Islam richtig kennenlernen-Teil 22
Wir möchten auch in diesem Teil auf rationalem Wege einen Gottesbeweis vorlegen…
Gottesgläubige Philosophen heben zum Nachweis der Existenz Gottes hervor, dass die Daseinswelt eine Erscheinung ist, die nicht von Anfang an existiert haben kann, sondern erst zu einer bestimmten Zeit begonnen hat. Wie gesagt sind alle Dinge Folgen von Ursachen, also müssen erst ihre Ursachen entstehen, damit sie selber entstehen. Somit baut die Schöpfungswelt auf lauter Ereignissen auf. Mit anderen Worten besteht die Schöpfung aus Dingen, die erst nicht waren, und daraufhin existierten. Die Schöpfungswelt ist also nicht seit eh und je gewesen. Sie hat einen Anfang.
Bekanntlich gibt es auch ein Ende für alle Bestandteile der materiellen Daseinswelt. Die Physik bestätigt, dass die Welt in der wir leben, nur begrenzt existiert.
Die materielle Welt hat also einen Anfang und ein Ende. Das bedeutet : Sie ist weder seit eh und je gewesen noch wird sie bis eh und je weiterbestehen. Sie ist nicht ewig.
Zum Beispiel verliert die Sonne, von der das Leben auf der Erde abhängt, immer mehr von ihrer Masse, während sie Energie in Form von Wärme und Licht abgibt und irgendwann führt dieser fortgesetzte Prozess zu ihrer Vernichtung.
Die Eigenschaft, Materie in Energie umzuwandeln ist nicht nur der Sonne zu Eigen.
Im Laufe der Zeit kommt auch Energie zum Brachliegen. Dies lässt sich an einem einfachen Beispiel veranschaulichen: Wenn wir ein großes Gefäß mit heißem Wasser in die Mitte eines Zimmers stellen, wird dieses Gefäß zu einer aktiven Energiequelle. Denn seine Temperatur ist von der seiner Umgebung verschieden. Das Gefäß erwärmt die Luft in seiner Umgebung. Diese steigt hoch und wird durch kalte Luft ersetzt: Auf diese Weise entsteht ein Luftstrom in Umgebung des Gefäßes.
Aber wenn diese Energiequelle ihre ganze Wärme an die Umgebung abgegeben hat, erkaltet sie. Es entsteht ein Zustand, bei dem die Temperatur in der Umgebung sich an die Temperatur des Gefäßes angepasst hat und in Wahrheit ist dann die Energie, die das Gefäß mit heißem Wasser abgegeben hat, passiv geworden bzw. versiegt. Bei der Sonne und anderen Energiequellen verhält es sich ähnlich. Sie geben Energie ab, bis eine todbringende Gleichheit anstelle ihrer jetzigen Tätigkeit tritt. Dies wird als der Zeitpunkt betrachtet, an dem auch das Leben der Energie zu Ende geht.
Gemäß den wissenschaftlichen Erkenntnissen des Menschen hat die Welt also einen Anfang und geht einmal zu Ende. Die materielle Welt ist durch Ereignisse aufgrund des Ursache- Folge-Prinzips entstanden und geht auf eine große erste Ur-Ursache zurück. Die materialistischen und die religiösen Denker sind sich darüber einig, dass die Welt eine Ur-Ursache hat, die von sich aus ist. Allerdings betrachtet die materialistische Philosophie, wie wir schon sagten, die Ur-Ursache als Materie, die keinen Verstand hat und die religiösen Philosophen sagen, dass der Ausgangspunkt der Allweise und Allwissende Eine Gott ist.
Die Gelehrten, die den Einen Gott anbeten, wenden gegenüber den materialistischen Denkern ein, dass die Materie keine Schöpfungskraft besitzen kann, um sich selber zu erschaffen. Außerdem vermag sie auch nicht die Gesetze, denen sie unterworfen ist, aufzustellen oder sich selber die Eigenschaften, die sie besitzt, zu verleihen.
