Ein Juwel der iranischen Wissenschaft und Kunst: Scheich Bahai
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Scheich Bahauddin Amili , bekannt als Scheich Bahai, ist einer der berühmten iranischen Gelehrten aus dem 10. bis 11. Jahrhundert nach der Hidschra (16. bis 17. Jahrhundert nach Christus). Anlässlich des Gedenktages dieses großen iranischen Denkers und Gelehrten möchten wir Sie mit seinem Leben und Wirken vertraut machen.
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Apr 22, 2016 07:38 Europe/Berlin

Scheich Bahauddin Amili , bekannt als Scheich Bahai, ist einer der berühmten iranischen Gelehrten aus dem 10. bis 11. Jahrhundert nach der Hidschra (16. bis 17. Jahrhundert nach Christus). Anlässlich des Gedenktages dieses großen iranischen Denkers und Gelehrten möchten wir Sie mit seinem Leben und Wirken vertraut machen.


  Am Firmament der Wissenschaft sind manchmal Sterne aufgestiegen, die nicht nur in verschiedenen Wissensbereichen Ruhm ernteten sondern auch auf dem Gebiet der Literatur und Kunst eine Größe waren. Einer dieser genialen Persönlichkeiten ist zweifelsohne Scheich Bahauddin Amili gewesen. Am 3. Ordibehescht, im Schaltjahr 2016 der 22. April, wird im Iran seiner gedacht. Unter den Zeitgenossen dieses Gelehrten des 16. bis 17. Jahrhunderts ist kaum jemand zu finden, der so vielseitig war wie er und so zahlreiche Kenntnisse besaß. Scheich Bahai ist eine Persönlichkeit in der Mathematik, der Überlieferungskunde und Sprachen sowie in Theosophie und islamische Jurisprudenz und weiteren Wissenschaften gewesen. 

Scheich Bahai erblickte im Jahre 953 nach der Hidschra und dem Mondkalender (1546 nach Christus) in Baalbek, im Libanon, das Licht der Welt. Er lebte bis im Alter von 13 in Dschabal Amil, eine südliche Region im damaligen Libanon, in einer kleinen Ortschaft namens Dschabal. Seine Abstammung geht auf Harith Ibn Abdullah `Awar Hamedani, eine Persönlichkeit des Islams und naher Getreue des Imam Ali (gegrüßet sei er) zurück.

Der Vater von Scheich Bahai war ein geschätzter Gelehrter. Es war Scheich Husain, Sohn des Abdul Samad Harithi und ein Schüler des berühmten Rechtsgelehrten der Schiiten Schahid Thani. Scheich Husain, der selber über Islamisches Recht , die Glaubensgrundsätze und die damals üblichen Wissenschaften Bücher geschrieben hat, verließ nach dem Märtyrertod von Schahid Thani die Region Dschabal Amil , weil den Schiiten in dieser Region große Schwierigkeiten bereitet wurden. Er siedelte mit seiner Familie nach Iran um. Dank seiner Begabung hat Scheich Bahai das Wissen seines Vaters und die wissenschaftlichen Kreise im Iran nutzen können und sich die Kenntnisse in den damals üblichen Wissenschaften angeeignet. 996 nach der Hidschra wurde er zum höchsten Theologen, dem Scheich-ul Islam, von Isfahan, der neuen Hauptstadt des Saffawidenkönigs Schah Abbas der Erste bestimmt. Er behielt diese Stellung bis an sein Lebensende.

Scheich Bahai reiste in verschiedene Länder, um sich bei großen Gelehrten Wissen anzueignen. Er ist einer der eifrigsten Gelehrten Irans und der Islamischen Welt gewesen und ihm werden über 100 Buchbände zugeschrieben. Zur Würdigung der Verdienste, die sich Scheich Bahai für die Astronomie gemacht hat, wurde das Jahre 2009 von der UNESCO zum „Jahr der Astronomie und des Scheich Bahai“ ernannt.

Scheich Bahai war aber auch ein begabter Dichter und hat Poesie in Farsi, Arabisch und Türkisch verfasst, und zwar in Form von Masnawi, Ghaselen und Vierzeilern. Seine Gedichte neigen alle stark zur Mystik, und sind oft von gekonnter vielschichtiger Aussage.

Ein sehr bekanntes Werk von Scheich Bahai ist sein Buch „Kaschkul“ (Bettlerschale). Es zeugt für sein großes spirituelles Wissen. Einen Teil des Buches hat er in Anlehnung an Gedichtswerke, die er liebte, verfasst oder aus diesen entnommen. Andere sind seine eigenen poetischen Werke, die über sein Denken Aufschluss geben.

Bei seinen Ghaselen auf Persisch folgt er dem Schema von Fakhr addin Iraqi und Hafiz und in der Anwendung von Vierzeilern nimmt er sich Abu Said Abdul Chair und Chadsche Abdullah Ansari zum Vorbild, während er bei seinen Masnawis methodisch dem Dichter Molavi (Rumi) folgt.

Zu seinen berühmten Werken der Masnawi-Dichtung gehört „Nun wa Halwa ( Brot und Süßigkeiten )“ Dieses Masnawi handelt von der Hadschreise nach Mekka. In diesem Werk vereinen sich Predigt und Satire, Erzählung und Allegorien und mystisches und menschliches Wissen. Es ist flüssig geschrieben und liest sich angenehm. In diesem Gedichtswerk kritisiert Bahai unter anderem den Stolz und die Verblendung durch Reichtum, soziale Stellung und den Schmuck des Weltlichen. An einer Stelle empfiehlt Scheich Bahai den Abstand von den Herrschern und Unterdrückern und sagt, dass Herz und Religion verloren gehen, wenn der Mensch sich den Mächtigen nähert. In diesem Werk werden seine politischen Ansichten besonders deutlich.

