Dez 23, 2015 16:50 CET

Im Namen des barmherzigen Gottes! Willkommen zu einer neuen aus unserem Reisemagazin „Mit uns durch Iran“. Wir befinden uns weiterhin in der Provinz Khorassan Razawi; heue möchten wir die Stadt Neyschabur, die Wiege iranischer Denker und Standort wichtiger Türkisminen mit Weltruhm, anschauen.

 Der Großraum Neyschabur ist ein wichtiger Teil der Provinz Khorassan Razawi, die Bevölkerung wird auf eine Halbe Mio. geschätzt, nach Meschhed die zweitgrößte Stadt der Provinz also. Die Wirtschaft beruht auf Landwirtschaft, Viehzucht und Industrie. Die wichtigsten Produkte sind Weizen, Gersten, Mais, Baumwolle, Weißbohnen, Gemüse, Obst und Tierprodukte. Die Landwirtschaft wird sowohl industriell als auch traditionell betrieben. Von 83 Produkten der Provinz werden 76 in Neyschabur gewonnen. 47 Produkte nehmen Platz 1-3 in der Provinz ein. Wasser wird hauptsächlich von Kanaten gewonnen, die selbst zum Markenzeichen von Neyschabur geworden sind und nicht an Bedeutung verloren haben.

Die Neyschabur-Ebene ist im Norden und Westen vom bekannten Binaloud-Gebirge und im Süden vom Sorkh-Kaschmar-Berg und dem Tschehel-Tan von Torbat Heydariyeh und im Westen von der Sabzewar-Wüste umgeben. Diese ertragreiche Ebene ist für sein ausgezeichnetes Klima, seine Obstgärten und Obstvielfalt bekannt. Die meisten ertragreichen und bevölkerungsreichen Regionen sind im Norden des Großraumes konzentriert. Sechs von sieben Städten liegen hier, zahlreiche Flüsse ziehen durch die Region, der wichtigste ist der Kal-Schur-Fluss von Sabzewar, der den höheren Regionen entspringt und durch die Stadt Sabzewar in die Wüste fließt; andere Flüsse sind Doroud, Burjan, Baghrud, Mirabad, Taghan, Bar, Baghi` und Sar-Welajat, um sie beim Namen zu nennen. Der höchste Berg ist der Binaloud mit 3211 Metern, bekannt als Dach von Khorassan, er befindet sich in der Nähe des Dorfes Bujan.

Die Stadt Neyschabur ist Zentrum des gleichnamigen Großraumes und eine der wichtigsten Städte der Provinz im Osten Irans. Sie wurde am Hang des Binaloud-Berges errichtet. Die Stadt gilt als das wichtigste Bevölkerungs-, Kultur-, Tourismus-, Industrie- und Geschichtszentrum im Nordosten Irans. Die Stadt wird als Geschichts- und Kultursymbol Irans bezeichnet. Neyschabur zählt zudem zu den beständigsten Städten des Landes. Sie liegt auf der Seidenstraße und nach archäologischen Befunden hat sie im 3. Jahrtausend vor Christus Handel mit dem Indus-Tal in Pakistan und dem Zweistromland betrieben. Als älteste historische und archäologische Stätte hat sie eine 300 jährige turbulente Zeit zwischen Anfang des 3. bis Anfang des 6. Jahrhunderts im Mondkalender durchlebt. Mitte des 3. Jahrhunderts nach Christus und von Herrschern der Sassaniden befohlen, wurde die Stadt errichtet, genauer gesagt von Schapur I. 643 nach Christus und mit dem Kalifat von Omar bin Khatab war die Stadt fertig. Erstmals von den Taherian und anschließend in den Anfängen der Seldschuken wurde die Stadt zur Hauptstadt Irans ernannt. Im 11. Jahrhundert nach Christus zählte sie zu den zehn wichtigsten und bevölkerungsreichsten Städten der Welt. Ruhm und Wohlstand erlebte die Stadt in den mittleren Jahrhunderten nach Einkehr des Islam in Khorassan bis zum Einfall der Mongolen. In diesen Jahrhunderten war Neyschabur als Kulturhauptstadt bekannt. Die Seidenstraße, auf der sich die Stadt befand, galt als Ostkorridor und wichtigste Handelsroute Irans nach Turkestan, so dass Neyschabur mit Sarakhs an der Grenze Irans zu Tadschikistans und anschließend Merv im Südosten Tadschikistans verbunden wurde und daher von großer Bedeutung war.