Da sich die Materie nicht selber erschaffen oder mit Eigenschaften ausstatten und ihre Gesetze aufstellen kann, muss also zweifelsohne die Erschaffung durch einen nicht-materiellen Urheber erfolgt sein, der am Anfang – vor Entstehung des Daseins - seit eh und je war. Dieser ist es, der Schöpfungskraft besitzt und die Materie erschaffen und ihre Eigenschaften festgelegt hat. Die Betrachtung der Schöpfungswelt bestätigt außerdem, dass dieser immaterielle Urheber einen Verstand besitzt. Sein Wissen und mit dem er alle die erstaunlichen Dinge in der Schöpfung schuf und die Gesetze in ihr aufstellte, übersteigt weit unsere Vorstellungen.
Wir sollten an einem weiteren Beispiel aus der Schöpfung veranschaulichen, dass die Materie, als eine vorübergehende Erscheinung, die eines Tages vernichtet wird, nicht der Urheber dieser Welt sein kann. Betrachten wir zum Beispiel das Blut des Menschen, das verschiedene Metalle und Halbmetalle in genau vorgeplantem Verhältnis enthält, wobei schon die geringste Veränderung zu körperlichen Störungen führt. Dies beweist doch, dass der Erschaffer über die chemische Zusammensetzung und die Eigenschaften jedes dieser Metalle und Halbmetalle im Bilde war. Auch der komplizierte und sehr feine Aufbau der Körperzellen der Menschen, Tiere und Pflanzen ist ein Beweis dafür, dass er von jemandem hervorgerufen wurde, der alle Gesetze der Physiologie des Menschen, der Tiere und Pflanzen im Voraus kannte. Zeigt nicht auch unser Sonnensystem dass sein Erschaffer über alle Einzelheiten des Gravitationsgesetzes Bescheid wusste?
Alles in dieser Welt von den kleinsten Teilchen bis zu den Milchstraßen weist eine erstaunliche Ordnung auf und ist anschaulicher Beweis dafür, dass der Urheber alle Gesetze kannte und dass diese Gesetze und diese Welt überhaupt von Ihm hervorgerufen wurden, nämlich einem Wesen, welches Wissen und Weisheit besitzt , und selber von Beginn an war und ewig ist.
Es gibt also zahlreiche Wege für den Menschen, um an Gotterkenntnis zu gelangen. Wer diese Erkenntnis erreichen will, kann sich entsprechend seines Wissens und seiner Geisteskräfte auf verschiedenen Wegen die Existenz des Schöpfers klarmachen – die Philosophen durch rationale Argumente, die Mystiker durch theosophische Erkenntnis, andere durch ihre Fitra – die Gott gegebene Natur, oder durch Beobachtung der Schöpfung. Das einzige was der Menschen auf diesem Weg braucht, ist Interesse und Aufmerksamkeit. Er muss sich Zeit zum Nachdenken nehmen und nach der Wahrheit suchen, damit er sie schließlich findet.
Wir haben versucht einige der üblichen Wege zur Gotterkenntnis darzustellen. Alle diese Wege zur Gotterkenntnis sind wertvoll und logisch. Das folgende Argument, dass eine alte Frau anführt, führt uns auch sehr schnell zum Glauben an Gott:
Eine alte Frau, so wird erzählt, saß an ihrem Spinnrad und spann Fäden, als jemand sie fragte: „Wie hast du Gott erkannt?“
Sie dachte kurz nach. Dann strich sie kurz über ihr Spinnrad, damit es stehen bleibt, und sagte: „Auf diese Weise: Wenn ich dieses Rad nicht in Bewegung setze, dann bewegt es sich nicht. Also hat diese Welt auch jemanden, der sie in Bewegung hält. Das Rad der Welt dreht sich von Seiner Hand.“