Jan 30, 2017 16:28 CET

Wir haben bislang nur die Bazaare in den größeren Städten besprochen. Je nachdem in welche Klimazone diese Städte liegen nämlich gemäßigt oder warm ist die Bauweise verschieden. Das wichtigste Baumaterial sind Ziegelsteine und die meisten alten Stadtbazaare sind mit Strohlehm Ziegelsteinen und widerstandsfähigen Mörtel gebaut worden. Manchmal diente das Dach eines Bazaars auch zu besonderen Zwecke.

Zum Beispiel brachten Anstreicher ihre bemalten Gegenstände zum Trocknen aufs Dach und manchmal war  ein Teil der flachen Dachteile auch zum Ausruhen da. In dem ersten geographischen Buch in Persisch, dass vor einem Jahrtausend geschrieben wurde und sich Hodud-ul Alem nennt heißt es über Samarkhand, dass damals noch zum Iran gehörte:

Samarkhand ist eine große und blühende Stadt. Sie ist reich an Segensgaben und ein Ort für Händler aus aller Welt. Vom Dach des Bazaar fließt Wasser herab und die Kaufleute ruhen sich an diesem kleinen Wasserlauf aus.

Das Klima ist im Iran unterschiedlich und deshalb wird- wie wir bereits sagten – unterschiedlich gebaut. Zum Beispiel hat die Bauweise am Kaspischen Meer in Norden von Iran , wo Landwirtschaft Viehzucht und Handwerk vorherrschen, ihren eigenen Charakter. Als Beispiel kann die Stadt Rascht dienen, das Zentrum der Provinz Gilan. Anschauliche Exemplare der dort einheimischen  Bauweise gibt es auf dem Stadtplatz wo sich Bürgermeisterei, Postamt und der alte Bazaar befinden. Holz spielt beim Baugerüst und für die Gestaltung der Innen- und Außenfassaden in Rascht eine wichtige Rolle. Im Gegensatz zu anderen Landesteilen sehen wir Schrägdächer aus Tonziegeln.  Der ständige Bazaar von Rascht und die angrenzenden zeitweiligen Märkte sind das Einkaufszentrum der Stadt. Der alte Bazaar, der vermutlich in der Qadscharenzeit, d.h. vor circa 200 Jahren entstand, besteht aus einer Straße mit zahlreichen Läden zu beiden Seiten. Einige Abschnitte sind überdacht und  streckenweise wurde die Überdachung wegen des Lichteinfalls ausgelassen. Das Dach ist aus Metall und manchmal mit Tonziegeln ausgelegt.

 

Die Bazaargänge und –gassen sind wie in anderen Bazaaren nach dem Beruf und der angebotenen Ware aufgeteilt. Es werden Gebrauchsartikel und Haushaltsgeräte, Kleidung und Kunsthandwerk aus  Bast und Holz neben Kleidungsstücken in der einheimischen Tracht oder frisches Obst und Gemüse vom Land angeboten. Und so bietet der Markt in Rascht ein buntes Bild.

 

Einer der wichtigsten Teile im Bazaar von Rascht, ist der Fischmarkt. Dort wird der frische Fischfang aus  dem nahe gelegenen kaspischen Meer angeboten. Meistens liegt die Ware  auf großen breiten Ladentheken vor den Geschäften.

 

Der Bazaar von Rascht ist auch für Ausflügler eine Sehenswürdigkeit. Bauwerke wie die Karawansereien  welche früher Kaufleute aus dem Iran und Europa beherbergten, sind heute touristische Anziehungspunkt . Diese Karawansereien bestehen aus vielen kleinen Kammern deren Zimmerdecken aus Holz sind und die um einen Hof in der Mitte angeordnet sind. In den vergipsten Wänden sind überall kleine Nischen, in denen schöne Dinge stehen, wie Spiegel, gläserne Gefäße , alte Radiogeräte oder Gegenstände aus Kupfer. Diese Nischen werden auf Persisch Taqtscheh genannt.

