Mit uns durch Iran- Teil 137
Im Namen des barmherzigen Gottes, wir begrüßen Sie zu einer weiteren Folge aus dem Reisemagazin „Mit uns durch Iran“.
Das Ziel unserer Reise in den letzten Wochen war die Provinz Semnan im nordöstlichen Teil des Landes, wo wir einige Städte besucht haben. Heute besichtigen wir die Stadt Garmsar.
Die Großregion Garmsar liegt im äußersten Westen der Provinz Semnan. Die Fläche beträgt 10.000 qkm. Die Provinzstadt, Garmsar, befindet sich im Zentrum dieser Region auf einer Höhe von etwa 825 Metern über dem Meeresspiegel. Die Stadt liegt 110 km entfernt von der Provinzhauptstadt Semnan, bis Teheran sind es 100 km.
Garmsar ist von drei Seiten von Bergen umgeben. Die südliche Front öffnet sich zur Wüste. Die Region befindet sich in der Wärmezone. Manche Nomadenstämme wählen diese Region als ihre Winterresidenz, dafür ziehen sich dann in den wärmeren Jahreszeiten nach Firuzkuh. In Garmsar werden verschiedene Landwirtschaftsprodukte gewonnen. Weizen, Baumwolle, Honigmelonen und Feigen aus dieser Region sind sehr berühmt.

In der Vergangenheit wurde Garmsar „Khar“ (خوار)genannt. 1937, als die Eisenbahn in Iran eingeweiht wurde, hat man den Stadtnamen in Garmsar geändert.
Bei den Parthern, etwa vor 2000 Jahren, gehörte Garmsar zu ihrem Herrschaftsgebiet. Nach dem Islam war Khar eine angesehene Region der Provinz Rey; in historischen Texten heißt es: Khar galt für eine Zeit als erobertes Land der Sassaniden, ein andermal war sie von der Zyar-Sippe erobert, dann von Alawiden, Diyalame und Ale Buye und schließlich von den Gaznawiden.
In dem Werk Mojam Al-Baladan wird Khar als eine große und historische Stadt und als einen wohlhabenden Vorort von Rey gepriesen.
Ibn Houghal schrieb im 4. Jahrhundert über eine wohlhabende, schöne und kleine Stadt, die ihren Wasserbedarf vom Berg Damavand deckt.
Aus historischen Unterlagen geht hervor, dass Khar bzw. Garmsar früher zu den wohlhabenden Regionen Irans zählte, doch musste sie sich dann später verschiedenen Einflüssen geschlagen geben; Angriffe von anderen Völkern wie die Mongolen und später turkmenischen Rebellen, ungünstige Klimabedingungen und Armut, die aus lang anhaltenden Dürrezeiten entstanden ist, haben die Stadt zum Verfall gebracht. Es war besonders der Überfall der Mongolen, die der Region, wie vielen anderen Gebieten im Land, zum Verhängnis wurde, und die Bevölkerung fliehen ließ.
Garmsar hat wie viele andere Städte Irans unzählige historische Werke zu bieten, darunter befinden sich Grabstätten von Nachfahren des Propheten und von Heiligen, Karawansereien, Zitadellen, historische Hügel, Wasserspeicher und manch ältere Gebäude. Wir werden nicht all diese Bauwerke vorstellen können, daher müssen wir uns auf einige wenige konzentrieren.

