Aug 08, 2016 11:24 CET

Im Namen Gottes, Sie gegrüßt und willkommen zu unserem Reisejournal! Die Reise geht heute in der Provinz Sistan und Belutschistan und in der Stadt Tschabahar weiter.

Der Großraum Tschabahar befindet sich mit 17.000 qkm Fläche im äußeren südöstlichen Rand an den Küsten des Meeres von Oman und des Indischen Ozeans. Im Norden befinden sich die Städte Iranschahr und Nikschahr, im Süden das Meer von Oman, im Osten Pakistan und im Westen die Provinzen Kerman und Hormozgan. Der Großraum Tschabahar umfasst die Städte Tschabahar, Konarak und Negor. Großraum Tschabahar nimmt etwa 300 km des Küstenstreifens für sich ein.

Der Hafen Tschabahar, Zentrum der Großregion liegt sieben Meter über dem Meeresspiegel, die Entfernung zu Teheran beträgt 2286 km, zu Zahedan 721 km. Der Golf von Tschabahar ist durch das vordringende Wasser vom Meer von Oman in der Region entstanden. Der natürliche Golf ist der größte Irans an den Küsten dieses Meeres und von dort aus gelangt man am schnellsten an den Indischen Ozean. Im Golf von Tschabahar liegen die Häfen Tschabahar, Tis und Konarak.

Der Golf von Tschabahar

Die klimatischen Einflüsse des Meeres von Oman und die Breitgrade sowie saisonale Winde bescheren Tschabahar ein relativ mäßiges Klima. Manche glauben, dass die Bezeichnung Tschabahar eben aus diesen klimatischen Eigenschaften hervorgeht, ursprünglich soll die Stadt „Tschahar Bahar“, also „Vier Frühlinge“ geheißen haben.  

Über eine asphaltierte Straße erreicht man die nächste Stadt, Iranschahr, die 350 km nördlich von Tschabahar liegt. Diese Region wurde in der Vergangenheit Tis genannt. Sie zeugt von der historischen Macht dieses Landes; die Ruinen, die aus vergangenen Jahrhunderten erhalten blieben, zeugen von dieser Macht.

Tschabahr befindet an einem strategischen Punkt und wurde daher von aller Welt besonders ins Augenmerk genommen. Iranische Herrscher haben jedoch diese Realität verschlafen, während sich  Kolonialstaaten wie England, Portugal und Spanien um diese Region stritten. Die Zitadelle der Portugiesen auf dem Tis-Hügel, 9 km westlich von Tschabahar (aus Zeit der Kadscharen), sowie das Banglo-Gebäude in der City selbst, einst ein Spionagezentrum der englischen Regierung, bezeugen das Drama.

Die Zitadelle der Portugiesen auf dem Tis-Hügel

Maritime Kommunikation und Handel in Belutschistan wurde, wie aus historischen Belegen hervorgeht, schon in der Zeit der Achamäniden betrieben; zu jener Zeit war die Region wichtiger Knotenpunkt auf Handelsrouten: Waren wurden aus China, Indien und Südostasien an die großen Märkte im Nahen Osten gebracht. Der berühmte Geschäftsmann und Abenteurer Marco Polo aus Venedig schrieb in seinem Reisebericht über Tschabahar: „Viele Geschäftsleute reisen über das Meer hierher und ankern an den Küsten; viele Waren gelangen auf dem Landweg die Zielmärkte.“

Die besondere geografische Lage, die Tschabahar auf der Ost-West- sowie Nord-Süd-Route genießt, ist von solcher Bedeutung, dass iranische Verantwortliche im Iran mit Blick auf die politische, wirtschaftliche, soziale und strategische Bedeutung dieses Gebiet zur Freihandels- und Industrie-Zone erklärt haben. 1991 verabschiedete das Kabinett ein entsprechendes Gesetz.

