Aug 28, 2016 20:31 CET

Liebe Hörerfreunde ! In einem schönen Wald lebten viele Tiere in Freiheit.

Doch es gab einen Löwe, der jeden Tag eines von ihnen zerriss, so dass keiner wusste ob er am nächsten Tag noch am Leben sein werde. Da fassten die Tiere einen Entschluss, gingen zum Löwen und sagten: Hör zu o Sultan des Dschungels, wir werden dir ab morgen jeden Tag selbst einen von uns schicken,. So brauchst du uns nicht mehr aufzulauern und dein Speiseplan wird viel abwechslungsreicher sein.

Der Löwe willigte nach einigem Hin und Her ein in einen Vertrag mit den Tieren ein. Diese hatten ihm jeden Tag seine Mahlzeit an die Tür zu schicken, und er musste versprechen, die Gegend nicht mehr unsicher zu machen.

Ab nun warfen die Tiere jeden Tag das Los, um zu sehen, wer sich dem Löwen stellen muss. Der Löwe aber hatte nichts dagegen, denn so brauchte er nicht mehr zu jagen. Eines Tages fiel das Los auf den Hasen.

Der Hase wehrte sich, doch die anderen tadelten ihn: Wenn du dich nicht dem Löwen auslieferst, wird er toben. Geh zu ihm, bevor er aus der Haut fährt.“ Der Hase erbat sich eine Frist, er wolle eine List ausdenken. Plötzlich hatte er eine gute Idee und rief: „Mit Gottes Hilfe werde ich euch alle vor diesem Löwen retten. Lasst mich nur machen!“

Dann wanderte er gemächlich zum König des Waldes. Der aber hatte schon ungeduldig auf seinen täglichen Leckerbissen gewartet. Als er den Hasen herbeischlendern sah, brüllte er: „Warum kommst du erst jetzt?“

Der Hase aber sagte gelassen: „Beruhige dich! Ich werde es dir erklären: Heute Morgen habe ich mich zusammen mit einem anderen richtig fetten Hasen auf den Weg zu dir gemacht. Aber unterwegs kam uns ein Löwe in die Quere. Ich sagte ihm: Wir sind nicht für dich bestimmt sondern für den König es Waldes. Du darfst uns nicht fressen! Er aber sagte: Ich werde euch beide fressen und den König auch!

Ich sagte: “gib mir eine Frist, damit ich den König unterrichte. Da ließ er mich gehen, aber meinen fetten Kameraden behielt er bei sich.“

Könige Löwe rief zornig: „Wo ist dieser dreiste Kerl? Ich werde es ihm zeigen!“ Und der Hase bot sich an, ihn zu dem anderen Löwen zu bringen. Er führte den Sultan des Dschungels zu einem Brunnen. Als sie diesen fast erreicht hatten, blieb der Hase stehen. Der Löwe fragte: „Wieso bleibst du stehen?“ Der Hase antwortete. „Der Löwe, von dem ich dir erzählt habe, lebt da in dem Brunnen. Ich habe Angst vor ihm.“

Aber König Löwe sagte: „Keine Angst! Ich bin stärker als er.“ Dann nahm er den Hasen auf den Arm und schaute in den Brunnen hinein. Da glaubte er seinen Rivalen mit einem fetten Hasen im Brunnen zu sehen. Er ließ den Hasen fallen und sprang kopfüber in den Brunnen um seinen Feind zu töten und ihm den zweiten Hasen zu entreißen. Natürlich ertrank er.

Die Geschichte vom Hasen, der die Tiere im Wald vor dem Löwen rettete, war aus dem Mathnawi von Molana Rumi .

Liebe Hörerfreunde! Unser heutiges Sprichwort lautet. Tschi Kaschki, tschi Paschmi. Welchen Kaschk denn, welche Wolle?

Es war einmal ein Viehbesitzer, dem viele Kühe und Schafe gehörten. Aus Geiz wollte er keinen Hirten einstellen, sondern brachte das Vieh selber auf die Weide.

Eines Tages begann es plötzlich heftig zu stürmen und zu regnen. Der Viehbesitzer war mit seinen Kühen und Schafen gerade wieder auf der Weide. Vergeblich versuchte er sie ins Dorf zurückzubringen. Schließlich musste er einen Baum besteigen, um sich vor den Regenfluten zu retten, während seine Tiere sich Schutz suchend, dicht aneinander drängten.

Wie nun der geizige Mann vergeblich da oben in den Ästen auf das Ende des Unwetters wartete, fiel sein Blick auf die Kuppel der Pilgerstätte außerhalb des Dorfes und er dachte: Ich muss Gott etwas geloben, damit ich und meine Herde gerettet werden. So gelobte er, zur Ehrung des Prophetennachkommen, der unter dieser Kuppel ruhte, die Hälfte seiner Kühe und Schafe an Bedürftige zu verschenken.

Endlich legte sich der Sturm und es regnete nur noch. Da sagte sich der Mann: „Nun kann ich meine Herde nach Hause bringen. Gott sei Dank, dass sich wenigsten der Sturm gelegt hat.“

Da fiel ihm sein Gelöbnis ein und er dachte: „Warum habe ich es so eilig mit diesem Gelöbnis gehabt!“ Er wandte sich der Kuppel der Pilgerstätte zu und rief: „Ach lieber Imamzadeh. Wie ich dir gelobt habe, gehören dir die Hälfte der Kühe und Schafe. Aber vielleicht möchtest du gar nicht, dass ich sie einfach an alle möglichen Leute verschenke. Wie ist es wenn ich diese Kühe und Tiere zu dir in die Pilgerstätte bringe und du damit machst, was du für richtig hältst?“

Der Mann trieb seine Herde weiter und wie er so auf sein prächtiges Vieh schaute, bereute er sein Gelöbnis noch mehr. Da hatte er eine Idee.

Zum Imamzadeh zugewandt rief er:“ Ach lieber Imamzadeh. Du hast doch gar keinen Hirten! Was hältst du davon, dass ich dein Hirte bin und die Kühe und Schafe, die ich dir gelobt habe, behüte. Die Milch und die Wolle und den Kaschk werde ich dann zur Hälfte den Armen geben!“

Mit diesen Gedanken im Kopf ging er weiter. Da fiel ihm ein, dass es doch ein hartes Werk ist, eine Herde zu halten. Wieder wandte er sich dem Imamzadeh zu: „Ach weißt du! Ich habe eines ganz vergessen. Es ist doch besser, wenn ich die Milch, den Joghurt, und den Kaschk als Lohn für das Viehhüten behalte und die Wolle dann den Armen geben.“

Der geizige Mann erreichte mit seiner Herde die Pilgerstätte. Wieder sagte er: Ach weißt du lieber Imamzadeh. Was kannst du denn mit der Wolle von den Schafen anfangen? Ich war mitten im Sturm und Regen und da habe ich irgendwas versprochen. Überhaupt: Welcher Kaschk denn und welche Wolle?`Tschi Kaschki, tschi paschmi?

Da sah er plötzlich eine große Flutwelle auf sich zukommen. Die riss ihn mit und er ertrank.

Aufgrund dieser Geschichte zieht man immer, wenn jemand in der Not ein Versprechen gibt und es dann nicht erfüllt, einen Vergleich zu diesem Viehhalter und sagt: Tschi Kaschki, tschi paschmi. Übrigens Kaschk ist getrockneter Joghurt.