Im Süden von Garmsar, etwa 50 km in der Wüste, stoßen wir auf Anhöhen, die Siah-Kuh genannt werden. An den nördlichen Hängen stehen drei alte und verlassene Gebäude, die die Einheimischen „Ghasr“- Schloss- nennen. Die Schlösser von Siah-Kuh sind wichtige historische Werke, von denen noch heute manche aufrecht stehen und Zeuge für die Größe und Pracht Irans in der Vergangenheit und der Kreativität und Kunst der Architekten ihrer Zeit sind. Das größte und wichtigste Schloss ist das Schah-Abbassi-Schloss (Bahram-Schloss), das auf 1024 m an der Kreuzung der Routen von Isfahan, Kaschan und Khar bzw. Garmsar und Khorassan gebaut wurde. Der Grundriss ist viereckig und von einigen Türmen umgeben, an der südlichen und nördlichen Flanke befinden sich Eingangstore. Die Fassade ist mit großen geschliffenen Kalksteinen bedeckt. Die Steine wurden auf den Bergen in der Nähe herbeigeschafft. Im Bauinneren tritt man in einen großen Raum, der umgeben von kleineren Zimmern ist. Im Gebäude wurde zudem ein großer Saal vorgesehen, sowie Stallungen. Der bemerkenswerteste Punkt bei diesem Bauwerk ist seine Wasserversorgung. Das geschah mit Hilfe von Tonröhren und Steinbächen, die von sieben km entfernt das Wasser zum Schloss leiteten. Die Konstruktionen und die Art, wie das Wasser weitergeleitet wurde, sind erstaunlich. Die Forschungen deuten darauf hin, dass der gegenwärtige Steinbau auf einer alten antiken Ruine gebaut wurde. Um das Schloss herum hat man Tongefäße aus der Zeit der Timuriden gefunden. Das Gebäude wurde von den Safaviden vollständig neu aufgebaut, deshalb auch die Bezeichnung Schah-Abbassi-Palast. Was die ganze Angelegenheit noch interessanter macht, ist, dass das Schloss heute im nationalen Naturschutzpark liegt, was es für Touristen nur noch attraktiver macht.

Die einzigartige Natur und die seltenen Pflanzen-, und Tierarten sind für Besucher stets ein besonderer Anziehungspunkt.
In alten Zeiten, als es noch keine Trinkwasserversorgung im heutigen Sinne mit Rohrleitungen usw. gab, hat man an verschiedenen Ecken der Stadt Wasserspeicher gebaut. In Semnan und besonders Garmsar sind zahlreiche solcher Speicher gebaut worden, die heute noch teilweise intakt sind. Ihre Architektur ist fast identisch: Über dem Boden wird eine kegelförmige Kuppel gebaut, auf deren Spitze Windfänger errichtet werden. Dadurch entsteht ein Kühlsystem, das das Wasser kühl hält. Den größten Wasserspeicher in der Region findet man in Garmsar. Er wurde unter den Kadscharen gebaut, die Rundtreppe in die Tiefe hat 24 Stufen. Der Speicher selbst ist 14 m tief. Damit waren die Stadtbewohner für fünf Monate mit Trinkwasser versorgt. An der Kuppelspitze ist eine eckige Lucke angebracht, die für Durchzug, frische Luft und Kühle sorgt. Das Gebäude steht heute unter Denkmalschutz. In Garmsar trifft man noch auf andere Wasserspeicher, die unterwegs von Reisenden besucht werden.

Naturliebhaber kommen überall auf der Welt auf ihre Kosten, so auch in Garmsar. Die Salzminen der Region zählen zu den schönsten Naturlandschaften Irans. In Sar-Darre in Garmsar zweigen einige Nebenwege vom Hauptweg ab, die zu den Salzminen führen. Für Geotouristen und Geologen sind diese Minen äußerst lehrreich und interessant. Insgesamt wurden 27 Salzminen in Garmsar gezählt. Das gewonnene Salz aus diesen Minen ist 98% rein. Eine der schönsten Minen ist die Mine „Kuh-Dascht-Kohan“. Diese Mine ist in ihrer Art unter den Salzminen in der Region von außergewöhnlicher Schönheit. Die Mine erstreckt sich als Labyrinth etwa 1.5 km unter der Erde. In den Tunnels wurden sich sechs große Salzsäulen mit 12 Metern Höhe und Durchmesser von 10x20 Meter angebracht, um einen Einsturz zu verhindern; sie ziehen sofort die Aufmerksamkeit jeden Besuchers auf sich. Angesichts des Halb-Wüstenklimas in Garmsar bieten die Minen ein angenehmes Besuchsziel für Touristen im Sommer und Winter.

Nächste Woche setzen wir diesen Beitrag fort.