Iranische Architektur und Kultur-Teil 8
Die Seldschuken waren ein waffenfähiges Volk und eroberten viele benachbarte Gebiete Irans.
Aber gegen Ende ihrer Herrschaft erklärten verschiedene Lokalregierungen ihre Unabhängigkeit. Grund waren die ständige Verwicklung in den Krieg, der Rivalismus zwischen Herrschern von Einzelgebieten und die Machtergreifung durch Sklaven. Eine dieser Lokalregierungen war die der Chorazmschahs. Diese Dynastie wurde von Qutbeddine Mohammad gegründet und herrschte vom 12. bis zum 13. Jahrhundert nach Christus.
Die gesamte Herrschaftsepoche der Chorazmschahs war von Konflikten geprägt. Durch ihre vielen Feldzüge machte sich diese Dynastie unter den Menschen verhasst. Der letzte König aus dieser Dynastie , Sultan Mohammad Chorazmschah war ein inkompententer Herrscher, was die Mongolen auf den Gedanken brachten, in Iran einzudringen. Unter dem Vorwand, ihre Delegierten seien getötet worden, begannen sie ihren verheerenden Angriff. Sultan Mohammad Chorazmschah flüchtete auf eine ferne Insel , wo er starb.
Sultan Mohammad Chorazmschah befahl über ganz Iran, Transoxanien, Chorazm und einen Teil von Turkmenien und Indien. Er war zwar sehr kriegerisch, aber von Politik und Planung schien er nichts zu verstehen.
Obwohl Chorazm sehr von dem antiken Iran und dem Römischen Reich beeinflusst war, konnte es eine eigenständige Kunstkultur entwickeln, welche sich in den besonderen Merkmalen seiner Architektur niederschlug.
Gemäß den Untersuchungen des russischen Wissenschaftlers Tolstov, gingen das Bewässerungssystem und die architektonische Bauweise zur Zeit der Chorazmschahs auf das 7. und 6. Jahrhundert vor Christus zurück. Geographen und Archäologen datieren den Ursprung der Architektur unter diesen Herrschern in die Zeit der Achämeniden , die circa 700 bis 300 vor Christus im Iran herrschten, zurück.
Die besondere Bauweise zur Zeit der Chorazm-Könige zeigt sich an ihren Burgen. Das anschaulichste Beispiel liefert die Tupraq-Burg, der Regierungssitz der Chorazmschahs. Tolstov hat nicht nur Festungsanlagen sondern eine ganze Stadt entdeckt und dort viele Beispiele für die Mal- und Bildhauerkunst vorgefunden.
Die Tupraq-Burg ist ein rechteckiges Gebäude auf einer Grundfläche von 46 x 64 m . Um diese Burgfestung herum war ein breiter Graben angelegt. Eine Brücke über den Graben führte zu einer kleineren Festungsanlage, durch die man in die Burgstadt gelangte. Dieses historische Bauwerk hatte viereckige verschieden große Türme. Im obersten Stockwerk der Burg hat man Münzen mit Datenangaben aus dem 5. und 6. Jahrhundert nach Christus gefunden.
Der Haupttrakt der Tupraq-Burg, welche den Chorazm-Schahs sowohl als Regierungs- als auch als Wohnsitz diente, war zweistöckig und bestand aus vielen Kammern. Die in der Mitte liegenden Empfangsräume waren skulptural und mit Malereien verziert. Das besondere an den Bildhauerwerken ist ihre Vielfarbigkeit. Die Nebensäle, Kammern und Gänge waren ebenso schön bemalt. Unter den erhalten gebliebenen Fragmenten der Skulpturen befindet sich auch die Skulptur einer Frauengestalt, die Obst trägt. Zwei anderen Skulpturen stellen Harfenspieler dar und entstanden offensichtlich unter dem Einfluss westlicher Kunst.
Zu Beginn des 13. Jahrhunderts fielen die Mongolen im Iran ein. Sie legten das Land in Schutt und Asche. Ein Darwisch aus Buchara , der vor den einfallenden Mongolen flüchtete , berichtete: Sie kamen, verbrannten, mordeten und gingen.
