Jun 30, 2016 11:23 CET

Im Namen des barmherzigen! Willkommen zu einer weiteren Folge aus dem Reisejournal „Mit uns durch Iran“. Unsere Reise durch die Provinz Alborz führt uns heute in die Städte Taleghan und Nazarabad, da man dort auf den historischen Usbeken-Hügel stößt. Eshtehard, Sawojbolagh, und Fardis sind weitere Städte in Alborz, die wir aber leider nicht näher besichtigen können, da uns die Zeit dazu fehlt.

Der Großraum Taleghan mit der gleichnamigen Stadt als Zentrum zählt in der Landesaufteilung zur Provinz Alborz. Die Region besteht aus Unter-Taleghan, Mittel-Talegan und Ober-Taleghan, dutzende Dörfer zählen zu diesen Regionen. Großraum Taleghan ist Lebensort von verschiedenen Tier- und Pflanzenarten. Neben wertvollen natürlichen Sehenswürdigkeiten bietet Taleghan auch zahlreiche Wahlfahrtorte und historische Denkmäler an. Die Stadt Taleghan befindet sich in einem kühlen Teil der Region, inmitten der mittleren Elburz-Gebirgskette; dementsprechend variiert die Einwohnerzahl nach der Jahreszeit, im Sommer steigt die Einwohnerzahl auf das Mehrfache. Permanente Bürger zählen rund 7000 Mann.

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Ayatollah Taleghani, ein Kämpfer der Islamischen Revolution und der erste Freitagsimam in Teheran,  stammt aus dieser Region; für Abdelmajid Taleghani, der die Nastaaliq-Schönschrift erfunden hat, wurde hier ein Denkmal errichtet. Zudem trifft man hier auf Schlösser und Zitadellen, Emamzadeh-Grabstätten, Bäder und Wassermühlen.

Die zahlreichen Gipfel und die Anhöhen um Taleghan herum sind die eigentlichen Attraktionen der Region. Die Bergkette Taleghan zweigt sich von der Elborz-Hauptgebirgskette ab; sie ist etwa 90 km lang und 5-25 km breit.

Der bekannteste Gipfel ist der Schah-Alborz (der Große Alborz) mit 4200 m vom Meeresspiegel, auf dem nördlichen Hang befinden sich acht kleine und prächtige Gletscher. Die Pflanzenwelt, die klaren Wasserquellen und die zahlreichen Wasserfälle bieten ein unvergessliches Schauspiel. Der Gipfel ist zudem ein Segen für Viehhalter und für das Wildleben in der Region.

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Dutzende weitere Gipfel sind hier zu bestaunen. Der Niederschlag ist hoch und von den vielen Quellen und Flüssen entspringen zahlreiche Wasserfälle. Im Winter ist es ein prächtiges Bild, die vereisten Wasserfälle können aus der Nähe betrachtet werden. Die Gebirgsregion Taleghan in der Provinz Elburz zählt,  u.a. auch wegen der zahlreichen Höhlen, des Mineralwassers, der natürlichen Gletscher und schönen Wasserfälle, der Seen, des Wildlebens, der grünen Felder und ertragreichen Obstgärten zu den schönsten Erholungsorten der Provinz in der Nähe der Hauptstadt. Neben den natürlichen Eigenschaften ist es auch die Geschichte dieser Region, die große und schicksalsbestimmende Persönlichkeiten hervorbrachte. Die Zitadellen in der Region zeugen von einstiger Größe und Macht.  In den Gebirgsregionen sind die Spuren der Buye-Dynastie, Mardawich Ziyari, Hassan Sabah und der Alawiden von Tabarestan zu sehen. All diese Menschen haben sich für ihr Land und Herrschaftsgebiet eingesetzt und Festungen errichtet.

Die Meymun-Dej-Zitadelle wurde während der Herrschaft der Ismailiten im Taleghan-Gebirge gebaut, wahrscheinlich von Hassan Sabah etwa Anfang des 6. Jh. Im Mondkalender. Die Festung gehört zu den wichtigsten ihresgleichen; beim Angriff des Mongolen „Hulagu Khan“ gegen Alamut und Taleghan wurde sie zerstört und geplündert, heute sind nur noch die Ruinen übrig.

