Jan 30, 2017 16:19 CET

Der Bazaar ist immer ein zentrales Element iranischer Städte gewesen. Mit seiner architektonisch interessanten Gestaltung spiegelt er noch heute ein wichtiges Stück iranischer Kultur wieder. Einige zum Bazaar dazugehörende Bauten wie Moscheen, Wasserspeicher und Karawansereien und öffentliche Bäder dehnten die Funktionalität über einen Ort des Handels und Einkaufs hinaus. Der Bazaar war manchmal sogar Schwerpunkt für wichtige gesellschaftliche Entscheidung.

Der Qeysariyeh-Bazaar im Stadtkreis Lar, Provinz Fars ist ein interessantes Beispiel für altiranische Architektur. Dieses Bazaar hat mehrere Jahrhunderte auf dem Rücken.

Arthur Pope  der US-Fachmann für Iranistik ist der Meinung dass Iran die besten Ziegelsteinkuppeln erbaut hat und die iranischen Baumeister das Problem eines Kuppelbaus auf einem viereckigen Grundmauern bestens gelöst haben. Er meint, dass daraufhin die ungeeigneten und flachen Gewölbe aus der Zeit der Arsakiden sich zu prächtigen Kuppeln in der Islamischen Ära entwickelten und diese dann in der Saffawidenzeit besonders schön wurden. Bei Betrachtung des Qeysarieh-Bazaars in Lar lässt sich diese Entwicklung der iranischen Architektur, von der Pope gesprochen hat, nachvollziehen.

Das Grundgerüst des Larer Bazaars bilden zwei lange Bazaargänge. Der eine verläuft von Norden nach Süden und der andere von Osten nach Westen.  Dort wo sie sich überschneiden wölbt sich eine große Kuppel aus Ziegelsteinen. In dem Buch Farsnameh Naseri von Mirza Hassan Schirasi wird von dem bekannten Qeysarieh Bazaar, dessen Wände und Gewölbedecken mit geschliffenen Steinen und Stuckwerk gebaut wurde, geschrieben und in vielen anderen historischen Quellen  heißt es, dass der Bazaar und die Hauptmoschee von Lar circa 700 nach Christus also nur 81 Jahre nach der Hidschra gebaut wurde.

Der erste Weltreisende,  der über den Bazaar von Lar berichtete war Don Garcia de Silva Figueroa . Er reiste 1617 in den Iran und schreibt über diesen Bazaar: Zweifelsohne ist dieser Bazaar einer der schönsten und stolzesten Bauwerke auf dem asiatischen Kontinent und kann sich mit den schicksten Geschäftsläden in Europa messen kann.

 

Die Kreuzung, an der sich die beiden Hauptgänge des Lar-Bazars überschneiden, ist 8-eckig angelegt und in ihren vier Ecken liegen jeweils vier Läden.  Dieser sogenannte Tschahar-Suq ist der schönste Teil des Larer Bazars. Das Kuppelgewölbe ist eine Kombination von Ziegelsteinen, Stuckwerk und Kachelwerk. Es misst eine Höhe von 18 m. Auf der Kuppel befinden sich einfache Belüftungsschächte. Eine Steintreppe verbindet den Bazaar mit der Straße. Im Eingangsgewölbe   zum Bazaar ist eine große steinerne Inschrifttafel angebracht, die über die Geschichte des Wiederaufbaus dieses Bazars in der Quadscharenzeit berichtet. Die Inschrift ist in  Marmor eingemeißelt und in schöner Kalligraphie gehalten. Am Fuße der Kuppel über der Gangkreuzung befindet sich auch eine Inschrift aus der Zeit der Saffawiden, 17. Jahrhundert nach Christus . Auch hier sind Daten über den Wiederaufbau des Bazaars vermerkt. Die Eingangstore zum Bazar von Lar sind mit schönem Stuckwerk verziert.

 

Heute liegt der Bazaar im Vergleich zu den umliegenden Straßen und dem Vorplatz circa 2 m tiefer. Dies sorgt für kühlere Temperaturen in dieser Anlage, was bei dem warmen und trockenen Klima  dieser Gegend nur willkommen sein kann. Die Wände,  Gewölbe und Decken zeigen trotz der häufigen Erdbeben in dieser Region ein sehr gute Widerstandsfähigkeit. Rund um den Lar-Bazaar herum liegen Karawansereien, die die Bauweise zur Zeit der Safawiden wiederspiegeln. Sie sind viereckig angelegt und an allen vier Seiten liegen mit festen Gewölben überdachte Vorterrassen. Heute werden die Kammern dieser Karawansereien als Lagerräume benutzt.

