Mit uns durch Iran-Teil 140
Im Namen Gottes! Unsere Reise in der Provinz Sistan und Belutschistan geht weiter. Geografie und natürliche Gegebenheiten haben wir besprochen, heute möchten wir uns eher den Einwohnern dieser Region widmen.
Belutschen sind freiheitsliebend, aufrichtig, tapfer und fleißig. Ihre Umgebung hat sie sehr widerstandsfähig und geduldig gemacht. Sie leben mit dem Mindesten. Gegenüber Schwierigkeiten und Problemen sind sie so widerstandsfähig, dass kein anderes Volk im Land an sie herankommt.
In Kamelreiten, Schießen, Jagd, Bergwanderungen, Felsenbesteigung und Wanderung sind sie einsame Spitze. Zudem sind sie frei von Zwängen und überflüssigem Gerede; ihr einfacher Lebensstil, ihr Verhalten und ihre Worte zeigen, dass sie immer Wort halten. Die Belutschen sind ihren religiösen Überzeugen sehr loyal, aber auch sehr gastfreundlich. Die Bewirtung von Gästen ist zwar einfach, kommt aber vom Herzen.

Aus archäologische Forschungen geht hervor, dass Belutschen Teil der arischen Rasse sind. In sehr fernen Zeiten haben sich demnach Arier in Zentralasien und zwischen den Flüssen Amudarja und Syrdarja niedergelassen. Nach und nach erhöhte sich die Bevölkerungszahl, andere Umstände trugen auch dazu bei, dass etwa 2000 Jahre vor Christus eine Wanderung aus der Region geschah. Verschiedene Gruppen marschierten in unterschiedliche Richtungen. Eine Gruppe marschierte Richtung Balch, etwa östlich und nordöstlich des heutigen Irans. Später lösten sich Teile diese Gruppen von ihnen ab und wanderten in den Westen Irans ein, wo sie sich wieder aufteilten und Splittergruppen in verschiedenen Regionen ankamen.
Die Könige der Achamäniden eroberten die meisten dieser Ländereien. Auf Tafelschriften des Darius werden u.a. die Provinzen Part, Herat, Khwarazm, Balch und sind als Herrschaftsgebiete des Königreichs der Achamäniden genannt. Die Belutschen haben sich ohne Zweifel von diesen arischen Stämmen abgezweigt und sind vom Norden in südliche Regionen ausgewandert. Der Dialekt der Belutschen und ihre Aussprache, die dem Pahlewi der Parther und Anfängen der Sassaniden ähnlich ist, belegt diese Theorie. Ethnologen haben aus äußeren Merkmalen aller Stämme und Völkergruppen u.a. der Belutschen den Schluss gezogen, dass diese Volksgruppe und insgesamt alle Arier große Ähnlichkeiten aufweisen, und die Belutschen sowie auch die Kurden, Luren und Tadschiken eine Abzweigung der arischen Rasse sind. Sie haben sich trotz Übergriffe von Feinden und der Nähe zu Indien ihre nationalen und kulturellen Eigenschaften bewahrt.

Die Sprache der Belutschen ist einer der reichhaltigsten persischen Dialekte. Die mündlich übertragene Literatur ist ein wertvoller Schatz. Die Nähe zur Nomadenliteratur und dem Zeltleben sowie die Vermischung mit der Natur gereichen der Folklore sowohl Einfachheit als auch großen Reichtum. Traditionelle Gedichten haben Wurzel im Nomadenleben, sie sind zum mündlichen Träger der Geschichte und Kultur dieses Volkes geworden. Jedes Ereignis, ob Krieg oder Geburt, Tod oder andere werden mit Gedichte bedacht. Durch diese Gedichte wird ein Teil der Geschichte der Belutschen von Mund zu Mund und von einer Generation zur nächsten übertragen. Die Gedichte der Belutschen kursieren meist in Form von Epen, feinen und gefühlsbetonten Gedichtzyklen, als Geschichte über Stammesfeheden und Preisgesang für große Krieger und Anführer unter den Menschen. Sie repräsentieren die Freuden und die Leiden der Menschen und verewigen sie. So lieben die Belutschen im Iran die Literatur ihres Landes und bei jeder Gelegenheit, religiös oder traditionell, werden diese Gedichte vorgetragen und damit die Zeremonien bereichert.
Musikforscher glauben, die Volksmusik aus iranischen Landesteilen, die mit der Folklore einhergeht, die nationalistischen Gefühle der Iraner repräsentiert, sie zählt zu den abwechslungsreichsten und schönsten Musikformen der Welt. Die Vielfalt und Schönheit gehen aus dieser Kultur, den Sitten und Gebräuchen sowie anderen Umständen dieses Volkes aus. Iranische Nomaden und Stämme haben je nach ihrem geografischen Standort und ihrer Mentalität unterschiedliche und spezielle Musik.

