Feb 18, 2016 11:52 CET

Im Namen des barmherzigen Gottes Herzliche Grüße an Sie und willkommen zu einer neuen Folge aus der Reihe „Mit uns durch Iran“. In den letzten Wochen kreisten wir, wie Sie sich sicherlich erinnern, in der Wiege der iranischen Zivilisation und Heimat großer Persönlichkeiten, nämlich in der Provinz Khorassan Razawi, im Nordosten Irans umher. Heute besuchen wir die Stadt Kaschmar, da wo Berge und Wüste aufeinander treffen.

Der Großraum Kaschmar umfasst in seiner Aufteilung über einen Zentralbezirk und Kuh-Sorkh. Die Gesamtfläche beträgt 3390 qkm. Im Norden liegen die Großräume Neyschabur und Sabzewar, im Osten Torbat Heydarieh, im Süden Gonabad und Ferdos, und im Westen die Wüste „Dascht-e Kawir“.

In Großraum Kaschmar befinden sich die Gebirgsregionen Kuh-Sorkh und Faghan-Bajestan im Süden und im trockenen Wüstengebiet im Westen und Süden; um die Stadt selbst und Dörfer liegt das ertragreiche Flachland. Das Klima in Kaschmar ist trocken bis halbtrocken. Die Stadt Kaschmar, Zentrum des Großraums, befindet sich in einer Region mit sehr wechselhaftem Wetter, da sie sich auf Anhöhen befinden, aber gleichzeitig auch nahe der Wüste liegt. Hier stoßen das kalte und kühle Klima auch ein warmes und trockenes Klima.

Großraum Kaschmar ist eine Agrarregion; früher war es als Getreidelager von Khorassan bekannt. Die wichtigsten landwirtschaftlichen Produkte sind Weizen, Gersten, Zuckerrüben, Baumwolle, Sonnenblumenkerne, Kümmel, Trauben, Viehfutter, Gemüse, Hülsenfrüchte und Safran. Die Vieh- und Geflügelzucht wird hier sowohl traditionell als auch industriell betrieben. Schafe, Ziegen, Kühe und Kamele stehen hier auf dem Programm. Die Wirtschaft von Kaschmar basiert sowohl auf Landwirtschaft als auch auf Industrie, die wiederum in Handwerk und Fabriken aufgeteilt wird.

Das Handwerk besteht hauptsächlich aus Teppichen, Untersätzen wie Zilu, Textilien und Seidenschleier. Qualität und Quantität von Teppichen aus Kaschmar haben besonderen Ruhm gewonnen. Die Teppiche und Brücken sind hauptsächlich aus Wolle, die Muster weisen einheimische Motive und Muster aus Kaschmar und Kaschan, antike Muster, Medaillons und Eck-Medaillons, Ranken, Persepolis und Baummuster auf. Die hohe Qualität beim Weben, Muster und Farben sind die Markenzeichen des Kaschmar-Teppichs.

Doch Kaschmar bietet seine Rosinen als bestes Souvenir an, da es unzählige Trauben-Gärten in der Region gibt, deren Produkte in Qualität, Farbe und Geschmack erstklassig sind. Sie decken nicht nur den Binnenmarkt, sondern werden auch mittlerweile exportiert.

Über historische Werke und Sehenswürdigkeiten in Kaschmar ist viel zu erzählen. Neben ihrer Schönheit und Anmut zeigen sie auch die alte Geschichte dieser Region und da stehen die Grabstätten der Nachfahren des Propheten, die so genannten Emamzade, weit vorn. in dem Großraum sind 16 dieser Emamzdeh, vorhanden. Die bekanntesten betreffen Seyed Morteza und Seyed Hamzeh. Ein weiteres bekanntes Bauwerk ist die Gesamtmoschee, das Grabmal vom Märtyrer Seyed Hassan Modares, die Ataschgah-Zitadelle und unzählige weitere Werke wie das Minarett oder Ali-Abad-Turm und Furz-Abad, die aus der Zeit der Seldschuken erhalten geblieben sind.

Die Gesamtmoschee von Kaschmar befindet sich im Stadtzentrum; laut einer Schrifttafel wurde sie etwa 1213 nach dem Mondkalender und zu der Zeit der Herrschaft des Kadscharen königs Fathali-Schah gebaut. Das Gebäude ist einfach und zugleich anmutig, es besteht aus einem Hof, Iwan, Innenhof und Räumen um den Hof. Diese wurden mit einfachen Ziegeln und Muqarnas-Elementen geschmückt, zudem wurden zwei interne Höfe mit Säulen angebracht. Mihrab und Iwan zieren Kachelarbeiten.

