Mit uns durch Iran- Teil 134
Im Namen des barmherzigen Gottes, guten Tag und willkommen! Letzte Woche war die Provinz Semnan im Nordosten Irans unser Reiseziel. Wir sahen uns die Stadt Semnan und ihre historischen Denkmäler an. Heute ziehen wir weiter nach Damghan, eine weitere wichtige Stadt der Provinz Semnan.
In Damghan herrschen zwei Klimazonen vor, daher reifen hier zwei Obstsorten. Die wichtigste Obstsorte ist die Pistazie, die sich der besten Qualität im Land rühmt. Andere Produkte wie Trauben und Honigmelonen sind ebenfalls von hoher Qualität.
Damghan befindet sich auf 1170 m Höhe über dem Meeresspiegel. Sie ist 300 Km von der Hauptstadt Teheran entfernt. Ein kurzer Blick auf Leben, Zivilisation und Kultur der Iraner in den Jahrtausenden vor Christus in Iran genügt, um auf den Namen Damghan zu stoßen. In den meisten historischen Büchern wird über Damghan und ihre besondere Lage in der Antike geschrieben. Abenteurer wie Moghaddasi, Estakhri, Ibn Houqel und Yaghut Hamawi haben in ihren Reiseberichten von der Stadt gesprochen. Archäologen haben zwar noch keinen großen Erfolg bei der Darstellung der Geschichte dieser Stadt gehabt, doch die wenigsten Städte können im Alter und in der Zivilisation mit ihr Schritt halten.

Damghan hatte 400 vor Christus eine solche Größe, dass sie 249 vor Christus von den Parther-Königen Aschk III und Tirdad zur Hauptstadt gewählt wurde. Bis zum ersten Jahrhundert hielt sie ihre Bedeutung bei; sie galt als Hauptstadt der großen Provinz Ghumes. In ihrer Blütezeit vor dem Islam war sie die wichtigste Stadt auf der Seidenstraße. Unter den Parthern galt sie als Hauptstadt und die Griechen nannten sie Hecatompylos, die Stadt der 100 Tore. Die Funde auf dem Damghan-Hügel und andere historische Denkmäler bezeugen die Bedeutung der Stadt. Die geografische Lage auf der alten Khorassan-Straße, politische Ereignisse und Feldzüge haben unzählige Schäden hinterlassen. 624 im Mondkalender herrschte Scharafedin Kharasmi seitens des Mongolen-Königs Arghoun Khan über Khorassan. Auf seinem Weg von Ray nach Khorassan tötete er zahlreiche Menschen in Damghan, andere versklavte er und zerstörte viele Städte und Dörfer um Damghan. Der Enkel von Dschingis Khan, Timur, massakrierte die Tataren, 769 tötete er viele Bürger von Damghan, die den Tataren Unterschlupf gewährt hatten.
Die historische Stadt Damghan genießt besonderen kulturellen Reichtum, zahlreiche wertvolle historische Denkmäler sind dort vorhanden. Die historischen Gebäude Gerd-Kuh-Zitadelle, Tapeh-Hessar Damghan, die Großmoschee, Emamzadeh Dschafar, der Toghrol-Turm, die Tarikhaneh-Moschee, die Tschmeschme-Ali Anlage und die Schah-Abbasi- und Sepahsalar Karawansereien zählen zu den wichtigsten Denkmälern, die teilweise auf das Jahr 400 vor Christi zurückgehen. Tapeh-Hessar genießt unter ihnen Weltruhm, daher schauen wir uns dieses Bauwerk näher an.

