Mit uns durch Iran-Teil 144
Im Namen des barmherzigen Gottes Schönen Gruß an Sie liebe Zuhörerinnen und Zuhörer! Heute geht die Reise in der Provinz Kurdistan im Nordosten Irans weiter und zwar in die Provinzstadt Mariwan. Die geografische Lage, die klimatischen Bedingungen und die abwechslungsreichen natürlichen, historischen und kulturellen Sehenswürdigkeiten sind hier von großem Stellenwert.
Der Großraum Mariwan befindet sich im Norden und Westen in der Nachbarschaft mit dem Irak. Die Stadt Mariwan ist das Zentrum und liegt 1272 m über dem Meeresspiegel und 128 westlich von Sanandaj, Hauptstadt der Provinz. Der jährliche Niederschlag beträgt etwa 740 mm und damit zählt die Region zu den regenreichen Teilen des Landes. Die ganze Region von den Berggipfeln bis zu den Tälern und dem Flachland ist grün und mit verschiedenen Pflanzenarten bedeckt. Die relativ hohen Berge und die zahlreichen Höhen und Tiefen sowie der reiche Regen haben hier strömende Flüsse fließen lassen. Diese schlingen durch die Täler und bringen über Frische und eine grüne Natur mit sich.

Ein dichter Wald auf den Berghängen und im Gebirge dieser Region profitiert von dem günstigen Klima. Die Landschaft zieht jeden Besucher in ihren Bann. Zu den bekanntesten Waldbäumen gehören die Wildbirne, Walnuss, Mandel, Wildpistazie, Eichen und Ahorn. Die Pflanzenwelt bedeckt die Region vom Nordwesten bis Südosten und zerstreut bis zum Osten der Region Mariwan. Die Gesamtfläche des Waldgeländes beträgt rund 200.000 Hektar, über 60% der Fläche besteht aus den Wäldern der Provinz Kurdistan. Die Waldregion von Mariwan sowie der Zariwar-See bieten eine natürliche Augenweide. Die Stadt Mariwan liegt auf einem Berghang und neben dem weiten Flachland von Mariwan.
Das Wirtschaftsleben in Mariwan war schon immer von der Nutzung der Naturressourcen, Weideland und Wald abhängig. So sind Schäferei und Viehtreiberei sowie der Tauschhandel mit Tierprodukten von entscheidender Bedeutung für den Lebensunterhalt der Menschen. In manchen Teilen wird auch Landwirtschaft und Obstgärten betrieben und das Handwerk gefördert, doch diese gelten eigentlich nur als Nebenverdienste.
Die Hauptwirtschaftszweige in der Region bilden heute die Landwirtschaft und die Viehhaltung. Wichtigste Landwirtschaftsprodukte bestehen aus Tabak, und Hülsenfrüchten. Und dennoch nimmt das Handwerk wie die Anfertigung von Kelimen einen wichtigen Teil im Haushalt der Familien dieser Region ein.

Mariwan genießt als Teil der Provinz Kurdistan eine sehr alte Geschichte, Kultur und eine prächtige Zivilisation. Das beweisen die historischen Denkmäler sowie andere kulturelle Erinnerungen aus dieser Region. In den Vororten von Mariwan stößt man auf archäologisch bedeutende Landstriche, wo sich Menschen vor 3000 Jahren angesiedelt haben. Mariwan befand sich auf der Route von Ktisophon nach Takhte Suleiman –zwei bedeutende Städte im antiken Iran, daher wurde sie auch unter den Arsekiden und Sassaniden sehr gepflegt. In späteren Zeiten nahm die Stadt sogar eine zentrale Rolle nicht nur im Verkehrswesen auf, sondern galt auch als Bezirkszentrum, und war daher von den jeweiligen Herrschern sehr geschätzt. Die historischen Ruinen und Funde zählen heute zu den Sehenswürdigkeiten der Region.
Dazu könnte man zunächst die Imam-Zitadelle nennen, die drei km östlich der Stadt Mariwan liegt. Sie wurde 945 im Mondkalender gebaut. Die Treppen zum Wasserspeicher, aus Stein gehauen, sind im Ziegelgebäude integriert. Die Zitadelle wurde einst von einem Statthalter in Kurdistan restauriert. Die Ruinen einer Moschee, die die Rote Moschee genannt wurde, sind heute noch zu sehen.
Das Dorf Negel liegt 65 Km abseits der Mariwan-Sanandaj-Straße, auch sie ist für die Region von immenser Bedeutung. Negel ist für einen alten und sehr wertvollen Koran bekannt, der im Safe der Dorfmoschee aufbewahrt wird. Der Koran, in Kufi-Schrift geschrieben, wurde vor etwa 1000 Jahren geschrieben.

