitutionellen Revolution, erhielten nicht nur muslimische sondern auch christliche und jüdische Iraner Sitze in der ersten Madschlis - dem Parlament des Landes. Unterdessen durften die Christen und Juden in anderen muslimischen Gebieten, die noch den europäischen Kolonialmächten unterworfen waren, oftmals noch nicht einmal eine Kirche bzw. Synagoge besitzen.
Die erste Hälfte des 20. Jahrhundert war für die Juden in Europa eine düstere Zeit. Der Judenhass auf diesem Kontinent erreichte seinen Höhepunkt. Dieser Eskalation ging eine 2000-jährige Geschichte getrübte oftmals gewaltsam verlaufende Beziehung zwischen Christen und Juden voraus. Jahrhundertelang betrachteten die Christen die Juden als schuldig für die Kreuzigung von Jesus (Friede sei mit ihm). Außerdem beneideten der christliche Adel und die Monarchen Europas die Juden wegen ihres Reichtums. Viele von ihnen verschuldeten sich bei jüdischen Kreditverleihern. Das einfache Volk behandelte im Gefolge seiner Monarchen und einiger Kirchenväter die Juden in ihren Ländern ebenso schlecht. Im Mittelalter sind viele Juden im Rahmen der Inquisition der Kirche enteignet und auf den Scheiterhaufen gebracht worden.
Der Kaufmann von Venedig – ein Theaterstück von William Shakespeare (16. Jahrhundert nach Christus) - gibt ein klares Bild von den feindlichen Beziehungen zwischen den Christen und Juden in Europa. Diese Feindschaft nahm während der Eskalation von Nationalbewegungen im 19. Jahrhundert zu und mündete schließlich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufgrund der Vorherrschaft faschistischen Denkens in den organisierten Judenmord.
Als der schreckliche Zweite Weltkrieg in Europa wütete, wurde Iran als ein muslimisches Land im Westen Asiens zu einem sicheren Zufluchtsort für Juden auf der Flucht vor dem fürchterlichen Mordgeschehen im christlichen Europa. Es war eine Zeit, wo die Iraner selber wegen der Besatzung ihres Landes durch europäische Staaten unter Armut, Hunger und Epidemien litten. Doch Iran nahm mit offenen Armen die Kriegsflüchtlinge auf, darunter Tausende von jüdischen Flüchtlingen aus Polen.
Wie ihre Vorfahren vor und nach Beginn der Islamischen Ära haben sich die Iraner zu den Anhängern der abrahamitischen Religionen freundlich verhalten. Sie ließen nicht zu, dass eine Gruppe von Menschen wegen ihres religiösen Glaubens von Regierungen in Europa massakriert wurde. Dieses humane Verhalten der Iraner zu christlichen und jüdischen Flüchtlingen veranlasste viele von diesen, nach dem Zweiten Weltkrieg in Iran sesshaft zu werden und nicht zurückzukehren.
Bedauerlicherweise hat die abwegige Bewegung von Juden namens Zionismus diese freundschaftlichen Beziehungen zwischen den muslimischen Iranern und den Anhängern des Propheten Moses (Friede sei mit ihm)überschattet. Bereits vor dem Sieg der Islamischen Revolution im Jahre 1979 haben die Iraner es verurteilt, dass die Zionisten den Palästinensern ihre Heimat rauben, indem sie jüdische Flüchtlinge aus Europa dort ansiedelten. Aus der Sicht der iranischen Bevölkerung, gehört Palästina seinen Einheimischen, nämlich den Muslimen, Christen und Juden, die Jahrhunderte lang vor der Besatzung friedlich in Palästina zusammen gelebt haben. Die Iraner protestieren dagegen, dass die Bevölkerung von Palästina, ob christlich, jüdisch oder muslimisch, für die Verbrechen, die in europäischen Staaten an den Juden begangen wurden, büßen müssen.
Es sei auch noch daran erinnert, dass heute im Iran circa zehntausend Juden leben, ihre Synagogen und eigene Schulen und Gemeinschaften haben und über ein Mandat im Islamischen Parlament verfügen.
Im Gegenteil zu den falschen Behauptungen des israelischen Premierministers haben die Iraner im Laufe der Geschichte immer freundliche Beziehungen zu den Juden gepflegt. Mindestens dreimal in der Geschichte haben Iraner die Juden gerettet – einmal zur Zeit des Achämenidenkönigs Kyros, außerdem gemäß dem Buch der Esther und ein weiteres Mal während des Zweiten Weltkrieges. Deshalb handelt es sich um eine Verfälschung der Geschichte, wenn Benjamin Netanjahu, behauptet, dass die Iraner vor 2500 Jahren die Juden niedermetzeln wollten und die jetzige politische Ordnung im Iran das gleiche vorhabe. Durch diese Verfälschung der Geschichte macht sich der Premierminister des Besatzerregimes Israel nur erneut lächerlich.