Dez 22, 2016 07:18 CET

Wir haben über einige Aspekte des Aufrufs zum Tauhid gesprochen und gesagt, dass jegliches Denken und Handeln welches gegen diesen Glauben an den Einen Gott verstößt , gemäß Koran als Götzenanbetung ( Schirk) zu verstehen ist...

 

Zudem haben wir hervorgehoben, dass der Prophet (Gottes Segen sei auf ihm und Friede den Edlen aus seinem Hause) nicht zur blinden Nachahmung aufrief sondern dazu einlud, aufgrund von Weitsicht und Wissen den Glauben anzunehmen. Wir haben auch über die heilsamen geistigen und praktischen Folgen des Ein-Gott-Glaubens für die Gesellschaft und den Einzelnen gesprochen.  Diesmal möchten wir die  Prophetschaft erörtern.

                            

Jemand, der fest an das Glaubensprinzip von der Existenz nur des Einen Gottes überzeugt ist, der glaubt auch an die Aussendung von Propheten und an die Offenbarungen Gottes. Er ist fest davon überzeugt, dass Gott Propheten auserwählt hat, damit sie den Menschen Seine Offenbarungen  verkünden.

 

                                            

 Jeder der die Gesellschaft lenken und in ihr einen Wandel hervorrufen will, muss zunächst diesen Wandel in sich selber hervorrufen.  Um die praktizierte Treue des Propheten Gottes (S) zu den Botschaften der himmlischen Offenbarung zu zeigen, gibt Gott ihm im Vers 203 der Sure 7 (Araf) folgende Anweisung:

 „… Sag: Ich folge nur dem, was mir von meinem Herrn (als Offenbarung) eingegeben wird….“

 

Eine wichtige Frage, die den Menschen beschäftigt, ist die Frage: Zu welchem Zweck werden Propheten ausgesandt?  Eine Antwort kann wie folgt lauten: Für Sicherheit und Gerechtigkeit in der Gesellschaft, welche durch ein menschenwürdiges spirituelles Leben möglich wird.  Die Menschen führen nicht nur ein stoffliches sondern auch ein geistig-seelisches Leben.  Erst wenn das spirituelle  Leben menschenwürdig gestaltet wird, kann es in einer Gesellschaft Sicherheit, Freundschaft, Frieden und Gerechtigkeit geben.

In der vorislamischen Zeit herrschte Unwissenheit und die Gesellschaft war von  Verderben, Blutvergießen, Ignoranz, Elend und Armut und Götzenanbetung gezeichnet. Von Menschlichkeit war nichts zu spüren. In einer solchen Umgebung war der geehrte Prophet des Islams (S) um Wiederbelebung  der Moral und Menschlichkeit bemüht. Er strebte nach Änderung der Einstellung und nach einem grundsätzlichen Wandel der Tendenzen in der Gesellschaft. Sein Ziel war es sie aus dem Sumpf des Materialismus zu retten und ihr den Geist des religiösen  Lebens einzuhauchen. In der Sure 8 (Anfal) spricht Gott im Vers 24 darüber:

 

O die ihr glaubt, leistet Allah und dem Gesandten Folge, wenn er euch zu dem aufruft, was euch Leben gibt…“

 

Ein weiterer wichtiger Schritt des Propheten zur Wiederbelebung der Gesellschaft ist die Bemühung um Läuterung der Seelen gewesen. Denn die Gesellschaft kann sich erst entfalten, wenn Geist und Seele des Menschen von der Patina der Gottesleugnung und des Götzenglaubens und moralischen Abweichungen befreit werden. Ein solcher Wandel herbeiführender Schritt zur  Herstellung der Islamischen Kultur wird „Tazkiah“ genannt. 

