Was uns das Gebet zum Jahreswechsel lehrt
(last modified Mon, 12 Mar 2018 08:34:00 GMT )
Mrz 12, 2018 09:34 Europe/Berlin

O du Verwandler der Herzen und Blicke! O du Verwalter von Nacht und Tag.  O du der du die Jahre wechselst und die Herzen und Befindlichkeiten veränderst! Verwandle den Zustand unserer Herzen in den besten aller Zustände!

Der Frühling erheitert die Herzen mit seiner Ankunft und er bringt den Seelen Erleuchtung. Die Blumen lächeln und zaubern ein Lächeln auf die Gesichter und nun, da die Natur sich wandelt, erfährt auch der Mensch einen Wandel.  Einen Wandel,  durch den der kalte Winter in einen schönen Frühling verzaubert wird und bei dem nicht nur das Äußere sondern auch das Innere eine Metamorphose erfährt.  Während dieses Wandels bitten die Menschen um Gottes Beistand und mit festen Schritten auf den göttlichen Beistand vertrauend,   reinigen sie das Herzen von allem Hässlichen, damit die Barmherzigkeit Gottes auf sie herabkommt.

 

Alles ändert und verwandelt sich in der irdischen Welt. Wir sehen es deutlich in der Natur.  Mit Ablauf des alten Jahres und Abschied des Winters, erleben wir auf der Erde eines der anschaulichsten Zeichen für die Macht Gottes. Die  tote Erde bringt neues Leben hervor  und lehrt den Menschen, dass es nötig ist sich zu verändern und in Bewegung zu setzen. Der Mensch kann einen Wandel erreichen, wenn er sich anstrengt und seine Spiritualität entfaltet.  Noruz - das Neujahr am ersten Frühlingstag - fordert zum Wandel auf.  Und deshalb beten wir,  wenn das neue Jahre das alte ablöst,  zu Gott und bitten ihn, dass er auch uns auf beste Weise einen Wandel erfahren lässt und unser Inneres  eine Entfaltung erlebt, ähnlich dem sichtbaren Wandel in der Frühlingsnatur:

یا مقلب القلوب و الابصار

یا مدبر الیل و نهار

یا محول الحول و الاحوال

حول حالنا الی احسن الحال .

O du Verwandler der Herzen und Blicke! O du Verwalter von Nacht und Tag.  O du der du die Jahre wechselst und die Herzen und Befindlichkeiten veränderst! Verwandle den Zustand unserer Herzen in den besten aller Zustände!

 

Das Bittgebet ist im Islam eines der selbstverständlichen Dinge . Der  Islam hält die Muslime dazu an, sich mit ihren Wünschen an Gott zu wenden und Gott zu bitten, diese zu erfüllen.  Ebenso gibt es auch in den Lehren der vorherigen  Gesandten Gottes   die Anweisung zum Beten.  Die Propheten haben die Menschen aufgefordert ihre Bitte an Gott zu stellen. Über einige ihrer Gebete erfahren wir im Heiligen Koran. So betet Prophet Abraham, als er auf Gottes Anweisung seine Frau Hadschar mit seinem Sohn Ismael in der Wüste von Mekka zurücklässt, zu Gott gemäß Vers 37 der Sure 15: (Ibrahim): 

 "Unser Herr, ich habe (einige) aus meiner Nachkommenschaft in einem Tal ohne Pflanzungen bei Deinem geschützten Haus wohnen lassen, unser Herr, damit sie das Gebet verrichten. So lasse die Herzen einiger Menschen sich ihnen zuneigen und versorge sie mit Früchten, auf dass sie dankbar sein mögen."

                              

Moses  wird von Gott  beauftragt, zum Pharao zu gehen und ihn zur Religion Gottes einzuladen. Er übernimmt diese gefährliche Aufgabe  und dann betet er: (gemäß den Versen 24 bis 28 der Sure Taha (Sure 20  ):

 „Mein Herr, weite mir meine Brust,

und mache mir meine Angelegenheit leicht.

Und löse den Knoten in meiner Zunge,

so dass sie meine Worte verstehen.

Die Bedeutung und Notwendigkeit des Bittgebetes geht aus zahlreichen  Koranversen hervor. Das Beten zu Gott  erhellt das Herz mit Zuversicht und mit Gottesfürchtigkeit und zugleich mit  Wissen. 

 

Zu Beginn des Gebetes, welches zum Jahreswechsel  zu Noruz gesprochen wird, rufen wir Gott mit "Muqalib-ul Qulub wa-l Absar : O du Verwandler der Herzen und Blicke!

Denn  laut der islamischen Lehren sind die Qulub - die Herzen - Quelle aller menschlichen Taten. Der ganze Körper gehorcht diesem Qalb - dem Herzen.  Qalb ist der Ausgangspunkt  für einen Wandel.  Wenn wir Gott um eine Metamorphose und Revolution in unseren  Herzen und in unserem Blick bitten, so hat es damit zu tun,   dass der Mensch, weil er Gott schnell vergisst und  falschen Göttern zuneigt,   einen Wandel im Herzen und eine Erhellung seines inneren Blickes braucht.  Dieser Wandel im Herzen und im Blick muss von Gott kommen. Nur Gott mit  Seiner Gnade und Barmherzigkeit kann unser Herz von dem Belag befreien, der sich auf ihm gebildet hat, und nur Er kann  das innere Auge  mit dem Licht der Erkenntnis  erhellen.

