Iranischer Sommer mit Kulturaroma (3)
Im diesjährigen Sommer war die Liste der Theatervorstellungen im Iran sehr lang. Die fast 130 Theatersäle in Teheran waren jeden Abend gut besucht: von Freunden des Theaters und Studenten der Theaterwissenschaften. Wir stellen einige diesjährige musikalische Theaterprojekte vor.
Theater ist eine der ältesten Künste . Auch mehrere Jahrtausende nach ihrer Entstehung existiert diese Kunst weiter und hat viele Freunde auf der ganzen Welt. Ein Theaterschauspiel vermag das Leben, die Wünsche und Träume der Menschheit auf der Bühne zu rekonstruieren . Damit dies gelingt zieht der Dramaturg verschiedene andere Künste heran wie Musik, Malerei und Literatur bzw. Rhythmus und Gesang, Masken- und Bühnenbildnis, Erzählung und Regiebuch. Seine allerwichtigste Größe sind natürlich die Theaterschauspieler.
Das iranische Theater blickt auf eine lange Vergangenheit zurück. Neben dem zeremoniellen und traditionellen Theater wird auch modernes Theater im Iran gepflegt. Das traditionelle und religiöse Theater wird in Teheran meist zu seinen besonderen Anlässen und das moderne Theater das ganze Jahr über gespielt.
Es werden bekannte internationale Werke aus der zeitgenössischen Theaterwelt vorgeführt, oder Werke, deren Regiebuch in Anlehnung an iranische und Weltliteratur geschrieben wurden. Manchmal liegen auch mystische und philosophische Texte zugrunde, aber auch Possen und Komödien gehören zum Repertoire ebenso wie Theater mit historischen Hintergrund oder über die Ereignisse der Gegenwartsgeschichte. Nicht zu vergessen natürlich die Theaterstücke für Kinder und Heranwachsende. Durch diese Theatervorführungen wird das Interesse aller Freunde dieser Kunst gestillt sowie die finanzielle Lage des Theaters verbessert.
Eine der erfolgreichsten Theateraufführungen im diesjährigen Sommer war die Puppenoper Khayyam. Es ist das achte Werk der Aran -Puppentheaterschule. Das Stück stammt aus der Feder von Behruz Gharibpour. Er hat auch die Regie dazu geführt. In dieser Oper werden Ausschnitte aus dem Leben des Philosophen und Dichters Khayyam rekonstruiert und sein Denken und dessen Wirken auf die Menschen im Iran und sogar an anderen Orten der Welt wiedergespiegelt. Gharibpour sagte mit Hinweis auf seine dringlichen Wunsch, die Großen der iranischen Dichtung zu würdigen: "In den fünf Theaterstücken Firdausi, Moulawi (Rumi), Hafis, Saadi und Khayyam habe ich den fünf Größten der Dichtung, des Denkens und der Literatur meines geliebten Irans Achtung gezollt und mich vor ihnen verneigt." Für das Regiebuch zu der Puppenoper Khayyam habe er ein Jahr gebraucht und die Komposition der Musik zu dieser Oper habe ebenso ein Jahr in Anspruch genommen, sagte Gharibpour.
Das Komponistenteam leitete Amir Bahzad und der Interpret für die Figur des Khayyam ist Mohammad Motamedi. Motamedi, der sowohl als Schauspieler als auch Sänger tätig ist, hat bereits in der Aschura-Oper die Stimme des Horr übernommen und in der Moulawi-Oper die der Hauptfigur Maulana (Rumi). In der Hafis-Oper übernahm er die Stimme von Hafis und in der Saadi-Oper die von Saadi.
Der Iraner Hakim Umar Khayyam Neyschaburi war ein Philosoph, Mathematiker, Astronom und Dichter. Er hat zur Zeit der Seldschuken im 11. Jahrhundert nach Christus gelebt. Seine Vierzeiler sind weltbekannt. Gharibpour sagte über die Puppenoper Khayyam : "In dieser Oper habe ich mich besonders mit dem Denken Khayyams in seinem letzten Lebensabschnitt befasst. Das war die Zeit, wo er die höchste philosophische Stufe erreicht hatte und der Höhepunkt seines Lebens, in dem er der Welt der Wissenschaft und des Denkens wertvolle Dienste leistete." "Gharibpour sagt : "Die besondere Problematik bei diesem Werk ist die historische Tatsache gewesen, dass Khayyam falsch verstanden worden ist: nicht nur in seiner Zeit sondern auch später, nach der freien Übersetzung seiner Vierzeiler ins Englische durch Fitzgerald." Diese Übersetzung hat Khayyam zwar berühmt gemacht", so sagt Gharibpour weiter, "ihn aber auch ins falsche Licht gerückt und ihn als Weintrinker hingestellt. Aber Khayyam ist ein muslimischer Philosoph gewesen. Er war sowohl in der Literatur als auch in der Wissenschaft eine außergewöhnliche Größe. Zum Beispiel hat Khayyam vier Jahrhunderte vor Pierre Pascal, Newton und Descartes eine Reihe von wissenschaftlichen Errungenschaften erzielt . Er hat auf diese Weise bewiesen, dass er sein Leben lang nach Aufdeckung von Unbekannten gestrebt hat. Die Oper Khayyam kann dazu beitragen, die Meinungen zu berichtigen, die heute über ihn und über Muslime existieren."

