18. Festival für zeremonielles und traditionelles Theater
Vom 30. August bis zum 6. September fand in Teheran das Festival für zeremonielles und traditionelles Theater , an dem auch ausländische Gäste teilnahmen, statt. In diesem Beitrag erfahren sie mehr über dieses Kulturereignis.
Die Iraner haben immer schon viel Wert auf Zeremonien und Traditonen gelegt und bis heute sind sie darum bemüht, diese für die kommenden Genration zu wahren und sie an diese weiterzugeben. Zu den iranischen Zeremonien und iranischem Bräuchen gehören Theaterspiele. Sie sind unter dem Volk beliebt. In diesem traditionellen Theater spiegelt sich das Leben und der Kampf von nationalen und religiösen Helden wieder. Während der Vorführung wird eine direkte Verbindung zwischen den Zuschauern und den Darstellern hergestellt so dass sich das Publikum unmittelbar mit dem Inhalt identifizieren kann. Entsprechend Inhalt und Form des traditionellen Theaters tragen die verschiedene Arten eine andere Bezeichnung: wie Tazieh, Pardeh-Chani, Naqali und Tacht-e Howzi, Puppentheater, Cheymeh-Schab bazi und Sayeh-Bazi. Mit Hilfe dieser Darstellungsformen wird die Bevölkerung darauf aufmerksam gemacht, wie wichtig es ist, sich mit der Geschichte, den Traditionen und der Kultur des Landes zu beschäftigen.
Seit circa 30 Jahren gibt es im Iran ein Festival, dessen Ziel es ist, Theaterwerke mit zeremoniellem und traditionellen Charakter zu bewahren. Dieses Festival findet immer Mitte Schahriwar statt. Die 18. Runde dieses Festivals endete am 6. September 2017. Das erste Festival dieser Art hat 1989 stattgefunden und seit der zehnten Runde findet es nicht mehr jedes Jahr sondern alle zwei Jahre statt. Seit der 12. Festivalrunde beteiligen sich auch einige andere Länder.

Das diesjährige Festival für zeremonielles und traditionelles Theater umfasste nicht nur Kunstereignisse wie Bühnenstücken jeder Art, Freilicht Meydan-i- Theater, Kaffeestuben-Erzähltheater, Schabieh-Chani-Zirkel sondern auch ein multinationales Seminar zum Thema zeremonielles und traditionelles Theater, eine Ausstellung über Dokumente und Gegenstände dieser Theatergattung sowie wie Lern-Werkstätten und Expertensitzungen aber auch einen Wettbewerb für das Schreiben eines Theaterregiebuches.
Auf diesem Festival wurden 179 Theaterstücke vorgestellt, 168 davon aus dem Iran und 11 Projekte aus anderen Ländern. 20 weibliche Theaterregiseeure brachten ihre Schauspiele auf die Bühne. Besondere Aufmerksamkeit erhielt die Festivalsparte für die jugendliche Teilnehmer.11 Kinder und Heranwachsende traten als Naqal - Erzähler - auf.
Dieses Festival hat auch dieses Jahr wieder wie bei allen anderen Festivalrunden die alterfahrenen Theaterkünstler gewürdigt. Es verdeutlicht damit die gute iranische Tradition den Älteren Achtung entgegen zu bringen.
Auf dem diesjährigen 18. Festival für zeremonielles traditionelles Theater wurden 9 Künstler aus diesem Bereich gewürdigt, die in den vergangenen Jahren verstorben sind. Diese Künstler waren in verschiedenen Bereichen dieses Theatergenres tätig. Es handelte sich um Mohammad Halwazadeh, Radschab Ali Moinian, Ayub Basiri, Kazem Afrandnia, Dschaber Anaseri, Gharib Reza Mahdipur, Abbas Rahman, Asghar Nik und Akbar Noruzi.