Manchmal verhüllt die Patina der Sünde und der Achtlosigkeit unser Herz, und wenn das Herz nicht von dieser Patina befreit wird,  erkrankt es und wenn es dann keine Behandlung erfährt,  schreitet seine Erkrankung so weit vorwärts, dass es stirbt.  Wenn das Herz stirbt, dann wird auch sein Auge vernichtet und der Mensch erblindet innerlich und vermag nicht mehr das Recht vom Unrecht zu unterscheiden.  Und daher rufen wir Gott in diesem Gebet mit "o du Verwandler der Herzen und Blicke". Darum nämlich,  damit er die Herzen in Richtung der Vollkommenheit verwandelt und die Blicke auf Sich lenkt. Nur dank der  Gnade des Allbarmherzigen kann eine solche große Revolution erfolgen und können die Schleier der Unachtsamkeit beiseite gezogen werden. Nur auf diese Weise  kann das innere Auge das Licht der Erkenntnis wahrnehmen. 

 

Dem Wechsel von Tag und Nacht liegt eine erstaunliche Systematik zugrunde, die Aufschluss über Gottes Macht gibt.  Die Bewegung der Himmelskörper  ist so präzise geregelt, dass man genau auf die Sekunde und Minute berechnen kann, wann das alte Jahr zu Ende geht und das neue beginnt, nämlich in dem Moment wo Nacht und Tag gleich lang sind.

Wir beten also im Noruzgebet im zweiten Satz: O  du Verwalter von Nacht und Tag!

Mit anderen Worten erinnern wir uns daran, dass Gott alles geplant hat und aufgrund seiner Planung die Tage wechseln, die Nacht in den Tag übergeht und der Tag in die Nacht.  Wir wenden uns an Gott, damit er uns zum Wandel in Richtung der Vollkommenheit verhilft.  Wir möchten, dass Er uns auf dem Weg zum wahren Glück  weiterhilft.

Noruz ist eine gute Gelegenheit über die Vergangenheit nachzudenken, ebenso wie über die Gegenwart und Zukunft.  Dies dient dem Ziel, umzudenken, wobei sich  unser verändertes Denken, Empfinden  und Verhalten   positiv auf unsere Zukunft auswirken und wir frei von dem Kummer über vergangene Missgeschicke und Misserfolge   das neue Jahr mit konstruktiven Plänen beginnen. Deshalb bitten wir Gott schließlich am Ende des Gebetes, dass er unseren Zustand in den besten aller Zustände verwandelt.  Haulin Halina ila Ahsan-ul Hal! 

Ahsan-ul Hal - der beste Zustand bezieht sich auf die höchste Stufe des Glaubens und für diese Glaubensstufe muss der Mensch mit seinem Denken, dem was er sagt und dem was er tut die Zufriedenheit Gottes erzielen. Um Gottes Zufriedenheit zu finden, muss er an alles was Sein Gesandter dem Menschen an göttlicher Offenbarung mitgeteilt hat,  glauben und dementsprechend handeln. Natürlich  erkennen wir an den Zeichen Gottes in der Schöpfung Sein Allwissen und Seine Existenz. Doch damit sind wir noch nicht auf die  höchste Glaubensstufe gelangt.   Der Glaube muss zur Gewissheit werden.  Wir erfahren aus dem Vers 260 der Sure Baqara, dass der Prophet Abraham gesagt hat:  

"...`Mein Herr, zeige mir, wie Du die Toten lebendig machst!`Gott sprach:  `Glaubst du immer noch nicht?` Er sagte: `Doch, aber (ich frage,) damit mein Herz Ruhe findet.`“

 

Die Wandlung des Zustandes in den besten aller Zustände bedeutet nichts anderes als der Wandel vom schlechten Zustand in einen guten.  Dieser Wandel ist möglich, wenn der Mensch sich fest vornimmt, seine religiösen Pflichten zu erfüllen  und zweitens sich durch reuevolle Umkehr zu Gott von begangenen Sünden reinmacht, denn der schlimmste Zustand des Menschen tritt ein, wenn er sündig ist.  Zu den besten Taten zu Neujahr gehören daher auch das Fasten und Spenden, aber auch der Besuch bei den Verwandten und bei Kranken und der Gräber der Verstorbenen.   Diese Dinge helfen dem Menschen den Ahsan-ul Hal, den besten aller Zustände zu erreichen. Ebenso soll der Mensch  gestützt auf den Heiligen Koran und die Edlen Imame den geraden Weg Gottes gehen, damit er vor dem Irrweg sicher ist, kein Unrecht begeht  und  das Glück in beiden Welten erreicht .