Teil 735: Sure Sadschda (die Niederwerfung) Verse (10- 14)
Wir setzen die Besprechung von Sure 32, Sadschda bei den Versen 10 und 11 fort. In diesen Versen steht Folgendes:
(32:10 – 14)
وَقَالُوا أَإِذَا ضَلَلْنَا فِي الْأَرْضِ أَإِنَّا لَفِي خَلْقٍ جَدِيدٍ ۚ بَلْ هُم بِلِقَاءِ رَبِّهِمْ كَافِرُونَ
„Und sie sagen: `Sollen wir etwa, wenn wir uns (nach dem Tod) in der Erde verloren haben (und zerfallen sind), denn wirklich wieder in neuer Schöpfung (erstehen)?` Aber nein! Sie verleugnen die Begegnung mit ihrem Herrn.“ (32: 10)
قُلْ يَتَوَفَّاكُم مَّلَكُ الْمَوْتِ الَّذِي وُكِّلَ بِكُمْ ثُمَّ إِلَىٰ رَبِّكُمْ تُرْجَعُونَ
„ Sag: Abberufen wird euch der Engel des Todes, der mit euch betraut ist, hierauf werdet ihr zu eurem Herrn zurückgebracht.“ (32: 11)
Während zuvor von der Erschaffung des Menschen die Rede war, sprechen diese Verse 10 und 11 der Sure 32 von seinem Tod. Es heißt, dass die Leugner der Auferstehung von den Toten folgenden Einwand bringen: Es bleibt doch nichts vom Menschen übrig, wenn sein Körper in der Erde verwest ist. Also kann er nicht am Jüngsten Tag von den Toten auferstehen und wieder zum Leben erweckt werden.
Gott weist auf folgende Wahrheit hin: Was von euch unter die Erde kommt und verwest, ist der Körper. Aber beim Tod wird die Seele des Menschen die wir ihm für sein menschliches Leben mitgegeben haben, vom Todesengel entgegengenommen. Am Jüngsten Tag verbindet sie sich dann wieder mit einem Körper wie mit dem weltlichen Körper. Auf diese Weise werden die Menschen wiederbelebt und am Jüngsten Tag versammelt.
Es lässt sich feststellen:
Erstens: Woran die Götzendiener zur Zeit des Propheten zweifelten, war die körperliche Auferstehung von den Toten, die laut Koran tatsächlich eintreten wird.
Zweitens: Die wichtigste Wahrheit des Menschen ist seine Seele und nicht sein Körper. Der Mensch hat daher, wenn er etwas von seinem Körper verliert, zum Beispiel ein Auge oder eine Hand, dennoch nicht das Gefühl, dass ein Teil seiner Wahrheit abhandengekommen oder seine Identität nicht mehr vollständig wäre.
Wir betrachten den Vers 12 der Sure Sadschda, wo es wie folgt heißt:
وَلَوْ تَرَىٰ إِذِ الْمُجْرِمُونَ نَاكِسُو رُءُوسِهِمْ عِندَ رَبِّهِمْ رَبَّنَا أَبْصَرْنَا وَسَمِعْنَا فَارْجِعْنَا نَعْمَلْ صَالِحًا إِنَّا مُوقِنُونَ
„Könntest du nur sehen, wenn die Übeltäter vor ihrem Herrn die Köpfe hängenlassen (und sagen): `Unser Herr, jetzt haben wir gesehen und gehört (was du verheißen hast). Bringe uns (ins Diesseits) zurück, so wollen wir rechtschaffen handeln. Gewiss, wir sind nun überzeugt`!“ (32: 12)
Laut Vers 10 der Sure Sadschda haben die Götzenanbeter den Jüngsten Tag geleugnet. Doch der Vers 12 sagt zum Propheten und zu den Gläubigen: Könntet ihr nur sehen wie sie am Jüngsten Tag den Kopf hängen lassen und um Rückkehr ins Diesseits bitten, aber ihre Bitte abgelehnt wird! Sie bekennen die Existenz des Jenseits, wenn sie das Paradies in der Ferne erblicken und die Hölle tatsächlich aus der Nähe sehen. Aber dieses Bekenntnis nützt ihnen nichts mehr.
Haben sie denn nicht gehört, was die Propheten Gottes im Diesseits verkündet haben? Haben sie nicht gesehen, welche Wunder diese als Beweis vollbrachten? Warum haben sie sich blind und taub gestellt und nicht darauf geachtet? Hatten sie einen triftigen Grund für die Leugnung der Wahrheit, die die Propheten lehrten? Hielten sie das, was sie sagten, denn nicht doch für möglich?
Oder leugneten sie in Wirklichkeit die Propheten einfach nur deswegen, weil sie lieber ihren Gelüsten und zweifelhaften Vergnügungen und der Zügellosigkeit frönen und nicht auf diese verzichten wollten?
Es ist zu dieser Stelle noch zu sagen:
Erstens: Der Jüngste Tag ist der Tag, an dem die Widersacher, welche im Diesseits die Gläubigen herabgesetzt und sie als einfältig bezeichnet haben, beschämt sein werden.
