Aug 04, 2016 13:39 CET

Im Namen des barmherzigen Gottes! Herzlich willkommen zu einer weiteren Folge aus unserem Reisejournal! Unsere Reise in der Provinz Sistan und Belutschistan im Südosten Irans geht heute weiter und zwar in die wichtigen Städte dieser Provinz wie Zahedan, Iranschahr, Sarawan und Khasch.

Die Stadt Zahedan ist die Hauptstadt von Sistan und Belutschistan; ihre geografische Lage ist ausgezeichnet, da sie sich auf der Kreuzung zwischen Pakistan und Indien, Khorassan, Kerman und Belutschistan befindet. Touristen, die nach Europa möchten, reisen über Zahedan in den Iran ein und gelangen über Zentraliran die Grenzen zur Türkei im Nordwesten des Landes. Daher trifft man auch auf zahlreiche Touristen auf dieser Route. Zahedan ist mit 100 Jahren eine junge Stadt, die an der Grenze zu Pakistan und Afghanistan liegt.

Die Stadt Khasch liegt 190 km südlich von Zahedan. Sie ist relativ alt und ihre Ursprünge gehen auf die Zeit von Naderschah im 18. Jh. zurück. Durch das weite und ertragreiche Weidenland wurde die Region zum Landwirtschaftszentrum der Region. Der Berg Taftan liegt mit seinen 4100 Metern im Nordosten von Khasch. Die immer grünen Berghänge werden von Mineralwasserquellen gespeist und ziehen Naturliebhaber an. Über das Jahr ist der Berg ein gern besuchter Ort für Sportler und Bergsteiger aus ganz Iran.

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In der Mitte  von Belutschistan liegt die Stadt Iranschahr, etwa 365 km südlich von Zahedan. Sie ist eine sehr alte Stadt, früher wurde sie Fahre – übersetzt Große Stadt – genannt. Zur Zeit der Invasion von Alexander war die Region wohlhabend und fortschrittlich, später aber ging sie unter, dafür gibt es unterschiedliche Gründe. Doch mit den Kadscharen hat sie wieder an Bedeutung gewonnen, so dass sie heute ein Sammelpunkt für Touristen und Industrie- und Landwirtschaftsstandort geworden ist. In der Region trifft man häufig auf zahlreiche historische Werke, darunter die alte Zitadelle Pischin, die Tschehel-Dokhtar-Zitadelle, die Bampour-Zitadelle und die Sarbaz-Zitadelle.

die Tschehel-Dokhtar-Zitadelle in Iranschahr

Im äußersten Osten der Provinz liegt die Stadt Sarawan. Ihre Entfernung zu Zahedan beträgt 352 km. Früher war Sarawan ein Dorf namens Schas-tun, später entwickelte sich zur Stadt. Auch hier wurden sehr wertvolle Funde aus der vor-islamischen Zeit gemacht, u.a. der Kalatak-Hügel, Seyed-Mir-Omar-Hügel, Mahtab-Khazane-Hügel (von vor 5000 Jahre vor Christus) und Mil-Mard-Hügel.

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Wir möchten Ihnen nun Amir Tawakol Kambusia vorstellen, ein verantwortungsbewusster Wissenschaftler und Kämpfer zeitgenössischer Zeit.

Zwischen Zahedan und das Dorf Kalate Kambusia liegt keine große Entfernung. Der Weg führt in die Wüste, den viele Wissenschaftler, Orientalisten und Forscher auf sich genommen haben, um Kambusia zu treffen. Er hat die Grund- und Oberschule in den theologischen Schulen von Teheran und Meschhed besucht. Dann studierte er  in Taschkent. Er promovierte in Rechtswissenschaften und Geschichte und beherrschte sieben Sprachen.

Neben Kolonel Mohammad Taghi-Khan Pessian kämpfte Kambusia gegen das despotische Regime, dafür er nach Zahedan verbannt wurde. Sein Aufbegehren gegen das Pahlawi-Regime hatte zur Folge, dass er stets beobachtet wurde und immer wieder vom Regime unter Druck geriet. In der Region um Zahedan setzte er seine Forschungen sowie die Landwirtschaft und Gartenarbeit am Wüstenrand fort. In Kalateh Kambusia errichtete er eine Bibliothek, die bis zu seinem Tod 25.000 Bücher fasste.

