Iranische Dörfer, ihre Attraktionen und Wunder, Teil 21
Im Namen Gottes und einem schönen guten Tag an unsere lieben Hörerfreunde.
In unserer heutigen Sendung haben wir vor, Ihnen das Dorf „Ruin“ in der Gegend Esfarayen, einem Teil der Provinz Nord-Khorasan im Nordosten Irans, vorzustellen. Ein Dorf, das wegen seiner historisch-architektonischen Struktur in die nationale Liste des iranischen Kulturerbes eingetragen wurde. Bleiben Sie also dran.
Das treppenförmige Dorf „Ruin“ ist eines der bekanntesten Tourismuszentren der Gegend Esfarayen, das an einem der Südabhänge des Berges Aladaq liegt. Es hat sehr viele Wasserquellen, die für jeden Besucher interessant sind.

Ruin liegt 28 km nördlich der Stadt Esfarayen, 52 km südöstlich der Stadt Bodschnurd, dem Zentrum der Provinz Nord-Khorasan und 1670 m über dem Meeresspiegel. Laut letzten Statistiken, die in dieser Ortschaft durchgeführt wurden, hat das Dorf etwa 3860 Einwohner, die auf Dari oder Tati (eine antike alt-persische Sprache) sprechen. Was die Religion betrifft, so sind sie Muslime schiitischen Glaubens.
Ruin ist circa 500 Jahre alt. Die alte Struktur sowie der Imamzadeh Isak und die antiken Hügel sind Beweise für das Alter des Ortes. Schon in früheren Zeiten wurden das Dorf und dessen Bewohner in Reiseberichten erwähnt, darunter den Berichten von Wladimir Alexeevich Ivanov, einem bekannten russischen Orientalisten. In der Ortschaft gab es zudem sehr viele bekannte Persönlichkeiten und Wissenschaftler, die die kulturreiche Atmosphäre des Gebietes aufzeigen.
In manchen historischen Schriften spricht man anstatt von „Ruin“ von „Ruin-Dedsch“ (Festung). Es scheint, dass die Bewohner zu manchen Zeitabschnitten neben ihren Berufen als Landwirte und Viehzüchter auch im Militärbereich tätig waren. Laut Dokumenten war das Dorf zur Zeit der Qadscharen ein Zufluchtsort für Aufständischen die gegen die zentrale Herrschaft kämpften.
Das Klima in Ruin ist gebirgig und mittelmäßig. Im Winter ist es sehr kalt und schneereich während die Sommer jedoch angenehm sind. Die Gegend ist besonders im Sommer beliebt und daher ein guter Ort für die Bewohner aus der „Nachbarschaft“, besonders die der Stadt Esfarayen.

Die Bewohner von Ruin teilen das Dorf klimatisch in zwei Gegenden, Nasr und Piro. Nasr ist der Teil, der südlich des Dorfflusses liegt und weniger von der Sonne bestrahlt wird. Es ist mit vielen Bäumen und Gärten bedeckt und es ist dort sehr kühl und im Sommer äußerst angenehm. Anders ist es in Piro, wo es immer sonnig und auch wärmer ist als in Nasr.
Der wasserreiche Fluss und die vielen Wasserquellen in den höheren Teilen der Gegend haben sehr großen Einfluss auf die grüne Landschaft. Die meisten Grundstücke befinden sich an den steileren Flächen des Abhanges, daher müssen die Bewohner mit viel Mühe ihre Grundstücke durch Steinlegungen abgrenzen, damit sie darauf arbeiten können. Die Täler dieser Gegend sind alle mit Obstbäumen bedeckt. Ruin liegt sehr tief in einem Tal und deshalb sind die Bäume dort vor den heimischen Winden, die oft Felder in den Ebenen zerstören, in Sicherheit.
Wirtschaftlich gesehen stützt sich Ruin auf Landwirtschaft, Gärtnerei, Viehzucht und Handarbeiten. Als Hauptprodukte sind zu nennen: Erbsen, Linsen, Weizen und Gerste, die zumeist durch Ackerbau und ohne künstliche Bewässerung gezüchtet werden. Von den Obstgärten erntet man Äpfel, Birnen, Kirschen, Walnüsse, Mandeln, Weintrauben, Pfirsiche und Aprikosen etc.
Es werden auch Kühe und Schafe gezüchtet, von denen die Bewohner Milchprodukte wie Ayran, Jogurt, trockene Sauermilch, Butter und Fleisch erhalten. Auch Bienenzucht ist dort zu sehen. Die Dorfbewohner, besonders die Frauen stellen neben ihrer Arbeit in der Landwirtschaft auch Handarbeitsprodukte wie Decken, Handtücher und Taschentücher her.

Ruin hat eine zentrierte Struktur, die im Tal aufgebaut wurde. Es hat ineinander gelegene schmale Gassen, die Häuser sind aus Lehm, und zumeist zweistöckig gebaut. Im ersten Stock befinden sich der Stall, das Lager und der Heuschober, im zweiten Stock wohnen die Familien. Da das Dorf an einem Abhang liegt, wurden die Häuser treppenförmig neben einander gebaut. Als Baumaterial verwendete man Lehm, Steine, Ziegel und Holz. Bei den modernen Bauten benutzt man aber auch Zement, Kalk und Eisenträger.
Durch die treppenförmige Anlage des Ortes hat man zu verschiedenen Jahreszeiten einen sehr schönen Ausblick auf die Gegend.
Außer der interessanten Architektur sind auch die hohen Gegenden von Aladaq einzigartig, die mit unterschiedlichen Sträuchern wie Kardendisteln, Heidekraut, wildem Thymian, Kümmel, wilder Raute und Schafgarbe bedeckt sind. Der Fluss und die schönen Platanen an seinen Ufern machen aus der Gegend eine sehr reizende und anziehende Landschaft. Es gibt in dieser Region deshalb sehr viele herrliche Ausflugsorte wie Tscheschme-Kuh, Zutang, Gol Miyam und Khadsche Emad. Außerdem sind die schönen grünen Täler im Frühling und im Sommer mit vielen gelben, roten und blauen Blumen bedeckt. Das bildschöne Tal mit seinen roten Tulpen und gelben Blumen ist einer der beliebtesten Orte, der von Touristen besucht wird.

Viele Besucher aus den Nachbarstädten kommen in den Frühling- und Sommermonaten nach Ruin, um sich dort vom Stadtleben und Lärm zu erholen.
Wir hoffen, dass Ihnen die heutige Sendung gefallen hat. Bis zu einer weiteren Folge mit einem neuen Dorf, Gott schütze Sie!