Feb 13, 2016 15:11 CET

Liebe Freunde! Als erstes hören sie eine schöne Fabel aus der Schatzkammer der Persischen Sprache und danach führen wir ein Beispiel aus der Welt der Persischen Sprichwörter vor und runden schließlich unseren Beitrag wieder mit einer Weisheit ab.

In einem entfernten Wald saß ein Krähe tieftraurig auf einem hohen Baum.. Ganz in der Nähe von ihrem Nest hauste eine große hässliche Schlange, die bislang alle die niedlichen Küken der Krähe verschlungen hatte. Jedes Mal wenn ein neues Küken aus dem Ei geschlüpft war, war es von der Schlange verspeist worden. Ja, die arme Vogelmutter hatte großen Kummer.


Und wieder hatte sich ein neues Küken eingestellt und die Krähe fürchtete um sein Leben. Da flog sie mit dem Kleinen im Schnabel zu ihrem Nachbarn, dem Schakal, und klagte ihm ihr Leid. Der Schakal lachte und tröstete sie: „Das Problem ist doch ganz einfach zu lösen. Such dir woanders ein Nest!“


Die Krähe erwiderte: „Ich glaube mir bleibt gar keine andere Wahl. Aber weißt du, ich möchte es der üblen Schlange heimzahlen, dass sie alle meine Küken gefressen hat. Ich werde mit ihr kämpfen und einer von uns wird sterben, entweder ich oder sie!“ 


Der Schakal aber sagte: „Hör, das ist nicht vernünftig was du vor hast. Du warst zornig, als du diesen Entschluss gefasst hast und deshalb wirst du scheitern. Überleg doch mal. Du bist nicht stark genug , um mit der Schlange zu kämpfen, aber sie wird dich mit Leichtigkeit töten können.“


Die Krähe sah dies ein: Ja du hast Recht, aber was kann ich denn sonst tun?


Der Schakal hatte eine gute Idee und diese gefiel der Krähe. Sie ließ das Küken bei dem Schakal und verabschiedete sich.


Unsere Krähe flog zum Dorf. Im Hof eines Hauses sah sie eine Frau, die gerade im Wasserbecken fleißig Kleidung wusch und ihren goldenen Ring abgestreift und auf den Beckenrand gelegt hatte.


Die Krähe ließ sich auf dem Hausdach nieder und wartete auf eine günstige Gelegenheit. Als der gekommen war, schwang sie sich schnell vom Dach herunter, schnappte sich den goldenen Ring, erhob sich wieder in die Lüfte und flog davon.


Vom Geschrei der Frau aufgeschreckt stürzte sofort die ganze Dorfbevölkerung herbei. Und als sie von dem gestohlenen Ring erfuhren, liefen die Männer empört mit ihren Knüppeln in der Hand hinter der Krähe her. Diese aber flog unbeirrt weiter.


Die Krähe flog schnurstracks zum Unterschlupf der Schlange. Den Rest der Geschichte können Sie sich schon denken, liebe Hörerfreunde. Die Krähe ließ den Ring vor das Schlangenloch fallen, und als die Schlange neugierig aus ihrem Loch herauskam um sich das blitzende Etwas anzuschauen, sah sie sich plötzlich von den aufgebrauchten Männern aus dem Dorf umringt. Diese zückten ihre Knüppel, beendeten das Leben dieses Kükendiebes und brachten den goldenen Ring wieder zu seiner Besitzerin zurück. 


Die Krähe aber dankte dem Schakal für seinen guten Rat und nahm glücklich ihr geliebtes Küken mit nach Hause.


Diese Geschichte wurde übrigens in Anlehnung an die Tierfabeln in Kalileh wa Damneh, geschrieben, die vor vielen Jahrhunderten aus dem Indischen in die Farsi-Sprache übertragen wurden. Nach ein wenig Musik lernen Sie nun ein neues iranisches Sprichwort und seine Anwendung kennen.


Es lautet wörtlich übersetzt: Wer hängt denn der Katze das Glöckchen um?


Zu jener Zeit lebte eine große Zahl von Mäusen in einem großen Haus. Der Hausbesitzer hatte sich eine kräftige Katze angeschafft und die machte den Mäusen das Leben schwer. Sie wagten sich nicht mehr aus ihrem Versteck heraus, weil sie fürchteten, sofort von diesem Katzentier verspeist zu werden.


Eines Nachts versammelten sich die Mäuse umeinander um zu beraten. Eine von ihnen sagten: „Es ist besser wenn wir dieses Haus verlassen.“ Eine andere meinte: „wir sollten alle zusammen uns auf die Katze stürzen.“ Eine dritte sagte: „Nein! Es ist besser wenn wir mit ihr verhandeln.“ Jeder schlug etwas vor, aber kein Vorschlag taugte wirklich etwas. Bis auf einen


Eine der Mäuse sagte: „Leute! Wir sind schnellen Fußes. Wenn wir rechtzeitig merken, dass die Katze kommt, können wir uns sofort in Sicherheit bringen.“


Eine andere Maus fragte: „Wie können wir denn rechtzeitig merken, dass die Katze kommt, ohne nicht schon von ihren Krallen erwischt worden zu sein.“


Die Maus dachte kurz nach und meinte: „Wir brauchen ein Glöckchen! Das binden wir der Katze um den Hals. Dann hören wir sofort wenn sie kommt und können schnell wegrennen.“


Den Mäusen gefiel der Vorschlag . Nun ging es nur noch darum, an ein Göckchen zu gelangen. Da fiel einer Maus das Glöckchen ein, dass das Zicklein des Hausbesitzers um den Hals trug. So schlichen sich unsere Freunde zu dem schlafenden Zicklein, knabberte das Halsband mit dem Glöckchen durch und brachten es herbei. Ja nun hatten sie ein Glöckchen . Sie befestigten es einem neuen Band. Alles stand nun für die Durchführung ihres Planes bereit.


Da stellten sie sich zum ersten Mal die Frage, wer das Glöckchen der Katze umhängen soll.


Ja wer sollte der Katze das Glöckchen umbinden?.


Der älteste der Mäuse sagte: Das soll die Maus tun, die diesen seltsamen Vorschlag gemacht hat. Sie muss der Katze das Glöckchen umbinden.“


Die Maus die die Idee mit dem Glöckchen hatte, hegte keineswegs den Wunsch den halsbrecherischen Auftrag durchzuführen. Doch an dem Befehl der greisen Maus war nicht mehr zu rütteln. Darum kam sie nicht herum. So bekam sie das Glöckchen mit dem Bändchen ausgehändigt und wurde auf den Weg geschickt. Die Mäuse begleiteten den armen Wicht von einer Maus bis zum Mauseloch. Besorgt und mit feuchten Augen nahmen sie Abschied von ihrem Freund.


In der Tat war es ein Abschied für immer. Keiner der Mäuse hat jemals die Maus, die der Katze das Glöckchen umbinden sollte wieder gesehen. Und keiner von ihnen hat jemals ein Glöckchen um den Hals der Katze bimmeln hören.


Aus dieser Geschichte entstand ein Sprichwort und im Volksmund wird immer wenn es ein großes unlösbares Problem ansteht gesagt:


Und wer hängt denn der Katze das Glöckchen um?


Wir schließen mit dem Wort des Weisen Bozorgmehr, der gesagt hat:


Wirklich glücklich ist jemand, der sich von der Fessel der Gier freimacht und nichts mehr braucht.