Teil 734: Sure Sadschda (die Niederwerfung) Verse (7- 9)
Wir haben mit den Erläuterungen zur Sure 32, Sure Sadschda begonnen und beschäftigen uns heute mit dem Vers 7 bis 9. Die Verse 7 und 8 dieser Sure lauten:
(32: 7 – 9)
الَّذِي أَحْسَنَ كُلَّ شَيْءٍ خَلَقَهُ ۖ وَبَدَأَ خَلْقَ الْإِنسَانِ مِن طِينٍ
"Der alles gut macht, was Er erschafft. Und Er begann die Schöpfung des Menschen aus Lehm, (32: 7)
ثُمَّ جَعَلَ نَسْلَهُ مِن سُلَالَةٍ مِّن مَّاءٍ مَّهِينٍ
„hierauf bildete Er seine Nachkommenschaft aus einem Auszug aus einer (scheinbar) geringfügigen Flüssigkeit.“ (32: 8)
In dem vorhergehenden Versen, die wir beim letzten Mal erörterten, ging es um die Erschaffung der Himmel und der Erde durch Gott und dass er die Angelegenheit der Dinge plant und regelt. In den obigen beiden Versen 7 und 8 werden nun zwei wichtige Punkte hervorgehoben. Zum einen, dass Gott alles auf die beste Weise erschaffen hat: die leblosen Gegenstände, die Pflanzen, Tiere und Menschen. Es gibt also keinen Mangel in der göttlichen Schöpfungsordnung. Zum anderen wird die Erschaffung des Menschen extra, getrennt von der aller anderen Geschöpfe, genannt. Gott hat den ersten Menschen aus Wasser und Erde erschaffen und seine Nachkommenschaft aus der befruchteten Eizelle in der Gebärmutter.
Das Sperma scheint auf den ersten Blick eine geringfügige, verächtliche Flüssigkeit zu sein, doch enthält es die wertvollen Spermatozoen, die männlichen Keimzellen mit ihrem komplizierten Aufbau. Die Keimzellen des Menschen zeugen von der Allmacht ihres Schöpfers und seinem Allwissen.
Entgegen der Evolutionstheorie von Darwin, dass der Mensch vom Affen abstamme, entnehmen wir der obigen Stelle in der Sure Sadschda, dass Adam, der erste Mensch, direkt aus Wasser und Ton erschaffen wurde. Es besteht also ein Unterschied zwischen ihm und seiner Nachkommenschaft, denn er ist aus Lehm und ohne Eltern erschaffen, aber seine Nachkommen sind aus der Befruchtung der weiblichen Keimzelle durch die männliche hervorgebracht worden. Unterdessen soll nach Darwin der erste Mensch von einem Elternpaar und deren Keimzellen abstammen.
Nicht nur der Vers 7 dieser Sure, der Sure 32, sondern auch andere Verse im Koran heben hervor, dass Adam keine Eltern hatte. Zum Beispiel heißt es im Vers 59 der Sure 3 (Ale Imran), dass die Erschaffung Jesu (Friede sei mit ihm) wie die Erschaffung Adams ist, - beide sind nämlich ohne Vater erschaffen worden.
Wir können uns an dieser Stelle merken:
Erstens: Die vorhandene Weltordnung ist optimal, denn sie wurde aufgrund des Allwissen, der Allweisheit und der Allmacht Gottes errichtet, und es gibt keinen Grund für Fehlerhaftigkeit in ihr.
Zweitens: Der wahre Künstler ist Gott, der aus einem geringfügig erscheinenden Tropfen Flüssigkeit ein erstaunliches, wertvolles Geschöpf wie den Menschen erschafft.
Drittens: Da der Mensch aus Wasser und Ton bzw. einer geringfügigen Tropfen Flüssigkeit erschaffen worden ist, sollte er niemals hochmütig und stolz sein.
