Preisträger des Fadschrdekade-Filmfestivals im Iran, Februar 2018
Zwei Filme haben auf den Abschlusszeremonien zu den 36. Fadschrdekade-Filmfestival am meisten geglänzt und zwar Tangeh Abu Quraib und Maghzhaye Kutschek Zangzadeh. Wir werfen in diesem Beitrag einen Blick auf diese und weitere Preisträger des Festivals.
Am 22. Bahman, dem 11. Februar 2018 und damit dem Jubiläumstag des Revolutionssieges wurden auf der Abschlussfeier des diesjährigen Fadschr-Filmfestivals die Preisträger vorgestellt. In Anwesenheit von Künstlern und Freunden der Kinowelt verlas der Minister für Kultur und Islamische Lenkung die Botschaft des Präsidenten der Islamischen Republik Iran, Hasan Rohani. An einer Stelle dieser Botschaft hieß es: Der Kinofilm ist einer der effektivsten Instrumente der Kultur und Kunst, welche die heutige Menschheit entdeckt hat, um Botschaften und Kulturerbe und ihre zivilisatorischen Errungenschaften vorzustellen und zu übermitteln. Aber eine Zivilisation kann nur dann auf Beständigkeit, Fruchtbarkeit und Reproduktion ihrer Werte hoffen, wenn sie die Übermittlung in Begleitung der eigenen Verbesserung managen kann, sie als vital betrachtet , einen Überblick über ihrer Stärken und Schwächen aus strategischer Sicht gewinnt und keinen Augenblick lang versäumt, der Gesellschaft Hoffnung zu geben."
(Ausschnitt aus dem Film "Tangeh Abu Ghuraib":)
In der Botschaft von Präsident Rohani hieß es weiter:
"Der Kinofilm ermöglicht verschiedenen Gesellschaftsgruppen Kritik zu üben und den Dialog über verschiedene wichtige Fragen und Themen zu führen ,und dies ist der Ausgangspunkt für jede Art von Fortschritt für unser Leben auf politischer, gesellschaftlicher, kultureller und wirtschaftlicher Ebene. Die Bevölkerung sucht im Kern von Filmgeschichten nach ihrem Leben, ihrer Identität und ihren Träumen, ihren Leiden und ihren Freuden und Hoffnungen. Vielleicht ist dieser Aspekt des Kinofilms ein wichtiger Grund für seine allgemeine Anziehungskraft. Das Kino kann eine solche Grundlage für eine gemeinsame Suche sein, mit dem Ziel den Menschen zu einer Antwort zu verhelfen. Immer wenn unser Kino der Übernahme einer solchen Rolle und Verantwortung nahe gekommen ist, konnte es statt Nachahmung sich auf seine eigenen Neuerungen stützen und seinen Ruf international verbreiten."
Einer der iranischen Filme hat auf dem Festival 5 Preise für sich bestimmt, und zwar der Film Tangeh Abu Quraib. (die Talenge Abu Quraib). Und zwar gewann dieser Film fünf kristallene Simorghs. Im Einzelnen wurde er mit dem Standbild dieses Sinnbildes der Mystik ausgezeichnet für: Spezialeffekte, das beste Maskenbild und die beste Aufnahmetechnik, den besten männlichen Hauptdarsteller sowie den kristallenen Simorgh für den besten Film. Diesen Film hat Bahram Tawakoli gedreht. In diesem Film erzählt ein Jugendlicher, der mit seiner Kamera an die erste Frontlinie zieht, über die Abenteuer, die sich im Laufe eines Tages dort abgespielt haben. Tangeh Abu Quraib spiegelt einen Tag der Verteidigung einer Talenge gegenüber der Invasion des Saddam-Regimes in der Region Fakkeh und Scharhani an der iranisch-irakischen Grenze wider.

Das Publikum bekommt in dem Film Tangeh Abu Quraib keinen Feind zu Gesicht, aber es verspürt vollkommen dessen Anwesenheit und die Natur des Feindes wird ihm deutlich. In "Tangeh Abu Quraib" sterben die Helden der Geschichte den Märtyrertod oder werden verletzt, weil sie diese strategisch wichtige Talenge gegenüber den Eindringlingen verteidigen. Der Film bewegt sich auf der Grenze zu einem Anti-Kriegsfilm. Bahram Tawakolli vergegenwärtigt den Krieg mit all seinen traurigen Szenen und Zerstörungen und Trennungen. Aber er verurteilt nicht die jungen Männer von gestern, die ihr Land und ihre Religion verteidigen mussten. Und daher ist sein Film doch kein Anti-Kriegsfilm. Er kann als eines der wichtige Werke der letzten Jahren zum Thema Krieg betrachtet werden.
(Ausschnitt aus dem Film "Maghzhaje Kutschek Zangzadeh")
Der Film Maghzhaje Kutschek Zangzadeh - "kleine verrostete Hirne" erhielt mehrfach den kristallenen Simorgh für die beste Tontechnik und als bester Kunst- und Experimentalfilm sowie für das beste Regiebuch und den besten Film aus der Sicht der Zuschauer. In diesem Film, den Houman Seyyedi gedreht hat, geht es um eine heile Insel inmitten eines Vorstadtviertels mit hoher Kriminalitätsrate.
Der Film "Kleine verrostete Hirne" handelt von drei Brüdern: Schakur, Schahin und Schahrus, die in einem Armenviertel wohnen. Der Regisseur sagt, er habe mit seinem Film keine Schwarzmalerei betreiben wollen, sondern versucht die bittere Wahrheiten zu zeigen und dennoch den Film sehr hoffnungsfroh enden lassen. Er sagt , man dürfe nicht erwarten nach jedem Film den Kinosaal lachend zu verlassen. Der Schmerz sei genauso ein Gefühl wie die Freude.

