Nov 28, 2016 19:39 CET

Im Namen Gottes und einem schönen guten Tag an unsere lieben Hörerfreunde der Beitragsreihe „Iranische Dörfer, ihre Attraktionen und Wunder“.

Wir hoffen, dass Sie bis jetzt einen angenehmen Tag hatten und mit uns bis zum Ende der Sendung dabei sind!

In der heutigen Folge machen wir eine Reise nach Abianeh. Eine Ortschaft, die in der Liste des iranischen Nationalerbes registriert worden ist. Das Dorf Abianeh ist wegen seiner kulturellen Besonderheiten, bewahrten Traditionen und Bräuche sowie alter Architektur bei den in- und ausländischen Touristen sehr beliebt.

Abianeh liegt an einem sehr steilen Berghang etwa 2500 über dem Meeresspiegel und 40 km entfernt von der Stadt Natanz in der Provinz Isfahan. Es befindet sich im Nordwesten des Karkas-Berges in den Zagros-Gebirgen. Der Fluss Barzrud, der durch die Täler des Karkas fließt, gilt als die Hauptwasserquelle der Dorfbewohner und bewässert auch für deren Gärten und Felder.

Diese Gemeinde mit ihren wunderbaren Naturschönheiten besitzt wertvolle historische Schätze, die bestätigen, wie kulturreich das Land Iran ist.

Das Haupteinkommen der Bewohner stützt sich auf die Landwirtschaft, Gärtnerei und Viehzucht. Die meisten Ernteprodukte in dieser Gegend sind Äpfel und Pflaumen, die auch exportiert werden. Auch Walnüsse, Mandeln, Aprikosen, Birnen und Weizen zählen zu den landwirtschaftlichen Produkten Abianehs. In diesem historischen Dorf ist auch die Bewässerungsmethode immer noch nach der alten Art.

Die Frauen der Ortschaft beschäftigen sich neben ihrer Mithilfe in der Landwirtschaft und Viehzucht mit verschiedenen traditionellen Handarbeiten wie Teppichknüpfen, der Herstellung von Stoffsandalen und Silber-Accessoires. Als bekannteste Souvenirs gelten die Handarbeiten aus wilden Rauten.

Die Bewohner von Abianeh waren wegen der gebirgigen Lage und ihrer weiten Entfernung von bevölkerungsreichen Städten und jeglicher Verbindungswege Jahrhunderte lang von der Welt abgeschnitten. Daher sind noch bis heute viele traditionelle Bräuche aus den alten Zeiten wie z.B. die Sprache und lokale Trachten, erhalten geblieben. Manche Forscher sind der Ansicht, dass die Sprache der Einheimischen avestische Wurzeln hat und eine Mischung aus dem Pahlewischen, Aschkanischen und Achämenidischen Wortschatz ist. Die Menschen dort sprechen auf Alt-Persisch und Pahlewi-Aschkanisch.

Die Bekleidung der Bewohner ähnelt der Bakhtiari-Trachten, die man der Zeit der Sassaniden zuordnet. Die Männer ziehen ein normales Hemd mit einer schwarzen, langen und sehr weit geschnittenen Hose an. Zur typisch weiblichen Kleidung gehören ein weiß geblümtes und schön gemustertes Kopftuch und ein Kleid mit Blumenmuster, das sehr weit geschnitten ist.

Als ein besonderer Brauch der Bewohner von Abianeh ist die Trauerzeremonie im Monat Muharram zu nennen, die den Trauerfeiern anderer Städte sehr ähnlich ist. Am 9. und 10. Tag dieses Monats, also an Tasua und Aschura, trauert das Dorf um Imam Hossein, den Enkelsohn von Prophet Mohammad, Friede sei mit ihm, der in einem Kampf gegen die Tyrannen seiner Zeit getötet und zum Märtyrer wurde. Viele Leute nehmen aus anderen Städten an dieser Zeremonie teil.