Die Puppenoper Khayyam besteht aus 12 Akten und fast 150 Marionetten treten darin auf. Das Bühnenbild ist sehr unterschiedlich und ändert sich bei jedem Akt. Die Gedichte von Khayyam werden in diesem Bühnenstück melodisch auf Englisch, Französisch, Deutsch und Kurdisch vorgetragen.
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Es gab vor wenigen Tagen in Teheran noch ein weiteres musikalisches Theaterprojekt zu sehen und zwar mit dem Titel: Liebe, Vernunft und der Mensch. Dieses Stück führt das Leben des Menschen von seiner Geburt bis zu seinem Tod vor Augen und veranschaulicht, dass die zwei Größen Vernunft und Liebe in Gestalt verschiedener Personen den Menschen zu sich herbeirufen. Die Liebe wird während des Stückes in der Gestalt der Mutter und mit dem Himmel und der Erde symbolisiert. Der Mensch ergibt sich in dem Hin und Her zwischen Vernunft und Liebe letztendlich der Liebe. Er ist bereit seinen Stolz und seine Vernunft wegzulassen, doch letztendlich endet er am Strang. Dies ist zusammengefasst der Inhalt dieses Stückes unter Regieleitung von Amir Dejakam und mit dem Schauspiel iranischer Theaterdarsteller sowie dem Gesang von Parwaz Homay .

Amir Dejakam erklärte seine Zufriedenheit mit diesem Projekt und sagte: "Die Dramaturgischen Künste werden weltweit in verschiedenen Formen vorgeführt, einige mittelbar und andere unmittelbar. Zugleich sind alle ihre Formen gemäß ihrer Epoche neu präsentiert worden. Bei der Begegnung mit allen diesen Künsten werden Sie feststellen, dass sie sich so darstellen, wie es für die heutige Welt geeignet ist." Dejakam sagte mit Hinweis auf seine bisherigen Tätigkeiten im Bereich der Musik und des Theaters, er habe vorher im Symphonieorchester Erfahrungen über stummes Theater gesammelt. Im Projekt "Liebe, Vernunft und der Mensch" werde durch den Schauspieler etwas direkt an den Zuschauer übermittelt. Dejakam fuhr fort, er habe versucht aus der Sicht der dramaturgischen Künste auf die Musik zu blicken, und erklärte: "Dieses Projekt war für mich eine sehr gute neue Erfahrung und als Parwaz Homay die Musik zu diesem Projekt für mich aufgeführt hat, war ich so beeindruckt, dass ich mich daran beteiligen wollte."
Die Idee zu dieser Oper hatte der junge iranische Interpret Parwaz Homay. Er hat dieses Stück geschrieben. „Liebe, Vernunft und der Mensch“ enthält Folklore aus Gilan, Lorestan und Kurdistan und der Provinz Aserbaidschan. Es wurde in diesen Tagen auf dem Gelände des Teheraner Niawaran-Palastes vorgeführt.

Das Stück „Schams-e Parandeh“ "Fliegender Schams" ist eine Kombination aus Poesie, Bewegung und Musik. Es wurde im Juli dieses Jahres aufgeführt. Die Regie dieses Theaterstückes hat Frau Pari Saberi inne. Sie ist eine erfahrene iranische Theaterregisseurin und hat schon viele Stücke auf die Bühne gebracht wie zum Beispiel das Stück „Yusuf und Zoleycha“, „Rostam und Esfandyar“ und "Leyli und Madschnun". Das Stück Schams- Parandeh handelt von der Begegnung des Maulana (Rumi) mit seinem Vorbild Schams. Es wurde bereits dreimal vorgeführt und zwar 2000, 2007 und 2016. Dieses Jahr kam es zum vierten Mal mit neuen Darstellern auf die Bühne.
Theaterregisseurin Pari Saberi sagt, dass sie sich nach besten Kräften für die iranische Kultur einsetzen möchte. Sie verweist darauf, dass "Schams-e Parandeh" bei allen Vorführungsrunden Beifall gefunden habe, was sie dazu ermuntert hätte, es auch noch zum vierten Mal erneut auf die Bühne zu bringen. Einige Theaterstücke würden eine solche mehrmalige Aufführung erlauben, sagt sie.
In Bezug darauf, dass Musik fester Bestandteil dieses Stückes ist, erklärte sie weiter: "Nirgendwo auf der Welt sind Theaterstücke auf den Dialog begrenzt und die Musik darf nicht fehlen, da ansonsten die Vorführung in Mitleidenschaft gezogen wird". Ihrer Ansicht nach soll Theater die Kombination von Dialog, Musik und Bewegung sein. Ihr Stück Schams-e Parandeh weist alle drei Merkmale auf.