Die Grabstätte von Seyed Hamzeh bin Musa bin Jafar ist ein gut besuchter Wallfahrtsort im Stadtzentrum. Sie besteht aus Grabkammer und einem Saal mit insgesamt 2000 qm Fläche, die das Kuppelhaus, die Minaretts und die Säulengänge umfasst. Um das Gebäude wurde ein grüner Streifen mit Obstbäumen und hohen Zypressen angelegt. Die hohe Kuppel ist mit grünen und gemusterten Kacheln und der Iwan mit Spiegeln verziert. Aus Unterlagen geht hervor, dass das Gebäude von den Safawiden gebaut wurde. Später wurde es restauriert und neue Kachelarbeiten und Gebäude hinzugefügt. Der neue Komplex befindet sich fünf km nördlich von Kaschmar; er wird Seyed Morteza, dem Bruder von Seyed Hamzeh und Imam Reza, zugesprochen. Aus historischen Unterlagen geht hervor, dass er im zweiten Jahrhundert nach Hidschra durch die Omayyiden den Märtyrertod fand und hier beigesetzt wurde. Heute verfügt die Grabstätte über 1800 qm Fläche; ein Hauptgebäude mit einem Iwan und Eingang und zwei Lichteinlässen auf beiden Seiten des Iwans sowie eine türkisfarbene Kuppel sind darin errichtet. Das gegenwärtige Gebäude wurde 1399 im Mondkalender gebaut. Alltäglich pilgern zahlreiche Menschen zu diesem Ort.

                           

Wie wir zuvor angedeutet haben, ist Seyed Hassan Modares, eine religiöse und politische Persönlichkeit aus der zeitgenössischen Geschichte Irans, in Kaschmar beigesetzt worden. Wir möchten ihn etwas näher vorstellen.

Ayatollah Seyed Hassan Modares war ein bekannter geistlicher und Politiker aus der Zeit der Konstitutionellen Monarchie und danach. 1249 nach dem iranischen Sonnenkalender kam er in einem Dorf der Region Ardestan in Isfahan auf die Welt. Mit 16 zog er zum Studium theologischer Wissenschaften zunächst nach Isfahan und dann nach Nadjaf. Nach sieben Jahren kehrte er wieder nach Isfahan zurück. Bald zog es ihn in die Politik und von da ins Nationale Parlament. Er betrat das Parlament als erstklassiger Geistlicher. In den zweiten, dritten, vierten, fünften und sechsten Parlamenten bekleidete er das Amt eines Abgeordneten. Seine konsequente und direkte Art richtete sich mit Logik und Verstand gegen die Despotie von Reza-Khan. Die Politik sah er nicht getrennt von der Religion. Er kämpfte gegen den englischen Imperialismus und seinen handlanger in Iran, Reza-Khan Pahlawi. Seine Skandalenthüllungen haben schließlich Reza-Khan die Geduld geraubt, so dass er mit Drohungen und dann auch mit Anschlägen versuchte, Modares zum Schweigen zu zwingen. Diese Intrigen fruchteten nicht, schließlich wurde er in ein abgelegenes Dorf um Meschhed an der Grenze zu Afghanistan verbannt, dann wurde er nach Kaschmar verlegt und dort eingesperrt. So sollte diese Stimme dieses gottesfürchtigen, tapferen und widerstandsfähigen Mannes zum Schweigen gebracht werden.

Modares ließ sich jedoch durch diese Repressalien nicht von seinem Ziel abbringen. Er bestand weiterhin auf seinen anti-imperialistischen und islamischen Gedanken. 1316 befahl Reza-Khan den Mord an Modares. Die Schergen töteten im Gefängnis von Kaschmar im Monat Ramadan diesen mutigen und außergewöhnlichen Politiker und Geistlichen.

Das heutige prachtvolle Gebäude, in dem Modares beigesetzt ist, wurde 1363 nach dem Sonnenkalender gebaut und damit das alte kleine Gebäude ersetzt. Es ist umgeben von einem großen Garten. Es ist nach dem Architekturstil der Safawidern gehalten und besteht aus einer türkisfarbene Kuppel, eine Kuppel auf dem Hauptgebäude und vier Iwane. Heute wird die Grabstätte oft von den freiheitsliebenden Bürgern Irans besucht.

                       

Die günstigen Klimatischen Gegebenheiten von Kaschmar haben dieser Region eine anschauliche Naturlandschaft beschert. Das auserwählte Tourismusgebiet Kuh-Sorkh zählt zu den erholsamen Gebieten der Region.

Die klimatische Vielfalt und die Höhenunterschiede repräsentieren sich auch in der vielfältigen Flora und Fauna, die sich den verschiedenen trockenen, milden, Gebirgs- oder Wüstenklimas angepasst haben. Die Dörfer in der Region haben ihre alte Struktur beibehalten. An den Berghägen wurden sie übereinander und nach dem Treppenmuster errichtet.