Jan 30, 2017 16:45 CET

In mehreren Teilen unseres Beitrags haben wir ihnen einen Gesamteindruck von den besonderen Merkmalen der alten iranischen Bazaare gegeben. Einige von diesen Bazaaranlagen werden zurzeit noch benutzt, aber die Mehrheitder Bevölkerung geht heute in moderne Einkaufspassagen oder Verkaufzentren, deren Bauweise in die zeitgenössische Architektur gehören. Ab heute wollen wir andere Bauwerke Irans vorstellen und zwar die iranischen Moscheen.

Einige Gebote wie das Ritualgebet, das Fasten, und der Hadsch sind laut Koran für alle Muslime eine Pflicht und sie sind Kerngebote. Die Kunst der Architektur hat besonders mit zwei dieser Gebote viel zu tun, nämlich mit der Gebets- und der Hadschpflicht. Die Moscheen sind Ort für das individuelle und das gemeinsame Gebet und der wichtigste Teil des Hadsches, findet in der Heiligen Moschee in Mekka, in deren Mitte die Kaaba steht, statt.

 

Alle Muslime auf der Welt verrichten ihr tägliches Ritualgebet in Richtung der Kaaba. Dies ist ihre Qibleh, ihre Gebetsrichtung. Die Muslimen haben zur Verrichtung des Gebetes in Medina die erste Moschee erbaut. Ein Grundprinzip beim Moscheenbau ist die Wahrung der Einfachheit.

In einer Moschee spiegeln sich die Geheimnisse islamischer Bauweise wieder und ihre Funktion macht uns mit einem Teil der Islamischen Werte und Kultur vertraut. Die Historiker haben immer in Moscheen das Sinnbild islamischer Zivilisation gesehen. Beim Bau einer Moschee wurde besonders auf ihre Festigkeit geachtet. Während viele nicht-religiösen Bauwerke im Laufe der Zeit verfielen, blieben zahlreiche Moscheen erhalten. Die ersten Moscheen die noch aus dem 1. bis 4. Jahrhundert nach Beginn der islamischen Zeitrechnung (621 nach Christus) erhalten blieben, geben Aufschluss über jene Epoche.

 

Die Moschee ist das wichtigste religiöse Bauwerk im Islam und dient zahlreichen Aufgaben. In ihrer einfachsten Form besteht eine Moschee aus einem Hof in der Mitte, der von überdachten Gängen umgeben ist und zu einem überdachten größeren Saal führt.

Das erste Beispiel für die islamischen Moscheen war die Moschee des Propheten in Medina. Alle Moscheen werden in Richtung der Kaabeh in Mekka erbaut. Dieser Punkt ist sehr wichtig. Die Gebetsrichtung Mekka wird durch eine Nische in der Wand der Moschee angezeigt. Diese nennt sich Mihrab oder Gebetsnische. Alle anderen Gebäudeabschnitte wie Gebetsraum, Minarett, Kuppel werden entsprechend an dieser Achse der Gebetsrichtung angeordnet.

 

In der islamischen Frühzeit versammelten sich alle Muslime am Freitag in der Moschee um das Freitagsgebet zusammen zu verrichten. Zunächst hörten sie den zwei Freitagsansprachen durch den Freitagsimam zu und beteten dann das gemeinsame Freitagsgebet aus zwei Rak`at- Gebetsabschnitten.

 

Zu den wichtigsten Körperbewegungen bei der Verrichtung des Gebetes gehören die Verbeugung und Niederwerfung. Diese Bewegungen erfordern entsprechend genügend Raum für alle Betenden. Die Betenden bilden sauber geordnete Reihen. Jede Reihe muss einen bestimmten Abstand zur vorherigen einhalten und alle Betenden müssen sich in Richtung Mekka aufstellen. Manchmal sind es mehrere hundert Reihen von Betenden. Die Erbauer von Moscheen versuchen daher die Moschee und besonders den Gebetsraum den so genannten Schabestan möglichst weiträumig zu gestalten. Dieser Gebetsraum ist früher meistens rechtwinklig gewesen und in ihm lag die Mihrab – die Gebetsnische.

Die Moscheen im Iran können nach ihrer Größe und der Anzahl ihrer Vorterrassen, unterschieden werden. Andre Godard, der französischen Wissenschaftler für Iranistik ist der Meinung dass die Moscheen mit 4 Vorterrassen, den so genannten Eywan in Anlehnung an die Bauweise unter der Sassaniden von Bauwerken mit vier Torgewölbe gebaut wurden.

Moscheen mit zwei Vorterrassen wurden vor allen Dingen im alten Chorassan, Nordostiran, errichtet.

Die sogenannten Kuschak-Moscheen oder Pavillon-Moscheen haben keinen Eywan, sehen jedoch kleinen Gewölbepalästen mit hohen Säulengängen ähnlich. Sie wurden meistens im Grünen und waldigen Gegend erbaut. In ihrem Hof wurde ein Wasserbecken angelegt und ihr Grünraum erinnerte an einen paradiesischen Garten. In einigen Moscheen wurden nicht nur Gärten sondern auch entlang der zentralen Gebäude Wasserrinnen angelegt. Das Wasser stammte aus unterirdischen Brunnenkanälen, die außerhalb der Stadt angelegt wurden. Die Bevölkerung schöpfte aus ihnen für ihren täglichen Gebrauch.

 

In Moscheen wird immer eine Möglichkeit bereitgestellt, damit die Betenden vor Verrichtung des Gebetes die rituelle Waschung vornehmen können, nämlich das Wusu. Die Waschstelle für dieses Wusu gehört unzertrennlich zu jeder Moschee.

 

Iranische Moscheen wurden früher immer getrennt von anderen Bauwerken errichtet und niemals wurde direkt an der Wand einer Moschee weitergebaut, sondern neben der Moschee lag entweder ein Straße oder ein überdachter Gang oder ein Bazaar. Auch beim Bau von Geschäftsläden wurde ein Abstand zur Moscheewand gewahrt oder ein Torbogengang füllte diesen Abstand aus.

Früher gehörte zu den Moscheenanlagen auch ein Gebäude für die Gewinnung von Öl für die Öllampen, die der Beleuchtung der Moschee dienten. Daneben lag auch ein Bad, sogenanntes Garmabeh und ein Wächterhaus. In einigen Gegenden hatten die Moscheen einen dargah oder dschelo-chan. Dabei handelte es sich um breite Plattformen aus Gestein, auf denen sich die Menschen ausruhen konnten.

 

Die wichtigste Funktion einer Moschee ist die Bereitstellung eines geeigneten Raumes für die Koranlesung, Unterrichtung und Verrichtung des täglichen Gemeinschaftsgebetes . Im Iran und in den meisten muslimischen Ländern war die Moschee jedoch Teil eines größeren Gebäudekomplexes mit mehreren Funktionen und es gab in dieser Gebäudeanlagen, Bibliotheken, Karawansereien, Kliniken, theologische Schulen und eine Großküche. Dieser Komplex in der Mitte einer Stadt war von großer Bedeutung.