Zu den natürlichen Sehenswürdigkeiten der Region gehört der Zariwar-See. Er wurde in die Liste nationaler Denkmäler Irans eingetragen. Der See nennt sich auch Mariwan-See, eine der angesehensten Attraktionen und die wichtigste Lagune von Kurdistan. Es handelt sich um einen Süßwassersee, der von Quellen auf den Seegrund gespeist wird. Der See ist von grünem Flachland und Waldbedeckten Bergen umgeben. Er ist 5 km lang und 1.6 km breit, der Wasserspiegel ist saisonal bedingt und auf dem höchsten Stand ist der See 5.5 m tief.
Diese Bedingungen erlauben es verschiedenen Fischarten, hier zu leben. Der Weiß-Fisch, Karpfen und der Braut-Fisch sind hier heimisch, der letzte mit hohem wirtschaftlichem Wert.
Die klimatischen und geografischen Bedingungen sowie die Flora und Fauna haben dem See einen besonderen ästhetischen Reiz verliehen. Hier verbringen die Einheimischen ihre Freizeit. Im Winter vereist der See und so ist es möglich über den See zu wandern; daher eignet er sich auch als Piste für Wintersport.

Die natürlichen Sehenswürdigkeiten von Mariwan begrenzen sich nicht nur auf Wald und See; Uraman und Javrud (ژاورود) ist eine Gebirgsregion auf 1452 m Höhe mit angenehmem Klima und unberührter Natur.
Uraman ist ein großes Waldgebiet, das den gesamten Süden Kurdistans einnimmt. Die Menschen sprechen im Urami-Dialekt, eine Abzweigung der kurdischen Sprache. Vor dem Islam haben hier die Menschen den Zoroastrismus gelebt, das belegen die Ruinen der Feuertempel. Die Einheimischen leben auf den Anhöhen, die Häuser liegen praktisch übereinander aufgestapelt, so dass das Dach den Unteren der Hof des oberen Hauses bildet. Diese Bauweise und die Natur ergeben ein faszinierendes Bild. Die Menschen in Uraman sind sehr gläubig; zahlreiche berühmte Geistliche und Wissenschaftler sind diesem Teil Kurdistans entsprungen. Die Sitten und Gebräuche sind fast unberührt und unverändert, so dass die schwierigen klimatischen Bedingungen keine äußeren Einflüsse zulassen. Auch heute noch werden sie in der Region praktiziert. Neben der tiefen Verbundenheit zu alten Überzeugungen hat sich der Islam in die Herzen der Menschen eingenistet.

Wie zuvor schon gesagt, sind die klimatischen und geografischen Bedingungen in Mariwan äußerst günstig, Berge, Flüsse, Lagunen und dergleichen bieten einen guten Lebensraum für Tiere und Pflanzen. So ist Mariwan ein geeignetes Jagdgebiet in Kurdistan. In diesen Gebieten kommen häufig fleisch- und pflanzenfressende Säugetiere vor, nämlich der Panther, Wolf, Fuchs, Steinbock, Ziegen, braune Bären, Wildschweine und Wiesel. Unter den Vögeln gibt es ebenfalls zahlreiche Arten wie Enten, Adler und viele andere.
Damit sind wir am Ende unserer heutigen Sendung.
Bis zur nächsten Woche, auf Wiederhören.