Dieses Jahr wurde das Festival um die Sondersparte für die Jüngsten erweitert.. Diese Sparte unter dem Motto "Sprösslinge iranischen Theaters" wurde in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für zeremonielles traditionelles Theater, dem Zentralbüro für Theaterkünste und der iranischen Vereinigung für Theaterkünste eingerichtet. Mit dieser Initiative beabsichtigt man, die verschiedenen Theaterformen im Iran zu fördern und Kindern und Heranwachsenden vorzustellen. Die Nachwuchsabteilung des Festivals war fünf verschiedenen Themen gewidmet: dem Puppenspiel Cheymeh Schab Bazi , den Theaterbräuchen, dem lebendigen Erzählvortrag Naqali - dem Passionsspiel Schabieh-Chani - und dem Volks- und traditionellem Theater . Die Darsteller waren kleine Nachwuchstalente und Vorführungsort war der Daneschdschu-Park im Teheraner Stadtzentrum.

Der Schriftführer des 18. Festivals für zeremonielles und traditioneles Theater, Davud Fathali Beygi, sagte über das Interesse für die diesjährige Festivalrunde: "Vor vielen Jahren haben wir mit 12 Gruppen, die lustige Stücke vorführten, das Festival begonnen. Aber für die diesjährige Festivalrunde haben sich 550 Gruppen mit verschiedenen Theatergattungen beworben."
Ardeschir Salehpour, Universitätsdozent und Forscher für Theaterkünste betrachtete die Abhaltung dieses Festivals als ein helles Licht für das iranische Theater und erklärte, dass die wahre iranische Identität auf diese Art von Theaterspielen zurückgeht. Er forderte daher, dass das zeremonielle traditionelle Theater in die Generalstrategie der Regierung für das Theater eingebunden wird und die Künstler das Rollenspiel in dieser Art von Theater nicht vernachlässigen. Er betonte, das Festival sei Manifestation iranischer Kunst und in den letzten Jahren verstärkt begrüßt worden.
Für zwei Tage fand im "Saal der Theatergrößen" des Teheraner Stadttheaters das sechste Seminar zum Thema zeremonielles traditionelles Theater unter Schriftführung von Dr. Mohammad Husain Naser Bacht statt. Zu diesem Seminar wurden 40 Referate von iranischen und ausländischen Theaterforschern akzeptiert. Interessenten und Kunststudenten zeigten reges Interesse.
Dr. Qutbeddin Sadeqi, der im Bereich Theater als Regisseur, Regiebuchautor, Dozent und Forscher tätig ist, sprach als Erster, und zwar über die ästhetischen und soziologischen Aspekte des lustigen Schauspiels Mir-e Noruzi, bei dem anlässlich des Noruzfestes für einige Tage ein falscher König ernannt wurde. Dr. Sadeqi sagte: "Mir-Noruzi ist ein altes iranisches Zeremoniell mit rein symbolischen Charakter, welches in der Antike in den Neujahrstagen vorgeführt wurde und es gibt Berichte darüber, dass es noch bis vor einigen Jahrzehnten in den iranischen Kurdengebieten üblich war. Sadeqi stellte in seinem Vortrag das Besondere an dieser traditionellen Zeremonie vor und besprach die ästhetischen und soziologischen Aspekte dieses alten Brauches.
Zelalem Tobrah aus Äthiopien präsentierte einen Artikel über die traditionellen Zeremonien in seinem Land. Er berichtete , dass es in seinem Land über 86 verschiedene Arten von traditionellem Schauspiel gibt. Mit dem Hinweis, dass in Äthiopien dem zeremoniellen traditionellen Theater nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt wird, sagte dieser Forscher weiter: "Es ist eine wertvolle Sache, dass die Iraner darauf bestehen, ihre Identität zu wahren, und solche Festivals abhalten. Dies zeigt, dass sie Wert auf die Wahrung der Originalität ihrer Kultur legen."
Dieser Gast aus Äthiopien bekundete, dass er die Vorführungen auf der Bühne und im Freien des Festivals genossen hat und fügte hinzu: "Der einzige Weg um Kultur und Sitten vorzustellen, besteht darin, Festivals auf internationaler Ebene abzuhalten. Traditionelle Theaterstücke gelten als Fundament der Folklore und die Entwicklung eines Landes geschieht gestützt auf die Tradition. Durch Wahrung der Traditionen kann ein Land geschützt werden."
