Mit uns durch Iran-Teil 148
Guten Tag liebe Hörerfreunde! Letzte Woche begannen wir die Besichtigung in der Provinz Alborz. Wir besuchten den Großraum Karaj und lernten die natürlichen und geografischen Gegebenheiten kennen. Heute gehen wir in die Stadt Karaj, die Hauptstadt der Provinz Alborz, und schauen uns einige wertvolle historische Sehenswürdigkeiten der Stadt an.
Die Stadt liegt 1297 m über dem Meeresspiegel und 48 nordwestlich Teherans auf den Berghängen des Elburz. 1933 wurden Teheran, Karaj und das Kaspische Meer bzw. die Stadt Chalus am Meer über eine Asphaltstraße miteinander verbunden. Im Westen, Ghazwin, Hamedan, Tabris, Zanjan usw., wurden weitere Straßen gebaut und damit stieg Karaj zu einem wichtigen Knotenpunkt auf. Die Nähe zu Teheran ist ein wichtiger Punkt gewesen, der zur Errichtung zahlreicher Fabriken und Industrieanlagen führte; um Karaj zogen sie Ringe Richtung Teheran und Ghazwin. Das wiederum verhalf der Stadt zur weiteren Entwicklung. Nach dem Revolutionssieg blühte die Stadt förmlich auf, sie wurde berühmt und machte große Fortschritte in Industrie, Ausbildung, Wissenschaft, Gesundheit und Tourismus; man kann sie heute im Vergleich zu den vergangenen Jahrzehnten kaum wiedererkennen. Nach Teheran hat Karaj die meisten Einwanderer aus ganz Iran aufgenommen. Die Bevölkerung ist im Verhältnis zu anderen Großstädten jung, sie selbst gilt ebenfalls als eine junge Großstadt. Nach Teheran, Meschhed, Isfahan und Täbris ist sie die fünftgrößte Stadt, was die Bevölkerungszahl angeht. Karaj und Umgebung haben für Teheraner Bürger immer als ein Erholungsgebiet mit gutem Klima gegolten. Es ist kühl und angenehm, natürliche Landschaften bieten eine günstige Grundlage zur Förderung des Tourismus. Dennoch sind auch historische Sehenswürdigkeiten in der Region zu besichtigen. Über die möchten wir nun etwas mehr sprechen.

Die historische Schah-Abbassi-Brücke, in manchen Unterlagen ist sie als Pol-e Dokhtar ( Mädchen-Brücke) bekannt, ist etwa 60 m lang und 8 m breit und auf dem Karaj-Fluss errichtet worden. Die Brücke besitzt zwei Einfahrtsspuren, das Baumaterial besteht hauptsächlich aus Ziegel und Mörtel. Zwischen den zwei Spuren wurde in der Kadscharen-Zeit ein Gebäude in zwei Stockwerken errichtet, das als Teehaus und Erholungsort genutzt wurde. Historische Dokumente und Reiseberichte besagen, dass die Brücke in verschiedenen historischen Epochen vorhanden war, doch unter den Safawiden gewann sie aufgrund der erweiterten Verbindungen ihre heutige Form. Später wurde sie natürlich immer wieder restauriert und verändert. 2001 wurde sie in die Liste der nationalen Denkmäler Irans aufgenommen. Nach 1961 wurde der Verkehr über die Brücke verboten; iranische Ingenieure bauten neben ihr eine Steinbrücke. Diese zweite Brücke ist von ihrer Konstruktion her sehr robust und wurde später ebenfalls in die Denkmalschutzliste aufgenommen.

Die Safawiden haben ihrerseits die Schah-Abbassi-Karawanserei auf 3000 qm Fläche mit Steinen und Ziegeln gebaut. Schah Soleiman Safawi ordnete zwischen 1078 und 1109 im Mondkalender den Bau an. Sie liegt im Zentrum des Großraumes Karaj in der Provinz Alborz und im Zentrum der Stadt Karaj.
Zunächst diente die Karawanserei als Rastplatz für die Karawanen und die Tiere. Zu Beginn der Kadscharen-Dynastie wurde sie zur Kaserne umgebaut und gegen ihren Untergang diente sie als Schule (Falahat-Schule).
Man gelangt über den nördlichen Iwan in die Karawanserei. Der Mittelhof ist rund 900 qm groß. Rundherum befinden sich 21 Räume, die mit Terrassen versehen sind, wo sich Reisende ausruhen können. Zudem wurden fünf Ablagestellen für Waren und Unterbringungen der Wächter und Begleiter vorgesehen. Als Baumaterial wurden Steine, Ziegel, Holz und Lehm verwendet. Die Schah-Abbassi-Karawanserei in Karaj wurde 1977 auf die Liste der nationalen Denkmäler Irans gesetzt.
Die Fakultät für Landwirtschaft (Agrar- und Naturressourcen-Campus der Universität Teheran) gilt als eines der reichsten wissenschaftlichen Zentren in der Agrarwissenschaft und als erstklassiges Hochschulzentrum, das zudem als nationales Geschichts- und Naturdenkmal registriert ist. Die Fakultät wurde 1923 als Hochschule für Landwirtschaft und Ländliche Industrie eingerichtet. 1949 wurde sie als Fakultät der Universität Teheran anerkannt.

