Jan 31, 2017 16:35 CET

In diesem Teil besprechen wir die Verse 20 bis 25 der Sure Sadschda. Die Verse 20 und 21 dieser Sure, die als 32. Sure im Koran steht, lauten:

(32: 20-25)

 

وَأَمَّا الَّذِينَ فَسَقُوا فَمَأْوَاهُمُ النَّارُ ۖ كُلَّمَا أَرَادُوا أَن يَخْرُجُوا مِنْهَا أُعِيدُوا فِيهَا وَقِيلَ لَهُمْ ذُوقُوا عَذَابَ النَّارِ الَّذِي كُنتُم بِهِ تُكَذِّبُونَ

„Was aber diejenigen angeht, die freveln, so wird das (Höllen)feuer ihr Zufluchtsort sein. Jedes Mal, wenn sie aus ihm herauskommen wollen, werden sie dahinein zurückgebracht, und es wird zu ihnen gesagt: „Kostet die Strafe des (Höllen)feuers, die ihr für Lüge zu erklären pflegtet.“ (32: 20)

 

وَلَنُذِيقَنَّهُم مِّنَ الْعَذَابِ الْأَدْنَىٰ دُونَ الْعَذَابِ الْأَكْبَرِ لَعَلَّهُمْ يَرْجِعُونَ

„Wir werden sie ganz gewiss etwas von der nahen (diesseitigen) Strafe vor der größeren (jenseitigen) Strafe  kosten lassen, auf dass sie umkehren mögen.“ (32: 21)

 

In den Versen 18 und 19 der Sure 32, über die wir im letzten Teil gesprochen haben,  sagt Gott, dass Gläubige und Frevler nicht gleichzustellen sind und er verheißt den wahrhaft Gläubigen, dass sie wegen ihrer Taten ins Paradies einkehren und dort wohnen dürfen.  Daraufhin geht es  in den obigen  Versen 20 und 21 um die, die freveln. Dazu gehören diejenigen, die nur behaupten zu glauben, aber sich in Wirklichkeit nicht den göttlichen Geboten beugen und ständig gegen sie verstoßen. Ihnen droht das Feuer in der Verdammnis, dem sie nicht entfliehen können.  Sie werden im Diesseits schon auf verschiedene Weise bestraft, damit sie – wie es im Vers 21 heißt – vielleicht wieder reuevoll umkehren und von der jenseitigen viel größeren Strafe gerettet werden.  Doch im Jenseits – und das wird im Vers 20 betont – gibt es keinen Fluchtweg vor der Strafe und es gibt nicht mehr die Möglichkeit, Kehrt zu machen: „Jedes Mal, wenn sie aus ihm, dem (Höllen)feuer  herauskommen wollen, werden sie dahinein zurückgebracht, …“,

 

 

Auch gemäß Überlieferungen sind einige Leiden, denen der Mensch im Leben begegnet, eine Art göttliche Strafe, die  den Mensch dazu bringen soll, dass er von frevelhaften Taten ablässt.

                                 

Mindestens drei Dinge können wir uns aufgrund dieser Stelle im Koran klarmachen. Das sind:

 

Erstens:  Manchmal versackt der Mensch derartig in Gottungehorsam und Sünde, dass es den Anschein hat, dass er überhaupt nicht mehr an das Jenseits und das Jüngste Gericht  glaubt.

Zweitens: Die göttlichen Strafen sind nicht auf das Jenseits begrenzt. Gott straft auch im Diesseits einige. Das ist im Grunde ein Segen,  denn der Sünder soll wachgerüttelt werden und erhält die Chance, von den  schlechten Taten abzulassen und auf den geraden Weg zurückzukehren.

Drittens:  Diesseitige Strafen entspringen der Barmherzigkeit Gottes, denn sie dienen dem Zweck, den Menschen zum Guten hin zu erziehen, um ihn vor den jenseitigen Folgen des Schlechten zu retten.

                        

Es folgt der Vers 22 der Sure Sadschda:

      

 وَأَمَّا الَّذِينَ فَسَقُوا فَمَأْوَاهُمُ النَّارُ ۖ كُلَّمَا أَرَادُوا أَن يَخْرُجُوا مِنْهَا أُعِيدُوا فِيهَا وَقِيلَ لَهُمْ ذُوقُوا عَذَابَ النَّارِ الَّذِي كُنتُم بِهِ تُكَذِّبُونَ       

 „Und wer ist ungerechter als jemand, der mit den Zeichen seines Herrn ermahnt wird und sich hierauf von ihnen abwendet? Gewiss, Wir werden an den Übeltätern Vergeltung üben.“ (32: 22)

                                   

In diesem Vers bezeichnet Gott jemanden als ungerecht und strafwürdig, der – obwohl er die Wahrheit kennt, sich von den Zeichen Gottes und Seinen Geboten abwendet und sie leugnet. Das Unrecht (Dhulm), das sich der Mensch durch  Verstrickung in Unglauben und Sünde selber antut,  ist gemäß dem Koran oftmals schlimmer als das Unrecht an anderen. Oftmals ist  dieses Unrecht sich selbst gegenüber ja  die erste Ursache für das Unrecht an den anderen. Ein Mensch, der aufrichtig glaubt, wird niemals anderen ein Unrecht beifügen wollen. Aber jemand der die Wahrheit missachtet und den Weg des Unglaubens beschreitet, der wird leicht auch die Rechte der anderen missachten und ihnen Unrecht antun. 

