Oct 06, 2016 05:13 CET

Diesmal möchten wir die Eigenschaft Gottes als Ernährer aller Geschöpfe betrachten. Gott ist Rasiq. Rasiq bedeutet: Versorger mit dem täglichen Unterhalt (Risq).  Zahlreiche Koranverse weisen auf diese Eigenschaft Gottes hin.

Ein Risq ist ein unaufhörliches Schenken. Deshalb wird die tägliche Versorgung, die Gott unentwegt seinen Geschöpfen schickt, Risq genannt. Im Koran steht im Vers 58 der Sure Dhariyat ( Sure 51)

„Wahrlich, Allah allein ist der Versorger, der Stärke und Festigkeit besitzt.“

 

Risq (Unterhalt, Versorgung) ist jede Art von Nutzen, welcher Gott Seinen Dienern zukommen lässt, sowohl materieller als auch immaterieller, sowohl Nahrung und Unterkunft und Kleidung als auch Wissen, Verstand und Glauben. All dies sind Beispiele für den göttlichen Unterhalt.

Im Vers 6 der Sure Hud (Sure 11) heißt es:

„Und es gibt kein Geschöpf auf der Erde, dessen Versorgung nicht Allah obläge. Und Er kennt seinen Aufenthaltsort und seine Heimstatt. Alles ist in einer deutlichen Schrift (die verborgene Tafel des göttlichen Wissens verzeichnet).“

 

In dem eben genannten Vers wird auf die Umfassendheit des Wissens Gottes und auf seine volle Kenntnis von dem sichtbaren und dem Verborgenen hingewiesen und es heißt, dass Gott alle Geschöpfe ohne Ausnahme versorgt. Zweifelsohne wäre es ohne das Wissen über die ganze Welt und den Aufenthaltsort und den Bedarf der Geschöpfe gar nicht möglich, sie alle zu versorgen. Es ist ein außergewöhnlich präzises System nötig, um die genauen Informationen von allen Geschöpfen, von den Menschen bis zu den Tieren und den anderen kleinen und großen Kreaturen und ihre sehr verschiedenen Bedürfnisse zu kennen.

Der obige Vers hebt hervor, dass alle Geschöpfe, unabhängig davon wo und in welcher Lage sie sich befinden, von Gott ihren Unterhalt empfangen, denn Gott kennt sowohl ihre eigentliche Heimstätte als auch alle Orte, an denen sie ein und ausgehen.  Er hat für jedes der vielen Geschöpfe, von den großen Meerestieren bis zu den kleinsten Lebewesen am Festland, etwas entsprechend ihren Bedürfnissen bestimmt.

Niemand sollte sich also Sorgen machen, dass er keinen Unterhalt erhält und möglicherweise vergessen würde. Denn alle sind mit ihrem Namen in einem deutlichen Buch verzeichnet, wie es in dem obigen Vers heißt.  Dieses Risq, dieser Unterhalt, ist so geplant, dass alle Aspekte berücksichtigt werden und  es quantitativ und qualitativ den Forderungen und Bedürfnissen eines jeden Geschöpfes entspricht.  Selbst die Nahrung des Ungeborenen im Mutterleib ändert sich  entsprechend dessen, was es braucht.  Wovon sollte sich das Ungeborene im Leib der Mutter ernähren, wenn nicht Gott der Ernährer wäre?   Während der Stillzeit erhält  der Säugling  anscheinend  nur ein- und diesselbe Nahrung –nämlich die Muttermilch, aber die Zusammensetzung dieser Nahrung ändert sich.  In der Stillzeit, in der das Kind keine Zähne zum Kauen hat und sein Magen noch nicht jede Nahrung vertragen kann, wird es durch die geeignete Muttermilch, welche voller vitaler Stoffe ist, ernährt.

                          

Wir entdecken viele interessante Hinweise auf die Macht und die wohlgeplanten Vorkehrungen Gottes, wenn wir das Versorgungssystem für die Geschöpfe näher betrachten. Es handelt sich um ein dankbares Thema über einen Bereich, dessen Geheimnisse die Wissenschaft mit der Zeit immer mehr lüftet.

Früher haben sich die Gelehrten gefragt, wovon sich  die Lebewesen in großer Meerestiefe  ernähren. Denn die Nahrungskette beginnt bei den Pflanzen und diese brauchen Sonnenlicht, während in Meerestiefen über 700 m absolutes Dunkel herrscht.  Doch nach einiger Zeit hat man festgestellt, dass die Bodentiere von Phytoplanktion ernährt werden. Unter dem Sonnenlicht  gedeihen nahe der Wasseroberfläche winzige Pflanzen und bilden organische Stoffe.   Ein Teil dieses  Phytoplankton gleitet wie reife Früchte in die Tiefe des Meeres hinunter und versorgt die am Boden lebenden Meerestiere.  

Viele Vögel ernähren sich von den Meerestieren. Einige Vögel können bis zu 75 m tief ins Meer tauchen, um Fische zu erbeuten.