Für einen anhaltenden Wandlungsprozess muss der Mensch an eine tiefgehende Bewusstwerdung gelangen, damit er das spirituelle Leben und die hohen moralischen Werte zu schätzen weiß und sich nicht wieder zur Verderbnis verleiten lässt. Im Koran heißt es über den Auftrag des Propheten zur Läuterung der Seelen im  Vers 164, Sure 3 (Ale Imran):

 

„Allah hat den Gläubigen wirklich eine Wohltat erwiesen, als Er unter ihnen einen Gesandten von ihnen selbst geschickt hat, der ihnen Seine Zeichen verliest, und sie läutert und sie das Buch und die Weisheit lehrt, obgleich sie sich zuvor wahrlich in deutlichem Irrtum befanden.“

                                  

Der Prophet des Islams hat die Propheten vor ihm und deren himmlischen Bücher bestätigt,  um zu beweisen, dass der Weg zu den ihn Gott angewiesen hat, der Weg seiner Vorgänger ist. Auf göttliches Geheiß hin forderte er seine Anhänger auf, an alle Propheten Gottes und deren Himmelsbücher zu glauben und keinen Unterschied zwischen ihnen zu machen.

Es ist ein herausragendes Merkmal der Muslime, dass sie an die Propheten der  Himmelsreligionen wie Prophet Abraham, Moses und Jesus glauben. Auch wenn sie berechtigte Kritik an den Fälschungen an Thora und Evangelium üben, so erlauben sie sich dennoch niemals die Propheten zu schmähen und anzuzweifeln, dass ihnen Gottes Wort offenbart wurde.  Aber bei den Christen und den Juden herrscht diese  Einstellung nicht  und die Muslime habe sogar im Laufe der Geschichte immer wieder schwere Schmähungen des Propheten des Islams (S) und des Korans erleben müssen.  

Es ist interessant, dass Gott im Vers 81 der Sure 3 davon spricht, dass er den Vorgängern des Propheten  das Bündnis abgenommen hat, an den Propheten des Islams zu glauben und ihm zu helfen. Es heißt dort:

Und als Allah mit den Propheten ein Abkommen traf: Was immer Ich euch an Büchern und Weisheit gebracht habe –, und danach ist zu euch ein Gesandter gekommen, das bestätigend, was euch (bereits) vorliegt, an den müsst ihr ganz gewiss glauben und dem müsst ihr ganz gewiss helfen. …Sie sagten: „Wir erklären uns einverstanden…“

 

Der beste Garant dafür, dass die Anhänger aller Religionen und die Mitglieder der Menschheit  sich an ihre Glaubens-und Moral-Verpflichtungen im persönlichen Leben und in der Gesellschaft  halten, ist der Jenseitsglaube.

Alle Propheten haben diesen Glaubensgrundsatz verkündet. Wenn die Menschen die Wahrheit akzeptieren, dass eine andere Welt nach dem Tod folgt und alle vor dem Jüngsten Gericht für ihre offenen und verborgenen Taten Rede und Antwort stehen müssen, werden sie mit Gewissheit genauer darauf achten, was sie tun. Einige hegen den Irrtum, dass der Tod das Ende des Lebens ist. Aber der Mensch geht mit dem Tod in Wahrheit nicht zugrunde sondern beginnt ein neues Leben. Schon die göttliche Gerechtigkeit schließt die Existenz der Auferstehung von den Toten und des Jüngsten Gerichts  mit ein, denn das Diesseits kann wegen seiner zahlreichen Grenzen kein Ort zur angemessenen Belohnung der Rechtschaffenen bzw. angemessenen Bestrafung der Unrecht Tuenden sein.     