Neyschabur galt zudem als Zentrum der Wissenschaft und der Innovation während des goldenen islamischen Zeitalters und ganz besonders unter den Abbassiden. Viele große Werke und zahlreiche große Persönlichkeiten, Dichter, Wissenschaftler, Mystiker und andere stammen aus dieser Zeit. Der barbarische Angriff der Mongolen und die Auswirkungen gelten als vernichtender Schlag in der Geschichte der Stadt, der sich auch auf die islamische Zivilisation und Iran auswirkte.

Die Invasion der Mongolen und zahlreiche Erdbeben haben jedoch nicht die Stadt zu Grunde zu richten vermocht. Heute noch zählt Neyschabur zu den bevölkerungsreichen Städten von Khorassan Razawi. Industrie und Wirtschaft werden hier sehr fleißig betrieben. Sie vereint Natur, Spiritualität und Kultur. Ihre Position auf der historischen Seidenstraße zieht stets viele Interessenten an. Nach nun über 3000 Jahren hat die Stadt nichts an ihrer Vitalität, Dynamik und Blüte eingebüßt. 2011 hat man Neyschabur als beständigste Stadt Irans als Welt-Spirituelles Erbe der UNESCO registriert.

Neben der Mongolen haben auch einige Erdbeben der Stadt stark zugesetzt. Die Stadtbewohner haben im Nordwesten der alten Stadt eine neue Stadt errichtet. Was von der alten Stadt übrig ist, nennt sich Kohan-Dej (Alte Zitadelle), ein Gelände mit einer Größe von etwa 3500 Hektar . Die ersten Ausgrabungen in der Region begangen 1935. Es deutet vieles auf noch zahlreiche Ruinen und Stätten um das heutige Neyschabur hin, was wiederum einen Hinweis gibt auf die Größe der Stadt in alten Zeiten.

                                 

Die Töpferei fand im 3. Und 4. Jahrhundert ihren Höhepunkt in Neyschabur. Sie galt als großes Zentrum für Töpferei, Tonarbeit und andere ähnliche Industriezweige. Bei Ausgrabungen 1988 in Neyschabur kam praktisch die Geschichte der Tonarbeit der Region zum Vorschein. Die Fundstücke werden heute u.a. im Abgineh-Museum in Teheran und dem New Yorker Metropoliten ausgestellt.

Forscher sind der Meinung, dass die Tonwerke Neyschaburs eigentlich eine Fortsetzung der Metallbearbeitungskunst der Sassaniden ist, so dass dadurch Bau, Verzierung und Beschriftung von Tongefäßen ermöglicht wurden. Die Tonkunst in Neyschabur weist zudem eine hohe Vielfalt an Motiven, Mustern und Kalligrafie auf. Die Kunst und Virtuosität der Künstler dieser Region zeigten sie auf den Werken. Glasur, Inschriften in Kufi-Schrift, Pflanzen-, Tier- und Menschmuster sowie die starken Kompositionen sind Merkmale dieser islamischen Kunst. Die Tongefäße aus dem 3. und 4. Jahrhundert, bekannt als Samani-Ton, sind von einer gewissen „Geli“- (Schlamm) überzogen.

               

Der Türkis aus Neyschabur hat wegen seiner hohen Qualität Weltruhm erreicht. Seit Jahrhunderten liefern die Minen der Region den besten und berühmtesten Türkis, der in alle Welt exportiert wird. Trotz der Vorkommen in New Mexiko, Nevada, Colorado, Tibet, auf der Sinai-Halbinsel und in Chile, die teilweise über hohe Qualität verfügen, ist der Stein aus Neyschabur aus Sicht von Geologen und Experten der wertvollste und qualitativste auf der ganzen Welt. Türkis ist an sich schon ein edler Stein. Schon 3400 vor Christus ließen sich die ägyptischen Pharaonen den Türkis aus der Sinai holen und zu Schmuck bearbeiten. In Iran entdeckte man den Türkis bei den Sassaniden, wo er abgebaut und veredelt wurde. Einsatz fand er bei Einlegarbeiten und als Zierschmuck auf Geschirr der Herrscher und Ringen.

Die Minen befinden sich in der Nähe des Minendorfes von Neyschabur auf 2012 Metern Höhe. Die Größe und Weitflächigkeit der Stolen zeigen, wie alt das Gewerbe hier schon ist. Die archäologischen Funde besagen, dass im 2. Jahrtausend vor Christi Türkis als Schmuck benutzt wurde. Die Türkei, Italien und Schweden sind heute die Hauptabnehmer des iranischen Türkis.

                             

Aus Neyschabur stammen zahleiche wissenschaftliche und kulturelle Persönlichkeiten, Beispiele sind der große Mystiker Scheich Attar, der Mathematiker und Dichter Khayam und der bekannte Maler Kamal-ul Molk. Über sie werden wir aber in der nächsten Woche sprechen. Bis dahin, Auf Wiederhören!