Mit uns durch Iran-Teil 143
Im Namen des barmherzigen Gottes liebe Zuhörer! Die Provinz Kurdistan ist das Ziel unserer heutigen Reise. Sie liegt im Nordwesten Irans, die Städte sind umgeben von hohen Bergen und dichtem Wald, man trifft immer wieder auf historische und natürliche Sehenswürdigkeiten.
Die Provinz Kurdistan umfasst ein Gebiet von 28200 qkm im Nordwesten Irans, sie grenzt an den Irak. Berge, Täler, Anhöhen und der heftige Niederschlag in Kurdistan haben es zu einem regenreichen Teil des Landes gemacht. In manchen Regionen herrscht dennoch ein sehr wechselhaftes Klima. Es fließen zahlreiche Flüsse durch die Provinz, die liefern das nötige Wasser für die Landwirtschaft, ein Großteil fließt aber über die Flüsse Sirwan und Zab-Kuchak in den Irak, oder über den Ghezel Ouzan und Zarrineh-Rud ins Kaspische Meer und den Urumieh-See.
Die Hauptstadt der Provinz, Sanandaj, liegt etwa 1480 m über dem Meeresspiegel. Die Bevölkerung lebt den islamischen Glauben, die Lokalsprache ist Kurdisch, doch in jeder Region weichen die Dialekte etwas voneinander ab. Die Kurdi-Sprache zählt zu den ältesten iranischen Sprachgruppen, die am wenigsten Einfluss von fremden Sprachen genommen hat. Kurdisch teilt sich in die Untergruppen Kormanchi, Surani und Hurami oder Urami auf.

Archäologen haben herausgefunden, dass Kurden einst zu den Medern gehörten. Sie haben angeblich neben dem Meder-König, Howakhaschtareh bzw. Kyaxares II., etwa im sechsten Jahrhundert vor Christus, die Stadt Ninive, Hauptstadt von Babel, angegriffen und die Assyrer vernichtet. Der griechische Chronist, Xenophon, sah den Ansiedlungsort der Kurden 400 vor Christi im heutigen Kurdistan bis zum Schwarzen Meer. Er nannte die Kurden die „Kordukhen“.
Mit Hilfe geografischer Ressourcen, Landwirtschaft, Viehzucht und Handwerk hat Kurdistan stets seine Traditionen bewahren können. Gebirgiges Weidenland, üppige Wälder und Heilkräuter und die Stärken in Viehzucht und Tierhaltung, haben den Menschen in diesem Landesteil hohes Potenzial verliehen. Die Viehzucht zählt zu den Wirtschaftsaktivitäten dieser Provinz. Die Produkte decken nicht nur den Bedarf an Proteinen und Milchprodukten in der Provinz selbst, sondern werden auch in andere Provinzen exportiert.
Das Handwerk hat ebenfalls lange Tradition. Die Produkte entspringen der Kunst und dem Bedürfnis der Menschen, sie nehmen eine wesentliche Rolle auf dem Arbeitsmarkt ein.

Nach dem Sieg der Islamischen Revolution und besonders nach dem Kriegsende gegen Saddam haben die Regierungen in Iran Investitionen in der Industrie der Provinz stark gefördert. Zahlreiche Industrie-Gebiete wurden um große Städte der Provinz gegründet, die in den letzten Jahren die Industrie und den Bergbau in der Provinz stark gefördert haben.
Besuchen wir nun die Provinzhauptstadt Sanandaj, die 520 km westlich von Teheran liegt. Gegründet wurde sie 1636 von Suleiman-Khan Ardalan. Ihre zentrale Lage erlaubte der Stadt den Bau von vielen Gebäuden, Basaren und Moscheen; sie wurde zum Knotenpunkt für Handel und Handwerk und zum wichtigen Wirtschaftszentrum in Kurdistan. Wertvolle architektonische Werke aus der Zeit der Safawiden bis zu den Kadscharen sind erhalten geblieben. Der überdachte Basar, die Gesamtmoschee Dar-ul Ehsan, das Khosro-Abad-Gebäude, das Asef-Haus, das Moschir-Gebäude, Bäder und andre Bauten gehören zu den wichtigsten historischen Baudenkmälern der Stadt; sie strahlen nicht nur im eigenen Glanz, sondern weisen auch Ähnlichkeit mit der Architektur anderer Zentralregionen Irans auf, da die Erfahrungen dort auch hinzugezogen wurden, wobei dennoch die eigene unabhängige Identität bewahrt blieb.