Er verwies auch auf die Gastfreundschaft der Iraner und sagte: "Ich bin der einzige dunkelhäutige Gast unter der ausländischen Delegation, welche an dem Festival teilnimmt, aber die anderen haben mich nicht anders behandelt und alle begegnen mir mit einem Lächeln und sehr freundlich.Als ich den Entschluss fasste, an dem Festival teilzunehmen, haben meine Freunde versucht mich davon abzuhalten. Aber ich habe gesagt, ich möchte einmal eine Reise in den Iran machen. Ich freu mich sehr darüber, gekommen zu sein und habe viel Freundlichkeit erlebt."

Dr. Zainal Abdul Latif aus Malaysia sprach auf dem Seminar über den Einsatz der Kampfkünste der Malaien bei der Einübung von Theater und Schauspiel des Darstellers. Er sagte, in seinem Land sei das traditionelle Schauspiel im Begriff auszusterben, weil die Unkosten für die Produktion dieser Art von Theater sehr hoch sind und die Künstler das moderne Theater bevorzugen. Außerdem könnten die alten Meister des traditionellen Theaters nicht mehr tätig sein und auf diesem Gebiet sei kein Künstlernachwuchs ausgebildet worden.
Er betonte, es sei ein Glück, dass der Iran auf das traditionelle Theater Wert legt und ein Budget für dieses Festival ins Auge fasst, und fuhr fort: "Dies bietet Ihnen die Möglichkeit, die Traditionen zu wahren. Die Iraner selber sind allerdings auch an der Wahrung der Theatertraditionen interessiert." Abdul Latif bewertete das Festival als positiv und sagte: "Es wäre schön, wenn diese Werke aufgenommen und mit Untertiteln auf der internationalen Szene den Interessierten zur Verfügung gestellt würden. Außerdem sollten diese Vorstellungen in live oder als Aufnahme zu verschiedenen Anlässen kontinuierlich für Kinder vorgeführt werden, damit eine neue Generation, die daran interessiert ist, erzogen wird.
Sabri Zakri aus Portugal legte auf dem Seminar über zeremonielles traditionelles Theater einen Vergleich zwischen der Figur des "Mohren" in der klassischen portugiesischen und der Figur des "Sia" (Schwarzen) in iranischen traditionellen Schauspielen vor.
Er sagte: "Der portugiesische General Alfonso war im 16. Jahrhundert der Überzeugung, dass jedes Land, welches an die Kontrolle über vier strategisch wichtige Meeresengen gelangen kann, die internationalen Gewässer zu kontrollieren vermag. Eine dieser Meeresengen war die Wasserstraße Hormus (im Persischen Golf) die heute noch als wichtige Verbindung gilt. Der Widerstand der iranischen Bevölkerung hat die Portugiesen gezwungen Hormus zu verlassen. Aber der interkulturelle Austausch hat automatisch eine Wirkung auf beide Völker gehabt."
Sabri sagte über die Ursprünge der Figur des Sia: Die Portugiesen besaßen Schiffe und Sklaven. Ihre Schiffe lieferten die schwarzen Sklaven in alle Welt. Der Gedanken der Unterwerfung der Sklaven ist im Laufe mehrere Epochen in die anderen Kulturen eingesickert. Der Schwarze galt als Besitz, er wurde in die Häuser aufgenommen, er pflanzte sich fort und seine Kultur ging von einer Generation auf die andere über. In den südlichen Gebieten des Irans fand der erste kulturelle Austausch zwischen den Schwarzen und Iranern statt. Viel intensiver war er schon zur Zeit der Perser verlaufen. Der Theaterexperte aus Portugal sagte abschließend, eine Exkursion und Besichtigung der Insel Hormus sei ein wertvoller Weg zur Untersuchung des kulturellen Austausches zwischen den Iranern, den Schwarzen und den Portugiesen.