Dez 16, 2016 13:15 CET

Ein großer Teil Irans ist trockenes Land und in fast allen Gegenden müssen die Menschen für die Bewässerung der trockenen Erde nach Auswegen suchen. Daher nimmt ein schöner grüner Garten einen besondern Platz in ihrem Herzen ein, wie wir auch in der Persischen Dichtung sehen.

Doch reicht eine Beschreibung der kleinen Gartenparadiese mit seinen Blumen und dem sprudelnden Wasserwegen zu Füßen der Bäume nicht aus. Einen persischen Garten sollte man aus der Nähe erleben.

Persische Gärten wurden für alle gebaut, damit sie sich darin erholen. Die Gartenbaukunst begann schon vor tausenden Jahren in diesem Land. Wir können die verschiedenen Arten persischer Garten unterscheiden nach Gärten die auf ebener Erde angelegt wurden wie der bekannte Baghe Fin in der Stadt Kaschan oder auch Gärten die auf einem Hügel angelegt wurden wie der Baghe Tacht in Schiras. Eine begrenzte Zahl von Gärten wurde inmitten eines künstlichen Sees angelegt und Wassergärten - Baghe Abi - genannt. Ein bekanntes Beispiel ist der Bagh El Güli in Tabris . Auch Flüsse waren ein günstiger Ort für Gartenanlagen. Hierzu ist der Kache Aineh (der Spiegelpalast) in Isfahan zu nennen. Diese Gartenanlage liegt am Zayandeh-Fluss.

 

Die persischen Gärten lassen sich aber auch nach anderen Merkmalen gliedern und zwar nach ihrer Zweckbestimmung. Man unterscheidet Obst-, Wohn- und Friedhofsgarten.

Die Obstgärten waren zwar einfacher angelegt aber wirtschaftlich am einträglichsten. In den Wohngärten lebten reiche Leute und Regierungsmitglieder. In diesen Wohngärten standen stattliche Wohngebäude. Der wirtschaftliche Nutzen spielte kaum eine Bedeutung. Einige nutzten Gärten auch für den Bau von Ruhestätten . Für einige große Persönlichkeiten wurde ein Garten um ihr Gab angelegt. Hierbei ist der Park um die Grabstätte von Ataar Neyschaburi zu nennen, dem bekannten Dichter und Mystiker Irans aus Neyschabur, Nordostiran.

 

Ein wichtiges Merkmal des iranischen Gartenbaus besteht darin, dass vor dem Gebäude in diesen Parks ein länglicher freier Raum angelegt wird, der sich genau vor den Fenstern der Gebäudeanlage ausbreitet und rechteckig ist. In diesem Teil des Parks werden keine hohen Bäume eingepflanzt sondern vor allen Dingen Blumen und Sträucher.

 

Hier und dort wurden im Garten kleine Lauben und Gebäude errichtet, aber das Hauptbauwerk lag in der Mitte des Gartens und war von allen vier Seiten zu sehen.

In einigen Gärten gab es hinter dem Hauptgebäude einen großen geschlossenen Hof. Es war ein Ort, an dem sich die Bewohner des Gartens zurückziehen konnten. Doch die freie rechteckige Parkanlage vor dem Hauptgebäude, von dem wir eben sprachen, gab es in allen iranischen Gärten. Diese Anlage schmückte ein großes Wasserbecken oder ein Springbrunnen und links und rechts davon wurden dieselben Blumen und Bäume angepflanzt. Diese längliche rechteckige Parkanlage wirkte wie ein langer Flur vor dem Haus. In der Mitte lagen Wasserbecken und Springbrunnenanlagen. Unter dem Schatten der sie umsäumenden hohen Bäume blieb ihr Wasser erfreulich kühl.

 

Ein typischer persischer Garten ist immer in kleinere Quadrate und Rechtecke aufgeteilt, an deren Seite langlebige Bäume gepflanzt werden. Hinter ihnen werden kurzlebigere Bäume angeordnet. Alles gehorcht einer geometrisch genauen Ordnung. Einer der wichtigsten Bäume in diesen Parkanlagen ist der Plantanenbaum . Die Plantane ist in den westlichen Gebieten Irans beheimatet und einige Sorten wurden aus anderen Ländern eingeführt. Diese Platanenbäume erreichen eine Höhe von bis zu 30 m. Sie brauchen feuchten Boden und sind gemäßigtes Klima gewohnt. Ihre Baumkrone bildet einen dichten Schattenschirm. Platanen werden neben den Gebäuden in den Gartenanlagen angepflanzt. in vielen Städten Irans säumen heute noch Platanen die Straßen.

 

Viele Forscher betrachten das iranische und japanische Gartenbaumodell als die wichtigstens Modelle der Gartenarchitektur auf der Welt. Es ist daher interessant die Unterschiede zwischen dem japanischen und den iranischen Garten zu beachten. Die Japaner nutzen die vorhandenen natürlichen Faktoren auf ganz andere Weise als die Iraner. In einem japanischen Garten wird die Zusammenstellung von bunten Blumen in großer Vielfalt und Steintreppen, flache Teiche und Steinmauern genutzt. Es werden Bambuszäune und Holz- oder Steinbrücken über die Teiche angelegt und auf den Teichen sehen wir blumenüberfüllte Inseln.

Früher errichtete man in diesen japanischen Garten Häuser. Das ganze bot ein friedliches Bild von einem Zusammenleben mit der Natur. Es lässt sich sagen, dass in Japan Garten und Haus eine Miniaturabbildung der freien Natur sind und deshalb muss der japanische Garten alle Faktoren der Natur nur in einem kleineren Maßstab in sich bergen. Aber ein persischer Garten ist keine Abbildung der freien Natur sondern verbildlicht menschliche Sehnsucht.

 

Viele alte Städte im Iran weisen im Kern eine historische Struktur auf, in der wichtige öffentliche Bauwerke wie der Bazaar, die Madresseh, die Moschee, das öffentliche Bad und der Daral-Hakumeh (Regierungsstätte) liegt. Zu diesem historischen Teil gehören zentrale Grünräume und -Anlagen in der Umgebung. An den Straßen die zum Stadtkern führten wurden meistens Bäume angepflanzt und in der Stadtmitte gab es ebenso eine Grünanlage.

 

Auch andere Straßen, die für Spaziergänge oder für Zeremonien dienten oder an denen Reiche wohnten, waren mit Bäumen umsäumt und von Blumen und Pflanzen geschmückt. Die Tschahar-Bagh-Straße in Isfahan ist ein anschauliches Beispiel. Weitere bekannte Straßen sind Almaassiyeh und Alodduleh und Nasser Chosro in Teheran.

 

Die Stadtplätze in alten iranischen Städten hatten mehrere Funktionen, sie dienten gesellschaftlichen Zwecken zur Herstellung einer Verbindung, für den Handel für Sport und militärische Anlässe oder hatten mehrere dieser Funktionen.

Diese Plätze werden seit eh und je mit Bäumen und Blumen bepflanzt und in kleine Gärten verwandelt. In den vergangenen Jahrhunderten waren auch schöne Springbrunnen und Steindenkmäler in der Platzmitte üblich. Die heutigen Stadtplätze im Iran werden meistens nach diesem Muster gebaut.

Anschauliche Beispiele sind der Tupchaneh-Platz in Teheran, der Naqscheh-Djeschahn-Platz in Isfahan, der heute Meydane Imam heißt, und der Amir Tschachmaq-Platz in Yazd und viele andere.