Es folgt der Vers 9 der Sure Sadschda:
ثُمَّ سَوَّاهُ وَنَفَخَ فِيهِ مِن رُّوحِهِ ۖ وَجَعَلَ لَكُمُ السَّمْعَ وَالْأَبْصَارَ وَالْأَفْئِدَةَ ۚ قَلِيلًا مَّا تَشْكُرُونَ
„Hierauf formte Er ihn zurecht und hauchte ihm von Seinem Geist ein, und Er hat euch Gehör, Augenlicht und Herzen gemacht. Wie wenig ihr dankbar seid!“ (32: 9)
Dieser Vers verweist auf die Erschaffung von Adam und seiner Nachkommenschaft. Gott gab dem Menschen eine regelmäßige bestimmte Form und einen festen Körper mit und dann verlieh Er ihm von Seinem Geist. Dadurch stufte er den Menschen über den anderen Lebewesen ein. Der erste Mensch, Adam, erhielt, nachdem Gott seinen Körper aus Lehm Gestalt annehmen ließ, von Ihm Leben, und der Nachkommenschaft des ersten Menschen wird nach Befruchtung der Eizelle im Mutterleib im Laufe der 9 Schwangerschaftsmonate Leben gespendet.
Im Arabischen Original des obigen Verses kommt das Wort „Ruh“ vor, welches in der Übersetzung, die wir verwendet haben, mit „Geist“ übersetzt wurde. Mit „Ruh“ und „Geist“ ist in diesem Kontext das spezifische Leben gemeint, das Gott den Menschen verliehen hat und das sie von den anderen Lebewesen unterscheidet. Es ist nicht etwa gemeint, dass etwas von Gott im Menschen in Erscheinung getreten wäre, denn das ist ja gar nicht möglich.
Der Mensch besitzt wie die Tiere Augen und Ohren, aber der Geist, den Gott dem Menschen verliehen hat, verhilft ihm zu Wahrnehmungen, die über die Wahrnehmung der tierischen Sinnesorgane weit hinaus gehen. Gott hat nämlich dem Menschen nicht nur die Sinnesorgane mitgegeben, sondern auch den Verstand und die Macht zu verstehen. Mit Hilfe dieser Kräfte kann er das sinnlich Wahrgenommene analysieren und deuten und die Gesetze die im Dasein herrschen aufdecken.
Der Mensch hat diese Gesetze in den Wissenschaften dargelegt –in der Physik, Chemie, Biologie usw. - und aufgrund dieser Erkenntnis konnte und kann er weitere Entdeckungen und Erfindungen machen und seine Fortschritte vergrößern. Eine solche Entwicklung können wir bei den anderen Lebewesen nicht beobachten.
Nehmen wir als Beispiel die Honigbiene: Sie baut ihren Bienenstock genauso wie es die Honigbienen vor 1000 Jahren bauten und produziert ihren Honig genauso wie sie.
Der obige Vers verweist auf die wichtigsten Mittel des Menschen zur Wahrnehmung, nämlich auf Augen, Ohren und den Verstand hin. Teile dieser Mittel sind nach außen hin sichtbar, andere Teile sind verborgen. Erfahrungswissen wird durch die Werkzeuge Auge und Ohr gewonnen und auf Beweisen beruhendes allgemein gültiges Wissen durch den Verstand.
Natürlich gebührt Gott wegen dieser großartigen Gaben Dank. Aber die meisten Menschen vergessen, wer ihr Schöpfer ist und zeigen sich nicht dankbar für Seine Geschenke. Auch diejenigen die Gott danken, können in Wahrheit mit ihrer Dankbarkeit nicht dem Überfluss der zahllosen göttlichen Geschenke gerecht werden.
Wir können uns merken:
Erstens: Es ist ein Zeichen für die Würde des Menschengeschlechtes, dass ihm vom göttlichen Geist eingehaucht und ihm ein besonderes Leben von Gott verliehen wurde.
Zweitens: Die richtige Erkenntnis von uns selbst und von Gott ist einleitender Schritt zur Dankbarkeit und zur Dankpreisung. Solange jemand sich selber nicht kennt, kann er auch Gott nicht kennen und solange jemand Gott nicht erkennt, wird er Ihm keinen Dank zeigen.
Drittens: Der Mensch ist ein Wesen mit zwei Seiten. Eine Seite ist die stoffliche und die andere ist die spirituelle, wobei letztere das kostbare Moment ist, welches dem Menschen sein spezifisches Leben spendet. Edle Menschen nutzen die stoffliche Seite zur Entfaltung ihrer nicht-stofflichen, immateriellen Dimension. Aber unwürdige Menschen kümmern sich nicht um ihre immaterielle Seite und beschäftigen sich nur damit, ihre materiellen Bedürfnisse zu befriedigen.