Die Landwirtschaftsfakultät von Karaj verfügt über zahlreiche Abteilungen sowie ein internationales Forschungszentrum im Bereich Zusammenleben mit der Wüste.
Auf dem Fakultätsgelände trifft man auf verschiedene Sehenswürdigkeit wie den Soleymanieh-Palast, das Tiermuseum und die Grabstätte von Karim Saii, Gründer der ersten Forst-Organisation Irans.
Der Soleymanieh-Palast ist ein symmetrisches Ziegelbauwerk mit einem langen Satteldach, der alle Merkmale und Eigenschaften der Kadscharen-Architektur aufweist, dementsprechend weist er neben seiner Schlichtheit eines der schönsten und gefühlsvollsten Bauwerke jener Zeit auf. Für den Bau wurden Ziegelsteine und Lehmziegel mit Holzbalken und Stützen verwendet. Die Säle und Innenräume zeigen diverse Zierarten auf, große Wandmalereien, Spiegelarbeiten, Holzdecken und prächtigen Stuckarbeiten.
Das Gebäude hat zwei Stockwerke; das Erdgeschoss ist hauptsächlich für Dienstpersonal vorgesehen. Das zweite Stockwerk erreicht man über zwei Treppen auf zwei Seiten des Gebäudes. Dort tritt man einen großen zentralen Saal und Räume, die um den Saal angelegt wurden und zum Ausruhen vorgesehen sind.

Ein bezeichnendes Merkmal ist die die markante Präsentation des Gebäudes; die sehr großen und schmalen Fenster erlauben einen umfassenden Ausblick auf beide Seiten, in allen Tagesstunden scheint ausreichend Licht im Gebäude und so erfreuen sich Bewohner immer des hellen Tageslichtes.
Alle Teile des Gebäudes, die Räume, Fassaden, Treppen und Wandbögen sind im Verhältnis zum zentral gelegenen Bauwerk symmetrisch angelegt und weisen eine schlichte Struktur auf.
Der Palast ist ein wertvolles Bauwerk aus der Zeit der Kadscharen. Mit Teheran als Hauptstadt hat er großes Interesse zur Förderung und Entwicklung der Stadt Karaj geweckt. Die Kadscharen haben gegen Ende ihrer Herrschaftszeit die Landwirtschaftsschule in Karaj eingerichtet, später wurde der erste Grundstein für die Agrar-Fakultät in Nachbarshaft des Palastes gelegt. Der Palast hat heute das Taxidermie-Museum in sich untergebracht.
In der Stadt Karaj und Umgebung treffen geneigte Besucher auf zahlreiche Wahlfahrtsorte, die tagtäglich den Ansturm der Liebhaber der Prophetenfamilie aufnehmen. Das Imamzadeh Hassan liegt im Zentrum von Karaj und in der Nähe der Landwirtschaftsfakultät. Eine Schrifttafel über dem Eingang der Grabstätte datiert das Gebäude auf etwa 906 im Mondkalender bzw. 1500 n. Christi. Der Safawiden-König Tahmasb ordnete den Bau an.

Das Imamzadeh weist vom Innen einen großen viereckigen Raum auf, an jedem Flügel ist ein großer Torbogen angebracht. Im Inneren sieht man keine besonderen Verzierungen, man sieht nur Ziegelsteine und an manchen Stellen weißen Putz. Von außen ist es ein sehr schlichtes viereckiges Gebäude. Die Decken-Verzierung ist angesichts der Größe des Innenraumes beachtlich. Vom Außen ist das Dach mit Lehm gebaut worden, doch die Struktur und die Konstruktion sind gut zu erkennen.
Im Imamzadeh Taher in Karaj sind zahlreiche bekannte Persönlichkeit aus zeitgenössischer Kunst und Dichtung beigesetzt worden. Daneben weist die Anlage am Amir-Kabir-Staudamm ein vielfältiges Freizeitangebot an, u.a. kann man sich mit Bootsfahrten, Wasserski, Angeln, auf den Skipisten von Dizin und Khur, im Feuertempeldorf in Karaj, im Feuertempel Takht-Rostam, am Grabmal von Prinz Suleiman, im Laleh-Gatschsar-Garten, im Arange-Tal, im Warian-Dorf, am Karaj-Fluss, in der Yakh-Morad-Höhle, im Pole-Khab-Tal, im Wineh-Dorf, am Aderan-Wasserfall, im Blumengarten, in den Jahanschir-Gärten und auf der Karaj-Chalus-Straße die ersehnte Erholung holen.
Weiteres werden wir auf nächste Woche verschieben, da uns wieder mal die Zeit ausgegangen ist.
Auf Wiederhören.