Die Gesamtmoschee von Sanandaj oder das Dar-ul Ehsan repräsentiert die Würde der islamischen Architektur der Kadscharen-Zeit. Das Gebäude wurde vom Statthalter jener Zeiten gebaut und ihre besonderen Eigenschaften haben aus dem Werk eine historische Attraktion gemacht, so dass sie zur schönsten und glorreichsten Moschee der ganzen Provinz geworden ist. Sie befindet sich in der Altstadt und in der Nähe des Regierungsschlosses. Bestes Baumaterial wurde für den Bau und Verzierungen verwendet. Kachelarbeiten, Ziegel und Schrifttafeln sind überall zu sehen. Auf den Tafeln sind verschiedene Texte festgehalten. Koranverse schmücken einen Großteil der Innen- und Außenwände, Säulen und Flächen. Für den Bau wurden weißer Marmor, Rundkuppeln und Steinsäulen vorgesehen. Den großen Innenhof bedeckt eine Kuppel, die auf 24 Säulen gestützt ist, schon hier zeigt sich die Architekturkunst der Gründer. Die Koranverse sind in schöner Kalligrafie-Schrift geschrieben. Im Osten und Süden der Moschee wurden zwei große Terrassen angebracht. Die Koranverse auf Tafelschriften um die Moschee, Terrassen und Säulen sind in Schönschrift geschrieben worden. Um die Kuppeln sind die Schrifttafeln in Kufi-Schrift geschrieben.
Alle verwendeten Steine im Bau bestehen aus weißem Marmor.
Das Anthropologische Museum von Sanandaj ist ebenfalls geschichtlich von großer Bedeutung und eine Touristen-Attraktion. Die Architektur weist auf die Kadscharen-Zeit hin. Das Hauptgebäude befindet sich im südlichen Flügel. Es besteht aus einem Unter- und einem Obergeschoss. Das Untergeschoss ist mit einem Gewölbe überdacht und mit Spiegelarbeiten geschmückt. Ein sechseckiges Steinbassin wurde im Untergeschoss angebracht. Drumherum befinden sich Sitzbänke. Der Hof ist mit Steinen gepflastert, auch da ist ein Bassin angelegt worden.

Das Gebäude ist mit Steinen, Ziegeln und Holz gebaut worden. Der interessanteste Teil des Museums ist das „Ersi“ oder das große Saal-Tor. Der ist aus Holz mit eingearbeiteten bunten Gläsern gebaut worden: Ein Meisterwerk der Holz- und Tischlerkunst. Es sucht seinesgleichen in Iran.
Im Museum sind Funde aus Dörfern und Städten Kurdistans ausgestellt worden, jeweils ihren Epochen zugeordnet. Im Untergeschoss werden anthropologische Aspekte, Trachten, Werkzeuge, Landwirtschaftsinstrumente und einheimische Kunst präsentiert.
Die Berge um Sanandaj bestehen aus zwei Bergketten, die nahe beieinanderliegen und aus Hunderten Anhöhen und Gipfeln bestehen. Das Klima ist dementsprechend ein Gebirgsklima und damit geeignet für Landwirtschaft und Viehzucht. Die Natur bietet gute Möglichkeiten für den Tourismus. Unter den Naturparks in Kurdistan ist der große Waldpark Abidar am Berghang von Abidar bei Sanandaj zu nennen. Die 1300 Hektar große Fläche bietet Raum für verschiedene Unterhaltung, Sport, Bibliotheken, Moschee, Restaurants, Kino und Naturlandschaften.

Dem Abidar entspringen viele Quellen, der Berg selbst ist 2500 m hoch. Die Quellen liefern den Gärten und Anbaufeldern ausreichend Wasser und decken zudem noch einen Teil des Trinkwasserbedarfs der Stadt Sanandaj.
Natur, Landschaft und Geschichte, Architektur mancher Dörfer besonders in Gebirgsregionen sind einzigartig. Alut in Baneh, Uramanat Takht in Mariwan und Palangan in Javrud-Sanandaj sind nur drei Beispiele.
Weiteres werden wir in den nächsten Wochen besichtigen.