Die Folklore zeigt das einfache und aufrichtige Leben und Gefühle von fleißigen und unermüdlichen Menschen in ihren Dörfern. Die Musik wird im Grunde von den Mitgliedern des Volkes gemacht. Sehr interessant ist, dass die Musik verschiedener Landesteile miteinander in Verbindung steht und ein gegenseitiger Einfluss besteht.
Die Musik der Belutschen zählt zu den ältesten Musikformen des Orients. Sie hat ihre eigenen Eigenschaften, doch es sind auch gewisse Ähnlichkeit mit der indischen, pakistanischen und der aus Khorassan vorhanden.
Die Natur in Belutschistan ist sehr abwechslungsreich und rau, daraus ist eine Musik entsprungen, die sehr taktvoll und dynamisch und gleichzeitig tiefsinnig ist. Sie verbindet spirituell den Menschen mit seinem Schöpfer. Sie ist untrennbarer Teil des Lebens und begleitet die Menschen bis zum Tod.
Bei Musikvorführungen werden oft Gedichte gesungen. Diese werden von einer Musik belgeitet, die episch und gefühlsbetont ist und historische und soziale Ereignisse widergibt. Eigentlich kann man von mündlichen Erzählungen begleitet von Musik sprechen. In Belutschistan spricht man vom Dichter, wenn er Gedichte mit Musik vorträgt, denn das Gedicht allein zählt nicht.
Dichter in Belutschistan waren nicht nur Überbringer von geschichtlichen und epischen Ereignissen, sie haben diese auch beeinflusst.
Die Musik wird je nach Anlass unterschiedlich benannt. Gedichte z.B., die in Trauer um den Verlust naher Verwandten wie Vater, Mutter, Geschwister, Ehepartner oder bei fernen Reisen gesungen werden, nennen sich Liku oder Zahiruk.

Die Gedichte sind sehr ausschweifend, ein Schatz für die persische Literatur. Bei Hochzeiten und religiösen Zeremonien werden sie belgeitet von Folkloremusik vorgetragen.
Im letzten Teil der Sendung möchten wir Ihnen eine Region in Belutschistan vorstellen, mit einzigartigen Eigenschaften: Das Naturschutzgebiet Bahou-Kalat.
Das Mündungsdelta des Bahou-Kalat-Flusses befindet sich im südöstlichsten Teil von Belutschistan. Im Osten grenzt dieser Landstrich an Pakistan, im Süden an das Meer von Oman, im Westen und Norden an Mündungsregionen anderer Flüsse. Der Bahou-Kalat-Fluss fließt durch das Flachland in den Guatr-Golf. Die Gesamtfläche der Region beträgt etwa 30.000 qkm, 7000 qkm davon sind Flachland, der Rest Gebirgsland.

Angesichts der Bedeutung der Umwelt für Bahou-Kalat ist der östliche Teil zum Naturschutzgebiet erklärt worden. Dort tummeln sich die Krokodile in den Flüssen. Dieser Landstrich wird vom Klima des Indischen Ozeans und des Meeres von Oman beeinflusst, daher unterscheiden sich die Niederschläge auch wesentlich von denen im restlichen Teil Irans und sogar vom nördlichen Teil von Belutschistan. Hier sind Krokodile heimisch, sie sind für ihre kurze Schnauze bekannt. Woanders auf der Welt ist diese Art entweder vollständig ausgestorben oder nur in geringer Zahl vorhanden. Das Ökosystem ist sehr besonders und einzigartig. Viele Tier- und Pflanzenarten sind nur hier anzutreffen. Für Forschungs- und Studienzwecke
über seltene Wüsten- und Gebirgstiere sowie Fluss- und Seewesen eignet sich die Region im höchsten Maße.
Auch die Pflanzen Welt sind hier relativ üppig vorhanden. Auch hier ist anzumerken, dass viele seltene Arten nirgendwo sonst im Iran vorzufinden sind.
Das war für heute, bis zur nächsten Sendung alles Gute und auf Wiederhören!