Die neuen Pläne für Tschabahar wurden auf einem Gelände mit 14.000 Hektar ausgeführt, um eine freie Industriezone mit strategischer Lage und historischem Hintergrund zu schaffen. Dieses Ziel wurde im Rahmen eines 20-Jahre-Planes festgelegt. An der Spitze dieses Programms steht auch die Vorstellung der Region und ihres Potenzials als Touristenattraktion, Industrie- und Handelszentrum. Schon heute ist Tschabahar Achse der Entwicklung im Osten des Landes. Wirtschaftsaktivitäten sind der Motor  für die Wirtschaft und Gesellschaft der gesamten Region Sistan und Belutschistan und Süd-Khorassan. Für die Entwicklung beider Provinzen sind sie von besonderer Bedeutung. Neben wirtschaftlichen Vorteilen ist die Region auch aus internationalen Aspekten von immenser Bedeutung. Aufbau und Entwicklung haben dort ein beachtliches Tempo, so dass in naher Zukunft die gesamte Region davon profitieren wird.

 Der Hafen Tis in Tschabahar hat im Vergleich zu anderen zwei Häfen eine ältere Geschichte. Auch ihre Schönheiten haben zu ihrem ewigen Ruhm beigetragen. Berge umgeben den Hafen, im Tal sind jedoch zahlreiche weitere historische Denkmäler vorzufinden. Viele noch unerforschte Höhlen, Grabstätte, alte Zitadellen sind nur Teil dieses historischen Schatzes. Tis birgt in allen Bereichen eine 4000 Jahre alte Geschichte in sich, werke aus vor- und nach-islamischer Zeit, die sich mit den Menschen hier verbunden haben.

Brunnen, Höhlen, Grabstätten, die Freitagsmoschee und die Tis-Zitadelle bzw. die Zitadelle der Portugiesen als Höhepunkt bilden die bedeutendsten historischen Denkmäler dieses Landstriches. Tis liegt 9 km von Tschabahar entfernt und zwischen zwei Gebirgsketten. Aus der Ferne beobachtet man zwischen Palmen und üppigem Gestrüpp der Hausfassaden und das Zusammenspiel von Mensch und Natur. Das hohe Minarett der Moschee von Tis zieht gleich die Blicke von Besuchern auf sich. Die Moschee ist einfach, aber gleichzeitig bezaubernd in ihren Farben und ihrem Plan, ein Ort mit spirituellem Geist.

Die Menschen in Tis bestehen aus verschiedenen Belutsch-Stämmen, sie leben vom Fischfang, Kräuter- und Gemüseanbau und Gartenarbeit.

Der Hafen stammt aus dem 4. Jahrhundert im Mondkalender; früher war sie ein wichtiger Handelsplatz auf der maritimen Handelsroute. Über diesen Hafen wurden Waren aus China, Indien und Südostasien an die Märkte im Nahen Osten geliefert. Der bekannte Abenteurer und Geograf des 4. Jahrhunderts im Mondkalender, Moghadasi, schrieb über Tis: „(Tis) verfügt über zahlreiche Palmenhaine und gute Karawansereien. Die Bevölkerung stammt aus vielen Nationen.“

Ziehen wir weiter zum Hafen Konarak. Im westlichen Teil des Tschabahar-Golfes, 50 km von dieser Stadt entfernt, liegt Konarak. Der Hafen ist der wichtigste Fischfanghafen dieser Provinz. Im Vergleich zu anderen Orten genießt sie eine höhere Bevölkerungszahl und Wohlstand. Telekommunikation, Straßentransport und Liftverbindung sind ausgebaut. Hunderte Fischerboote und  eine große Anzahl von Meistern im Bau von Fischerbooten und Kuttern zeigen die Vitalität der Stadt.

Die Fischer sind sehr fleißig, sie schiffen den Persischen Golf und das Meer von Oman auf und ab. Ihr Fleiß, ihre Tapferkeit und ihre Gewandtheit und Wissen für den Fischfang sind legendär und suchen am südlichen Küstenstreifen Irans ihresgleichen. Das was für heute, bis zur nächsten Sendung verabschieden wir uns von Ihnen.