Mit uns durch Iran-Teil 157
Im Namen des barmherzigen Gottes! Hier sind wir wieder mit einer weiteren Folge aus der Reihe „Mit uns durch Iran“. Letzte Woche besichtigten wir Neyschabur, die historische und touristisch-attraktive Stadt in der Provinz Khorassan Razawi im Nordosten Irans. Wir erwähnten, dass in dieser Stadt große Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Dichtung und Kunst beigesetzt sind. Daher nehmen wir uns heute zunächst Omar Khayyam ein, dem großen iranischen Dichter und Mathematiker.
Omar Khayyam hieß mit vollem Namen Ghiasedin Abol-Fath Omar bin Ebrahim Khayyami; bekannt ist er als Philosoph, Mathematiker, Astrologe und Dichter aus Iran. 427 im Sonnenkalender erblickte Khayam in Neyschabur das Licht der Welt, 510 im Sonnenkalender ging er von dieser Welt.
In vielen Wissenschaften seiner Zeit war Khayam gewandt. In der Jugend schrieb er eine Abhandlung darüber, wie Wurzeln gezogen werden. In Samarghand schrieb er eine weitere Abhandlung über Algebra. Wurzeln 2. und 3. Grades werden über Geometrie und algebraische Wege gelöst. Viele Fragen in Algebra hat er mit Hilfe des konischen Querschnitts gelöst. In der Mathematik weist Khayam zahlreihe Innovationen auf, die erst in späteren Jahrhunderten von europäischen Mathematikern angewandt wurden.
467 im Mondkalender, etwa 1074, wurde er mit nur 27 Jahren beauftragt, in Zusammenarbeit mit anderen bekannten Wissenschaftlern und Mathematikern seiner Zeit den Kalender und die Zeitrechnung zu korrigieren. Diese riesige Aufgabe nahm vier Jahre in Anspruch, gearbeitet wurde im Planetarium von Isfahan. Das Ergebnis ist der Jalali-Kalender, bis heute eine der genausten Zeitrechnungen auf der ganzen Welt.
1077 verfasste Khayam eine Abhandlung in Geometrie, in der er die Grundsätze der Geometrie von Euklid und besonders den fünften Grundsatz untersuchte. Er beanstandete diesen Grundsatz, der Hunderte Jahre weltweit unterrichtet wurde und gründete damit die Nichteuklidische Geometrie.
Der amerikanische Historiker George Sarton nennt Khayam einen der größten Mathematiker des Mittelalters.
„Khayam ist die erste Person, die Gleichungen ersten, zweiten und dritten Grades wissenschaftlich untersuchte und eine erstaunliche Kategorisierung dieser Gleichungen gründete. Seine Abhandlung in Algebra beinhaltet diese Studien, sie repräsentiert einen geordneten wissenschaftlichen Geist; die Abhandlung selbst zählt zu den bedeutendsten Werken des Mittelalters und wahrscheinlich das wichtigste in dieser Wissenschaft.
Khayam verfügt über zahlreiche Werke; manche seiner Schriften wie das Buch „Algebra und Gegenüberstellung“ nimmt in der wissenschaftlichen und mathematischen Welt eine besondere Stellung ein. Der wissenschaftliche Ruhm übertrifft seine literarische Bekanntheit, er war bekannt als Hodjatul Hagh; sein dichterisches Wirken konzentrierte sich auch auf Vierzeiler, die ihm dann einen Weltruhm brachten. Diese Gedichte wurden viele Hundert Male neu verlegt und in zahlreichen Sprachen übersetzt. Die englische Übersetzung hat erstmals der englische Orientalist und Dichter Edward Fitzgerald 1859 herausgegeben, selbst ein Meisterwerk in englischer Sprache.
Die Grabstätte Khayams in Neyschabur befindet sich in einem Garten, in dem sich das Emamzadeh Mahrugh befindet. Der große iranische Architekt Houschang Seyhoun baute die Grabkammer, dafür verwendete er alte und zeitgenössische iranische Architektur und geometrische Formen und mathematische Regel.
