Interessante Kunstausstellung im Teheraner Museum für Zeitgenössische Kunst
"Die Geschichte des Löwen in den 5000 Jahren iranischer Kunst" und ""Parviz Tanavoli und der iranische Löwe" sind das Motto einer Ausstellung im Teheraner Museum für Zeitgenössische Kunst. In dieser Ausstellung wird das Symbol des Löwen in der iranischen Kunst seit dem dritten Jahrtausend vor Christus bis in die Moderne vor Augen geführt.
Unter den Raubkatzen besitzen Löwen den lautesten Ruf. Die Lautstärke des Löwengebrülls wurde in einem Abstand von einem Meter mit 114 Dezibel gemessen. Dieses Gebrüll ist noch aus einer Entfernung von acht Kilometern zu hören. Die Werke, die der Bildhauer und Künstler Parwiz Tanavoli über den Löwen zusammenstellte und schuf, erinnern, auch wenn sie still sind, an dieses mächtige Tier und sein Gebrüll. Sie veranschaulichen gemeinsam die Präsenz des Königs der Tiere in der iranischen Kunstgeschichte seit mehr als 5 Jahrtausenden.

Seit etwa einem Monat läuft die Ausstellung "Die Geschichte des Löwen in den 5000 Jahren iranischer Kunst" im Museum für zeitgenössische Kunst in Teheran. Die Ausstellung zeigt circa 400 Exponante. 280 davon wurden von Museen und Privatkollektionen ausgeliehen. Darunter befinden sich Meisterwerke wie die Illustrationen aus dem Schahname des Schah Tahmasp welche dem Museum für Zeitgenössische Künste gehören, ein Rython und ein Dolch aus Gold der Achämeniden, welche das iranische Nationalmuseum zur Verfügung stellte, eine Löwenskulptur aus Türkis vom Resa Abbasi-Museum und weitere Gegenstände aus Privatkollektionen. Der Bildhauer und Maler Parwiz Tanavoli nimmt mit 147 Werken an dieser Ausstellung teil. 51 davon sind Gemälde, 21 Teppiche, 6 Skulpturen aus Metall, 60 Skulpturen aus Keramik und 9 Schmuckstücke. Zudem werden auch 153 weitere Werke von ihm exponiert, nämlich Teppiche, Vorhängeschlösser, Gewichtssteine, Wasserhähne, Münzen und Poster zu religiösen Themen.

Auf der Eröffnungsfeier zu dieser Ausstellung sagte Parviz Tanavoli: "Diese Ausstellung ist das Resultat 40-jährigen Arbeit. Die Werke wurden nicht ohne Unterbrechung geschaffen. Meine ersten Löwen in dieser Ausstellung sind die Teppichbrücken der Nomaden. Ich habe in all den Jahren keine Mühe gescheut, um mich mit dem Thema "Löwe" auseinanderzusetzen und in verschiedenen Orten nach Quellen für meine Recherchen über den Löwen gesucht. Das theoretische Quellenmaterial ist gedruckt worden, aber niemals hat man auf praktischer Ebene Schritte getan und so bin ich vor drei Jahren auf die Idee gekommen, diese Aufgabe zu übernehmen."
Dieser iranische Bildhauer und Wegbereiter der modernen Bildhauerkunst des Landes sagt:
"Das Bildnis des Löwen existiert in der iranischen Kultur und in der antiken Symbolik und unseren alten Bräuchen sowie in Form der Gestalt Imam Alis (Friede sei mit ihm) , als Emblem vom Löwen und zweischneidigen Säbel, und Emblem des Löwen und Imam Husains( (Friede sei mit ihm). Es gehört zu den wichtigen Wahrzeichen auf den Wandtüchern in Moscheen und Trauerhallen für Imam Hussein. Daher wäre es schade, wenn dies der jungen Generation verborgen bleibt. In unseren alten historischen und kulturellen Dokumenten kommen seit Tausenden von Jahren zwei Wahrzeichen laufend vor : Zum einen der Löwe und zum anderen die Zypresse. Beide sind ewige Sinnbilder in dieser alten Kultur.

In dieser Ausstellung gibt es 25 wertvolle Kunstwerke aus der Sammlung des iranischen Nationalmuseum, darunter aus Gold, Silber, Bronze und aus Stuckwerk. Sie stammen aus einem Zeitraum von 3. Jahrtausend vor Christus bis zur Zeit der Sassaniden, deren Macht im 7. Jahrhundert nach Christus zu Ende ging und sind Funde aus archäologischen Stätten wie die in Dschiroft, Arradschan, Hasanlu, Omerlu und Tacht-e Dschamdschid (Persepolis).
Die Untersuchung dieser archäologischen Funde macht die Bedeutung der Rolle des Löwens erkennbar. Der Löwe ist der mächtige König der Raubtiere . Es ist eine Herausforderung für die Helden Irans gewesen. Wir begegnen den Abbildungen dieses Tieres in der Kunst der Achämeniden, zum Beispiel auf den Reliefen an der Persepolis und in Schusch (Susa) Auch auf vielen Gefäßen und auf Stoffen aus der Sassanidenzeit sind Löwenbilder zu sehen und auf einigen Siegeln, welche die Sassaniden und Arsakiden, die vor ihnen herrschten, verwendeten.
In der Islamischen Zeit symbolisierte der Löwe Macht und Kühnheit . Weil Imam Ali wegen seiner Tapferkeit den Beinamen Gottes Löwe erhielt , wurde das Bild des Löwens in der Islamischen Ära zum Symbol des Heldenmutes und diese Bedeutung erhielt es auch in der Literatur dieser Epoche. In seinem Diwan-e Schams und in seinem Mathnawie hat Mavlavi (Rumi) Imam Ali als Schir-e Haqq bezeichnet- was Löwe Gottes bedeutet. In einigen Gebeten, wird Imam Ali (F) der Löwe auf den Schauplätzen des Kampfes genannt.

