Abadeh: National- und Weltstadt des Monabats
Die Provinz Fars ist bekannt für ihre Künste, und ihre Stadt Abadeh ist bekannt für Monabat-Kari. Dieses Kunsthandwerk von Abadeh wurde in die Liste des immateriellen Kulturerbes Irans aufgenommen. Es erhielt 17 nationale Auszeichnungen für gutes Kunsthandwerk und fünf goldene Abzeichen des Fadschr-Festivals. 150 Heim- oder Gewerbewerkstätten und 5 Tausend Kunsthandwerker sind in Abadeh im Bereich Monabat tätig. Abadeh ist nun Weltstadt des Monabats.
Am 26. November dieses Jahres (2018) hat der Weltrat für Kunsthandwerk die Stadt Abadeh in der iranischen Provinz Fars zur Weltstadt des Monabats erklärt. Die Stadt Meybod in der Provinz Yazd wurde zur Weltstadt des (handgewebten Bodenbelages) Zilu ernannt und das Dorf Choraschad (engl.: Khorashad) in Süd-Chorasan wurde von dem Weltrat als Dorf des Tubafi (des Handtuch-Webens) auf die internationale Liste gestellt.
Die Leiterin des Sekretariats des Weltrates für Kunsthandwerk für den Bereich Asien und Ozeanien, Frau Dr. Ghada Hijjawi-Qaddumi hat den Landkreis Abadeh im vergangenen Monat zwei Tage lang besucht und sich aus der Nähe über die Geschichte des dortigen Kunsthandwerkes und vor allen Dingen über das Kunsthandwerk Monabat-Kari informiert. Sie bewunderte, mit welcher Liebe die Einwohner von Abadeh der Kunst des Holzschnitzwerkes nachgehen und sagte: „Ich habe gesehen, wie diese Menschen in diesem Beruf aufgehen und welche Ruhe und Zufriedenheit sie dabei empfinden.“

Der Weltrat für Kunsthandwerk hat 2014 mit der Registrierung von Weltstädten des Kunsthandwerkes begonnen. Die Auswahl erfolgt jährlich in fünf verschiedenen Regionen der Welt durch internationale Gutachter. 2015 wurden zwei Städte Irans, welches in die Region Asien und Ozeanien fällt, vom Weltrat für Kunsthandwerk auserkoren: Tabriz als Weltstadt für den Knüpfteppich und Isfahan als Weltstadt für das Kunsthandwerk.
Bislang wurden weltweit 28 Städte als Weltstädte des Kunsthandwerkes registriert. Iran steht mit 8 Weltstädten und zwei Weltdörfern ganz oben an auf ihrer Liste.
Der Landkreis Abadeh befindet sich 274 km nördlich von Schiraz. Abadeh ist eine Stadt mit viel Grün und gastfreundlichen Menschen. Es liegt an der Verbindungsstraße zwischen Schiraz und Isfahan, hat viele Obstplantagen und Äcker, mehrere Lagerstätten, sowie einige Kulturdenkmäler. Abadeh nimmt einen wichtigen Platz in der Kultur, Kunst und Wirtschaft der Provinz Fars und des Irans ein.
Der Verwaltungsbezirk Schahrestan-e Abadeh umfasst circa 7500 Quadratkilometer und ist ein beliebtes Reiseziel in der Provinz. Das Klima ist gemäßigt was die traditionelle Bauweise und die traditionelle Bekleidung geprägt hat.
Monabat ist ein Kunsthandwerk, das bereits vor tausendfünfhundert Jahren in einigen Gegenden Irans üblich wurde. Gemäß historischen Belegen steht die Wiege dieser iranischen Schnitzkunst in der Provinz Fars und zwar in der Stadt Abadeh. Schon immer sind Monabat-Arbeiten beliebte Mitbringsel von Reisenden aus dem In- und Ausland gewesen. Angesichts der Originalität und der langen Geschichte dieses Kunsthandwerkes von Abadeh hat man einige Schritte zu seiner Erhaltung und Verbreitung unternommen. Dazu zählt die Aufnahme von Abadeh als Nationalstadt des Kunsthandwerkes auf dem Gebiet von Monabat-Kari in die Liste des immateriellen Nationalerbes.