 

Zur Qadscharenzeit unterhielt Iran starke Beziehungen zu Europa und viele europäische Erzeugnisse und Waren wurden auf dem Bazaar in Rascht angeboten. Sie wurden in die Häfen in Gilan geliefert und an andere Teile Irans weitergeleitet.  Der blühende Handel ließ auch Künstler und andere Reisenden aus dem Ausland in diese Gegend kommen, darunter auch viele Armenier. Die armenischen Künstler aus Russland haben einmal große Wirkung auf die kulturelle Struktur von Rascht ausgeübt und dies ist auch an der Architektur des Bazaars in dieser Stadt zu sehen. Insgesamt hat der europäische Baustil sich auf die Bauweise in Rascht ausgewirkt. Zum Beispiel werden Gesteine und weißer Zement an den Torbögen oder an den Innenfassaden einiger Geschäftsläden, verwendet. Diese Läden bieten meistens Importware an. Übrigens liegen die Läden im Bazaar von Rascht etwas über dem Erdboden, denn in Rascht regnet es viel und häufig.

 

Wir verlassen Rascht , bleiben aber in der Provinz Gilan denn wir wollen uns den Bazaar in dem historischen Städtchen Masuleh anschauen. Masuleh wurde an einem Berghang auf einer Fläche von 8 Hektar gebaut und liegt in 55 km Entfernung von Rascht. Bei archäologischen Ausgrabungen hat man hier Metallgegenstände und Tongefäße gefunden, die 1000 Jahre alt sind. Masuleh liegt 1800 über den Meeresspiegel mitten in einem Waldgebiet.

Diese Gegend  war früher Schnittpunkt zwischen dem Nordwesten Irans und den nördlichen und östlichen Gebieten wie Mazanderan und Chorassan . Deshalb besitzt Masuleh einen der ältesten Bazaare in dieser Gegend.  Diese Gegend mit ihrem freundlichen Klima ist heute eines der wichtigsten Reiseziele im Nordiran und wir treffen unentwegt Besucher auf der gewundenen Straße zu diesem Ort an. .

Der Bazaar ist das Kernstück dieses Ortes – Um ihn haben sich die Menschen in 4  Vierteln angesiedelt. Der Masuleher Bazaar besteht aus 120 Geschäftsläden . Diese liegen an einer Straße die sich den Berg hochwindet. Wenn ein Besucher  den Bazar entlang geht,  gelangt er am Ende an eine Stelle wo er den  ganzen Ort zu seinen Füßen liegen sieht

Der Höhenunterschied zwischen dem tiefsten und höchsten Punkt in Masuleh beträgt  ungefähr 100 m. Die Häuser sind terrassenförmig übereinander angelegt und die Flachdächer der unteren Häuser  die Gehwege für die nächsthöheren Häuser.Diesem Prinzip folgt auch der Aufbau des Bazars. Damit wird der Besucher schon von weitem auf das bunte Bild aufmerksam, dass der Bazaar in dieser Stadt mit seinem vielfältigen Warenangebot bietet.

Die Läden wurden mit getrockneten Lehmziegeln und Steinen erbaut und ihre Decke ist aus Holz. Über der Holzdecke schützt eine Lage aus  Strohlehm und manchmal Asphalt vor dem Regen. Früher hat man für die Dachbedeckung auch getrockneten wilden Farn benutzt der in der Umgebung  wächst. Dieser Farn schützt in getrocknetem Zustand gut vor Feuchtigkeit und wurde daher von den Einwohnern beim Deckenbau ihrer Häuser zwischen Lehm und Holz gelegt. Der getrocknete Farn fing eventuelles Regenwasser auf, welches dann bei Sonneneinstrahlung wieder verdunstete.

In dem schönen Bazaar von Masuleh gibt es verschiedene Handwerker. Der eine stellt Messer und Hammer her, ein anderer Ziergegenstände. Es gibt Schmiede, Weber und natürlich auch Läden mit einheimischen Spezialitäten.  Übrigens sind Fenster und Türen der Geschäftsläden mit schönen Holzgittern verziert.