Der Darwisch irrte sich aber in einem Punkt: die Mongolen gingen nicht. Sie blieben. Die Nachkommen dieser gewaltsamen Plünderer begannen die iranischen Kultur zu übernehmen und die Mehrheit von ihnen wurde Muslim. Ein Zweigstamm namens Ilchane bestieg den Thron. Die Ilchane gaben das Leben als Beduinen auf und ließen sich große Paläste im Iran bauen. Als die Ilchane zu regieren begannen, gab es im Iran, und insbesondere in der ehemaligen Wiege der iranischen Kultur und Kunst, Khorassan, keine Künstler und Baumeister mehr. Viele von ihnen konnten sich beim Eindringen der Mongolen in die westlichen und südlichen Regionen des Landes retten.
Der erste mongolische Ilchan Holaku-Chan drang bis nach Bagdad vor und stürzte die dortigen Kalifen. Er wählte Maraagheh in Westiran zu seiner Hauptstadt. Sein iranischer Wezir, der Gelehrte Chadscheh Nasiruddin Tussi sorgte für die Wiederbelebung der iranischen Kultur. Die Kunststile der Vergangenheit wurden mit den architektonischen Besonderheiten des Süd- und Westirans vermischt, wobei die im iranischen Azarbeidschan übliche Bauweise überwiegte. Auf diese Weise entstand die architektonische Azari-Schule.
Die Hauptstadt Irans wurde von Maraagheh nach Tabris und von dort aus nach Soltaniyeh in der Nähe von Sandschan verlegt – alles Städte die im Nordwesten Irans und im iranischen Azarbeidschan liegen. Nach kurzer Zeit galt die neue gegründete Stadt Soltaniyeh als schönste Stadt im Lande. Doch sie war geographisch ungünstig gelegen. Deshalb folgte ihrem raschen Aufblühen ein baldiger Verfall.
Unter den Ilchanen wurden große Anstrengungen zur Begleichung der Verheerungen durch die Mongolen gemacht. Über den Trümmern der alten Städte wurden neue Moscheen, theologische Lehrzentren und Karawansereien errichtet.
Einige Wissenschaftler wie Abbas Eqbal sind der Ansicht, dass die Beziehungen zwischen Iran und China, die vorher nur sehr eingeschränkt waren, unter den Ilchanen ihren Höhepunkt erreichten. Dies wirkte sich auf die gesamte Kunst Irans, darunter auch auf die Architektur aus. Die chinesische Bauweise wurde nachgeahmt. An diese Nachahmung erinnert auch die Verwendung von blauen Farben bei Kachelarbeiten und bei Kuppeldächern. Einige Bauwerke und Turmbauten ähnelten in ihrer Form den Zeltbauten der Mongolen.
Zur Zeit der Ilhane wurden die Außenfassaden der Bauwerke aus rohen oder gebrannten Ziegeln oder Steinbrocken gebaut. Die Innenwände wurden mit einer dünnen Lage von Ziegelsteinen oder aus Gips versehen. Allmählich traten in den meisten Bauwerke bemalte Tonplatten und glasierte Kacheln anstelle der einfachen Ziegelsteine. Die dekorative Anordnung von Ziegelsteinen und eine Kombination von Ziegeln und Kacheln wurde üblich. Auch wurden die Gipsflächen gerne bemalt. Typisch für diese Architekturepoche ist die Vielfalt geometrischer Muster . Ebenso typisch war das Bauen in großen Dimensionen. Ein anschauliches Beispiel sind die Soltaniyeh-Kuppel oder die Alischah-Moschee in Tabris.
Die Azari-Architekturepoche lässt sich in zwei Abschnitte gliedern:
Der erste wird der Zeit zugeordnet als Maraagheh Sitz des Halaku und seinem Nachfolger war.
Der zweite Abschnitt bezieht sich auf die Zeit in der Timur regierte und Sarmarkhand zur Hauptstadt wählte.
Die Architektur dieser Epoche wurde von den Besonderheiten dieser Zeit geprägt. Es wurde schnell und viel und unter Heranziehung vieler Arbeiter gebaut. Dadurch entstanden an einigen Bauwerken klare architektonische Mängel. Einige Monarchen verlegten Straßen, so dass einige Städte aufblühten während andere verkümmerten. Für die Vielfalt in der Azari-Bauweise möchten wir beim nächsten Mal einige Beispiele nennen.