Jan 30, 2017 15:52 CET

Ab diesem Teil möchten wir Ihnen die verschiedenen Arten von iranischen Bauwerken vorstellen, wie Bazaare, Moscheen, Paläste, Festungen, Karawansereien, Brücken, öffentliche Bäder und so weiter. Viele dieser Bauwerke stehen heute unter Denkmalschutz, einige werden sogar noch benutzt.

In vielen iranischen Städten gibt es noch immer alte Bazaare. Sie haben in etwa ihre frühere Form beibehalten.

 

Im persischsprachigen Mo`in- Lexikon wird Bazaar von dem Wort Waazaar abgeleitet, welches  „Ort des Handels“ bedeutet. In der Großenzyklopädie von Dehchoda heißt es, dass in der alten Pahlavi-Sprache  das Wort Bazaar für den Umschlagplatz von Waren verwendet wurde und die Franzosen und Portugiesen dieses Wort von den Iranern übernommen haben.

Ein Bazaar bestand früher aus zwei einander gegenüberliegende Reihen von vielen Geschäftsläden. Von der einen Ladenreihe zur anderen spannte sich ein gemeinsames Dach. Die Bazaare schlossen sich an öffentliche  Bauwerke wie Badehaus, Moschee und theologische Schulen an.

Die meisten Weltreisenden haben über die Bazaare im Iran berichtet. In den alten  Bazaaren hat jede Handwerkergruppe mehrere Läden nebeneinander und  bietet   die gleiche Art von Waren an. Der Käufer kann sich also bequem über das  vorhandene Angebot informieren und die Ware auswählen, die ihm gefällt.  Ein Bazaar wurde neben Regierungsgebäuden und theologischen und religiösen Stätten errichtet. Er  lag an der Hauptstraße und oft  an einem großen Platz.

Der Bazaar hat mit  Handel  und Handwerk zu tun.   Die  Bazaare in den Städten wurden so angelegt, dass auch die Leute vom Dorf dort alles,  was sie nötig hatten, besorgen und ihre landwirtschaftlichen Produkte feilbieten konnten.

 

Bei Ausgrabungen am historischen Hügel Tappeh Zaagheh in der Ebene von Qazwin, Westiran,  hat man festgestellt, dass es hier  im 5. und 6. Jahrtausend vor Christus  eine menschliche Kultur gegeben  hat. Die Bewohner dieser Gegend  waren erfolgreiche Landwirte und stellten Metall- und Tongegenstände her.  Auch sie hatten eine Art Zentralbazaar, in dem der Warenaustausch stattfand.

Ein anderes interessantes Beispiel liefert der historische Hügel Sialk bei Kaschan,  Zentraliran. Bei Ausgrabungen ist man dort auf große Muschel- und Schneckenhäuserscherben, gestoßen, die von dem Hunderte Kilometer weiter südlich gelegenen Persischen Golf stammen. Es wurden auch kleine Muschelketten gefunden. Dies weist auf die Existenz von Bazaaren in diesem historischen Gebiet hin.

Viele Archäologen sind der Meinung, dass die Bazaare nicht nur in Städten zu suchen sind, sondern sie sehen eher einen Zusammenhang zwischen den Handelswegen und der Entstehung von Bazaaren.

Jedenfalls ist der Bazaar ist ein wichtiges Anzeichen für menschliche Ansiedlungen. Er ist einmal  die Wirbelsäule des städtischen Lebens und die wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Lebensader gewesen.  Oftmals stellte er eine Verbindung zwischen den wichtigsten Stadttoren her.  Die ständigen Bazaare waren entlang der  wichtigsten Straßen einer Stadt  angeordnet. Sie begannen oft schon beim Stadttor und führten bis zur  Stadtmitte.

 

 

 

Der traditionelle  Bazaar kann nach seiner Zweckbestimmung in drei verschiedene Bereiche eingeteilt werden. Der  erste Bereich diente den Werkstätten und  Läden für Handel und  Dienstleistungen, der zweite war für den Kundenverkehr gedacht oder bildete Abtrennungen zwischen einzelnen Bazaareinheiten und der dritte architektonische Raum bestand aus Versammlungsstätten innerhalb des Bazaars wie Moscheen und Kaffeestuben oder Treffpunkte der Bazaarleute.

Der Bazaar ließ sich auch gliedern nach „Raasteh“ den  größten Bazaargängen  und den Rasteh (den Seitengassen), den Dalan,  dem Sara und  Timtscheh und den Lagerräumen.

Zu beiden Seiten eines Raasteh, nämlich Hauptweges, reihten sich  Läden für eine bestimmte Warensorte. So brauchten die Kunden nicht ständig von einem Teil des Bazaars in einen anderen zu laufen.

 

In unserem Zeitalter erfuhr auch die Bauweise des Bazaars einige Änderungen. Zum Beispiel gibt es heute einen Hauptweg im Bazaar der sich  „Chiaban“ , Straße nennt, und über den  Motorräder und  Fahrzeuge verkehren können.

 

Früher waren die Hauptgänge  der Bazaare  in kleinen und mittleren Städten einige hundert Meter lang aber in großen Städten waren sie oft länger als einen Kilometer.  Die Breite variierte  zwischen 5 bis 10 m. Beim Bau des Bazaars wurde das beste Material verwendet. Meistens waren die Mauern aus Gestein oder  Ziegelsteinen und das Bazaardach wurde mit Gips und  Ziegelsteinen gebaut. Kreuzungen von breiten Bazaargängen wurden oft mit einem Kuppelgewölbe überdacht. Durch  die Fensterluken in diesem Gewölbe konnte Licht und frische Luft eindringen. Nach außen wurden die Bazaardächer meistens mit der bekannten Stroh- und Lehmmischung abgedeckt, denn diese Mischung  mildert  die Hitze und  wehrt  Feuchtigkeit ab.  Am Anfang wurde der Erdboden in den Läden und den Gängen im Bazaar  nicht gepflastert, weil sich die Erde mit der Zeit festtrat. Später legte man ihn  mit Steinplatten oder Ziegeln  aus.

 

Die Bazaare schlossen sich an den Stadtplatz an. Vom Stadtplatz aus erreichte man den Haupteingang. Dieser Haupteingang hatte oft einen sehr  schönen Torbogen. Diese Torbögen an Bazaaren  waren ähnlich wie bei historisch  bedeutenden Bauwerken im Iran mit Kachelwerk und Ziegelsteindekor verziert, trugen Bemalungen und Inschriften.  Zum Beispiel weist der  Eingang zum Teheraner Großbazaar viele Verzierungen auf und zieht die Blicke der Bazaarbesucher auf sich.

Diese Torgewölbe führen zu den Hauptgängen des Bazaars. Diese so genannten  Raasteh sind Gänge mit einer Breite von 4 bis 6 m . Sie  tragen oft sehr  schöne Gewölbedecken. Zu beiden Seiten  eines Raasteh liegen Geschäftsläden. Diese Bazaarläden   werden je nach Zweckbestimmung anders gebaut. Einige von ihnen haben ein Kellergeschoss, oder einen Lagerraum oder eine Terrasse im zweiten Stock. Die Decke ist oft als Holz. Früher waren auch die Türen aus Holz aber inzwischen sind viele von diesen durch moderne  Ladentüren ersetzt worden.  Auch nutzte man früher  das Tageslicht , dass durch die kleinen Fensterluken in der Zimmerdecke einfiel, zur Beleuchtung eines Bazaarladens.

 

Beim nächsten Mal sprechen wir über die Strukturen eines typisch iranischen Bazaars.