Scheich Bahai hat wie es unter den schiitischen Gelehrten üblich war auch ein Arbaein geschrieben, nämlich eine Zusammenstellung von Vierzig Hadith des Propheten. In seinem „Arbaein“ erläutert er die ausgewählten vierzig Prophetenworte. Außerdem schneidet er politische Themen an und äußert transparent seine Standpunkte. Sein Arbaein enthält auch Erklärungen über die Voraussetzungen und einzelnen Phasen des Gebotes - Amr be Maruf – dem Anhalten zum Guten – und Nai as Munkar – dem Verwehren des Schlechten.

Zu den wichtigsten Prosa-Werken Scheich Bahais zählt Dschamii Abbasi – die Abbassi-Sammlung. Dieses Werk schrieb er auf Anweisung des Saffawidenherrschers Abbas der Erste. Es legt die religiösen Richtlinien der Saffawidenregierung und die Verwaltung der politischen und religiösen Angelegenheiten zur Zeit dieses Königs dar. Allerdings verstarb er, bevor er dieses Buch zu Ende schreiben konnte. Das übernahm dann sein Schüler Nezamuddin Sawaidschi.

Miftah ul Falah (Schlüssel zur Rettung) und Habl ul Matin (das Haltetau) und Hadaiq al Salehin (Garten der Rechtschaffenen) sind weitere Werke des Gelehrten Bahai .

Bahauddin Mohammad Amili wurde in seiner Epoche sowohl hinsichtlich seines Wissens als auch hinsichtlich seiner Moral geschätzt. Er war in der Mathematik und der Sternkunde ein großer Gelehrter und glänzte auch in der Kunst und Architektur. Scheich Bahai gehört zu den Begründern der Saffawidischen-Kunstschule.

Der Allgemeinheit ist Scheich Bahai besonders als großer Mathematiker und Baumeister bekannt. Die Hauptmoschee von Isfahan, die heute Imam-Chomeini-Moschee heißt, und die Stadtmauer von Nadschaf, im Irak, sowie der Entwurf des Qanats (der unterirdischen Brunnenanlage) von Nadschaf Abad in der Provinz Isfahan werden ihm zugeschrieben. Dieser Gelehrte hat auch mit Hilfe wissenschaftlicher Untersuchungen ein für alle Mal den langen Streit über die Ausrichtung der Imam-Moschee nach der Gebetsrichtung (Qibla) beendigt.

Zu den Maßnahmen, die er ergriff, gehört die Verteilung des Wassers des Zayandeh-Flusses zwischen den Stadtteilen von Isfahan und den Dörfern an diesem Fluss. Dieses Verteilungssystem gilt heute noch. Außerdem soll er den Heizraum des Badehauses, das nach ihm Scheich-Bahai-Hamom benannt wurde, angelegt haben. Und zwar herrscht die Meinung, dass er das Beheizungssystem dieses Bades so angelegt hat, dass es von einer einzigen unentwegt brennenden Kerze betrieben wurde. Diese Kerze soll unter dem Heizraum(Golchan) in einem verschlossenen Leerraum gestanden haben. Bahai hatte gesagt, dass sie erlöschen und die Beheizung durch sie nicht mehr funktionieren wird, sobald jemand den Leerraum aufbricht .

Schließlich hat eine ausländische Gruppe von Archäologen dennoch den Raum unter dem Golchan geöffnet, um das Geheimnis des Badehauses zu lüften. Dabei ist die Kerze erloschen und keiner konnte das vorherige Beheizungssystem wieder herstellen.

Außerdem werden Scheich Bahai der Bau von Monar Dschonban, einer bekannten alten Moschee in Isfahan, zugeschrieben. Monar Dschonban bedeutet „schwankende Minarette“; und zwar gerät, wenn man eines der beiden Minarette betritt, sowohl dieses als auch das jeweils andere Minarett in Schwingung.

Scheich Bahai hat viele Schüler, die bekannt wurden, ausgebildet: wie Mulla Sadra Schirasi und Mulla Mohammad Taqi Madschlissi (der Vater des Verfassers von Bahar ul Anwar); Scheich Dschawad Bagdadi, bekannt als Fazel Dschawad, Verfasser des Buches Ayat al Ahkam; Mulla Mohammad Mohsin ibn Morteza Ibn Mahmud , bekannt als Feys-e Kaschani, Autor der Koranexegese Safi, und Mulla Mohammad Baqer Ibn Mohammad Mumin Chorassani, bekannt als Muhaqqiq Scheich-ul Islam. Diese Schüler waren Meister der Philosophie und Theosophie (Hikma), dem Religionsrecht, der religiösen Grundsatzlehre, Mathematik und Astronomie.

Scheich Bahai verstarb 1031 in Isfahan (das war 1624 nach Christus). Gemäß seinem letzten Willen wurde er in der Pilgerstadt Maschhad in Südostiran nahe der Grabstätte des edlen Imam Ridha (a) aus dem Hause des Propheten des Islams (s) beigesetzt. Sein Grab in einer nach ihm benannten Gewölbehalle wird jährlich von vielen Pilgern aufgesucht.