Dez 16, 2016 13:06 CET

In diesem Teil möchten wir über die Gestaltung der Grünanlagen und den Gartenbau im Iran sprechen.

In der iranischen Architektur versucht man die reellen Formen der Natur bei der Verschönerung von Bauwerken zu nutzen. Das haben Sie bereits an der Gestaltung der Innenhöfe traditioneller iranischer Wohnhäuser gesehen. Wo es nicht möglich war die Natur selber in die Architektur einzubinden behalf mansich mit ihrer Abbildung. Die Verschönerung des Lebensraumes durch Pflanzen und Pflanzenabbildungen hat auch etwas damit zu tun, dass Bäume und Blumen in alten Zeiten als etwas Heiliges galten.Bäume waren zum Beispiel Zeichen des Lebens und der Fruchtbarkeit. Einige Pflanzen spielten in den antiken Bräuchen eine besonders wichtige Rolle.

Auch bei der Verzierung in heiligen Stätten der monotheistischen Religionen wie denen des Islams waren Bäume und Blüten ein wichtiges Motiv.  Gerne wurde zum Beispiel das Traubenstockmotiv gewählt. Die Traube galt im Orient als Pflanze des Lebens , oder Sinnbild der Welt und der Weisheit. Die stilisierte Abbildung des Traubenstockes mit seinen Blättern, Ästen und Früchten in Form von Arabesken finden wir in dem Gewölbe der Gebetsnische der Hauptmoschee von Nain, Zentraliran wieder, aber auch in der Gebetsnische der Hauptmoschee von Kairouan in Tunesien.

Ein weiteres Pflanzenmotiv ist das Efeu. Die iranischen Baumeister verwendeten mit Vorliebe ein Efeumotiv zur Verzierung von Hauseingängen, denn diese Pflanze war Sinnbild für ewige Kraft und es herrschte der Aberglauben unter der Bevölkerung, dass Efeu vor Unglück schützt.

Die alten iranischen Städte sind für ihre Gartenanlagen bekannt. Ihre Gestaltung richtete sich nach der verschiedenen klimatischen Verhältnissen und der einheimischen Kultur. Die Gartenanlagen in einer Stadt standen zum größten Teil für die Allgemeinheit offen. An den Überschneidungen der Parkwege waren Springbrunnen angelegt. Überall standen kleine Lauben mit Jasmin- und Rosensträuchern.

Auf Bronzegegenständen aus dem westiranischen Lorestan, die über 3000 Jahre alt sind, hat man Bilder von Bäumen an Flüssen vorgefunden. In der Antike glaubten die Iraner dass es den Zorn der Engel auslöst, wenn Wasserquellen, Pflanzen und Blumen vernichtet werden. Kyros hat in Sardes einen großen Garten angelegt und persönlich Bäume darin gepflanzt. Der griechische Historiker Xenophon (ca. 431 - 360 v. Chr) berichtet, dass Kyros seine Gäste in diese Gärten führten und alle von deren Anblick freudig überrascht waren. Die Gärten der Achämeniden hatten einen rechteckigen Grundriss und ihre Alleen verliefen gradlinig und überschnitten sich. Manche Gärten erreichteneine Größe von 25 Quadratkilometern.

Auch die Sassaniden sind für die schönen Gärten in ihren Palastanlagen, die sie gerne in der Natur - zum Beispiel in der Nähe eines Sees errichteten, bekannt. Ein Beispiel bieten Tachte Soleyman und Firusabad . Noch in den ersten Jahrhunderten nach Einkehr der islamischen Kultur in Iran wurden Gärten nach dem sassanidischen Modell angelegt. Die meisten Forscher betrachten die wichtige Kulturepoche der Saffawiden als Höhepunkt der iranischen Gartenkultur . Es heißt dass in dieser Zeit, die Gärten das Stadtbild bestimmten. Ausgangspunkt der damaligen Gartenbauepoche war die Stadt Qaszwin und danach die Stadt Isfahan, Sitz der Saffawiden und Hochburg der damaligen Kunst. Zur Zeit der Saffawiden entstanden die berühmten Parkanlagen Hascht-Behscht (8 Paradiese) , Tschehel-Sotun (40 Säulen) und der Feyz-Garten.

 

In der iranischen Gartenarchitektur sind die Wahl der Pflanzenart, ihr Standort, die Anpflanzung, Ästhetik und Nützlichkeit wichtige Punkte. Die Pflanzen übernehmen auch eine Funktion beim Schutz eines Gartens vor natürlichen Gefahren. Ihre Nützlichkeit bestand vor allen Dingen darin, dass sie Schatten spendeten und Früchte trugen. Die Frage der Nützlichkeit stellt einen der wichtigen Grundsätze in der iranischen Bauweise dar. Die beliebtesten Obstbäume, die in Gärten und Häusern angepflanzt wurden, waren Maulbeer- Feigen- Apfel, Birnen, Pfirsich-, Pflaumen- und Walnussbäume und natürlich Traubenstöcke.

Die iranische Bauweise von Gärten fand auch in anderen Ländern Verbreitung.Ein mongolischer Herrscher namens Schah Babur hat die iranischeGarenarchitektur nach Indien gebracht und im nordindischen Agra mehreregroße Gärten im iranischen Stil errichtet. Auch Dschehangir, einer seiner Nachfolger hat in Kaschmir mehrere Gärten im iranischen Stil angelegt.

 

Will Durant schreibt in seinem Werk über die Geschichte der Zivilisation im Band „Epoche des Glaubens", dass andere Völker wie die Araber, Muslime,Inder und im Mittelalter auch die Europäer den iranischen Gartenbaustil nachahmten. Durant fährt fort: Im mittelalterlichen Europa hatten die Städte keine öffentlichen Gärten oder Grünanlagen, während die meisten iranischen Städten von dichten grünen Gärten umgeben und Erholungsstätte der Stadtbewohner waren. Er weiter: „Diese Gärten konnten sich in der damaligen Welt mit ihrer Schönheit und ihren zahllosen Bäumen und Blumen sehen lassen."

 

Die Liebe der Iraner zu Blumen und Pflanzen wird nicht nur in der Gebäude und Gartenarchitektur sondern auch überall in den anderen Kunstzweigen spürbar: „In ihrer Poesie, in Gemälden und in Teppichen. Einer der berühmtesten Teppiche ist der iranische 4-Gärten-Teppich. -der Tschahar-Bagh-Teppich. Er wurde Ende des 17. Jahrhunderts geknüpft und ist 130 mal 262 cm groß. Es ist ein kostbares Stück. Das Teppichfeld wird durch eine Längs- und zwei Querachsen in mehrere kleinere Felder eingeteilt. Dort wo sich die Achsen überschneiden sind Springbrunnen abgebildet. Andere Motive sind Bäume, Blumen und Vögel. Der Untergrund ist rot und die Farbe des Randes dunkelblau. Um ein zentrales Wasserbecken in der Mitte des Teppichfeldes herum sind Blumen, Pflanzen, Vögel und Tiere abgebildet.

 

Auch Gefäße und Stoffe tragen in allen Epochen der iranischen Geschichte Blumenmotive und schöne Bilder von iranischen Gärten.