Die Seldschuken ( 11. bis 12.Jahrhundert nach Christus) legten großen Wert auf das Wahrzeichen des Löwens, wie wir an den Kunstwerken aus dieser Epoche sehen. In der Islamischen Kunst begegnen wir Szenen von der Löwenjagd der Könige, oder dem Kampf eines Löwen mit einem Widder, oder von zwei Löwen die sich gegenüberstehen.
Die Gestalt des Löwens war vor und nach Beginn der Islamischen Ära ein beliebtes Motiv bei den Schmieden, die Vorhängeschlösser anfertigten. Zu den besten Vorhängeschlössern aus den ersten Jahrhunderten der Islamischen Ära gehören die mit einer Löwengestalt. Auch in der Islamischen Zeit begegnen wir bei den Buyiden (10. bis 11. Jahrhundert nach Christus) eine Fortsetzung des Löwenmotives auf Stoffen,wie es sie in der vorislamischen Sassanidenzeit gab. Auf diesen Stoffen sind meistens zwei Löwen zu sehen, die den Baum des Lebens in stehender, liegender oder hockender Haltung bewachen, Sie sind in Frontansicht oder im Seitenprofil zu sehen und tragen manchmal ein Flügelpaar.
Musik
Parvis Tanavoli wurde im am 22. März 1937 in Teheran in einer Familie aus dem Mittelstand geboren. Schon mit ungefähr 11 Jahren wurde er künstlerisch aktiv indem er sich der Musik zuwandte. 1953 war in Teheran die Schule für schöne Künste eröffnet worden und der junge Parviz schrieb sich an dieser Schule im Fach Bildhauerei ein. Nach einer dreijährigen Ausbildung in der Bildhauerkunst setzte er sein Studium in diesem Fach in Italien fort.
Parviz Tanavoli ist auch ein bekannter Kenner des iranischen Teppichs und der Web- und Knüpfwaren der Nomaden. Er hat viele Jahr lang mit den Nomaden und Dorfbewohnern Kontakt gehabt, um mehr über den traditionellen Teppich Gabbeh zu erfahren und schließlich stellte er diesen Teppich 1983 in einer wissenschaftlichen Abhandlung vor. Außerdem hat er eine Kollektion von Schmuckstücken entworfen und angefertigt , welche guten Anklang fand. Er wurde besonders mit seiner Kunstkollektion "negative Räume" , Hände", Schloss und Käfig" sowie "der Dichter" bekannt . Besonders die Sammlung "negative Räume" - auf Persisch "Hitsch", was "Nichts" bedeutet, - machte ihn berühmt. Er betont, dass die Werke, die er unter diesem Titel vorstellt, nichts mit Nihilismus zu tun hat , sondern vom Wesen her in den mystischen und religiösen Inhalten verwurzelt sind.

Parviz Tanavoli hat die Ergebnisse seiner Forschung in zahlreichen Artikeln und Büchern veröffentlicht zum Beispiel in den Büchern "Bilderteppiche", "iranische Vorhängeschlösser" und "Zauber der traditionellen iranischen Grafik".
Dieser Künstler zeichnet sich durch drei besondere Merkmale aus. Erstens hat er weitgehende Forschungen durchgeführt - vom Kunsthandwerk und Teppichen bis zu verwendeten Gesteinen in der Bildhauerei. Fast keiner kann sich in dieser Beziehung mit ihm messen. Parviz Tanavoli hat an die 70 Bücher verfasst.
Das zweite Merkmal dieses Künstlers besteht in seinem kontinuierlichem Wirken als Skulpteur. So weit wie möglich hat er an westlichen Techniken gearbeitet aber auf der Grundlage der iranischen Kultur, insbesondere der Volkskultur. Sein drittes hervorstechendes Merkmal sind seine Bemühungen auf dem Gebiet alter Lithografien und Grafiken. Auch zu diesem Thema hat er ein Buch herausgebracht und innovative Ideen vorgestellt.
Parviz Tanavoli ist Bildhauer, Maler, Forscher und Sammler und er wird als Pionier der Saqachaneh-Schule betrachtet. Die Saqachaneh-Schule ist eine künstlerische Bewegung, die ungefähr vor 50 Jahren einsetzte und in der Kombination von moderner Kunst und ausschmückenden Elementen der traditionellen Islamischen Kunst besteht. Diese Kunstschule nahm tiefgehend Einfluss auf die Entwicklungen der iranischen Kunst in der zeitgenössischen Ära.
Auf Kunstauktionen sind die Werke von Tanavoli gefragt und eine Reihe von Kunstsammlern und bekannten Museen auf der Welt zeigen reges Interesse für seine Werke. Eine Skulptur mit dem Titel "Persepolis" wurde im Jahre 2008 zum einmaligen Preis von 2 Millionen 800 Tausend Dollar in dem Auktionshaus Christie`s in London verkauft.
Zweifelsohne ist die Ausstellung von der Geschichte des Löwens in der iranischen Kunst eine der besten Expositionen der letzten Jahre. Sie wird noch bis zum 29. August im Museum für Zeitgenössische Kunst in Teheran zu sehen sein.