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1974 und nach seinem verdächtigen Tod wurde die Bibliothek vom Regime geschlossen, zahlreiche wertvolle Werke wurden geplündert. Kambusia wurde in seiner Bibliothek beigesetzt. Heute hat das Hauptamt für Kultur und Islamische Führung in Sistan und Belutschistan den Ort als Forschungszentrum ausgebaut. Die Werke von Kambusia, etwa 80 an der Zahl, befassen sich u.a. mit der Entlarvung des internationalen Zionismus.

                        

Im letzten Teil der Sendung möchten wir noch das Handwerk von Sistan und Belutschistan vorstellen. Es genießt einen besonderen wirtschaftlichen Stellenwert in der Provinz. Nach Landwirtschaft und Viehzucht bildet sie die dritte Einkommensquelle der Menschen hier. Daraus entsteht wahrscheinlich ihre Vielfalt.

Das Handwerk umfasst den Teppich, Kelime, Näharbeiten, Münzarbeiten, Filz, Ton und Binsengeflechte. Sehen wir uns diese Arbeiten etwas näher an.

Näharbeiten zählen zu den einheimischen und traditionellen Zweigen in der Provinz. Sie zeigen den Geschmack und die Ästhetik von Frauen in der Provinz. Es ist ein geheimnisvolles und mysteriöses Kunsthandwerk, das von Frauen und Mädchen der Region beherrscht wird, sie lassen sich dabei vom besonderen Nomadenleben der Belutschen inspirieren. Daher wird die Näharbeit auch als Belutsch-Näharbeit bezeichnet. Es ist ein häuslicher und sehr alter Handarbeitszweig, der sich auch in weiter Entfernung einen Namen gemacht hat.

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Der italienische Geschäftsmann Marco Polo schreibt in seinen Berichten aus Belutschistan und über die Frauen in Kerman und ihre Gewandtheit in Näharbeiten mit Seide und Goldfäden, von den vielfältigen Farben und Mustern in Vorhängen und Überzügen.

Näharbeit heißt im Grunde, einfache Stoffe mit Farben und Muster zu versehen, unter Frauen in Belutschistan ein sehr beliebtes Handwerk. Darin zeigen sich die Geduld und die Kunst der Frauen.

Fäden und Nadeln sowie der Kunstgeschmack und die Feinarbeit liefern zusammen ein qualitatives Produkt.

Früher hatte dieses Handwerk eigentlich nur interne Verwendung und war gänzlich unbekannt, sie war auch für das Verzieren von Frauenkleidung vorgesehen. In den letzten Jahren sind die Produkte vielfältiger geworden, heute werden auch Tischdecken, Bettüberzüge, Geldtaschen, Brillenetuis, Stehlampen und viele andere Dinge damit verziert. Diese Kunst findet glücklicherweise großes Gefallen bei Liebhabern vom Kunsthandwerk im Iran. Die Produkte werden heute auch ins Ausland exportiert.

Ein weiteres Kunsthandwerk ist das Nähen von Münzen an Stoffen, auch hier sind Frauen am Werk. Münzen werden an Bettbezügen oder an Kamelhälsen angebracht, das geschieht bei Hochzeiten. Auch dieses Handwerk erfreut sich einer langen Geschichte und ist überall in der Provinz üblich.

Es werden hauptsächlich bunte und glitzernde Stoffe, Knöpfe, Spiegel und bunte Murmeln verwendet.

Die Vielfalt im Handwerk ist groß, dazu gehört auch die Tonarbeit. Sie wird hauptsächlich in einem Dorf namens Kalpurgan in der Nähe von Sarawan betrieben. Die Männer bereiten den Ton vor und die Frauen bearbeiten ihn. Das Handwerk wird weiterhin traditionell betrieben. Die Produkte finden im Land und auch im Ausland ihre Liebhaber.

Soweit für heute. Schöne Tage bis zur nächsten Sendung!