Das Grabmal ist auf 10 Säulen mit je 12 Metern Höhe in Form eines Planetariums aufgebaut. Durch die eingebauten Fenster können die Sterne beobachtet werden. Der Grundriss der Säulen sind Rechtecke, der Abstand zwischen ihnen Dreiecke. Am höchsten Punkt kommen die Säulen zu einender und bilden so ein Kuppeldach, das 132 qm Fläche hat. Die geometrischen Formen der Grabstätte sind mit Vierzeilern, die Khayam zugeschrieben sind, verziert. Im Garten finden Besucher eine Bibliothek mit wertvollen Werken in verschiedenen Bereichen vor.
Im zweiten Teil der Sendung heute möchten wir den bekannten iranischen Dichter und Mystiker vorstellen: Farid-dedin Attar Neyschaburi. Er ist in Neyschabur verstorben, seine Grabstätte ist Pilgerort von Liebhabern der iranischen Dichtung und Kunst.
Attar ist der bekannte Dichter und Mystiker aus Ende des 6. Und Anfang des 7. Jahrhunderts, er wurde 540 im Mondkalender in Kadkan in Neyschabur geboren, 618 ist er verstorben. Seine Grabstätte wurde im 9. Jh. Im Mondkalender gebaut. Das heutige Grabmal hat einen achteckigen Grundriss und eine Kuppel mit Kachelarbeiten sowie vier Eingängen. In der Außenseite wurden vier mit Kacheln verarbeitete Nischen angebracht. Mitten in der Grabkammer liegen das Grab und eine achteckige Säule, die drei m hoch ist. Attar zählt zu den fleißigsten iranischen Dichtern; Mystiker räumen ihm in seinen mystischen Wanderungen und Werden einen hohen Rang ein. Molawi, ein anderer bekannter Dichter und Mystiker Irans, sagte über Attar:
„Sieben Städte der Liebe durchwanderte Attar – Wir stehen noch an der Biegung einer Gasse.“
Zu den bekannten Werken Attar gehören Asrar-Nameh – Buch der Geheimnisse, Elahi-Nameh – Buch Gottes, Mategh-ul Teyr – das Vogelbuch, Mosibat-Nameh – Buch der Tragödie, Mokhtar-Nameh – Buch Mokhtars, Tazkerat-ul Olija – Lebensgeschichte erhabener Persönlichkeiten und sein Gedichts-Diwan. Attar wurde beim Angriff der Mongolen in Neyschabur getötet.
An der Grabstätte Attars befindet sich ein weiteres Grabmal, nämlich das von Kamal-ul Molk. Für Kunst- und besonders Malerei-Liebhaber ist der Name bekannt. Kamal-ul Molk schuf in der ersten Hälfte des 19. Jh. zahlreiche Innovationen in Stil und Methode und öffnete ein neues Kapitel in den darstellenden Künsten Irans.
Mohammad Ghaffari mit dem Künstlernamen Kamal-ul Molk bekannt, ist der größte Maler der Ausgangszeit der Kadscharen. Er wurde 1847 in Kaschan im Zentrum Irans geboren; die Grundschule besuchte er in der Heimatstadt und zog dann nach Teheran und wurde in der bekannten Schule jener Zeit, Dar-ul Fonun, eingeschult. Er wuchs in einer Kunstliebhaberfamilie auf und so entfaltete sich ein Kunsttalent sehr früh.
Von Anfang an zog sein Talent die Aufmerksamkeit von Persönlichkeit aus Kunst und Wissenschaft auf sich. In der Herrschaftszeit von Nasserdin Schah wurde er in der Gesellschaft der Hofkünstler aufgenommen und von großen Meistern geschult. Seine Kunstwerke ermöglichten ihm sehr schnelle Fortschritte. In dieser Zeit malte er sein berühmtes Werk den „Spiegelsaal“.
Mit den politischen Veränderungen reiste Kamal-ul Molk nach Europa und widmete sich dem Studium der Malerei und kopierte mit großer Feinheit und Können zahlreiche Werke europäischer Künstler, die mit dem Original keinen Unterschied aufweisen, außer, dass die Farben noch reiner und gesetzter angebracht worden sind. 1319 im Sonnenkalender verstarb der 92-jährige Maler-Meister in Neyschabur. Er wurde in dem Grabmal mit dem sechseckigen kleinen Iwan beigesetzt. Die Innenansicht ist mit iranischen Kacheln verziert, die Muster sind türkisfarben und weiß. Auf den ersten Blick erinnert die Grabstätte an eine Statue mit dem Profil des Malers, soll er immer in Erinnerung bleiben.