Aug 19, 2016 18:31 CET

Wir wollen in diesem Programm über die Geschichte der Verwendung von Metallen sprechen.  Der Beginn dieser Geschichte kann als Bereicherung der Kunst betrachtet werden, denn einerseits weist das Material Metall eine große Vielfalt auf und andererseits ist auch die Art der Verzierung und Formgebung von metallenen Gegenständen abwechslungsreich. 

Zu den größten Errungenschaften der iranischen Antike gehören unter anderem  die Anfertigung von Gegenständen aus Gold, Silber und Bronze.  Um mit dem metallenen Kunsthandwerk Irans Bekanntschaft zu schließen, sollten wir zunächst die Geschichte der Metallverarbeitung im Iran  betrachten.

Metallverarbeitung lässt sich als Industrie oder  Handwerk definieren, bei dem der Mensch ein Werkzeug oder einen Metallgegenstand anfertigt oder Produkte aus Metall formt.  Bei einem beträchtlichen Teil  der heutigen Wissenschaften und Zivilisation geht es  um die Verarbeitung von Metallen.

Archäologische Funde zeigen, dass das Töpfern noch eine Zeitlang nach Beginn der Eisenzeit den Vorrang genoss. Doch nach einiger Zeit hat der Mensch die zahlreichen günstigen Eigenschaften von Metallen, wie Härte und Schmelzbarkeit, und die vielen Möglichkeiten,  die Metall bietet, zu schätzen und zu nutzen gelernt.  Nach Entdeckung dieser Möglichkeiten begann er bei der Herstellung von  Werkzeugen und landwirtschaftlichem Geräten sowie  Jagd- und Kriegswaffen Metall anstelle von Knochen, Stein, Holz oder Keramik zu verwenden.

Metallgegenstände sind  widerstandsfähig, schlag- und bruchfest, und behalten ihre Gestalt. Sie können daher als  wichtigste Beweisstücke  bei  wissenschaftlichen, geschichtliche und archäologische Forschungen dienen.

Genau weiß man nicht wie und wo der Mensch Eisenerze zum ersten Mal gefunden und aus ihnen Eisen gewonnen hat. Bewiesen ist jedoch, dass der Mensch vor 5000 Jahren das Eisen verwendete und daraus Schmuck anfertigte.  Im alten Ägypten wurde das Eisen „Paradiesmetall“ genannt. Die Assyrer und Babylonier,  Chaldäer und Hebräer benutzten Eisen für die Anfertigung von Schmuck, denn Eisen war kostbar. Um 1700 vor Christus  war zur Zeit der Hammurabi-Dynastie das Eisen 8-mal teurer als Silber und sein Preis betrug  drei Viertel des Preises für Gold.

Circa 1200 bis 1000 vor Christus war Eisen quasi das wichtigste Material für Waffen und Werkzeuge, während Bronze der Anfertigung von Gefäßen, Blumenvasen und Dekorgegenständen diente.    

 

Über die Geschichte der Anwendung von Kupfer herrschen ebenfalls unterschiedliche Meinungen. Einige sind der Meinung, dass der Mensch schon 20 Tausend Jahre vor Christus Kupfer angewendet hat und andere sagen, dass circa vor 12 Tausend Jahren zum ersten Mal in Ägypten Kupfer verwendet wurde. Wiederum andere sind der Ansicht, dass um 9 Tausend vor Christus zum ersten Mal im Iran Kupfer geschmolzen und genutzt wurde.

Zur Zeit der Achämeniden, dem erster persischen Großreich des Altertums,  wurde im Iran Gold, Silber, Bronze und Eisen bei der Anfertigung von Gefäßen, Schmuck und  Waffen verwendet. Es sind zahlreiche Gegenstände  und Schmuckstücke aus dieser Zeit erhalten geblieben, wie Trinkkelche, Kleiderschmuck  aus Metallstücken und Metallgegenstände mit Tierabbildungen. Einer der bekanntesten Gegenstände aus Metall aus dieser Zeit ist das Rython. Ein Rython war ein  Eingieß- oder Trinkgefäß. Rythone hatten   bei den Achämeniden oftmals die Gestalt eines brüllenden Löwen.  Die Figur des brüllenden Löwen ist überhaupt typisch für die Ausschmückung von Gegenständen im achämenidischen Reich.  Bei einem Rython wurden mehrere Metallstücke zusammengeschweißt. Getrunken wurde aus der trompetenartigen Gefäßöffnung. 

In der Antike des Irans, Mesopotamiens, der Griechen und Römer kannte man mehrere Metalle, nämlich Kupfer, Gold, Silber, Eisen,  Bronze, Blei, Quecksilber, Platin und Zinn.

Die iranischen Handwerker und Händler haben laut wissenschaftlicher Erkenntnisse  im 3. Und 2. Jahrhundert vor Christus in der germanischen Stadt Colonia  (Köln) Waffen und Werkzeuge aus Metall verkauft.

