Sep 18, 2016 04:35 CET

Wir besprechen die Geschichte der Metallbearbeitung im Iran. Beim Metallhandwerk es wichtig, dass sich das Metall bearbeiten lässt und zugleich widerstandsfähig ist.  Zur Verbesserung der Widerstandsfähigkeit und Formbarkeit werden meistens Metalllegierungen verwendet.

 

 

Der Mensch konnte in der Antike natürlich nur die nützlichen Eigenschaften   eines Metalls feststellen, wenn es dieses Metall in seiner Heimat gab. 

  Die Gebirgszüge die sich von Taurus in der Türkei bis an die Südküsten des Kaspischen Meeres erstrecken, weisen viele Ressourcen an Mineralien auf. Von diesem Gebiet aus breiteten sich die Kenntnisse der Metallverarbeitung auf andere größere Siedlungsgebiete in Asien, Afrika und Europa aus.

Iran besitzt zahlreiche große Erzlagerstätten.

 Im Norden Iran  liegen mehrere Kupferlagerstätten im Gebirge. Ibn Hauqal  , der arabische Geograph des 4. Jahrhunderts nach der Hidschra – 10. Jahrhundert nach Christus -  berichtet auch von Kupferminen in Chorassan, Nordostiran und schreibt, dass  mit diesem Kupfer schöne kostbare Gegenstände angefertigt wurden.  

Auch sind die Kupferminen in den zentral gelegenen Orten Kaschan, Anarak und Isfahan ebenso wie in Buchara  (ehemaliges Iran, heute Usbekistan) für die Kalifen, die in den  ersten Jahrhunderten nach der Hidschra herrschten, von großer Bedeutung gewesen, denn sie bezogen große Steuersummen aus ihnen. 

Das persische Wort Mifraq steht für eine  Legierung aus Kupfer und Zink, die sich zu Deutsch Bronze nennt und aus der Gegenstände und Skulpturen hergestellt werden. Bronze ist die älteste Legierung, die die Menschheit künstlich gewonnen hat.  In der Natur tritt   Kupfer  bereits zusammen mit Zink   auf.  So liegt es nahe, dass die  ältesten Werkzeuge der Geschichte  aus Bronze angefertigt wurden.  Wie archäologische Studien zeigen, kannten die Bewohner Irans schon 5 Tausend Jahre vor Christi Geburt die Kupfer-Zink-Legierung Bronze  und stellten damit metallene  Gegenstände her.  Es sei erwähnt, dass die Bronzegegenstände, die man bei Ausgrabungen an anderen Orten der Welt gefunden hat, auch nicht älter sind. Wir können also davon ausgehen, dass der Beginn der Bronzezeit 5 Jahrtausende vor Christus liegt.

Bronze ist rötlich bis orangenfarben und schmilzt schneller als reines Kupfer.  Ein wichtiges Gebiet im Iran für die Bearbeitung von Bronze ist die Provinz Lorestan.  Lorestan liegt im Westen des Irans  und besteht aus vielen engen Schluchten und hohen Berggipfeln.  Gemäß Funden gab es  die Metallbearbeitung in Lorestan seit dem 4. Jahrhundert vor Christus.   Ab Mitte des 20. Jahrhunderts haben Forscher sich für die Metallgegenstände aus diesem Teil Irans interessiert und viele wertvolle Stücke sind heute in den großen Museen der Welt zu besichtigen. 

 

Circa ab 1930 tauchten viele schöne Metallgestände aus Lorestan auf dem internationalen Antiquitätenmarkt auf. Sie stammten  aus illegalen Ausgrabungen und dem Schmuggel mit Antiquitäten. Man hatte herausgefunden, dass sich in den Grabstätten, die sorgfältig mit Steinen verkleidet waren, Schmuck und Geschenken befinden, die vor langen Zeiten den Toten mit ins Grab gelegt wurden. Die Verzierung dieser Gegenstände war von bezaubernder Schönheit. Einige wiesen in assyrischer Schrift Angaben über die Herstellung auf, unter anderem das Datum. Daher weiß man, dass einige Stücke aus dem 12. bis 10. Jahrhundert vor Christus stammen. Doch die meisten kamen aus dem  8. bis 7. Jahrhundert vor Christus.

 

Die Bronzekunst aus Lorestan entstand aus  der Jahrhunderte langen Kulturentwicklung eines Bauern- und  Kriegervolkes. Durch Übertragung dieser  Kunst und Sitten der Vorväter auf die nachfolgenden Generationen wurden auch  religiöse Inhalte und Gesetze, die für die   Reiter-, Krieger- und Bauernvölker der Alten Welt galten, weitergegeben.

Die Zahl der von den antiken Künstlern am Zagros-Gebirge erhalten gebliebenen Gegenstände ist groß. Es handelt sich um Waffen wie Dolche, Schwerter und Schlachtkeulen, aber auch um Zaumzeug für Pferde, um Schmuck und Gefäße und Geschirr. Diese Gegenstände schmücken Abbildungen von Fabeltieren, Tierleibern mit Menschengesichtern, Jagdszenen usw.