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Die Festung Arjang befindet sich im Zentrum von Taleghan auf dem Taleghan-Gebirge; dort waren einst 1100 Kämpfer untergebracht, die Festung hatte acht Wachtürme, die Anlage selbst war 50 m über dem Boden gebaut. In der Nähe dieser Festung ereigneten sich zwei große Kriege. Zunächst zwischen den Seldschuken und Anhängern von Hassan Sabah und zwischen „Hulagu Khan“  und Wächtern der Zitadelle. Die Festung wurde schließlich von dem Mongolen Hulagu-Khan zerstört. In der Nähe der Dörfer Dehdar und Kateh-Deh befindet sich die Ghalee-Dokhtar-Zitadelle. Sie war für die Sicherheit von Ober-Taleghan zuständig. Diese kleine Festung ist samt ihren Wachtürmen und Wällen fast komplett erhalten geblieben. Sie weist auf die strategische Lage dieser Region hin.

Die Keyghobad-Festung befindet sich ebenfalls in Mittel-Taleghan, sie ist berühmt und schön und auf einem hohen Felsen errichtet worden. Man gelangt über ein Treppengelände aus der westlichen Flanke in das Innere dieser Festung.

 Die Region Nazarabad in der Provinz Alborz verfügt über ein sehr günstiges Klima und daher wird sie seit Jahrtausenden von Menschen als Wohnort ausgesucht. Die prähistorischen Hügel  der Region zeigen, dass sie zu den wichtigsten Zivilisationszentren Irans gehören. Das gibt uns Anlass, die Region genauer zu beschreiben.

Der historische Usbeken-Hügel liegt 73 km von Teheran entfernt,  in der Nähe des Dorfes Usbeki. Forschungsarbeiten haben aus 6000 Jahren vor unserer Zeitrechnung Kulturgüter hervorgebracht, etwa von der ersten Hälfte des siebten Jahrtausends bis zur ersten Hälfte des ersten Jahrtausends vor Christus, die Zeit der Meder. Das Gelände ist 100 Hektar groß und umfasst zehn wertvolle Hügel. Zwischen 1998 und 2005 wurden sechs der Hügel von iranischen Archäologen durchforscht. Es kamen die ältesten Lehmziegel der Welt von Menschenhand gebaut zu Tage mit 9000 Jahren Geschichte, ein Ziegel wird in den Vereinten Nationen aufbewahrt. Die Bewohner hatten Zement erfunden und es wurden Dokumente gefunden, die den Handel der Usbeki-Einwohner mit dem antiken Susa Mitte des 4. Jahrtausends vor Christi belegen; zudem kamen die ersten arischen Gebäude, medischen Städte und Festungen und die ersten mederischen Steinskulptur zu Tage, sie alle gelten als Meisterwerke antiker Zeit.

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Der 26 Meter hohe Usebki-Hügel weist heute die Ruinen einer Meder-Zitadelle auf, dazu müssen wir zunächst einige Stufen hinauf erklimmen. Die Festung auf dem Hügel ist 900 qm groß, das Gelände ist zu vierfünftel erforscht worden. Die Festung stammt aus der Zeit der Meder, Konferenzsaal, Empfangshalle, Gebetsräume, Wachräume und Abstellräume sowie andere Teile wurden dort ausgemacht.  Der Usbeki-Hügel birgt Bauteile von drei  Festungen aus verschiedenen Zeiten in sich, die älteste ist 2250 qm groß gewesen, die Wälle waren sieben Meter dick. 50 m westlich des Hügels haben Archäologen auf dem Maral-Hügel, Anzeichen einer prähistorischen Dorfes so gegen Ende des 6. und Beginn des 5. Jahrtausends vor Christi gefunden. Das Gelände ist 500 qm groß. Zahlreiche Tongegenstände kamen zu Tage, die wegen der besonderen Tonfarbe als Pflaumen-Tongefäße bekannt wurden. 250 m westlich des Usbeki-Hügels befindet sich der Duschan-Hügel, hier hat man drei Architekturepochen aus der Eisenzeit erkundet.

Das älteste Werk wurde 700 m vom Usbeki-Hügel entfernt auf dem Yan-Hügel gefunden. Für die Weltkultur ist der Yan-Hügel einer der wichtigsten Fundorte. Iranische Archäologen haben Reste aus fünf Perioden der Ziegel-Architektur aus den 7. und 8. Jahrtausenden vor Christus gefunden. Die Lehmziegel aus allen Perioden sind von der Hand gemacht und zählen zu den ältesten Lehmziegeln der Welt. Das Usbeki-Gelände ist ein Weltkulturerbe. Nur vor Ort kann man die Geschichte, die in ihr verborgen liegt, fühlen.

Das ist nun unser Stichwort, um die Sendung heute zu beenden. Bis nächste Woche! 

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