 

Ganze 850 km nördlich von Lar entfernt,  finden wir einen Bazar vor, der auch Gheysarieh heißt und zu den Meisterwerke iranischer Architektur gehört. Er liegt im Herzen von Isfahan, d.h. in einer Stadt die mit ihren kostbaren Baudenkmälern wie ein großen Museum für mehrere geschichtliche Epochen wirkt.

 

Der Isfahaner Bazaar liegt an dem berühmten Naqscheh-Dschihan-Platz der heutige  Imam-Platz genannt wird. Er ist 1000 Jahre alt. Die heutige Bazaaranlage wurde im 17. Jahrhundert von den Saffawiden wieder aufgebaut und hat bis heute diese Form beibehalten. Die älteste Beschreibung dieses Bazaars stammt von Maforuchi, dem iranischen Verfasser des Buches Resaleh Mahasen Isfahan, welches im 10. Jahrhundert nach Christus , also lange Zeit  vor den Saffawiden geschrieben wurde. Er schrieb: Der Bazaar liegt neben dem Sonnen-Stadttor, einem der 12 bekanntesten Stadttore Isfahans. Bei großen Festen und besonders zum Neujahrsfest feierte die Isfahaner Bevölkerung ausgiebig  und dann war immer der Bedarf an Kleidung und Nahrungsmitteln größer. Deshalb gab es in diesem Bazaar alle mögliche Dinge zu Essen und zu Trinken, ebenso wie alles was die Bevölkerung brauchte.

Für diesen Geschichtsschreiber war besonders die Größe des Isfahaner Bazaars interessant. Er schreibt über 6 Eingangstore , 400 Geschäftsläden , 4 Karawansereien und zwei Moscheen in diesem Bazaar. Außerdem beeindruckte ihn das vielfältige Warenangebot. Es gab hier Gegenstände, die die Araber angefertigt hatten genauso wie Stoffe aus Rom, Elfenbein aus Indien und Gelim-Teppiche aus Azarbeidschan und Gilan, sowie Teppiche aus Kaschan und Isfahan und alle möglichen Essenswaren.

Der französische Weltenreisende Chardin bechreibt den Qeysarieh-Bazaar von Isfahan einige Jahrhunderte später wie folgt:

Der große Isfahaner Bazar liegt im Norden des Naqshe-Dschan-Platz . Er weist einen ausgezeichneten Toreingang mit Verzierungen aus Kachel- und Ziegelsteinwerk auf. An beiden Seiten dieses Toreingangs liegen zwei große Plattformen. Auf diesen Plattformen werden alle möglichen Schmuckstücken und alte Münzen zum Verkauf angeboten.“

Übrigens wurde der Torbogen am Isfahaner Bazaar mit Szenen aus dem Leben des Safawidenkönigs Schah-Abbas verziert, nämlich : Gefecht mit Osban, Jagdszenen und Begegnung mit Europäern.

 

An diesem Torbogen ist ein buntes Kachelwerk zu sehen auf dem ein  Fabelwesen abgebildet ist. Dieses Fabelwesen zeigt einen  Menschenkopf auf einem  Löwenleib mit Drachenschwanz, beim Pfeilschießen. Dieses Bild symbolisiert ein Sternzeichen im Herbstmonat Azar und die Historiker sind der Ansicht, dass die Errichtung der Stadt Isfahan in diesem Monat begann. In einigen historischen Werken wird es auch als Wappen dieser Stadt bezeichnet.

Die Gänge und Karawansereien  im Qeysariyeh-Bazar sind unter anderem:die Bazaare der Stoffhändler,  Münzenhändler,  Truhenbauer und Schmiede und die Allah-Beyk- bzw. die  Reishändler-Karawanserei.

Bis vor einigen Jahren gab es noch zwei dreistöckige Gebäude neben dem Toreingang zum Bazar, in denen sich die Bazaarleute und die Bürger gegen Abenddämmerung versammelten. Es waren große Kaffeestuben mit steinernen und hölzernen Bänken . Hier wurde traditionelle Volksmusik vorgeführt.

 

Gehen wir den großen Isfahaner Bazaar entlang, erreichen wir die Hauptmoschee der Stadt und danach weitere Bazaaranlagen, wie den Araber und den Seil-Bazaar. Heute ist der Hauptgang des Isfahaner Bazaars für den Verkauf von Kunsthandwerk  und leckeren traditionellen Süßigkeiten Tamerinrinde,  Gewürze und Heilkräuter bestimmt.  Es riecht nach Nelkengewürzen, Safran und Zimt und wir hören die Händler ihre Ware feilbieten.