Außerdem wurde eine Akte für das Schnitzwerk bei der WIPO, Weltorganisation für geistiges Eigentum, mit Sitz in Genf vorgelegt. WIPO ist eine Organisation der Vereinten Nationen. Diese Organisation nahm nach Unterzeichnung eines Übereinkommens im Jahre 1967 ihre Arbeit auf und dient dem Schutz von geistigem Eigentum. Die Islamische Republik Iran gehört zu den 185 Mitgliedsländern von WIPO.
Nachdem die WIPO die Akte über das Schnitzwerk von Abadeh untersucht hatte, stellte sie das erste internationale Zertifikat über die Eintragung des geografischen Kennzeichens für iranisches Kunsthandwerk unter dem Namen Monabat-e Abadeh aus. Nach Erhalt dieses Zertifikats der WIPO konnten die Künstler in der Mahbod- Kunst-Genossenschaft von Abadeh und die lokale Behörde für Kulturerbe, Kunsthandwerk und Fremdenverkehr schneller die Ernennung ihrer Stadt zur Monabat-Weltstadt erzielen.
Monabat-Kari ist ein sehr kunstvolles Handwerk. Monabat-Künstler lassen sich von der Natur, der Mystik und dem Islam inspirieren. Sie müssen Talent und Geduld für die Hervorbringung eines wertvollen Kunstwerkes aus einem einfachen Werkstoff wie Holz besitzen. Das Schnitzwerk Monabat wird umso schöner und beständiger, je fester und dichter das Holz ist.
Der Monabat-Künstler wählt verschiedene Holzsorten aus. Am besten geeignet ist das Holz des Walnuss- und Birnenbaumes, der Platane, der Buche, Pappel und des Buchsbaums. Jedes dieser Hölzer hat seine spezielle Farbe und die Verwendung verschiedener Hölzer für das Schnitzwerk trägt entschieden zu dessen Schönheit bei.
Zunächst wird auf dem Holz das geplante Motiv aufgezeichnet, dann beginnt die Gravierungsarbeit und schließlich werden nach Wunsch zusätzlich die plastischen Formen durch Schnitzen herausgearbeitet.
Holzschnitzerei ist heute in einer Reihe von Städten Irans üblich. In einigen Städten blickt sie jedoch auf eine lange Geschichte zurück, insbesondere in Tuyserkan und Malayer in der Provinz Hamadan, Golpaigan in der Provinz Isfahan und eben in Abadeh in der Provinz Fars. Holzschnitzer gibt es auch in der Stadt Buschehr im Süden und der Stadt Urmiyeh im Westen des Landes.
Die älteste erhalten gebliebene iranische Monabat-Schnitzerei stammt aus dem neunten Jahrhundert nach Christus. Es handelt sich um einen Türflügel aus Holz der Atiq-Hauptmoschee in Schiraz. Diese Schnitzerei entstand zur Zeit des Saffaridenherrschers Amri Ibn Laith Saffari. Auf einem Untergrund aus Pappelholz wurde der Türflügel mit mehreckigen geometrischen Figuren aus Walnussholzstäbchen schön verziert. Heinrich Karl Brugsch, ein deutscher Orientalist, der im 19. Jahrhundert gelebt hat, schreibt in seinem Bericht über seine zweite Iranreise: „Abadeh ist wegen der Anfertigung von Holzgegenständen sehr bekannt. Die Handwerker in dieser Stadt fertigen mit unglaublichem Geschick aus dem Holz des Birnbaumes alle möglichen Holzgegenstände mit schönen Schnitzereien an.“

Zu den ersten Schnitzarbeiten aus der iranischen Antike, zum Beispiel aus dem 3. Jahrtausend vor Christus, gehören die mit Eingravierungen verzierten Zylinderstempel. In verschiedenen Museen auf der Welt werden einige Exemplare davon aufbewahrt. Unter den Sassaniden, die nach Christus im Iran regierten, entfaltete sich die Schnitzerei und Gravierungskunst weiter. Es wurden neue Methoden entwickelt und die Vielfalt der angefertigten Kunststücke nahm zu. Die Kunstwerke aus der Zeit der Sassaniden haben nachhaltig das iranische Kunsthandwerk beeinflusst.
Nach Beginn der Islamischen Ära blühte der Bau von islamischen Gebetsstätten – den Moscheen – auf. Die iranischen Künstler gehörten zu den ersten, die sich für die schöne Gestaltung der Moscheen einsetzten. Parallel zu dem Aufblühen der Baukunst entfalteten sie die Kunst des Kacheldekors und der Stuckverzierung ebenso wie die Schnitzerei. Monabat-Kari wurde für die Verzierung von Predigerstühlen und den Fensterrahmen und Pforten von Moscheen üblich.
Es sind besonders schöne Werke aus dieser Epoche erhalten geblieben, in der die iranischen Künstler mit ihrem Schaffen die Lehren des Islams unterstützt haben.
Es gibt drei Arten von Monabat-Kari. Sie nennen sich: Hakaki, Bardschesteh Namai und Peykar Taraschi. Beim Hakaki werden Bilder oder Muster in eine Holzfläche eingraviert so dass das Motiv tiefer liegt als die Oberfläche des hölzernen Werkstückes.
Beim Bardschesteh Namai bleibt zwar eine Grundfläche erhalten, aber die plastischen Figuren ragen aus ihr auf eine Weise heraus, als ob sie getrennt von ihr existierten. Unter Paykar-Taraschi versteht man eine Schnitzerei, bei dem nichts mehr von der ursprünglichen Grundfläche bestehen bleibt und wir es mit einer vollständigen Holzskulptur zu tun haben.
Monabat-Kari wird meist auf Holz und manchmal auf Elfenbein oder Knochen angelegt. Die Motive sind Skulpturen, Profile, Islimi-Blätterwerk, stilisierte Blumen usw. Dekorgegenstände und Bilderrahmen werden gerne durch Moschabak-Kari verschönert d.h. durch Schnitzwerk in Form von Gittermustern. Außerdem wird -das Monabat-Kari Werk auch gerne als Muaraq-Kari, also mosaikartig, gestaltet. Hierbei werden verschiedenfarbige Teilchen aus Holz, Elfenbein, Knochen oder Muscheln zu Bildern, geometrischen Mustern, Islimi-Blattwerk usw. zusammengelegt.
Den letzten Schliff erhält ein Monabat-Kari-Werk durch zusätzliche Bemalung oder weitere Bearbeitung der Oberfläche, um sowohl das schöne Aussehen zu steigern als auch das Werk vor Feuchtigkeits- und Wärmeeinflüsse usw. zu schützen.