In der zweiten Jahrtausendhälfte vor Christus führte die Gründung des  mächtigen Achämenidenreiches  zu einem Höhepunkt des Abbaus von  Lagerstätten. Es wurden in großem Umfange  Kupfer, Gold, Silber, Blei, Zink und weitere Metalle abgebaut. Die Iraner fertigten aus Eisen Stahl an und verwendeten diesen für Kriegsgerät und im Brückenbau.  Die  Brückengerüste wurden mit Teer bestrichen, was sie bis heute vor dem Verrosten bewahrte.  Für die Festigung der Bauwerke der Tacht-e Dschamschid (Persepolis) und Pasargad setzte man Eisen und Blei ein. Auch Gold und Silber waren bei den Achämeniden beliebt.

Gemäß archäologischen Funden weisen die zentral gelegenen Gebiete Irans sowie der Osten und Norden des Landes die älteste Geschichte für Metallverarbeitung im Iran auf.  Die Übergangszeit von der Jungsteinzeit  zur Ära der Anwendung von Metallen wird für Iran auf Ende des 7. Jahrtausends vor Christus  datiert, während die Jungsteinzeit in Europa bis ins 4. Jahrtausend vor Christus andauerte.

Man hat im Zagros- und Albors-Gebirge alte Schmelzöfen gefunden aber auch in der Kawi (Wüste) des zentral gelegenen Yazd und Qums und Kaschans oder auch im östlich gelegenen Kerman und im Nordosten in der Provinz Chorassan.  Ebenso entdeckte man  in  Balutschistan im Südosten, in der Nähe der Gebirge,  Schmelzöfen.

In den Schriften der sumerischen, babylonischen und elamischen Könige, die vor Beginn des 3. Jahrtausend vor Christus  verfasst wurden, sind oft Hinweise auf die Errungenschaften der Iraner im Handwerk, Handel und beim Bergbau  enthalten.  In den iranischen Werkstätten wurden Töpfereiwaren und Gegenstände aus Metall angefertigt. Schmucksteine wie Achat und Türkis wurden bei der Anfertigung von wertvollen kunstvollen Gegenständen aus Metall hinzugenommen.

Die Bronzezeit im Iran  begann im 2. Jahrtausend vor Christus.  Die Entdeckung von Bronze  verhalf der Anfertigung von Metall- Gegenständen zum Aufschwung steigerte die Nachfrage nach Erzen.  Wahrscheinlich gab es damals schon die Zinn-Lagerstätte Dah Husain, in der Nähe von Schazand in der Ostan-e Markazi Zentral-Iran.

Zwischen 2000 bis 1000 vor Christus wurde im Iran auch Eisen verwendet und zwar für landwirtschaftliche Geräte und für Waffen. Zu Beginn des 1. Jahrhunderts  trat ein Wandel im Handel mit Metallen ein. Man handelte mit Kupfer oder Kupferlegierungen.

Im zweiten persischen Großreich des Altertums, dem Reich der Sassaniden,   standen vor allen Dingen Blei, Zink, Kupfer, Gold und Eisen hoch in Kurs. Die meisten Metallgegenstände, die man bei archäologischen Ausgrabungen  gefunden hat, stammen aus dieser Zeit.  Unter den antiken Metallgegenständen Irans, die in den Museums- und Kunstkollektionen der Welt aufbewahrt werden, gibt es eine beträchtliche Zahl von Gegenständen aus der Sassaniden- Zeit.   Die meisten dieser Gegenstände sind aus Silber und auf ihnen sind Menschen in verschiedenen Haltungen abgebildet.

Nachdem die Iraner den Islam übernahmen, ginge der Bergbau merklich zurück, aber im 3. Und 4. Jahrhundert nach der Hidschra und dem Mondkalender (9. Und 10. Jahrhundert nach Christus), eine Zeit, die  als Epoche der Islamischen Renaissance bekannt wurde,  blühte der Abbau von Metallerzen und das Metallhandwerk wieder auf. Unter den Saffawiden (16. bis Mitte 18. Jahrhundert nach Christus) nahm auch der unterirdische Bergbau erheblich zu und es wurden große Mengen von Eisen, Gold und Silber gewonnen.  Zur Zeit der Qadscharen (Ende 18. Bis Anfang 20. Jahrhundert)               insbesondere als Amir Kabir Wezir war, wurden ebenso Maßnahmen zur Nutzung von Goldlagerstätten ergriffen.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts  wurden schließlich  Industriewerke zur Verarbeitung von Erzen erbaut- wie das Zub-e Ahan und Zub-e Mes  - das Eisen-bzw. Kupferschmelzwerk. Die Rolle dieser Metalle in der Industrie wuchs zusehends.

Aber die Industrieentwicklung konnte nicht verhindern, dass die Verwendung von Metallen im Kunsthandwerk zurückging.  Zu den traditionellen Zweigen des Metallkunsthandwerkes gehören unter anderem Qalam-Kaari, Noqreh-Kubi, Quflsazi, Minaakaari.  Wir werden Sie ab dem nächsten Teil näher mit diesem Bereich des iranischen Kunsthandwerks vertraut machen. 

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