Der Film "Be Waght-e Schaam" - "Lokalzeit Damaskus" wurde ebenfalls mit drei kristallenen Simorgh ausgezeichnet, darunter für die beste Filmmusik und die beste Regie. Diesen Film hat Ibrahim Hatemikia gedreht. Es ist sein 19. Kinofilm . In diesem Film geht es um die IS-Terrorgruppe. Die meisten Darsteller in diesem Film sind Araber. Die IS-Terrorgruppe, auf arabisch Daisch genannt, erklärte sich 2014 zum Kalifen über die Islamische Welt aber im vergangenen Jahr 2017 gaben Syrien, Irak und Iran ihre Vernichtung in der Region bekannt. Der Film "Be Waght-e Schaam" spielt in der Zeit, als die IS-Terroristen auf dem Höhepunkt ihrer Macht in Syrien standen.
In den meisten Filmen von Hatemikia kommt es zu einem Meinungsstreit zwischen den Charakteren. In seinem jüngsten Filmdrama geht es um die Konfrontation zwischen verschiedenen Ideologien. Hatemikia unterscheidet selbst unter den IS-Terroristen noch einmal nach verschiedenen Meinungsgruppen und lässt ihre Vertreter zu Wort kommen. Der Film "Lokalzeit Damaskus" zeichnet sich durch seine Kameraführung aus. Das Besondere an dem Film ist auch der Einsatz von nicht-iranischen Darstellern.
(Teaser zu dem Film "Lokalzeit Damaskus")
Der Krieg hat verschiedene Seiten und viele Jahre über bleiben seine Folgen bestehen. Unabhängig davon, wer den Krieg begonnen hat, bereitet er den Menschen Kummer und Elend. Der Film Sarw zir Ab - "Zypresse unter Wasser" wurde mit drei Preisen ausgezeichnet: einen für das beste Bühnenbild, einen für die beste Kameraführung und einen als bester Film aus nationalen Gesichtspunkten. Diesen Film hat Mohammad Ali Bascheh Ahangar gedreht. Die Geschichte von der Zypresse unter Wasser beginnt damit, dass einen von den Leuten, die in den ehemaligen Kriegsgebieten nach den Überresten von gefallenen Kämpfern suchen und deren Identität feststellen, Zweifel überkommt, ob er die Leiche eines Märtyrers wirklich dessen Familie oder einer fremden Familie übergeben hat. Er macht sich auf den Weg um die Wahrheit herauszufinden und im Rahmen dieser Reise erfährt er mehr über eine zarathustrische Familie und ihr Verständnis vom Märtyrertod.
Bascheh Ahangar schafft eindrucksvolle Szenen in diesem Film. Sein Film spielt in drei verschiedenen geographischen Regionen. Der Film "Zypresse unter Wasser" ist ein Film der die Familien der Märtyrer unter den Religionsminderheiten ehrt. Zum ersten Mal handelt ein Film im iranischen Kino von den Märtyrern der Zarathustrier. Deshalb kann dieser Film als ein wichtiger Schritt für die nationale Verständigung gelten.

Der Film "Bomb: yek ascheghaneh" "Bomben: ein Verliebter" - erhielt den besten Preis für Kostümbild und den Jurypreis für das beste Regiebuch. Payman Maadi , der Regisseur dieses Filmes, gibt der Zeit des Krieges eine andere Note. Er betrachtet die Erlebnisse der Schulkinder während des Krieges. Vor diesem Hintergrund erlebt der Zuschauer die Begegnung zwischen den verschiedenen Generationen und Sichtweisen. Während der Film angenehm mit der Geschichte von einem glücklichen Ehepaar beginnt, wirft er nach und nach immer mehr soziale Probleme auf. Das besondere an diesem Film ist das gute Rollenspiel der Darsteller, insbesondere der Schulkinder.
Insgesamt lässt sich sagen, dass die Filme, die auf dem 36. Fadschr-Filmfestival vorgestellt wurden von einer professionellen Weiterentwicklung des iranischen Kinos zeugen. Natürlich waren nicht nur Filme über die Zeit der Heiligen Verteidigung und über den Widerstand zu sehen, sondern auch Filme zu sozialen Themen sowie Komödien. Es wurden Spielfilme, Animations und Dokumentationen gezeigt.