Zwei km südöstlich von Damghan befindet sich ein Hügel, der Tapeh Hessar genannt wird. Was die iranischen Zivilisationen und Erscheinungsepochen angeht, bildet Tapeh-Hessar eine Schlüsselrolle, die in wissenschaftlichen Kreisen und bei Forschungen von Archäologen weltweit von größter Wichtigkeit ist. Bei den Ausgrabungen haben die Wissenschaftler verschiedene Zivilisationsebenen und Lebensgegenstände und Zeichen entdeckt, die besagen, dass hier vor 6500 bis 4600 Jahren Menschen gelebt haben.
Aus der Blütezeit der Zivilisation am Tapeh Hessar, so etwa vor 4600 Jahren, sind uns Zeichen über die Lebensweise der damaligen Menschen erhalten geblieben. In der Architektur dieser Zeit kommen kleine Räume vor, die durch Stufen miteinander verbindet werden. Die Menschen lebten einfach und das Leben war auf Handel, Viehzucht und Landwirtschaft basiert. In der Region wurden Hunderte Stempel mit Gravuren gefunden, sie zeugen davon, dass man hier die Schrift kannte und dass die Menschen mit Völkern im Südosten Irans und auf dem Indus-Tal Handel betrieben. Aus Badakhschan und Jalalabad in Afghanistan wurde Lapis Lazuli importiert und der wertvolle Türkis, der hier gewonnen wurde, exportiert. Hüttenwerke und winzige Bleiteile zeigen auch, dass Damaghan seinerzeit auch mit Metallen handelte.
Im ganzen Norden und Nordosten Irans ist Tapeh Hessar die einzige Region, in der Anzeichen von Schrift gefunden wurden. Schließlich wurden die Menschen wegen ihres Reichtums, ihrer Kultur, ihres Handels und ihrer blühenden Zivilisation von unbekannten Feinden angegriffen, die Stadt wurde in einem gewaltigen Krieg zerstört.
In Tapeh Hessar liegen zwischen den neuesten und ältesten Erdschichten Jahrhunderte von Kultur, Geschichte und Lebensart von Iranern, sie werden vielleicht in Zukunft weitere Aspekte der reichen Kultur und Zivilisation dieses Landstriches offenlegen.

Eines der ältesten und seltensten Gebäude aus der islamischen Zeit in Iran ist die Tarikhane- Moschee in Damghan. Scheinbar bediente sich der Architekt des sassanidischen Stils; das Gebäude konnte den Zerstörung und den Erdbeben im 3. und 4. Jahrhundert im Mondkalender entgehen, so dass später die Innenräume umgebaut wurden. Das Gebäude wurde auch Gotteshaus und Moschee mit 40 Säulen genannt; sie verfügt zwar über keine Schrifttafel, die ihr Alter bekannt gibt, doch dem Baustil ist zu entnehmen, dass sie den ersten Jahren der islamischen Ära zuzuschreiben ist.
Ihre Bedeutung liegt unter anderem in der Mischung eines arabisch-islamischen Stils und der Architektur der Sassaniden. Das Gebäude besteht aus einem großen eckigen Hof, etwa 27 x 26 Meter, drum herum befinden sich Säulengänge, die mit gewaltigen gewölbten Torbögen überdeckt sind. Der Grundriss ist den Moscheen zu Beginn des Islam ähnlich. Wände und Dach sind mit Lehm und nur wenig Ziegel und Holz gebaut worden. Der Vorzug liegt eben in einfachen Baumaterialien und der Geometrie und Ausgeglichenheit dieser Anlage, die sich bis heute bewährt hat, so dass das Bauwerk noch heute sehr beeindrückend ist.

Die Großmoschee von Damaghan gehört ebenfalls zu den wichtigen historischen Bauwerken der Stadt. Sie befindet sich heute im Stadtzentrum; im Laufe der Zeit wurden Teile zerstört, andere hinzugebaut. Der Iwan, Vorhof und Minarett sind die ältesten Teile der Moschee. Diese Teile sowie die Kacheln am Minarett deuten darauf hin, dass die Moschee Mitte bis Ende des fünften Jahrhunderts gebaut wurde. Das Minarett ist 32 Meter hoch, zwei Tafeln zieren es mit einer Kufi-Schrift.

In der Nähe der Moschee befindet sich ein Gelände mit den Grabstätten der Prophetennachkommen, der Imamzade Dschafar und Mohammad, das Schahrokh-Grabmal und das Gebäude 40-Mädchen. Es stammt aus der Seldschuken-Zeit und wurde als historisches Denkmal registriert. Tafelschriften mit Koranversen in Kufi-Schrift zieren die Wände der Grabstätten; der Turm des 40-Mädchen-Gebäudes verleiht der Anlage besondere Anmut.

Heute schaffen wir es nicht, weitere solcher Werke der Stadt vorzustellen, daher verschieben wir das auf die nächste Woche.
Auf Widerhören!