In Wahrheit gibt es nur wenig andere antike Bronzeexemplare, die so geschickt angefertigt wurden,  wie die aus Lorestan. An diesen Gegenständen ist der Einfluss von mehreren Kulturen zu sehen wie die der Asyrer, der Hethiter oder sogar der Skythen.   Aber es sind auch zahlreiche Verzierungen wiederzufinden, denen wir schon bei den Gegenständen aus  Tappe Sialk , einem historischen Hügel bei Kaschan, Zentraliran,  begegnen.  Die Bronzekünstler von Lorestan verstanden sich auf ihre Kunst. Die Genauigkeit ihrer Gegenstände spricht für die Verwendung von Gussformen. Jedenfalls stellen die Bronzegegenstände von Lorestan international Prachtstücke des antiken Metallkunsthandwerkes dar.

In einem alten chinesischen  Buch  aus dem  3. Jahrhundert nach Christus  steht, dass China zur Zeit der Sassaniden, Stahl aus dem Iran einführte. Gemäß Untersuchungen des   englischen Forschers und Chinaexperten  Joseph Needham war dieses Eisen aus dem Iran gebogen.  Schon das Eisen von den Parthern, die vorher herrschten, war laut Bericht der Römer von gleicher Güte wie das aus Indien.  Das  Eisen aus dem dritten Jahrtausend vor Christus, welches man in Kleinasien und Mesopotamien kannte, war jedoch hart, erst bei hohen Temperaturen schmelzbar und  ließ sich nicht mit dem Hammer bearbeiten.  Daher war es für das Metallhandwerk nicht tauglich. Der Wendepunkt trat nach  der Verwandlung von Eisen in Stahl ein.   Danach konnte man es für die Anfertigung von Gegenständen und Werkzeugen verwenden und damit brach eine neue Epoche für das Handwerk an.

Im Iran waren die Provinzen Aserbaidschan im Nordwesten und Lorestan im Westen sowie Kerman im Osten die wichtigsten Zentren für die Verarbeitung von Eisen. In der Zeit der Sassaniden (3. bis 7.Jahrhundert nach Christus), welche eine  Blütezeit  des Kunsthandwerkes war, wurden  Gebrauchs- und Ziergegenstände auch aus Metall, darunter Eisen,  angefertigt. Viele  Gegenstände hat man in anderen Gegenden gefunden, wie Nordindien, Zentralasien, und in Polen, vor allen Dingen aber in Russland, z.B. im Uralgebirge.  Diese Funde zeugen für den damaligen Warenaustausch zwischen Iran und anderen Ländern.

 

Tappe Marlik   ist ein archäologisches  Gebiet am Ufer des Sefidruds.  Dieser historische Hügel liegt im Gohar-Rud-Tal in der nordiranischen Provinz Gilan.  Er gehört zu einer antiken Zivilisation, die mindestens 3000  Jahre alt ist. Die Forscher vermuten, dass hier Prinzen  und Befehlshaber beigesetzt wurden.

Bis in den 60iger Jahren wusste man nichts über die alte Zivilisation dieses Gebietes, bis ein iranisches Team von Archäologen unter Leiter von Dr. Izzatullah Negahban  dieses Gebiet zu untersuchen begann.  In der Gegend von der wie sprechen gibt es eine ganze Reihe von historischen Hügeln und Marlik gehört zu den wichtigsten. Es handelt sich bei Tappe Marlik um 25 Grabstätten. In einigen von ihnen hat man noch Knochenreste gefunden und in allen befinden sich Gegenstände wie Tongefäße, Zierknöpfe, Keulenköpfe, Pfeile, Kelche aus Keramik , Gold, Silber oder  Bronze, Dolche , Schwerter, Figuren aus Bronze oder Ton, Pfeilspitzen oder Helme.

Für die Menschen, die in dieser Gegend gelebt haben, war die Sonne von großer Wichtigkeit, denn man findet viele Sonnenbilder in Form von geometrischen Medaillons im Boden von Gefäßen und Kelchen eingraviert.  Die Gegenstände, die aus den Gräbern hervorgeholt wurden, insbesondere die Bronzegegenstände ähneln denen, die man im Sialk-Hügel in Kaschan ausgegraben hat.

 

Der wichtigste Fund aus Marlik ist der  Dscham-e Marlik (der Marlik-Kelch). Er besteht aus reinem Gold und ist 18 cm hoch. Das Relief auf diesem Kelch überragt die Grundfläche um  2 cm.

In der Mitte der Verzierung ist der Baum des Lebens zu sehen und an beiden Seiten sind geflügelte Stiere abgebildet, die ihn besteigen.  Typisch für die damaligen iranischen Abbildungen ist dass die Tierleiber im Profil zu sehen sind und der Kopf dem Betrachter zugewandt ist.   Am Boden dieses Kelches ist eine Blume abgebildet in deren Mitte dieser Blume eine Sonne mit ihrem Strahlenkranz eingraviert. 

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