Der wichtigste Brauch in den ersten zehn Tagen von Muharram ist das Herumtragen von so genannten „Palmen“. Die „Palme“ besteht dabei aus einer kleiner Kammer, gebaut aus hölzernen durchbrochenen Wänden. Sie wird mit verschiedenen Arten von Schals und Kaschmir geschmückt und an Trauertagen besonders an Aschura nach einem bestimmten Ritual auf den Schultern getragen und mit den Dorfbewohnern durch das Dorf gezogen. Dort werden zwei Palmen vom unteren und oberen Viertel der Ortschaft mitgenommen. Jede Palme muss nach speziellen Riten vorgemerkte Wege durchqueren. Am Aschura-Tag treffen sich dann die zwei Palmen an einem Ort und stehen sich ehrwürdig gegenüber. Diese Aktion wird von den Bewohnern als „Begrüßung der Palmen“ bezeichnet. Nach der Trauerzeremonie werden Gerichte vorbereitet und alle Gäste und Trauernde sind zu diesem Mahl eingeladen.

Liebe Hörerfreunde, die alte und einheimische Architektur von Abianeh, die sehr faszinierend ist, macht aus dieser Ortschaft eines der schönsten Dörfer der Welt. Zu den historischen Bauten gehören der Feuertempel der Sassaniden Ära, der Tempel Anahita, sowie Burgen, Moscheen, und die alten Häuser der Safawidenzeit. Auch Kloster und die Wasserbehälter sind zu nennen.

Die eingravierten Daten auf antiken Türen und die Form der Bauten und einige andere Gründe sind ein Beweis für die langjährige Geschichte dieser Gemeinde. Aufgrund historischen Forschungen trifft man in Abianeh auf drei Gruppen von Bauten, nämlich Häuser aus der Zeit der Seldschuken, der Safawiden und der Kadscharant. Die Wohnungen in Abianeh, die aus roter Erde errichtet wurden und die maximal vier Stockwerke haben, sind äußerst sehenswert. Die rote Erde wird von einer Mine außerhalb des Dorfes angeschafft und man ist der Meinung, je mehr es regnet, desto stabiler wird die Erde.

Da Abianeh an einem sehr steilen Berghang liegt, ist die Decke jedes Wohnhauses zugleich auch der Hof des darüber gelegenen Gebäudes und diese Architektur macht aus dem Dorf eine treppenförmige Ortschaft. Bei der Raumverteilung wurde das Klima der Gegend berücksichtigt, um die Energie im Winter und Sommer nicht zu verschwenden. Als architektonische Methoden von Abianeh kann man auf die Außenwände hinweisen, die aus dicken Lehm-Materialien gebaut wurden, oder die Decken und Wände, die mit Lehm und Stroh bedeckt sind. Auch die Verwendung von Holz und die mehrfunktionelle Aufteilung der Innenräume für Winter- und Sommermonate sind besondere Eigenschaften dieser Ortschaft.

Alle Türen und Fenster sind aus Holz und in Naturfarbe gehalten. Bei den alten Bauten sind sehr feine schöne Handarbeiten auf den Fenstern und Schnitzereien an den Türen zu sehen. Die Balkons, woraus man die schöne Aussicht zu den Bergen genießen kann, haben ein hölzernes Gitter und sorgen für einen einzigartigen Anblick bei den Häusern.

Die Dschamee-Moschee ist einer der wichtigsten Bauten von Abianeh. Sie wurde mehrmals in unterschiedlichen Perioden renoviert. Der große Mihrab dieser Moschee ist aus braunem Walnuss-Holz gebaut und mit Einlegarbeiten verschönert worden, dort befinden sich auch viele gewölbte Koran-Inschriften. Der Mihrab wurde im Jahr 1084 errichtet. Es gibt in Abianeh auch weitere Moscheen wie die Moschee Porzeleh aus der Zeit der Ilkhanen und Hadschatgah-Moschee aus der Safawiden-Ära. Die Gewölbe dieser Moscheen sind alle mit schönen Gemälden versehen und mit geometrischen Formen und feinen interessanten Holzarbeiten verziert.

Der Feuertempel Harpak ist auch ein Bau aus der Zeit der Sassaniden, der im Zentrum von Abianeh liegt. In der Tat ist diese Ortschaft mit ihren einzigartigen historischen Bauten, den liebevollen, Sonnen gebräunten Bewohnern, mit ihren schönen Trachten und schmucken roten Häusern, wie ein bewundernswertes Völkermuseum. Ein Museum, das immer noch weiterlebt.

Liebe Hörerfreunde, wir hoffen, dass die heutige Sendung ihr Interesse gefunden hat. Bis zum nächsten Mal, Gott schütze Sie!