Andere Tiere wie das Krokodil brauchen eine Zahnreinigung, damit die Nahrungsreste in ihrem Gebiss nicht zur Fäulnis führen. Während ein Krokodil am Ufer das Maul weit aufklafft, stolzieren  Putzervögel über sein Gebiss und stochern die Nahrungsreste aus diesem heraus. So kommen sie auch selber auf ihre Kosten. Und Gott will, dass das Krokodil erst das Maul wieder schließt, wenn diese Vögel wieder, nachdem sie sich versorgt haben, sicher das Maul verlassen haben.

Es ist wirklich erstaunlich, wie Gott die verschiedenen Lebewesen versorgt. Von dem Embryo im Mutterleib, an dessen dunkle geheimnisvolle Stätte niemand gelangt,  bis zu den vielen Insekten, die in der dunklen Tiefe des Erdreiches oder in  Nestern auf Baumwipfeln leben. Keines von diesen Wesen bleibt jemals seinem Wissen verborgen.  Denn der Koran sagt, dass Gott alle vorübergehenden Bleiben und Heimstätten und Aufenthaltsorte der Lebewesen kennt,  und sie mit Unterhalt versorgt.

Der Mensch erhält zwei Arten von Unterhalt. In seinen letzten Empfehlungen an seinen Sohn Imam Hasan sagt Imam Ali:

„Und wisse, mein Sohn, dass der Lebensunterhalt aus zwei Dingen besteht: Der Lebensunterhalt, den du verlangst, und der Lebensunterhalt, der dich verlangt, der dann zu dir kommt, (selbst) wenn du nicht daran kommst.“

Beispiele für die zweite Art des Unterhaltes sind  Regen, Sonnenlicht, frische Luft oder Intelligenz,  Gedächtnis und die Begabungen des Menschen.

 

Es gibt einige  träge und bequeme Leute, die sich nicht um ihren Lebensunterhalt bemühen und denken, dass Gott sie schon versorgen werde. Aber schon bei geringer Kenntnis von den Lehren des Korans wird einsichtig,  dass der Mensch sich Mühe geben muss, um die  materiellen und immateriellen Dinge nutzen zu können.  

Aus der Tatsache, dass Gott jedem seinen Unterhalt schickt, darf keiner schließen, dass der Mensch untätig werden und darauf warten soll, dass Gott ihn versorgt.  Zwar ist für jeden ein Unterhalt bestimmt, aber Voraussetzung dazu ist, dass er sich anstrengt, denn ansonsten verliert er diesen Anteil.

Gott hat den Menschen Quellen für den Unterhalt und die Nahrung in der Natur zur Verfügung gestellt, ebenso wie er ihm Verstand verlieh und Mittel zum Lernen und  für Entdeckung und Nutzung von Ressourcen usw. Er hat den Menschen mit den Hilfsmitteln der Arbeit versorgt. Der Mensch soll also nicht vergessen, dass jeder Ertrag, den er dank eigener Mühen erzielt, auf die  Versorgung Gottes zurückgeht.

Die Verse und Überlieferungen darüber, dass der Unterhalt festgelegt worden ist, ist in Wahrheit auch eine Mahnung an gierige und materialistische Menschen, die zur Erfüllung ihrer Wünsche alles tun und zu jedem Unrecht und Vergehen bereit sind.  Im Koran werden die Menschen gemahnt nicht auf unlauteren Wegen nach einem Unterhalt zu streben.  Sie sollen wissen: Wenn sie stattdessen nur auf lauterem und religionsrechtlich zulässigem Weg nach Versorgung streben, wird Gott ihnen dabei das geben, was sie brauchen.

Ein weiterer Aspekt des göttlichen Versorgungssystem besteht darin, dass – auch wenn die Nahrungsstoffe auf der Erde begrenzt sind, so gehen sie  nicht zu Ende, denn  die Kreisläufe  in der Natur sind so geregelt, dass sie keine großen Änderungen erfahren, selbst wenn sie Millionen von Jahren genutzt werden.

Als Beispiel kann das Wasser dienen.  Das Wasser der Meere verdunstet an der Oberfläche, bildet Wolken und regnet wieder aufs Festland herab.  Die Bäume ernähren sich aus dem Boden. Ihre Blätter oder Zweige fallen auf die Erde und werden zu nützlichem Dünger. Die notwendigen Stoffe für die Ernährung der Pflanzen sind somit gegeben.

Unterdessen nehmen viele Tiere pflanzliche Nahrung zu sich.  Ihre Exkremente oder auch ihre Kadaver reichern den Boden an.  Während der Mensch Sauerstoff aus der Luft nimmt und Kohlendioxyd ausatmet, nehmen die Bäume am Tag Kohlendioxyd auf und sondern Sauerstoff ab und in der Nacht verläuft dieser Vorgang umgekehrt.  Der Kreislauf in der Natur sorgt insgesamt dafür, dass die benötigten Stoffe für Ernährung und Erhalt der Lebewesen immer in der Natur vorhanden sind.

Zusammenfassend ist also zu sagen, dass Gott kein Geschöpf vergisst und alle versorgt und für jedes nahrungsbedürftige Geschöpf Unterhalt bereitstellt. Gott kennt die Bedürfnisse seiner Geschöpfe genau und erwidert sie auf die beste Weise.  Mit den Worten des Korans ist Er der beste Versorger (