Mit uns durch Iran-Teil 135
Im Namen Gottes, seien Sie gegrüßt liebe Hörreinen und Hörer! Wir sehen uns weiter die Provinz Semnan und dementsprechend die Stadt Schahrud an. Begleiten Sie uns bei der Besichtigung der historischen Sehenswürdigkeiten dieser stadt.
Die Stadt Schahrud liegt am äußersten östlichen Rand der Provinz mit 51.000 qm Fläche. Schahrud ist das Zentrum der Großregion Schahrud, sie liegt 1380 m über dem Meeresspiegel. Sie ist die größte und bevölkerungsreichste Stadt der Provinz Semnan. Der älteste Name für Schahrud wurde scheinbar im heiligen Buch der Zarathustraner, im Avesta, erwähnt. Der erste Stadtkern von Schahrud entstand am Rande des Schahrud-Flusses, deshalb auch die Bezeichnung der Stadt. Die wertvollen Funde in Schahrud auf dem Sang-Tschakhmagh-Hügel von vor etwa 8-9000 Jahren deuten auf das Alter sowie die reiche Kultur der Menschen in diesem Landstrich hin. Schahrud war stets ein sicherer Weg für die Karawanen, da es über eine besondere geografische Lage verfügte, denn sie liegt in Tälern zwischen hohen Bergen und gebot damit die nötige Sicherheit. Mit anderen Worten war die stadt ein alter Knotenpunkt zwischen Khorassan, Teheran, Mazandaran und Zentralregionen Irans.

Schahroud spielte in der Kadscharen-Dynastie eine wichtige Rolle als Handelsregion. 1238 im Mondkalender schrieb der englische Geschäftsmann und Weltreisender James Billy Freezer über die gut situierte Stadt Schahroud: Der Basar von Schahroud deckt alle lebensnotwendigen Waren. In der Stadt findet man alles, was man braucht. Die Stadt hat reiche Obstgärten und ertragreiches Agrarland. Um die Stadt herum liegen bevölkerungsreiche Dörfer.
In seinem „Reisebericht Khorassan“ schrieb Albert Houtum Schidler von einer wohlhabenden Stadt mit lebhaftem Handel im Basar: Die Gärten ziehen sich wie einer grüner Gürtel um die Stadt. Wo man hinschaut, sieht man die frischen Gärten.
Wegen seiner besonderen Lage stand Schahroud immer im Mittelpunkt des Interesses von Reisenden, ganz besonders in der Kadscharen-Dynastie. Sie haben sehr genau die Lebensweise der Bürger dieser Stadt verzeichnet, was anthropologisch, historisch und wirtschaftlich von Bedeutung ist und uns heute ein Bild von den Menschen damals in dieser Stadt machen lässt.

Zu den Vorzügen von Schahroud gehört auch unweigerlich das abwechslungsreiche Klima. Der südliche Teil befindet sich am Wüstenrand, das Klima ist daher relativ warm und trocken. Die zentrale und östliche Region ist eher mild und gemäßigt, der nördliche Teil besteht aus Gebirgslandschaft und hat ein relatives kaltes und trockenes Klima. Aus diesem Grunde ist auch das Obstangebot in dieser Provinzstadt sehr hoch. Hier werden Äpfel, Weintrauen, Datteln und Pistazien angebaut. Die durchschnittliche Temperatur beträgt etwa 14 Grad Celsius, der jährliche Niederschlag liegt bei etwa 180 mm. Da sich die Stadt am Wüstenrand befindet, hat sie keinen großen Anteil an Wasserressourcen von Flüssen, es sind allein die saisonalen Flüsse, die die Stadt teilweise mit Wasser versorgen können. Der Wassermangel hat die Menschen gezwungen, Qanate und Brunnen zu graben. Die Wirtschaft von Schahroud hängt von der Landwirtschaft ab. Da genießt sie einen besonderen Stellenwert. Die Obstgärten und Agrarländer liefern verschiedene Obst-, Kräuter- und Gemüsesorten und auch industriell verwendbare Pflanzen. In Semnan nehmen die Produkte aus Schahroud den ersten Platz ein. Weintrauben und Aprikosen sind die wichtigsten Obstprodukte der Region von landesweitem Ruhm. Die Produktion von Aprikosen in Schahroud machen etwa 10% der Gesamtproduktion des Landes aus. Sie werden frisch gegessen oder getrocknet und exportiert.