 

Wir  können uns zwei Tatsachen vergegenwärtigen:

Erstens: Eigenwilligkeit und Starrsinn können zur Folge haben, dass der Mensch nicht auf Mahnungen hört, sondern an Sünden festhält und dadurch noch mehr im Pfuhl des Hässlichen absackt.

Zweitens: Beim Umgang mit Übeltätern ist manchmal, wenn Mahnungen nichts genützt haben,  ein härteres Durchgreifen notwendig.  

                               

Die drei letzten Verse für heute sind die Verse 23 bis 25 der  Sure 32,  die insgesamt   30  Verse hat.  Diese drei Verse beinhalten Folgendes: 

          

 وَلَقَدْ آتَيْنَا مُوسَى الْكِتَابَ فَلَا تَكُن فِي مِرْيَةٍ مِّن لِّقَائِهِ ۖ وَجَعَلْنَاهُ هُدًى لِّبَنِي إِسْرَائِيلَ                               

„Wir gaben bereits Musa das (himmlische) Buch  – so sei nicht im Zweifel über die Begegnung mit Ihm (dem Herrn und den Erhalt seiner Verse) – und machten es (das Buch)  zu einer Rechtleitung für die Kinder Israels.“ (32: 23)

 

وَجَعَلْنَا مِنْهُمْ أَئِمَّةً يَهْدُونَ بِأَمْرِنَا لَمَّا صَبَرُوا ۖ وَكَانُوا بِآيَاتِنَا يُوقِنُونَ

„Und Wir bestellten unter ihnen Vorbilder, die (sie) nach Unserem Befehl leiteten, als sie sich standhaft gezeigt hatten und von Unseren Zeichen überzeugt waren.“ (32: 24)

 

إِنَّ رَبَّكَ هُوَ يَفْصِلُ بَيْنَهُمْ يَوْمَ الْقِيَامَةِ فِيمَا كَانُوا فِيهِ يَخْتَلِفُونَ

„Gewiss, dein Herr wird zwischen ihnen am Tag der Auferstehung über das entscheiden, worüber sie uneinig waren.“ (32: 25)

                                       

Hier verweist der Koran erst auf die Aussendung von Propheten und die Herabsendung von Himmelsbüchern im Laufe der Menschheitsgeschichte. Gott hebt hervor, dass Er es war, der dem Moses das himmlische Buch sandte, damit  er die Israeliten auf den richtigen Weg führt und sie aus der Hand des Pharaos befreit.  Unter den Israeliten gab es einige, die Moses unterstützten und in dem harten  Kampf gegen Pharao standhaft  blieben. Sie glaubten fest an die Verheißungen Gottes und an die Thora und konnten die Feinde besiegen und das Volk leiten. Sie verwalteten die Gesellschaft  gemäß dem Buch Gottes und der Anweisungen Seines Propheten und setzten die Befehle Gottes um.  Diese wahren Gläubigen, die dank des Glaubens und der Standhaftigkeit an die Regierung gelangt waren, gehorchten nicht ihren eigenen Wünschen oder denen des Volkes, sondern unterwarfen sich den Anweisungen Gottes und richteten sich nach ihnen.  Sie zogen den Befehl Gottes der eigenen Meinung vor. Anstatt dem Verlangen des Egos zu folgen, regierten sie auf Grund des himmlisches Buches und der Gesetze Gottes.

Die Israeliten wurden sich jedoch uneins und dies führte zu Zwietracht unter ihnen. Die Uneinigkeit aber ging darauf zurück, dass sie sich von Recht und Wahrheit entfernt hatten und dem gefolgt waren,  was ihnen gerade gefiel.  Gott mahnt aber, dass jene, die die anderen zur Uneinigkeit und Zwietracht in der Religion verleiten, wissen sollen, dass Gott am Jüngsten Tag über sie ins Gericht ziehen und gemäß Seiner Gerechtigkeit mit ihnen verfahren wird.

                                  

  Wir können uns abschließend merken:

Erstens:  In der Geschichte der Menschheit  sind vor dem Propheten des Islams  nacheinander andere Propheten ausgesandt wurden. Daran ist nicht zu zweifeln. Der Prophet des Islams hat schließlich die lange Kette von Propheten besiegelt.

Zweitens:  Eine der Voraussetzungen für die Führung eines gläubigen Volkes sind Glaube, Gewissheit und Standhaftigkeit auf dem Wege Gottes.  Der Mensch muss vom Ziel überzeugt sein und bis zum Schluss durchhalten, damit er für die Rechtleitung und Führung der Gesellschaft würdig ist.

Drittens: Die religiösen Führer  dürfen niemals hinsichtlich ihrer Aufgabe und der Rechtleitung der Menschen und wegen Uneinigkeiten resignieren. Uneinigkeit hat es doch immer schon gegeben.