Zweitens: Die Gläubigen sind klug und weitsichtig, weil sie schon im Diesseits zur Gewissheit über das Jenseits, Paradies und Hölle gelangen. Den Nichtgläubigen gehen aber erst im Jenseits die Augen auf. Erst dort hören und sehen sie die Wahrheit und werden ihrer gewiss. Der Jüngste Tag ist ja der Tag, an dem die Wahrheiten enthüllt werden und Augen und Ohren sich öffnen.
Drittens: Es sind die rechtschaffenen Werke im Leben, die dem Menschen am Jüngsten Tag etwas nützen und ihn retten können.
Es folgen die Verse 13 und 14 der Sure 32 Sadschda:
وَلَوْ شِئْنَا لَآتَيْنَا كُلَّ نَفْسٍ هُدَاهَا وَلَـٰكِنْ حَقَّ الْقَوْلُ مِنِّي لَأَمْلَأَنَّ جَهَنَّمَ مِنَ الْجِنَّةِ وَالنَّاسِ أَجْمَعِينَ
„Und wenn Wir gewollt hätten, hätten Wir jeder Seele (zwingend) ihre Rechtleitung gegeben. Aber (wir haben sie alle mit einem Willen erschaffen, damit sie selber zwischen dem Weg des Guten und des Schlechten wählen, aber) das Wort (und die Verheißung) ist von Mir unvermeidlich fällig worden: „Ganz gewiss werde Ich die Hölle mit den Dschinn und den Menschen (die Schlechtes begingen) allesamt füllen.“ (32: 13)
فَذُوقُوا بِمَا نَسِيتُمْ لِقَاءَ يَوْمِكُمْ هَـٰذَا إِنَّا نَسِينَاكُمْ ۖ وَذُوقُوا عَذَابَ الْخُلْدِ بِمَا كُنتُمْ تَعْمَلُونَ
„So kostet (die Strafe) dafür, dass ihr die Begegnung mit diesem eurem Tag vergessen habt. Gewiss, Wir haben euch auch vergessen. Kostet die ewige Strafe für das, was ihr zu tun pflegtet.“ (32: 14)
Diese Verse lassen die Wahrheit hervortreten, dass die Annahme der Rechtleitung dem Menschen freigestellt ist. Gott hat die Mittel für die Rechtleitung bereitgestellt, d.h. er hat Propheten ausgeschickt und die Himmelsbücher herabgesandt und dem Menschen, den Verstand und die menschliche Fitra (Natur) mitgegeben. Doch bleibt es jedem freigestellt, diese Rechtleitung zu akzeptieren oder nicht. Gott und Seine Propheten zwingen niemanden, den Glauben anzunehmen. Allerdings ist auch klar, dass jeder der die göttliche Rechtleitung ablehnt, auf Abwege gerät und einen Irrweg wählt, der schließlich in der Verdammnis der Hölle endet.
Die Propheten sind also wie Lehrer, die einen vollständigen Unterricht geben aber niemanden zum Lernen zwingen. Es liegt auf der Hand, dass die Schüler die nicht lernen, am Ende des Jahres sitzenbleiben und schon im weltlichen Leben auf viele Vorteile verzichten müssen.
Einige sagen: Wie kann es sein, dass Gott der Barmherzige seine Geschöpfe in der Hölle brennen lässt? Aber diese Verse bringen die Wahrheit. Sie durchkreuzen falsche Vorstellungen und Hoffnungen und es wird klar gemacht, dass die Barmherzigkeit Gottes nur dann gilt, wenn ein Sünder bereut und reuevoll kehrt macht. Gott ist sehr barmherzig, aber ein Sünder , der unentwegt Verwerfliches tut und Unrecht begeht und der nicht daran denkt sich zu bessern und reuevoll umzukehren, bringt keine Bedingungen mehr dafür mit, dass ihm Gottes Barmherzigkeit zugutekommt, Gott Ihm vergibt und er vor der Strafe gerettet wird.
Solche Leute stehen an einem fürchterlichen Abgrund. Die anderen können sie noch so oft und eindringlich vor diesem Abgrund warnen, sie hören nicht darauf und setzen ihren üblen Weg fort, bis sie in die Tiefe stürzen.
Zum Schluss noch folgende vier Anmerkungen:
Erstens: Die Akzeptanz der göttlichen Rechtleitung ist eine freiwillige Sache. Es besteht kein Zwang. Ein erzwungener Glaube ist nichts wert.
Zweitens: Auch wenn die Barmherzigkeit Gottes sehr groß ist, sie hindert Ihn nicht daran den großen Sündern und Unrechttuenden zu zürnen.
Drittens: Gott vergisst keinen der Menschen, es sei denn dass ein Mensch selber willentlich verursacht, dass Gott ihn vergisst.
Viertens: Es führt zum Sündigen und verwerflichen Tun, wenn der Mensch das Jenseits vergisst, und die Sünden haben Folgen für den Menschen. Er handelt sich mit schlechten Taten Strafen ein.