Im Diesseits besteht unter Umständen die Möglichkeit einer Strafe zu entgehen und der Mensch kann durch List und Beziehungen oder aufgrund einer gesellschaftlichen Position womöglich der Gerechtigkeit entkommen. Aber am Tag der Auferstehung, wenn alle vor Gott erscheinen müssen, wird  auf Gottes Anweisung der Körper mit seinen Bestandteile Zeugnis gegen den Menschen ablegen. Wenn der Mensch diese Zukunft vor Augen behält, fällt es ihm leicht, sich einer Sünde zu enthalten und  niemandem ein Unrecht anzutun. Er wird nicht wegen der kurzlebigen Freuden des Diesseits die Werte der Religion und Menschlichkeit missachten.  Daher hat der Erhabene Prophet des Islams (S) wie alle anderen Gottgesandten nicht nur  die Menschheit aufgerufen, nur an den Einen Gott zu glauben sondern auch verkündet, dass der Jenseitsglaube ein unumstößlicher, logischer Glaubensgrundsatz ist, damit jeder der Gott im Leben außer Acht lässt, gemahnt wird, dass ihn  in der kommenden Welt  eine harte Strafe für seine Abweichungen erwartet bzw. damit jeder der ein rechtschaffenes Leben führt, sich Hoffnung auf eine strahlende sichere Zukunft machen darf.  

Der Prophet des Islams hat nach der Eroberung von Mekka allen klarmachen wollen, dass am Jüngsten Tag der Mensch sich nur mit  rechtschaffenen diesseitigen Taten retten kann, und keinerlei Privilegien des Diesseits oder etwa Abstammung und Verwandtschaftsbeziehungen ins Gewicht fallen. Er bestieg die Anhöhe Safa und rief: „Ihr Söhne Haschims. Ihre Söhne Abdul Muttalibs! Ich bin der Gesandte, den Gott zu euch geschickt hat und ich meine es gut mit euch. Sagt nicht Mohammad ist einer von uns. Bei Gott. Meine Freunde unter euch sind nur die Gottesfürchtigen und niemand anderer. Nicht dass ihr morgen am Jüngsten Tag die Ebene der Versammlung betretet und nur eine Ware von weltlichen Errungenschaften mitführt, während die anderen Proviante für das Jenseits  mitbringen. Wisset, ich habe keinen Vorwand und keine Entschuldigung zwischen mir und euch oder zwischen euch und Gott übriggelassen. Für mich und euch wird das einzige was uns rettet in unseren guten Werken bestehen!“

(Bihar ul Anwar,Band 21,  Seite 111)

Einmal war der Prophet des Islams (S) am Abend alleine auf den Baqi-Friedhof (in Medina) gegangen, um dort für die Verstorbenen um Vergebung zu bitten. Am nächsten Tag sagte er zu seinen Helfern: „Dschabrail (Gabriel) trägt mir jedes Jahr einmal den Koran vor. Aber dieses Jahr hat er ihn mir zweimal vorgetragen und ich glaube, das bedeutet, dass mein Tod herannaht.“

Einen Tag danach bestieg der Prophet den Rednerstuhl in der Moschee und verkündete: „Mein Tod ist gekommen. Jeder, dem ich etwas versprochen habe, komme, damit ich es erfülle und jeder dem ich etwas schulde, komme, damit ich es begleiche.“ Dann fuhr er fort:

„Ihr Leute.  Bei keinem können zwischen ihm und Gott  Verwandtschaftsbeziehungen oder irgendetwas anderes etwas nutzen oder ein Übel abwehren, mit Ausnahme der guten Taten, die er vollbracht hat.  Fürwahr, niemand soll behaupten, sich wünschen oder denken, dass etwas anderes als sein (religiöses) Handeln ihm etwas nützen wird. Bei Dem, der mich für die Botschaft auserwählt hat! Niemand findet Rettung, es sei denn durch Taten zusammen mit der Huld und Barmherzigkeit Gottes. Auch ich werde abstürzen, wenn ich Gottes Anweisung  nicht folge  und entgegen Seinem Befehl handle. O Gott sei Zeuge, dass ich die Botschaft, mit der du mich beauftragt hast, verkündet habe.“  (Scharh Ibn Abi Al Hadid, Beirut, Band 2, S. 863)