Schahroud ist auch reich an Mineralien. Dort sind einige aktive Minen vorhanden, Kohle gehört zu den wichtigsten Produkten. Der Bergbau liefert zudem Chromit, Kupfer, Kalk, Gips und Ziersteine.
Aus Schahroud stammen verschiedene Persönlichkeiten, Geistliche und Mystiker, u.a. Großayatollah Hadj Molla-Ali und Großayatollah Hadj Seyed Mahmoud Schahroudi oder die Mystiker Scheich Abolhassan Kharaghani und Bayazid Bastami. Aus der alten Geschichte der Stadt gehen zahlreiche historische Werke wie Moscheen, Gebetsstätten, Grabstätten, Minarette, Zitadellen, Wasserspeicher, Karawansereien, Bäder und Basare hervor, von denen jedes einzelne Bauwerk die Bestreben der Erbauer und die Zivilisation darstellt, die sich hier etabliert hat und aus der weitere Künste besonders die islamische Architektur hervorgegangen sind.
In der Provinzstadt Schahroud trifft man auf historische Hügel. Die wichtigsten nennen sich „Sang Tschakhmagh“-Hügel, etwa „Feuerstein-Hügel. Sie befinden sich 8 km nördlich von Schahroud. Zwischen 1971 und 1975 wurden die Hügel von Professor Masouda und seinem Team aus Japan untersucht.

Die Grabungen brachten auf zwei Hügeln archäologische Werke aus der islamischen Zeit und auf zwei weiteren Werken aus der Ära vor der Ton-Zeit hervor. Hier konnte man die menschliche Entwicklung bis zum Bau von Tongefäßen rekonstruieren. Auf den Hügeln fand man zahlreiche Steinwerkzeuge und Tongefäße, die auch bei der Jagd eingesetzt wurden. Beispiele sind im Museum von Schahroud ausgestellt worden.
Das antike Gelände Tapeh-Khourian befindet sich zehn km südöstlich von Schahroud und zählt ebenfalls zu den historisch wichtigen und wertvollen Regionen. Hier fand man Werke von Menschen aus dem 5. Jahrtausende vor Christus, von denen ebenfalls Exemplare im Schahroud-Museum ausgestellt sind. Die Funde auf diesen zwei Hügellandschaften und weitere Forschungsarbeiten in Schahroud haben in den letzten Jahren sehr dazu beigetragen, die Stadt wieder auf Glanz zu bringen und sie der Welt vorzustellen.
Um Schahroud herum befinden sich zahlreiche Grabstätten. Nicht nur ihre Architektur ist wertvoll, auch bergen sie große Persönlichkeiten, Geistliche und Mystiker in sich. Daher sind sie auch kulturell und religiös von Bedeutung. Die Grabstätte von Scheich Hassan Jouri und Scheich Abolhassan Kharaghani liegen hier. Scheich Hassan Jouri wurde 150 km von Schahroud entfernt und nördlich der Stadt Jour beigesetzt. Die Grabstätte besteht aus einem 12 qm großen Raum und einer runden Kuppel. Sie ist aus rohem Ziegel und sehr einfach gebaut worden.
Scheich Hassan Jouri war ein Anführer der Sarbedaran-Bewegung, ein Schüler von Scheich Khalifa und politisch- religiöser Anführer aus dem 7. Jh. Nach Hedschra. 745 im Mondkalender fand er im Kampf gegen die Mongolen den Märtyrertod. Seine Weisheit war bekannt.

Um die Grabstätte herum sind noch die Ruinen der Stadt Jour zu erkennen, Zitadellen, Wachtürme und Wälle, die von der einstigen Größe der 800 Jahre alten Stadt zeugen.
Die Grabstätte von Scheich Abolhassan Kharaghani, dem berühmten Mystiker aus dem 5. Jahrhundert im Mondkalender befindet sich in dem Dorf Kharaghan, 24 km entfernt von Schahroud. Neben der Grabstätte befand sich eine Moschee, die laut Angaben eine kegelförmige Kuppel hatte und mit schönen Kacheln verziert war.

In den letzten Jahren wurde um den Mihrab eine Moschee gebaut, die heute den Besuchern des Scheichs als Gebetsstätte dient.
Bis zum nächsten Mal und zu einer weiteren Sendung Auf Wiederhören!